Die Zwischenprüfung - Fachkraft für Veranstaltungstechnik

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Broadwoaschd
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Mal wieder ein Beitrag von mir über die Ausbildung als Veranstaltungstechniker.

Am 6. Oktober hatte ich meine vorgezogene Zwischenprüfung für Verkürzer - in die ich unvorbereitet
mit 1 Wochen Lernzeit reingestolpert bin.
Alles halb so wild dachte ich mir, sagt die Ausbildungsordnung doch detailliert was dran kommt - NICHT.

§7 Zwischenprüfung
(1) Zur Ermittlung des Ausbildungsstandes ist eine Zwischenprüfung durchzuführen. Sie soll vor dem Ende des zweiten Ausbildungsjahres stattfinden.
(2) Die Zwischenprüfung erstreckt sich auf die in der Anlage für das erste Ausbildungsjahr und für das dritte Ausbildungshalbjahr aufgeführten Fertigkeiten und Kenntnisse sowie auf den im Berufsschulunterricht entsprechend dem Rahmenlehrplan zu vermittelnden Lehrstoff, soweit er für die Berufsausbildung wesentlich ist.
(3) Der Prüfling soll in höchstens 60 Minuten eine ganzheitliche Aufgabe bearbeiten. Hierfür kommen insbesondere in Betracht:
1. Planen, Aufbauen und Inbetriebnehmen einer Energieversorgung, einschließlich Planen der Arbeitsschritte, der benötigten Geräte und Materialien sowie Prüfen der Schutzmaßnahmen;
2. Planen, Aufbauen und Inbetriebnehmen einer Beleuchtungseinrichtung, einschließlich Planen der Arbeitsschritte, der benötigten Geräte und Materialien;
3. Planen, Aufbauen und Inbetriebnehmen einer Beschallungseinrichtung, einschließlich Planen der Arbeitsschritte, der benötigten Geräte und Materialien oder
4. Planen, Aufbauen und Montieren eines Tragwerkes, einschließlich Planen der Arbeitsschritte, der benötigten Geräte und Materialien.
Nun, ich war im 1. Lehrjahr immer in der Berufsschule, und hab im Betrieb auch nicht geschlafen, also kein Problem - dachte ich mir.
Wäre es auch nicht gewesen, hätte ich zuvor gewusst was genau gefordert wird.
Um anderen eine bessere Vorbereitung zu ermöglichen, hab ich das ganze mal etwas genauer zusammengefasst:


Die Zwischenprüfung

Die Prüfung läuft in 4 Stationen ab, Beleuchtung, Tontechnik, Stromtechnik und Traversen.
Für jede Station hat man eine mehr oder minder komplexe Aufgabenstellung, und 15 Minuten Zeit.
Die Prüfungsaufgaben weichen wohl über die Jahre nur minimal voneinader ab, also sollte das noch länger Bestand haben - zumindest für die IHK München.

Los ging es bei mir mit der
Beschallung:

Standardverfahren, ein Mikrofon und ein CD Player an eine PA und einem Monitorweg anschließen.
Das Pult selber war mir nicht so geläufig, ein Midas Venice. Wichtig zu beachten ist, dass am Solo Buss erst von afl auf PFL umgeschaltet werden muss! Auch wichtig ist, dass das Pult kein Pad hat - Der CD Player ist also mit Klinkenkabeln oder mit Adaptern XLR-Klinke am Line In anzuschließen. Die Ausgänge am Pult sind alle in XLR ausgeführt, also braucht man weiter keine Adapter.
Die CD Player am einfachsten an 2 normalen Kanälen anschließen und die Kanäle entsprechend links/rechts PANen - das erspart die Suche nach den Stereokanälen.
Als Mikrofon nimmt man das SM57 oder 58, je nach Lust und Laune. Vorteilhaft ist, wenn man den Unterschied der beiden erklären kann, und vielleicht noch sagt was es sonst für Mikrofontypen gibt. Bonuspunkt gab es offensichtlich für die Erklärung, dass Kondensatormikrofone hohe Töne besser auflösen können als Standard-Dynamische, weil man den magnetischen Widerstand nicht überwinden muss.
Als kleine Falle war bei mir noch der Amp leise gedreht, da drauf sollte man eventuell achten.

Zum Schluss soll man noch symmetrische Verkabelung erklären, und warum man damit Störungen auf der Leitung beseitigen kann. Und kurz sagen, dass man mit DI Boxen unsymmetrische Signale symmetrisch machen kann, sowie Brummschleifen über deren Groundlift beseitigen kann.

