E-Gitarre aus Carbon

  • Ersteller coparni
  • Erstellt am
C
coparni
Registrierter Benutzer
Zuletzt hier
01.12.16
Registriert
28.12.11
Beiträge
469
Kekse
1.677
Hallo,

ich hab mich ja schon mal im ML-Factory Selbstbauerthread vorgestellt. Mein Name ist Sebastian und ich spiele seit 3,5 Jahren Gitarre (E und A). E-mäßig angefangen habe ich mit einer Strat-Kopie für 79.- von Harley Benton. Mittlerweilen besitze ich eine Ibanez S570 und eine billige Headless von HK.

Carbon verarbeite ich seit bald 10 Jahren. Hatte auch mal einen Onlineshop mit selbstgebauten Carbonteilen für Fahrräder (meine anderes Hobby ist Triathlon und Radfahren). Der liegt momentan brach weil ich mich lieber um meine kleine Tochter kümmere. Jetzt möchte ich die Carbonverarbeitung mit dem Hobby Gitarre verbinden und mir eine E-Gitarre aus Carbon bauen.

Ich dachte dazu an eine zweiteilige Konstruktion aus seperatem Hals und Body. Vorerst wollte ich nur den Body bauen und einen gekauften Hals einschrauben. Dazu bräuchte ich erst mal letzteres. Und zwar wäre ein Hals interessant der wie bei einer Strat sehr flach ist an dem Ende wo er eingeschraubt wird. Der meiner Ibanez ist inkl. Griffbrett gerade mal 2,5cm hoch. Am liebsten hätte ich so was jedoch mit einer Kopfplatte ala Gibson SG denn einer SG soll die Gitarre nachempfunden werden. Wenn jemand so was in der Art übrig hätte, darf er sich gerne bei mir melden. Ansonsten hätte ich halt einen Hals bei ML gekauft aber der scheint ja ständig ausverkauft zu sein.

Den Body werde ich im Positivverfahren laminieren. D. h. auf einen Kern (ich werde da Styrodur nehmen) werden erst fertig gekaufte und zurechtgefräste Platten aufgeklebt und dann mit Nasslaminat verbunden und verstärkt. Gekaufte Platten nehme ich weil die gerade sind und der Hals und Body somit 100% fluchtet. Wenn alles klappt so wie ich das vor habe, wird der Body nicht dicker als der Hals. Also 2,5cm aber halt etwas versetzt zum Hals damit ich die Mechaniken unter bekomme. Es kommen zwei Humbucker rein wie bei SG/Les Paul und zwei Potis sowie zwei Kippschalter um die Humbucker einzeln zuzuschalten.

Zwei Bedenken habe ich bei der Sache. Erstens dass es scheiße klingt. :D Und zweitens, dass die Gitarre zu kopflastig wird weil der Body sehr leicht wird. Evtl. wäre da die Lösung einen headless-Hals zu verbauen und die Mechaniken an den Body zu verlegen.

Wenn ihr Erfahrungen, Tipps, Meinungen dazu habt, dürft ihr sie gerne hier schreiben. Freue mich über jede Anregung. Ansonsten freue ich mich auch wenn mir einer einen passenden Hals anbietet.

Grüße
Sebastian
 
Eigenschaft
 
  • Gefällt mir
Reaktionen: 12 Benutzer
ich habe zwar keine Tipps für dich, aber halte uns bitte auf dem laufenden
 
Cooler Plan! Ich bin SOWAS von neugierig und gespannt auf's Ergebnis! Bitte spare nicht an Fotos!!! :hail:

Zum Thema Kopflastigkeit habe ich mir auch schon viele Gedanken gemacht. Ich würde an deiner Stelle lieber keine SG/LP bauen, die neigen ja sowieso schon etwas zur Kopflastigkeit. Wie wäre es mit einem eigenen Entwurf oder einer Strat? Wenn der obere Gurtpin etwa auf Höhe des 12ten Bundes liegt, ist die Gitarre realtiv sicher NICHT kopflastig.

