Druckgußkorb / Stahlkorb

  • Ersteller Siegfried Zynzek
  • Erstellt am
elkulk schrieb:
Ich möchte hier nochmal auf die ursprünglichen Fragen/Aussagen zurückkommen:Ist ein Gußkorb teurer als ein Stahlblechkorb?
Ohne das jetzt wirklich aus Herstellersicht beurteilen zu können: Ich bin mir ziemlich sicher, dass ja.
Erstens ist da schon ein mehrfaches an schierer Materialmenge verbaut, und spätestens bei der Verarbeitung wird es vermutlich lustig.
Stahlblech kaufst du vor der Rolle und musst es "nur" stanzen, tiefziehen etc.
Für Druckguß braucht man schon eine kleine Gießerei, was schon angesichts der Energiekosten nicht ganz ohne ist... AFAIK ist auch die Ausschußquote bei Druckguß deutlich höher, usw. usf.


Neulich habe ich von einem PA-Menschen ungefähr folgende These gehört: "In der Musiktechnik hat sich in den letzten Jahrzehnten wenig wirkliche Innovation ergeben. Bei der Entwicklung neuer Produkte wird auf Erfahrungswerten aus der Praxis aufgebaut und/oder nach dem try-and-error-Prinzip vorgegangen. Grundlagenforschung findet in diesem Bereich nicht statt." - Ist dem so? Dann wäre die Verwendung von Gußmaterial für Lautsprecherkörbe damit zu erklären, dass es sich in verschiedener Hinsicht bewährt hat (günstige Eigenschaften unter mechanischer und thermischer Belastung) und nicht mit der Tatsache, dass die Materialieneigenschaften unter dem Aspekt der Verwendung für Lautsprecher wirklich erforscht worden wären.
Das kann natürlich schon eine gewisse Rolle spielen. Aber ich galube nicht so recht daran. "Traditionell" hat man ja Blechkörbe. Die Druckgußkörbe sind ja schon die "Innovation", die erst in den letzten 30, 35 Jahren "neu" aufgekommen ist im Zusammenhang mit leistungsstarken PA-Speakern.

Und mal ehrlich: Was würde man denn alternativ nehmen wollen?

Übrigens: Damit wir mal was Anschauliches haben, worüber wir hier reden, einfach mal zwei Bilder:

Druckguß:
attachment.php



Stahlblech:

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Gewichtsunterschied: 2,3kg gegenüber >4kg.
Was erweckt wohl mehr Vertrauen?

Jens
 
elkulk schrieb:
Bei der Entwicklung neuer Produkte wird auf Erfahrungswerten aus der Praxis aufgebaut und/oder nach dem try-and-error-Prinzip vorgegangen. Grundlagenforschung findet in diesem Bereich nicht statt." - Ist dem so?

Trial und error triffts wohl ganz gut. Wobei da schon recht umfangreiche Messungen stattfinden. Vor allem kann man endlich zuverlässige Messungen unter Praxisbedingungen machen, bzw wenn man dafuer zu bloed ist (ich), sich die entsprechenden Kurven kommen lassen, wenns der Hersteller rausrueckt. An dieser Stelle ein explizites Lob an die Truppe vom B&C R&D Lab.

Das is zwar keine Grundlagenforschung, aber nimmt man die Entwicklung her, wo ich jetzt nur von recht aufwändiger EDV Unterstuetzung im Bereich der Membran weiss und dazu die heutigen Moeglichkeiten bei der Realisierung des Chassis, dann ist es aber auch kein froehliches drauflosbasteln. Da zerbrechen sich schon ein paar gescheite Leut die Köpfe.

Das Rad neu erfinden wird man bei Konuslautsprechern wohl nicht. Aber optimieren kann man das System. Das kostet dann aber auch was.
Fakt ist, dass der Druckgusskorb entweder weitgehend unverformt bleibt, oder bricht. Betonung auf "weitgehend" unverformt. Man kann auch Druckgusskorb Chassis so patschert ins Gehäuse schrauben, dass die VC schleift :D

cu
martin
 
Die Frage der Stabilität wird von der Geometrie und den Materialien bestimmt
Das ist natürlich richtig, ich wollte auch nicht zum Ausdruck bringen das Stahl ein schlechter und unstabiler Werkstoff ist.
Aber so wie es bei den gängigen Lautsprecherkörben in der Praxis umgesetzt wird ist es halt so, das die Stahlblechteile gestanzt und tiefgezogen werden und durch diese Methode sind den Materialstärken doch Grenzen gesetzt.
Um einen Stahlkorb mit gleicher Steifigkeit wie einen Druckgußkorb zu erhalten, müßte man den Stahl wohl schmieden oder gießen. Und das ist imo noch aufwändiger und teurer.
 
