„Dienstleistungsmusik“ als Amateur?

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Roller Music
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Ich bin Amateur und habe mich nach einigen Monaten von einer Band getrennt, deren Musik (Top 40 der 60er) ich einfach nicht verinnerlichen konnte.
Die Gigs hatten dadurch für mich reinen Dienstleistungs-Charakter. Man hat auf Festen gespielt, auf Geburtstagen, sonstigen Veranstaltungen. Es gab sogar Gage in unterschiedlicher Höhe. Aber ein Interesse des Publikums war oft kaum vorhanden. Der Witz ist, dass dabei die Buchungsanfragen nicht abrissen und Gigs wiederum Folgegigs generierten.

Ich bin froh, das hinter mir zu haben. Lieber spiele ich für lau vor 12 Leuten, die wegen der Musik kommen, als für Gage vor ein paar hundert, die es nicht wirklich interessiert. Im ersteren Fall habe ich wenigstens noch selbst Spaß an der Musik, die ich mache. So etwas werde ich nicht wieder machen.

Wie haltet Ihr es damit?

Grüße, Pat
 
Eigenschaft
 
Bei mir ist es ähnlich (bin noch Schüler und spiele in einer Schülerband, die außerhalb der Schule auch Gigs bei Gemeindefesten oder auf Feiern von Eltern oder Freunden der Bandmitglieder spielt). Da war es oft so, dass ich auch nur das Gefühl hatte, dass wir nur da waren damit der Veranstalter hinterher sagen kann "wir hatten eine Liveband". Die Leute haben sich meistens nicht für die Musik interessiert (war halt nur Musik im Hintergrund) und sind schon garnicht extra deswegen gekommen.

Aber wenn man noch eine Amateuerband ist, sollte man sowas in Kauf nehmen. Irgendwie muss man ja Interessenten gewinnen, und das geht m.E. einfacher durch Gigs, wo 100 Leuten deine Musik "aufgezwungen" wird als durch das Internet. Irgendwann wird sich irgendjemand doch für diese Musik interessieren und Mund-Propaganda betreiben. Wenn nicht - dann liegt das sicher nicht unbedingt daran, dass es ein "exotischer" Stil ist, sondern dann sollte man sich eher Gedanken machen, ob man seine Musik und die Freude dabei auch gut rüberbringt (nicht nur die einzelnen Musiker, sondern als Band).

Zudem fällt mir auch oft auf, dass gerade bei Veranstaltungen, wo man für Tanzmulle gebucht wird, die Leute sich nur für die Musik interessieren und nicht für die Band an sich.
 
Zuletzt bearbeitet:
Dienstleistung ist nun mal Dienstleistung ... da soll der Kunde zufrieden sein, da spielt man eben auch Sachen die einem selber nicht so gefallen. Der Lohn ist neben der Gage auch wenn der Kunde TROTZDEM zufrieden ist, weil man sich trotzdem Mühe gegeben und es gut gemacht hat - und Folgeaufträge sind da eine schöne Bestätigung.
Wenn man nur spielen möchte was einem selber gefällt, dann sollte man konsequent sein und auch nur das machen und sich nicht verbiegen.
Als Amateur muss man ja nicht davon leben, und schon das Wort sagt ja dass man etwas "aus Liebe" dazu ausübt.
 
früher hätte ich die gleiche Einstellung gehabt. Heute würde ich sagen, dass man

a) viel dabei lernen kann ( Songs, Strukturen, Mikrofonierung, Live mix, Soundeinstellung, Zusammenspiel, Vielseitigkeit etc. )
b) das Geld immer mitnehmen kann
c) etliche gute (Studio)Gitarristen auch so angefangen haben

Musik als Beruf ist eben kein Wunschkonzert, und viele wären froh Gigs zu haben und dafür noch bezahlt zu werden

Nile Rodgers hat als Backgroundgitarrist in der SESAMSTRASSEN Band angefangen.

