Doppelchörige Stahlsaiten und Finger-Style?

Jed
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Wie macht man das am besten?
Mein Hintergrund: seit früher Kindheit spiele ich neapolitanische Mandoline (doppelchörige Stahlsaiten mit Plektrum im auf-ab-Schlag) und 5-string-Banjo (einzelne Stahlsaiten mit Fingerkuppen, im Erwachsenenalter dann mit langen Fingernägeln wie bei klassischer Gitarre). Ein bißchen Folk-Gitarre habe ich auch mal gespielt.
Erst viel später lachte mich die Thüringer Waldzither an, und ich ließ mich auf die Verführung ein! ;)
Die Waldzither hat einerseits doppelchörige Stahlsaiten, wie die Mandoline; andererseits eine offene Stimmung, ähnlich dem Banjo. Das heißt, der Gebrauch eines Plektrums liegt nahe - anderseits gibt's eine Auswahl an schönen Akkorde, die man sich gerne im klassischen Banjo- oder Gitarrenstil erschließen möchte. Aber geht das bei doppelten Chören?
Ich finde, ja! Im Grunde gehe ich (bezüglich der rechten Hand) wie bei der klassischen Gitarre vor: es zupfen der Zeigefinger die 3. Saite, Mittelfinger die 2. Saite, Ringfinger die 1. Saite, Daumen die Basssaiten (im Falle der Waldzither sind es nur zwei, wie beim Banjo).
Woran ich noch arbeite ist der optimale Anschlag. Es ist wohl "im Sinne des Erfinders" immer beide Saiten eines Chores anzuschlagen - allerdings habe ich das Gefühl, mit der tirando-Technik nur die untere Saite zu erwischen; bei apoyando nur die obere Saite des Paares. Eigentlich müsste man mit der Fingernagel die Bewegung eines Plektrums nachahmen - und das bewegt sich parallel zur Decke des Instruments; weder zieht es die Saite hoch noch drückt es sie herunter.
Meine Frage: gibt es eine (rechte-) Handhaltung, die bewirkt, dass sich die Fingernägel parallel zur Decke bewegen und jedes Mal beide Saiten erwischen?

Cheers,
Jed
 
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Fingerpicks sind keine Option?



Sie hier hast Du, wenn mich die Erinnerung nicht täuscht, schon getroffen und im MB vorgestellt. Vielleicht weisst du ja, was sie macht. Es sieht so aus, als seien die Finger eher langgestreckt...
 
Zuletzt bearbeitet:
Im Grunde gehe ich (bezüglich der rechten Hand) wie bei der klassischen Gitarre vor: es zupfen der Zeigefinger die 3. Saite, Mittelfinger die 2. Saite, Ringfinger die 1. Saite, Daumen die Basssaiten ...

"Wie bei der klassischen Gitarre" ist nur bedingt richtig: Für komplexere Mehrstimmigkeit und Melodiespiel ist diese "Pfadfinder-Technik" klanglich zu statisch und spieltechnisch zu invariabel, d.h. im "klassischen" Bereich ist der von dir genannte "Zuordnungsfingersatz" nur ein Teilaspekt der Anschlagstechnik und gilt auf der Konzertgitarre lediglich für bestimmte einfache Akkordzerlegungen bzw. geschlossene (simultane) Akkordanschläge.

Zum Thema "Doppelchörigkeit + Anschlag":
Apoyando kannst du natürlich vergessen. Wie im Video von Post #2 andeutungsweise zu sehen ist, wird auschließlich Tirando mit viel Kuppenkontakt gespielt. Durch die zu den Saiten annähernd diagonale Handhaltung kann die Kuppe einerseits gleichzeitig beide Saiten eines Chores berühren, andererseits wird der Nagel beim Anschlag seitlich geführt, was eine Verlängerung des Anschlagsweges und somit einen weicheren, grundtonlastigeren Ton bewirkt.
Idealerweise nehmen die Kuppen unmittelbar vor dem Anschlag Kontakt mit dem jeweiligen Saitenchor auf (auf dem Video ist das bei 1:56 andeutungsweise zu sehen) - in der angloamerikanischen PPR-Konzertgitarrentechnik nennt man das "planting": Planting-Pressure-Release (Saitenkontakt-Druckaufbau-Saitenauslösung). Also keine "gewischten" Anschläge aus der Luft, sondern immer aus dem Saitenkontakt heraus! Das ist nicht nur technisch sicherer, sondern auch klanglich besser.
 
Fingerpicks sind keine Option?
@saitentsauber , danke für die link zu Jessica Jäkel! Sie spielt die Waldzither ähnlich wie ich. Nicht verwunderlich - wir saßen schon mal in den selben Workshops bei den Zister-Symposien in Suhl/Thüringen.
Für mich persönlich sind Fingerpicks keine Option - außer bei der Autoharp. Sie würden mir die Möglichkeit nehmen, bei Bedarf einen kräftigen, rasgueado-artigen Abschlag über alle Saiten auszuführen.

im "klassischen" Bereich ist der von dir genannte "Zuordnungsfingersatz" nur ein Teilaspekt der Anschlagstechnik
Ganz klar - die von mir beschriebene Finger/Saite-Zuordnung ist bloß ein Ausgangspunkt. Für die einfache Liedbegleitung allerdings eine wichtige!
Planting-Pressure-Release (Saitenkontakt-Druckaufbau-Saitenauslösung). Also keine "gewischten" Anschläge aus der Luft, sondern immer aus dem Saitenkontakt hThttps://www.waldzither-ev.de/Unser-Verein.htmneraus!
Interessant! Mein Hauptinstrument ist 5-saitiges Banjo im "klassischen" Stil, und da gibt es zwei Banjotypen. Das "Open-Back" oder "Ordinary Banjo" hat Nylonsaiten (früher Darm und Seide); das "Zitherbanjo" hat 1., 2. und 5. Saiten aus Stahl, 3. und 4. aus Nylon (früher Darm/Seide.) Die Stimmung der Saiten ist bei beiden Typen gleich. Das Nylonbesaitete Open-Back spielt man mit den Fingerkuppen; die Stahlsaiten des Zitherbanjo mit Fingernägeln. In der alten Literatur (frühes 20. Jahrhundert) findet man hier zwei Philosophien: entweder man läßt die Nägel so lang wachsen, dass man die Saiten wie mit einem Plektrum nur mit der harten Nagel zupfen kann (wie du es formulierst "gewischte Anschläge aus der Luft"); oder man läßt sie nur so lang wachsen, dass die Fingerkuppe beim Zupfen die Saite berührt (ähnlich deinem PPR-Anschlag). Erste Option soll sauberer, kräftiger klingen; die zweite soll mehr Gefühl und Sicherheit geben.

Und wo wir gerade bei englischer Terminologie sind: manchmal überlege ich bei der Waldzither die "thumb out" Haltung der rechten Hand nehmen sollte (wie die Banjoisten) oder doch lieber "thumb-under" (wie manche Lautenisten). "Thumb-under" hat den Vorteil, dass die rechte Daumennagel ins Spiel gebracht werden kann, und außerdem erleichtert es die Bewegung der Fingerspitzen parallel zur Decke des Instruments.

Danke für eure Ideen!
Cheers,
Jed
 

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