Diskant-Oktavkoppel

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Hallo,

1. Bei vierchörigen Instrumenten scheint es oft so zu sein, daß genau 4x12 Einzeltöne vorhanden sind und keiner doppelt vorkommt. Warum verfolgt man so ein Prinzip nicht auch im Diskant?
Soll heißen: Statt z. B. der Kombination 16+8+8'+4 baut man nur einen 8'-Chor, der genau die Reichweite der Tastatur abdeckt, und einen 8-Chor, der noch eine Oktave extra nach unten und oben reicht, und dann gibt es eine Mechanik, die Oktaven verschieden koppeln kann und die Möglichkeiten der üblichen 11 Register umsetzt.
Laienhaft möchte man meinen, daß dies zwar mechanisch sehr kompliziert, aber doch weniger aufwendig und leichtgewichtiger werden könnte, als wenn mehrere Oktaven an Stimmplatten doppelt bis dreifach vorhanden sind?
zu 1.
Ich finde die Überlegumg der Diskantkoppel schon logisch und sympathisch.
Außer das damit nicht realisierbare Tremolo und Ausnutzung klanglicher Eigenheiten der Stimmstöcke 4 umd 16 fallen mir keine Gegenargumente ein.

Man baut von Kontra E bis Cis 5 durchgängig und nutzt diese Zeile für alle Mischungen, in denen auch zb. Quinten oder Quarten enthalten sein können.

Am besten realisert man das wie bei dem neuen Beltuna Bass, also mit elektronischen Ventilen.

Leichter und flexibler wäre es auf jeden Fall, aber es würde auch eine gewisse Vielfalt fehlen.
(Bei gleicher Tonhöhe a1 klingt 8 Fuss anders als Casotto a 1 und erst recht mit 16 Fuss oder Piccolo)

Bei Punkt 1 habe ich nur falsche Notationen benutzt, mit "8" war ein normaler Chor und mit "8'" einer mit Schwebung gemeint. Also: Wenn man bei einem gewöhnlichen 41-Tasten-Instrument im Diskant einen verstimmten Chor von f bis a''', einen gewöhnlichen von F bis a'''' und nichts weiter hätte, dann wäre einiges an Gewicht gespart und einiges an zusätzlichem Platz verfügbar. Wäre dann trotzdem keine Mechanik unterbringbar, die durch Kopplungen alle Klänge der üblichen 11 Register liefern kann?
(Wie Herr Klangbutter schrieb, stellt sich die Frage in erster Linie ohne Cassotto und wenn man nicht gezielt an Klangunterschieden gleichhoher Töne in verschiedenen Stimmstöcken interessiert ist.)

So:
Beim Akkordeon haben wir 4 Diskant-Chöre mit je 41 Tönen, also insgesamt 164 Stimmplatten:
Diskant 1.jpg

Wir behalten 41 Töne für 8° Register. Und 41+12+12= 65 Stimmplatten fürs 16´+ Ober-Oktave (8´) + Ober-Oktave (4´). 65 + 41 = 106 Stimmplatten. Wir haben Platz für 58 (164-106) Stimmplatten gespart:
Diskant 2.jpg

Außerdem müssen wir keinen klassischen Schieberegistermechanismus einbauen. So viel zum Thema "Profit".

Nachteile:
A/ eine komplizierte Spiel-Traktur, der eine Oktavkopplung und auch eine Superoktavkopplung beinhalten muss:
Diskant 3.jpg

B/ Verlust der Einzigartigkeit einzelner Stimmen

C/ Bei mehrstimmigen Registern die Bildung von Schalllöchern beim Akkordspiel:
Oktave .jpg
Bei vier Tönen (also Akkorde) kommt es aufgrund der Oktavkopplung zu einem Tonverlust um eine Oktave höher:
Akkorde.jpg

D/ Die bisher verwendeten Spielmechaniken im Diskant relativ robust sind, mMn.diese Lösung die Ausfallrate und Unzuverlässigkeit deutlich erhöhen würde.

Ich kenne diese Lösung von der Pfeifenorgel. Beim Akkordeon sind die Stimmplatten nicht so teuer und groß, dass wir sie sparen können.

Gruß, Vladimir
 
Lieber Paul,

Es tut mir leid, bitte um Entschuldigung. Ein interessantes Thema entstand in Bezug auf die Möglichkeit, die Anzahl der Stimmen im Diskant mit Hilfe der Oktavkopplung von Stimmen aus demselben Chor zu reduzieren. Leider war es in einem Thread über Bassregister und ich wollte kein OT schreiben. Also habe ich diesen (behelfsmäßigen?) Thread als Ersatz erstellt. Die Sache ist, wenn wir Oktav- und Superoktavenkopplungen verwenden, brauchen wir nicht so viele separate Chöre. Beltuna hat es bereits 2006 patentiert (das Prinzip der elektromagnetischen Klappenöffnung), aber bisher haben sie es nur im (melodischen) Bass verwendet. Sie waren jedoch vorausschauend und haben es natürlich auch für den Diskant patentieren lassen:
Patent 1.jpg Patent 2.jpg Patent 3.jpg

(Vollständiger Text bitte unten im pdf-Anhang):



Herzliche Grüße, Vladimir
 

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  • Beltuna 2006.pdf
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eine komplizierte Spiel-Traktur, der eine Oktavkopplung und auch eine Superoktavkopplung beinhalten muss:

Eine schwierige Frage!

