Im konkreten Fall mag eine Bassbox funktionieren. In vielen anderen Fällen sicher auch.
Zweiteres hat mit Verzerrungen zu tun. Ein Gitarrenamp produziert mehr Höhen und eben Verzerrungsprodukte. Eine Gitarrenbox kann das kaum wiedergeben. Eine deutlich linearere Bassbox aber schon. Und da können die Speaker mit Höhen überlastet werden.
Ist es nicht so, dass die "Pappen" einer Bassbox einen verzerrten Sound sehr wohl abkönnen, die Tweeter aber recht schnell kaputt sind?
Viele Basssisten spielen mit deutlich verzerrtem Sound über deutlich für Bassübertragung ausgelegte Speaker, und die Lautsprecher nehmen keinen Schaden. Wenn die Tweeter weg- oder ausgedreht sind, geht das mit den Tweetern auch in Ordnung.
Um eine schöne Zerre an meinen Hybriden zu erreichen, muß ich kräftig mit den Mitten und Hochmitten spielen, bzw. diese Frequenzbänder boosten. Alleine mit Bassfrequenzen krieg ich keine Zerre hin. Bei meinem 2-Kanaligen GBE verfahre ich nach einem Tip eines Ingenieurs von GenzBenz so, dass ich beide Kanäle mische, dabei die Bass- und Tiefmittenseite der FET-Vorstufe booste, während ich den Overdrive mit der Röhrenvorstufe erreiche - auch, indem ich die Mitten und Hochmitten booste. Höhen lasse ich meisst auf neutral, oft cutte ich sie sogar, da die Harmonics des überfahrenen Tube-Channel genügend Höhen liefern.
So kann die eine (FET-)Vorstufe klare, punchige Bässe bringen, während die Röhrenvorstufe das macht, was sie gut kann, nämlich den mittigen, cremigen Zerrsound produzieren. Die Mischung ist großartig.
Noch etwas zur Historie der Bass-Verstärker:
Die ersten Verstärker waren als Bassverstärker gedacht, da der Kontrabass in einem Orchester mit Bläsern kaum eine Chance hatte. Später wurde mehr über diese Amps abgenommen, sie waren immer noch sehr linear ausgelegt und nannten sich "Instrumentenverstärker". Unser aller freund, der Ampeg SVT, war als solcher ausgelegt. Er wurde auch für Orgeln und, so steht es auf der Webseite von Ampeg zu lesen, für die Gitarren der Roling Stones benutzt - mit einem brachialen Sound. Damals waren erst 12 Stck vom ersten Production run fertig, die alle von den Stones für die anstehende Welttournee beansprucht wurden. Da die Stones mit den Dingern eine unglaubliche Lautstärke fuhren und die Standfestigkeit der Amps noch nicht erprobt war, fuhr der damals ein Indenieur des Entwicklungsteams mit auf die Tour, ständig den BIAS-Strom messend und Röhren wechselnd, so dass jeden Abend die benötigten Amps auf der Bühne stehen konnten.
Erst als Combos wie die von Fender auf dem Markt waren und die Blueser den "verzerrten Ton" erfanden, wurden die Amps so manipuliert, dass sie früher und stärker in die Verzerrung gingen. Das wurde u.A: durch Schnitte in die Speakermembran erreicht, was weiss ich, was für Dinger die dann noch mit den armen Amps abgezogen haben. Erst dann wurden die Amps so modifiziert, dass noch früher mit mehr Gain und anderst betonten Frequenzbändern die Zerre früher, kräftiger und lansam aber sicher so klang, wie wir sie heute von den High-Gain-Amps gewohnt sind.
Ciao
Uwe
Edit sagt noch aus dem Hintergrund, dass es genug Gitarrenverstärker gibt, die immer noch als Geheimtip für Bassisten gelten. Moderne Amps sind allerdings kaum mehr dazu in der Lage, vor allem, wenn es richtig "Bass" werden soll. Denn die "Spar"-Ausgangsübertrager, die heute verbaut werden, können das nicht so, wie die Eisenklötze, die früher verbaut wurden.