ABER... ;)
Warum willst du ausgerechnet den Korpus aus Carbon bauen? Ich persönlich fände einen Hals aus Carbon viel spannender! Schließlich ist ja gerade der Hals das Bauteil, dass
1. nicht steif genug ist (da der Spieler ja dünne Hälse mag) und sich deswegen durchbiegt und Sustain klaut
2. eher zu schwer wird (Thema Kopflastigkeit).
Du könntest ja ein Holzgriffbrett aufleimen (fertig gesägt und nur noch die Bünde einschlagen) und vermutlich auch auf den Trussrod verzichten und dann ist der Halsbau doch insgesamt auch kein Hexenwerk mehr. Denk mal drüber nach... ;) Also ich persönlich fände das saumäßig :cool:

Die Kombination Carbon-Hals (Funktionalität) mit Holz-Korpus (Design) wäre echt FETT! Allerdings gibt's sicher jemand, der behauptet, dass das :igitt: klingt. Ob's stimmt, weiß ich nicht aber ich fände es klasse, wenn du es ausprobierst! :great::great::great:

---------- Post hinzugefügt um 12:03:20 ---------- Letzter Beitrag war um 12:01:36 ----------

dieses Thema hier hatte ich mal erstellt... vlt hilft es dir ja auch:

https://www.musiker-board.de/modifi...-relativ-gurtpins-damit-nicht-kopflastig.html
 
An eine SG habe ich gedacht, weil die vom Prinzip her auch flach ist. Außerdem habe ich ja schon eine Superstrat weswegen die Carbonklampfe was anderes werden soll.

Der Hals aus Carbon kommt dann wenn der Body steht. Danach kann man ja immer noch das eine an das andere Schrauben und kombinieren wie man lustig ist. Ich glaub nicht, dass ich auf einen Trussrod verzichten kann denn auch Carbon verbiegt sich unter Belastung etwas. Und im Sinne der Einstellbarkeit sollte der schon rein. Allerdings würde ich den auch nicht aus Stahl machen sondern ebenfalls aus CFK. Leider wird der Hals wohl auch deutlich aufwendiger als der Korpus und Zeit ist eh so ein Thema...

Bilder werden natürlich kommen aber erstmal brauch ich einen Hals weil der und seine Maße den Ansatz bieten.
 
Carbon verarbeite ich seit bald 10 Jahren. […]

Evtl. wäre da die Lösung einen headless-Hals zu verbauen und die Mechaniken an den Body zu verlegen.

Wenn ihr Erfahrungen, Tipps, Meinungen dazu habt, dürft ihr sie gerne hier schreiben. Freue mich über jede Anregung. Ansonsten freue ich mich auch wenn mir einer einen passenden Hals anbietet.


Hallo Sebastian,

mit diesem Vorwissen und den genannten Ambitionen bist du ein interessanter Gesprächspartner für uns kopflose Gesellen :D

Zu Steinberger-Hardware kann ich dir so ziemlich alles erzählen, und möglicherweise gäbe es auch Interesse unsererseits an Carbon-Dienstleistungen. Du kannst ja auch mal im Kopflos-Wohnzimmer dieses Forums vorbeischauen :)

Bernd
 
ui, klangmässig kann ich mir das nicht so richtig vorstellen.
carbon-body, hohl und extrem leicht -> sustain = null. volumen = null. harmonische obertöne = fraglich.
noch dazu dämpft carbon extrem, was einer schwingenden saite nicht wirklich zugute kommt (aber im radsport erwünscht ist).

besser kann ich mir das vorstellen, wenn der hals quasi durchgeht, also mit der brücke fest verbunden ist und in sich ein geschlossenes system darstellt. die klanglichen nachteile des carbon-bodys wären somit zweitrangig (also nur dekorativ).

doch das sind vermutungen, ihr könnt mich gern eines bessern belehren.
 
ui, klangmässig kann ich mir das nicht so richtig vorstellen.
carbon-body, hohl und extrem leicht -> sustain = null. volumen = null. harmonische obertöne = fraglich.

Carbon ist nicht gleich Carbon. Da gibt's verschiedene Materialmixe, Beimengungen usw. Ich behaupte mal, dass du hier nirgends eine Gitarre finden dürftest, die das Sustain meiner Steinberger GL mit Fixed Bridge schlägt. Steinberger hat allerdings bei den Prototypen auch viel experimentiert, bis hin zu so lustigen Versuchen mit Kevlar-Beimischung. Das Material war extrem hart und dauerhaft, eigentlich hervorragend… nur leider haben sie dann kistenweise Bohrerspitzen verbraucht, weil Kevlar leider ZU hart war, um die nötigen Löcher in die Gitarren zu bohren ;)

Bernd
 
carbon-body, hohl und extrem leicht -> sustain = null. volumen = null. harmonische obertöne = fraglich.