Wenn das so gemacht werden wird, dann aus meiner Sicht ausschließlich über die elektronische Steuerung - alles andere halte ich für zu ungenau.

Im Gegensatz zum Bass ist der Diskant immer die eigentliche Führungsgröße ... und da wird ganz einfach nochmals mehr Präzision erwartet als im Bass. Und da halte ich ganz einfach eine mechanische Koppelung mit ihren vielen Gelenkstellen mit all ihrem Lagerspiel für zu unpräzise ,bzw. zu verschleißanfällig. Beim Bass werden ja sehr häufig damit auch teife Töne angespielt, die naturgemäß eine größere Trägheit mitbringen als hohe Töne.. und damit kaschieren die dadaurch auch in ewisser Weise die Ungenauigkeiten der Mechanik..... Das dürfte beim Diskant so sicher nicht toleriert werden
 
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C/ Bei mehrstimmigen Registern die Bildung von Schalllöchern beim Akkordspiel:
Oktave .jpg
Bei vier Tönen (also Akkorde) kommt es aufgrund der Oktavkopplung zu einem Tonverlust um eine Oktave höher:
Akkorde.jpg

Wie wir in anderen Nachbarfäden schon mehrfach lesen konnten: Was den Klang , insbesondere den homogenen Klang angeht, da sind die Ansprüche sehr wohl hoch - in der Regel mit zunehmender Qualität und Preislage des Instruments steigend. Und das könnte ich mir vorstellen, stellt eine sehr ernstzunehmende Hürde dar. Ich habe so eine Koppelung noch nicht kennengelernt und kann deshalb nicht wirklich beurteilen, wie sich der Unterschied anhört - aber ich kann mir durchaus vorstellen, dass feine Ohren den Unterschied hören, ob alle Töne in korrekter Anzahl oder nur ein Teil der Töne mitklingen.. und das könnte die Menschen durchaus stören.
 
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Vielen Dank. Für mich sind dann Punkt D von Akkordeonengel und die Ergänzungen von Herrn Maxito am plausibelsten.
 
Hallo,



Zur Diskant-Oktavkoppel; für Akkordeon-Diskant mir die älteste bekannte:

Galleazzi hat 1914 ein Patent für Oktavkopplung bei Akkordeons in den USA niedergelegt US1133555. Er beschreibt seine Erfindung zur allgemeinen Anwendung in Zungen und Pfeifen-Instrumente, ist den Zeichnungen nach aber zweifellos für das Akkordeon gedacht. Anbei Bilder eines 1917 von einem US Soldaten nach Paris gebrachtem Instrument (C-Griff) (F10). Das Bass-Werk wurde in wahrscheinlich demselben Jahr daselbst von Costa eingebaut.



Im Diskant sind 2 Chöre 8' und 8+. Jeder Tastenknopf bedient eine zweichörige Note unter einer Klappe. Die 4te Reihe ist eine Wiederholung der 1ten. In dieser Epoche gab es auch manch'andere Layouts. C-Griff Anordnung.

Beim Niederdrücken eines Knopfes, hebt das Hebelgestänge automatisch die im 8va-Abstand liegende Klappe mit (F20) (F30). Das zweite Chor wird durch eine wie noch heute übliche gelochte Leiste geöffnet oder geschlossen (F40).

Die Registriermöglichkeiten sind hier also (k für angekoppelt)

Leiste geschlossen 8' 16'k

Leiste geöffnet 8' 8+ 16'k 16+k



Die Oktavklappen-Verbindungen sind verschiebbar (F50), so dass entweder zwei- oder auch nur eine Klappe bewegt wird. Hier allerdings nur per Hand. Auf der Rückseite des Griffbretts ist ein Platz für einen zweiten Registerhebel (F60). Er war vielleicht dafür gedacht die ganze Oktavverbindungs-Anlage zu verschieben. In dem Falle wären die Register:

Leiste geschlossen, Hebel abgekuppelt 8'

Leiste geschlossen, Hebel wirksam 8' 16'k

Leiste geöffnet, Hebel abgekuppelt 8' 8+50

Leiste geöffnet, Hebel wirksam 8' 8+ 16'k 16+k

So war es eigentlich vorgesehen laut Patentanspruch.




MFG
 

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