Das wars dann auch. Man merkt glaub ich - das war mein Spezialgebiet :D



Station 2 war der
Strom

Nicht mein Lieblingsthema, aber wenns ums rechnen geht unproblematisch, und auch sonst weiß ich da recht viel zu.
Trotzdem war der Anfang holprig. Zuerst auf der Liste stand eine Sichtprüfung eines Baustromverteilers.
Wichtig ist auf die FIs zu achten, ob jene ausreichend dimensioniert sind. Und ob die Sicherungen passend sind.
Nicht dass ne Schukodose mit 63A abgesichert ist ;) Zu wissen ist, wie die FI Bemessung bei Abgängen über 32A auszusehen hat.

Der Verteiler war soweit einwandfrei - wie zu erwarten war.

Als nächsten Punkt sollte man 2 verschiedene Sachen an dem Verteiler messen. Da hatte ich mein Blackout.
Im Nachhinein: Man nehme den Duspol und messe die Spannung zwischen den Phasen eines Abgangs. Und zwischen Phase und N. Zweite Messung: ich schaue ob der FI auslöst, indem ich die Spannung zwischen Phase und PE mit dem Duspol messe.
Im Weiteren soll man noch ein paar Adapter erklären, ob sie zulässig sind oder nicht. Hierbei immer dran denken, wie der Anschluss abgesichert ist. Schuko auf CEE ist nicht zulässig (war mir neu - ist aber logisch) weil er nicht verpolungssicher ist.
Am Ende noch erklären was Potentialausgleich ist und wofür er verwendet wird, und wie er aussieht. Das hatten wir jetzt in Berufsschule so garnicht behandelt...
2 unterschiedliche statische Ladungen zwischen Traverse und Leitung z.B., die über eine Erdleitung ausgeglichen werden können, die am Stromverteiler außen aufgeklemmt wird - war eine gültige Erklärung.


Dann Station 3
Traversen

Das ist nun garnicht mein Thema, damit hab ich zu wenig Kontakt. Wichtig ist an den Helm zu denken - ich hab ihn in der Aufregung natürlich vergessen. Aufgabe ist, eine Traverse an einem Motor anzuschlagen.
Ich hab Steelflex dafür genommen. Wichtig ist zuvor in die Steelflex zu schauen, ob sie ne C1 Zulassung haben und wie die Belastung bei Einschnürung ist.

War kein Problem soweit, 500kg C1 Motoren mit Steelflex die ne Tonne aushalten nach C1.
Nur hab ich damit wie zu wenig zu tun, sonst hätte ich gewusst dass man die Flex nochmal ums Gurtrohr wickeln sollte. Sonst besteht die Gefahr, dass die Traverse bei Belastung kippt. Und runde Schäkel verwenden, nicht die Geraden! Die Runden halten seitliche Lasten wesentlich besser aus.
Drauf achten dass der Winkel beim Hängen nicht über 120° an der Schlaufe/Steelflex beträgt.

Zu wissen ist noch, Ratschengurte sind weder Trage-, noch Anschlagemittel, noch für die Veranstaltungstechnik zugelassen, nur für den Transport zur Ladungssicherung. Und wenn man in normale Lastschlaufen hängt, immer mit Stahl sichern - oder gleich Steelflex nehmen.


Last and almost least, Station 4
Beleuchtung

Thema ist eigentlich einfach: ein Plakat an der Wand mit Profiler ausleuchten und den Hintergrund farbig machen.
Also 2 Stative aufbauen, auf eines ne Parkanne, oder nen Fluter oder sonstwas, Farbfolie davor, Stromkabel dran, fertig.
Auf das andere Stativ nen Profiler, die Blenden öffnen, dann anschalten und erstmal scharf stellen.
Danach die Blenden einstellen. Dran denken dass das spiegelverkehrt geschehen muss.

Jetz noch mit dem Dimmer spielen, dass es schön aussieht und fertig.
Worauf man noch achten muss: die Stative ordentlich aufstellen! Hab bei einem nicht ganz drauf geachtet, das wurde negativ angerechnet.
Bei mir war leider die Parkanne defekt, und am Profiler sind die Klappen andauernd rausgefallen. Das war unschön, dafür konnte ich aber prinzipiell erstmal nicht so viel.




So, das war alles, viel anderes sollte auch bei niemanden dran kommen.

Mal schauen was bei mir als Ergebnis raus kommt.
Viel Erfolg allen anderen die die Zwischenprüfung vielleicht mal machen müssen ;)
 
Eigenschaft
 
Ich hatte letzte Woche jetzt auch Zwischenprüfung, allerdings als Nicht-Verkürzer ganz normal im zweiten Lehrjahr.