hat das gewicht des materials auf den klang einfluss?
ich dachte das wären material-dichte und härte, die den klang formen.
meine 5 kilo-tele klingt auch kürzer und weniger voluminös als meine 3,5 kilo paula
 
Steife Verbindung zwischen Sattel und Brücke -> langes Sustain

Es gibt kaum etwas steiferes (im Vergleich zur Dichte) als Carbon. Carbon ist unwahrscheinlich steif und hart im Vergleich zu Holz, deswegen darf ein langes Sustain erwartet werden. Ob sich das allerdings mit einem normalen Holz-Hals so stark auswirkt ist die Frage...
Dass das Gewicht Einfluss haben sollte, glaub ich nicht!
(Häng doch mal einen Helium-Ballon oder eine Hantel an deine Gitarre und horch mal, ob sich der Sound ändert...)
 
  • Gefällt mir
Reaktionen: 2 Benutzer
Also, um mal ein paar Fragen zu beantworten:

Für andere werde ich wohl nichts machen können. Bin im Fahrradbereich vollkommen ausgelastet und das obwohl mein Onlineshop seit 10 Monaten dicht ist.

Die Gitarre wird nicht hohl. Wie gesagt handelt es sich um eine Positivbauweise. Der Kern - in dem Fall aus Styrodur (könnte aber auch z. B. Balsaholz sein) - bleibt drin. Theoretisch wäre er mit Aceton auszulösen aber das ist eine mächtige Sauerei. :D

Der Body wird partiell versteift. Also die "Kraftschlaufe" ab der Stelle wo der Hals angeschraubt ist, am Boden entlang, hinten rum, an Brücke und Tonabnehmer vorbei und dann zur Oberkante des Halses wo der Body anstößt und es einen Formschluss ergibt. Kann mir ehrlich gesagt nicht vorstellen, dass das schlechter sein soll als ein verleimter Hals. Kontakt besteht ja überall. Damit es an dieser Schlaufe schön steif wird nehme teilweise hochmodulare Fasern. Die sind noch mal deutlich steifer als Standardfasern.

Und an dem Punkt muss ich ein paar Grundlagen erklären: Steifigkeit darf nicht mit Härte, Festigkeit, Haltbarkeit oder sonst was verwechselt werden. Das sind grundlegend verschiedene Materialkenngrößen bzw. Eigenschaften. Carbon ist im Vergleich zu Metallen nicht besonders hart. Zu Holz wohl schon auch wenn ich zu Holz keine Messwerte habe. Kevlar hat technisch in einer Gitarre keinen Sinn. Evtl. aber um den Sound zu verändern. Da könnte man aber auch mit anderen Fasern wie Glas oder z. B. Basalt experimentieren. Bohrer verrecken auch nicht wegen dem Kevlar und schon gar nicht wegen der Härte (wie gesagt, ist CFK nicht besonders hart im Vergleich zu Metall) sondern weil Kohlefasern sehr sehr abrasiv sind. HSS Werkzeuge werden ruckzuck stumpf und wenn der Bohrer nicht mehr superscharf ist dann geht der nicht durchs Kevlar wegen der Reißfestigkeit (siehe Schußwesten). VHM-Werkzeuge haben eine etwas bessere Standzeit. Am Besten gehen Diamantwerkzeuge (Fräser) welche aber auch nicht mit sonderlich langem Leben gesegnet sind.

So, ich brauch zu allererst einen Hals. Als ersten Schritt habe ich mir zwei SG-Baupläne auf Arbeit gemailt um sie dort DinA3 auszudrucken. Dann habe ich schon mal eine Sägeschablone. Im Baumarkt werde ich dann Styrodur 20mm breit holen und Carbonplatten muss ich mal schauen wo ich die kaufe. Da kann ich mal gucken ob ein ebay-Schnapper geht.
 
Ich hatte noch in Erinnerung, dass der Thomann, von dem ich nur 30 Autominuten entfernt wohne, recht günstige Selbstbausets hat. Und zwar eine Strat, eine LP und auch eine SG. Die SG und die LP ist blöderweise ausverkauft und soll vor Anfang Juni nicht mehr kommen. Sch... Da wollte ich mir den Hals rausmopsen und den Rest bunkern oder vertickern.

Dann frag ich mal meinen örtlichen Gitarrenhändler ob der noch was liegen hat. Befürchte aber eher nicht.
 
Na das klingt mal interessant. Vor allem, weil du Fachwissen besitzt, und nicht "nur" die ambitionierte Idee hast.