Wenn man Musik als Hobby betreiben will ist deine Einstellung ok.
willst du es als Beruf machen, halte ich sie für grundlegend falsch - Rosinen picken kann (hoffentlich) irgendwann mal...

Was ist dir lieber - mit mehr oder weniger belanglosen Gigs Geld verdienen - oder einen 9-5 Job zu machen, der nicht mal was mit Musik zu tun hat ?
 
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Ich spiele in einer Hobby Coverband ohne finanzielle Interessen. Das heisst, wir spielen nicht für Gage, sondern gezielt dort, wo wir wollen. Da wir wenig Gigs pro Jahr haben (zwischen 2 und 4), sind diese jeweils gut besucht.
Auch ich bin der Meinung, dass ich viel lieber vor 40 begeisterten Leuten spiele, die aktiv an unseren Gigs mitsingen, als dass ich vor 100 Leuten die eher störende Hintergrundmusik bei einem Anlass bin.

Daher bin ich ganz bewusst Hobbymusiker. Das heisst, ich verdiene meine Brötchen in der Privatwirtschaft und betreibe Musik 'just for fun'. Weil die Brötchen in der Privatwirtschaft halt etwas grösser sind als diejenigen in der Musikindustrie, durfte ich vor drei Jahren mein Pensum als Informatiker von 100 auf 80 % reduzieren und arbeite seither die restlichen 20% bei einer örtlichen Musikschule als Gitarrenlehrer und Schülerbandleiter.
Finanziell geht das prima.

Auch wenn es verlockend klingt, Musik zum Beruf machen zu können. Ich persönlich könnte nicht Vollzeit als Musiker und/oder Musiklehrer arbeiten. Es gibt Tage, da habe ich keine Lust auf mein Instrument. Und wenn ich dann trotzdem morgens aufstehen und die Gitarre zwingend zur Hand nehmen müsste, evtl. für Musik, die ich persönlich gar nicht mag, hätte ich wohl bald ein anderes Hobby.
 
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Ich spiele in einer Hobby Coverband ohne finanzielle Interessen. Das heisst, wir spielen nicht für Gage, sondern gezielt dort, wo wir wollen. Da wir wenig Gigs pro Jahr haben (zwischen 2 und 4), sind diese jeweils gut besucht.
Auch ich bin der Meinung, dass ich viel lieber vor 40 begeisterten Leuten spiele, die aktiv an unseren Gigs mitsingen, als dass ich vor 100 Leuten die eher störende Hintergrundmusik bei einem Anlass bin.

Daher bin ich ganz bewusst Hobbymusiker. Das heisst, ich verdiene meine Brötchen in der Privatwirtschaft und betreibe Musik 'just for fun'. Weil die Brötchen in der Privatwirtschaft halt etwas grösser sind als diejenigen in der Musikindustrie, durfte ich vor drei Jahren mein Pensum als Informatiker von 100 auf 80 % reduzieren und arbeite seither die restlichen 20% bei einer örtlichen Musikschule als Gitarrenlehrer und Schülerbandleiter.
Finanziell geht das prima.

Auch wenn es verlockend klingt, Musik zum Beruf machen zu können. Ich persönlich könnte nicht Vollzeit als Musiker und/oder Musiklehrer arbeiten. Es gibt Tage, da habe ich keine Lust auf mein Instrument. Und wenn ich dann trotzdem morgens aufstehen und die Gitarre zwingend zur Hand nehmen müsste, evtl. für Musik, die ich persönlich gar nicht mag, hätte ich wohl bald ein anderes Hobby.


das ist ja auch vollkommen ok so.
Allerdings ist es als Berufsmusiker so ( oder sollte so sein ), dass man sein Instrument und das Repertoire das gefordert ist so gut beherrscht, dass selbst ein "uninspirierter" Auftritt nicht als solcer zu erkennen ist, sondern schlicht die Anforderungen erfüllt - ob da jetzt Herzblut und Inspiration drin steckt oder nicht
 
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@Kluson, das ist ja schon richtig, was Du schreibst. Aber es geht gar nicht um Berufsmusiker.