Bei uns (IHK Hannover) lief es ähnlich wie bei MHumann. Wir wurden in Teams zu zwei Personen an vier Stationen (Licht, Strom, Ton, Rigging) geprüft und jede Station dauerte in etwa 45 Minuten (15 min Vorbereitung und Besprechung mit dem Teampartner, 15 min Durchführung, 15 min Nachbesprechung und Abbau).

Jetzt zu den einzelnen Stationen

Licht

Aufgabe war die Beleuchtung einer Casting-Situation mit einer Person auf einem Barhocker im Vordergrund und zwei Postern im Hintergrund, die randscharf ausgeleuchtet werden sollten mit insgesamt 4 Scheinwerfern. Jeder im Team sollte jeweils zwei Lampen hängen.
Aufgebaut war bereits ein Groundsupport, Stromversorgung, 12-Kanal-Dimmer mit Schuko-Abgängen und kleines Lichtpult. Zur Verfügung standen diverse Lampentypen von PAR 56 bis Mac 250. Unsere Auswahl fiel auf zwei 2-kW-Stufenlinsen von Arri für die Person auf dem Hocker, die wir links und rechts in die Fronttruss hängen und im Winkel von 45 Grad auf die Person richten wollten. Anschluss auf Kanal 1 und 5 am Dimmer (gleichmäßige Phasenbelastung...). Für die Poster haben wir zwei ETC-Profiler auf Wind-Ups (Vorgabe) benutzt. Dimmerkanäle 9 und 10. Das ganze dann schnell eingeleuchtet, möglichst Streulicht von den Arris auf die Poster vermieden, Profiler scharf gestellt und entsprechend abgeschottet. Dann noch erwähnt, dass man für eine noch bessere Ausleuchtung noch ein oder zwei Scheinwerfer als Spitze hängen könnte, damit die Kameraleute glücklich werden.
Das lief auch ganz gut soweit und die Zeit hat auch knapp gereicht. An die Helme haben wir zum Glück auch gedacht.
Kritikpunkte gab es hinterher drei. Zum einen, dass sich im Glas des Bilderrahmens des einen Posters die Lampe gespiegelt hat und es dadurch geblendet hat. Man hätte das Stativ weiter seitlich stellen sollen. Zum anderen hat es beim Lichtpult ein wenig gestockt, weil ich anfangs vergessen hatte, den Master hochzuziehen und deshalb alle Lampen dunkel blieben. Außerdem haben wir keinen der Scheinwerfer vor Benutzung auf Funktionsfähigkeit überprüft. Naja, hat für ne 1 gereicht.

Strom

Das Horrorfach. Man sollte an eine bestehende Unterverteilung drei 800-Watt-Lampen an einer Schuko-Steckdose anschließen. Dafür sollte eine Anlagenprüfung durchgeführt werden. Die Unterverteilung war der letzte Pfusch, Berührungsschutz war nicht gewährleistet, an einer CEE-Steckdose fehlte der Deckel, der RCD hatte falsche Kennwerte, die Daten des LS-Schalters fehlten, eine Dokumentation war nicht vorhanden... Nachdem ich beim Besichtigen so ziemlich alle Fehler gefunden hatte und diese auch auf dem Protokoll vermerkt hatte, folgte die Erprobung mit dem Duspol. 230 V auf der Schuko-Dose waren nicht verkehrt, Testtaste am RCD gedrückt, es war auch alles spannungsfrei, LS-Schalter funktionierte auch. Dann die Messungen fürs Prüfprotokoll. Kurzschlussstrom, Berührspannung, Auslösezeit und Auslösestrom am RCD. Außer in der Zwischenprüfung und einmal vorher in der Berufsschule habe ich so was noch nie gemacht. Mit ein wenig Phantasie und gutem theoretischen Wissen bin ich dann noch auf eine 2 gekommen. Das war übrigens die einzige Prüfung, bei der jeder auf sich allein gestellt war.

Ton

Mal was zur Entspannung. Aufgabe war die Beschallung eines Raums mit 100 Zuhörern für eine Versammlung mit 2 Lautsprechern auf Stativen. Gefordert waren ein Mikro am Rednerpult, eins auf einem Tisch auf der Bühne und eins für Fragen aus dem Publikum. Zusätzlich sollte Pausenmusik von einem Notebook abgespielt werden.
Unsere Wahl fiel auf die vorhandenen 12-Zöller von HK, ein SM 58 am Rednerpult, ein Schwanenhalsmikro von Shure auf dem Tisch, ein Drahtlosmikro von Sennheiser im Saal und zwei passive DI-Boxen für den Laptop. Pult war ein Midas Venice, als EQ gabs den 1231 von dbx. Die Beschallung erfolgte in Mono und ohne Monitore, obwohl das für das Fragen-Mikro schön gewesen wäre.
Zuerst haben wir zu zweit die Boxen auf die Stative befördert, danach hat mein Kollege auf der Bühne die Mikros verkabelt und die Boxen an die Endstufen angeschlossen. Ich habe in der Zeit den Laptop angeschlossen und eingepegelt sowie das Funkmikro angeschlossen, Frequenz und Squelch eingestellt und ebenfalls eingepegelt. Dann hat netterweise einer der beiden Prüfer die Mikros auf der Bühne angesprochen und so konnte ich die dann auch noch einpegeln. Dann noch schnell die Endstufen eingeschaltet und ein bisschen eingepfiffen und schon waren 15 Minuten rum und die 1 in der Tasche.