Für Druckguß braucht man schon eine kleine Gießerei, was schon angesichts der Energiekosten nicht ganz ohne ist... AFAIK ist auch die Ausschußquote bei Druckguß deutlich höher, usw. usf.
Ne Gießerei braucht man nicht unbedingt,nur Druckgußmaschinen aus der Schweiz ;) ;) dann ist die Ausschußquote auch gering.;) ;)

Und mal ehrlich: Was würde man denn alternativ nehmen wollen?
Plastik,hat sich beim Boxenbau ja auch schon bewährt.;) ;)
 
Rockopa schrieb:
Plastik,hat sich beim Boxenbau ja auch schon bewährt.;) ;)

Stimmt, gibt es (wenn ich das richtig im Kopf habe) schon von JBL in einer Instalationsbox und im Hi-Fi-Bereich ist so ein Kunststoff-Korb auch gelegentlich anzutreffen. Der Korb in Kohlefaser-Verbundbauweise wird sicherlich auch nicht allzulange auf sich warten lassen
 
Hmmm. Man soll ja nie "nie" sagen, aber ich vermute mal, dass das für "dicke" PA-Chassis keine gute Wahl wäre. Kunststoffe sind i.d.R. dann doch tendenziell zu flexibel, denke ich.
Man müßte vermutlich einen Korb aus Kunststoff auch noch wesentlich formstabiler bauen als einen aus Guß, weil sich das Verhältnis von zu haltender Masse (Magnet) und Masse des Halters (Korb) sehr verschiebt. Man bekommt ein prima Feder-Masse-System und muss noch mehr als bisher in die Dämpfung stecken...
Etwas sehr schweres an einer sehr leichten Konstruktion aufzuhängen, ist nicht ganz trivial. Und der Magnet wird auf absehbare Zeit nicht wesentlich leichter werden können als jetzige Neodym-Magnete.

Jens
 
.Jens schrieb:
... Kunststoffe sind i.d.R. dann doch tendenziell zu flexibel, denke ich.
Man müßte vermutlich einen Korb aus Kunststoff auch noch wesentlich formstabiler bauen als einen aus Guß, weil sich das Verhältnis von zu haltender Masse (Magnet) und Masse des Halters (Korb) sehr verschiebt. Man bekommt ein prima Feder-Masse-System und muss noch mehr als bisher in die Dämpfung stecken...
Etwas sehr schweres an einer sehr leichten Konstruktion aufzuhängen, ist nicht ganz trivial. Und der Magnet wird auf absehbare Zeit nicht wesentlich leichter werden können als jetzige Neodym-Magnete.

Jens

Nun, wenn ich an verschiedene Melamin-Phenolharzkunststoffe denke, vielen unter dem Begriff Duroplast bekannt... und jetzt bitte nicht an den Trabbi denken :D (obwohl dessen Karosseriebeplankung genau aus dem Zeug war) kommen da schon mechanische Eigenschaften (Zug- und Reißdehnung, Kugeldruckhärte, Kerbfestigkeit etc) zusammen, die einem konventionellem Gussteil in nix nachstehen. Die Wärmeausdehnung geht sogar gegen Null. Entscheidender Nachteil ist die, ebenso extrem niedrige Wärmeleitfähigkeit, welche dieses Material für den PA-Bereich (Bässe) wohl kaum interessant macht.
Im HiFi-Bereich gibt es neben JBL nach eine ganze Reihe weiterer Hersteller, welche auf Kunststoffkörbe setzten.

beste Grüße aus Oberfranken

Uwe
 
Uwe 1 schrieb:
Nun, wenn ich an verschiedene Melamin-Phenolharzkunststoffe denke, vielen unter dem Begriff Duroplast bekannt... und jetzt bitte nicht an den Trabbi denken :D (obwohl dessen Karosseriebeplankung genau aus dem Zeug war) kommen da schon mechanische Eigenschaften (Zug- und Reißdehnung, Kugeldruckhärte, Kerbfestigkeit etc) zusammen, die einem konventionellem Gussteil in nix nachstehen.
Das ist mir schon klar, dass es für fast alle geforderten Materialeigenschaften "passende" Kunststoffe gibt. Nur eben selten alle Eigenschaften auf einmal -> s. z.B. Wärmeleitfähigkeit.
Und eben das spezifische Gewicht, denn wie gesagt, wenn der Träger/Korb dieselben Elastizitäten, Bruchlasten etc. bietet wie Guß, dabei aber nur ein Viertel wiegt, hat man in puncto Vibrationsdämpfung noch nichts gewonnen - tendenziell sogar verloren, weil der Schwerpunkt weiter nach hinten wandert. Wenn man den Magneten im gleichen Maße leichter bekommt, dann kann man da wieder drüber reden.

Entscheidender Nachteil ist die, ebenso extrem niedrige Wärmeleitfähigkeit, welche dieses Material für den PA-Bereich (Bässe) wohl kaum interessant macht.
Eben...

Im HiFi-Bereich gibt es neben JBL nach eine ganze Reihe weiterer Hersteller, welche auf Kunststoffkörbe setzten.
Im Hifi-Bereich hat man ja auch
a) kleinere Abmessungen
b) leichtere Magnete
c) kaum thermische Last

Deswegen sind ja auch die Stahlblechkörbe bei Hifi kaum ein Problem...

Jens
 

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