Grüße, Pat
 
Hallo Pat,
wenn Du nicht auf das Geld angewiesen bist, dann hast Du doch Recht. Aus welchem Grund sollte man seine Freizeit vergeuden und Musik machen, die man nicht mag, vor Leuten, die's nicht interessiert.
 
Hallo Pat,
wenn Du nicht auf das Geld angewiesen bist, dann hast Du doch Recht. Aus welchem Grund sollte man seine Freizeit vergeuden und Musik machen, die man nicht mag, vor Leuten, die's nicht interessiert.

Vielleicht um anderen einen Gefallen zu tun? Aber das ist der Punkt, wo die Geschichte wackelig werden kann...

Aber vieles im Leben ist nicht nur schwarz, oder weiß. Man schliddert, irgendwo rein, denkt man kann sich arrangieren, hofft auf neue "Impulse", Kontakte, etc.

Grüße, Pat
 
Damals in meiner Tanzcombo (in den 1960ern) mussten wir auch recht flexibel sein und spielen was zum Anlass passte ... das war bei einer dörflichen Tanzveranstaltung was anderes als bei einem Sonntagsnachmittagstanztee im Cafe als bei einem Tanzabend mit Schülern als bei einer Betriebsfeier einer Firmenleitung als bei einem Kirchengemeindefest ...
Was uns wirklich selber gefallen hat war im Schnitt wohl höchstens 20 bis 30%.

Aber wir WOLLTEN das machen, es hat auch Spaß gemacht sich immer wieder auf was anderes einzustellen und trotzdem so zu spielen dass die Leute hinterher kommen und sagen "schön wars, wo spielt ihr denn das nächste Mal". Und wir hatten als Band trotzdem auch immer unseren Spaß an den Auftritten, haben nicht alles so tierisch ernst genommen ... auch uns selber nicht ;) ... und manche Schnulzen auch ein bisschen übertrieben gespielt (manchmal hats das Publikum gemerkt und auch grinsen müssen).
Ja, wir hatten trotzdem unsern Spaß, und so mit dem Hobby so nebenbei auch gutes Geld verdient.

Vielleicht sich selber und die eigenen Ansprüche nicht immer ganz so ernst nehmen ... vielleicht bewusst unterscheiden, dass man mal als "Dienstleister" unterwegs ist, mal seine eigenen Sachen macht ... Ich finde, beides ist ok, auch ganz normale Musik für ganz normale Menschen zu machen ist etwas ganz normales ...

Dass das Publikum wirklich nicht interessiert war haben wir übrigens sehr selten erlebt (dafür haben wir schon gesorgt ;) ) ... am ehesten kam das bei kleineren Betriebsfeiern mit überwiegend Führungskräften vor. Da haben wir dann eben bewusst dezente Hintergrundmusik gespielt, z. B. auch mal schöne ruhige Instrumentals dabei die uns gefallen aber die auf Tanzveranstaltungen nicht so gepasst haben ... hatte durchaus auch seinen Reiz, und wurde letztendlich überwiegend auch positiv wahrgenommen (unter Androhung von Folgegigs ... ;)
 
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Wenn du schon mit der Musik nicht kannst, ist dein Schritt die Band zu verlassen durchaus richtig. Ich frag nur: war dir die Ausrichtung der Band bewusst als du eingestiegen bist? Und wie war/ist dein persönliches Verhältnis zu den anderen?
Auch als Amateur kann es Spass machen in so einer Band zu spielen, wenn dir die Musik gefällt und du mit den anderen Musikern gut auskommst.
 
ich sehe das als Problem, wenn einem die Musik nicht gefällt/keinen Spaß macht - dann sollte man wirklich aussteigen.

Selber mach ich das schon 50 Jahre, habe viele Gigs gespielt, die keine Sau interessiert hat (*), was für mich aber nicht eine Sekunde ohne Spaß war. Ich hatte große Freude, diese Musik mit diesen Musikern zu machen - gut bezahlt war sie auch immer. Das teilweise 3-4x pro Woche, für mich als Hobby, für andere Mitspieler als Beruf.