Rigging

Joa, auch so ein unbeliebtes Fach. Unter einer Traverse sollte ein Exponat beidseitig aus möglichst großer Höhe beleuchtet werden. Uns stand diverses Material zur Verfügung und zwei Elektro-Kettenzüge (D8 plus) hingen schon mit Steelflexen im Pre-Rigg. Wir wollten eine Vierpunkt-Traverse an den Kettenzügen mit Steelflexen, Schäkel und O-Ring anschlagen, mit Swivel-Couplern eine Zweipunkt-Traverse aufsetzen und symmetrisch auf beiden Seiten die Lampen anhängen. Soweit die Idee und so haben wirs dann auch gemacht. Leider war das in der Form eine ziemlich wackelige Konstruktion, da wir die Steelflexe nur zweimal an den unteren Gurten der Traverse gewrappt hatten und der Schwerpunkt über den Anschlagpunkten lag. Achja, die Schäkel waren auch noch verkehrt rum. Allerdings haben wir sehr gut zusammengearbeitet, alles ging gut von der Hand und die Prüfer waren ansonsten sehr angetan von unserer Arbeitsweise, so dass noch eine 2 bei rauskam.

So wars bei mir, vielleicht finden sich ja noch andere, die aus der Ausbildung berichten wollen.
Insgesamt bin ich mit dem Ergebnis total zufrieden und habe jetzt erstmal ne Runde frei...
 
Hallo molti und MHumann.

denkt ihr, ihr tut euch mit dem Veröffentlichen von realen Prüfungsaufgaben einen Gefallen? Ich meine, mittelfristig wird entweder eure Zwischenprüfung entwertet (da ja alle möglichen Aufgaben und Lösungen bereits online verfügbar sind) oder die Prüfung schwieriger.

So kenne ich das zumindest bei diversen Zertifizierungen und aus meiner Schulzeit, als wir einen Taschenrechner verwenden durften. Dem ersten "Endlich" folgte ein "Jetzt fragen die nix mit Zahlen mehr...." :)
 
denkt ihr, ihr tut euch mit dem Veröffentlichen von realen Prüfungsaufgaben einen Gefallen?

Ich glaube das tun sie... Einige hielten es auch für nötig über Firmen ihren Senf abzulassen und dabei konkrete Namen zu nennen. :bang:
Wenn man sich für seinen Beruf nur ein bisschen begeistern kann, ist die Zwischenprüfung VT ohne Weiteres mit gutem Ergebnis machbar und ist kein weltbewegendes Ereignis...

Mal sehen, was als nächstes kommt, wird ja langsam interessanter als im PA-Forum hier :mampf:
 
molti: was soll soll dann bei der Hauptprüfung noch alles gefragt werden? Das ist ja schon ganzschön umfangreich was ihr machen musstet, 4x soviel Zeitumfang wie bei meiner Zwischenprüfung...

Ich glaube nicht dass das die Zwischenprüfung irgendwie schwerer macht. Durchfallen kann man ja nicht, und wer keine Praxiserfahrung mit dem allen hat, wird sich auch nach dem Durchlesen nicht sicherer fühlen. Es ist vielmehr ein Anreiz dies und jenes nochmal zu üben.
Zu sämtlichen anderen Berufwn gibt es auch mehr als genügend Informationen zu Prüfungen und allem, zu Veranstaltungstechnik gibts fast nichts...
 
Sehe ich auch so, warum sollte man den Mantel des Schweigens über den Ablauf einer solchen Prüfung legen? Irgendwann kommt das Lehrjahr, wo die Zwischenprüfung gezählt wird, spätestens dann wird der eine oder andere mit Info ruhiger an die Sache gehen.

In der Industrie betreuen die Azubis die Prüfungen. Somit kennen sie zu 100% den Ablauf und wissen auf was es ankommt. (Es sei denn, man ist als erstes mit der neuen Prüfung dran :rolleyes:;) )
 

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