(*) daß es keine Sau interessiert stimmt auch nicht, das täuscht - es sind immer welche dabei, die sehr genau mitbekommen, was auf der Bühne passiert. Wenn man ein bissel Gespür entwickelt hat, kann man mit denen von der Bühe aus "flirten". Mit denen kommt man in der Regel auch ins Gespräch und daraus generieren sich Folge-Gigs, zumindest aber nette Bekanntschaften an diesem Tag.
 
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Ich denke, Du bist aufgrund Deiner Einstellung nicht dafür geeignet, als Dienstleister auf die Bühne zu gehen. Klar wirst Du für einen bestimmten Zweck engagiert, aber wenn sich die Leute dort nicht für Deine Musik interessieren, liegt es vermutlich an Dir, weil Du die Musik ohne Überzeugung rüberbringst.
Ich hab mit 17 Jahren die Möglichkeit gehabt, in einer Tanzcombo anzufangen, hab mir anfangs gedacht, ich mach das eine zeitlang, um mir die nötige Kohle zu verdienen, um mein Ding zu machen. Das waren allerdings auch ein paar abgewrackte Typen, alle ne ganze Ecke älter als ich, wenig Anspruch auf Qualität, keine großen Ambitionen, mal aktuelle Songs in das Repertoire zu nehmen, sondern nur altes Zeug. Nichtsdestotrotz hab ich dort schon einiges mitgenommen, und bin dann aufgrund der bereits vorhandenen Erfahrung in eine andere Band eingestigen. Die waren deutlich jünger, wenn auch trotzdem noch alle ein paar Jahre als ich. Aber hier herrschte ein ganz anderer Anspruch, es waren viele aktuelle Songs dabei, auch viele Songs, die ich persönlich gut fand, und die Band war auch offen für Songvorschläge, solange sie für die Gigs, die wir gespielt haben, geeignet waren.
Die zweite Band (und auch die darauf folgende) hat das Publikum direkt angesprochen, immer mit einbezogen, es gab sogar eine richtige Fangemeinschaft. Die Technik wurde ständig erweitert, immer das neuste Equipment am Start (das Geld war da!), ständig ein aktuelles und kontinuierlich erweitertes Repertoire, sehr viel positives Feedback vom Publikum.
Das alles hat mir eine Menge gebracht, Erfahrung, Spieltechnik, Routine, Organisation, Know How etc. so dass ich das sogar heute noch mache, 35 Jahre später, wenn auch keinen 150 Gigs im Jahr wie zu unseren heftigsten Jahren, sondern vielleicht noch 10-15 Gigs im Jahr. Wir wurden bereits auf Silberhochzeiten engagiert, von Leuten, bei denen wir auf der Hochzeit gespielt haben.

Vom Covern bin ich eigentlich nie weggekommen, macht mir persönlich mehr Spaß, bringt mir mehr, als jemandem eigene Songs aufzuzwängen. Heute spiele ich in einer Funk, Soul, Rock - Coverband, mit denen wir auf Stadtfesten auftreten, also eher Konzertcharakter. Für mich ist das zwar auch eine bezahlte Dienstleistung, wo es aber darum geht, dass wir die Leute mit der Musik unterhalten, die wir gut finden, während man bei Tanzmucke das 3-5fache an songs im Repertoire abrufbar haben muss, um die Wünsche der Leute zu befriedigen, weniger die Songs, die man selber gut findet. Aber auch da muss man drüberstehen, und es akzeptieren, wenn die Leute das gut finden, und Dir das entsprechende Feedback entgegenbringen. Als Musiker lebt man von der Anerkennung, die man bekommt, weniger vom Geld.
 
Hallo papero
Recht hast Du :great:
Wenn Du nicht von der Mucke leben musst, gibt es für mich auch keinen Grund so etwas "durchzumachen" (vielleicht war es ja menschlich in der Band super - das wäre dann vielleicht ein Grund).
Grüße
Markus
 

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