Ich schau hier mal zu. :mampf:
 
In der Gitarre & Bass gab es mal einen Bericht über eine Carbon-Gitarre. War ein sehr eigenwiliges Konzept, auf richtige Bünde wurde verzichtet und das Griffbret hatte stattdessen Treppenstufen als Bünde.
 
ui, klangmässig kann ich mir das nicht so richtig vorstellen.
carbon-body, hohl und extrem leicht -> sustain = null. volumen = null. harmonische obertöne = fraglich.
doch das sind vermutungen, ihr könnt mich gern eines bessern belehren.

Das Sustain einer E-Gitarre hängt in erster Linie von ihrer Steifigkeit ab. Besteht sie aus weichem Material, extremes Beispiel wäre Pressspan, schwingt der Body mit und dämft dadurch die Saitenschwingung --> Wenig Sustain. Wie kommst du darauf, das Carbon extrem mitschwingt, immerhin ist es ein sehr hartes Material. "Volumen = null" verstehe ich in diesem Kontext auch nicht, er will schließlich keine Akkustik-Gitarre aus Carbon bauen :p
 
Ich kann aus Erfahrung sagen, dass ein Carbonhals deutlich weniger mitschwingt und mehr Sustain bietet und auch mehr Obertöne. Leider aber auch sehr steril und leblos klingt.

Ich habe den Hals hier noch rumfliegen. Ist ein Carbonhals aus der Hohner Professional Serie. Allerdings nicht gerade flach und für eine Strat gedacht.
 
Kannst du mal den Hals fotografieren und das Bild hier zeigen? Auch wäre nett wenn du ihn mal auf die Küchenwaage legen könntest und das Gewicht hier schreibst.

So wie ich von meinem Gitarrendealer (Groove in Bamberg) gehört habe, scheinen ältere Versuche mit Carbon darin geendet zu haben, dass diese Gitarren deutlich schwerer waren als die Pendants aus Holz. Das verwundert mich doch sehr. Kann mir nur vorstellen, dass die auf den originalen Holzkern noch mal ein paar Lagen Gewebe/Gelege drauf geklatscht haben. Meine wird auf jeden Fall leicht. Wie sich die geringe Masse auswirkt, weiß ich nicht. Ich kann zwar mit der technischen Seite viel anfangen aber wie sich Carbon auf Schwingungen im Frequenzbereich hörbarer Schallwellen auswirkt weiß ich nicht. Wir werden sehen bzw. hören...
 
Halt Commando zurück. :redface:
Ich sehe gerade, das ist ein Graphithals.(wobei Graphit ja auch Carbon ist:p). Hatte den schon ewig hier rumliegen. Mein Vater experimentiert nämlich gerne mit Materialien für seine zick Tausend Gitarren rum. :rofl:
 
Zuletzt bearbeitet:
Ich kann aus Erfahrung sagen, dass ein Carbonhals deutlich weniger mitschwingt und mehr Sustain bietet und auch mehr Obertöne. Leider aber auch sehr steril und leblos klingt.

"Steril und leblos" ist der übliche Kommentar für relativ unbedämpfte Frequenzgänge. Das gilt in gleichem Maße für Carbonhälse wie auch für EMG Pickups, die beide so gebaut sind, dass zumindest die Technik das vollständige Signal abliefert, um dem Spieler mit Tone Poti und EQ die Kontrolle zu überlassen. Anstatt Signalverluste zu "warmem Sound" umzudeklarieren.

Ich habe den Hals hier noch rumfliegen. Ist ein Carbonhals aus der Hohner Professional Serie. Allerdings nicht gerade flach und für eine Strat gedacht.

Der alte und prügelschwere Modulus-Graphite-Hals der ST Lead? Auch so'n Bohrerspitzen-Killer ;)
Aktuell erhältliche Headless-Carbonhälse von Moses sind leichter.

Bernd
 
  • Gefällt mir
Reaktionen: 2 Benutzer
"Steril und leblos" ist der übliche Kommentar für relativ unbedämpfte Frequenzgänge.
Ist aber leider so. Den Gerade die Bedämpfung der Seiten durch die Schwingung der Gitarre, gibt ihr ihren Charakter.
Hatte damals mit meinem Vater einen A/B Vergleich gemacht. Den Graphithals aufgeschraubt und getestet. Dann wieder den normalen Holzhals auf die Selbe Gitarre. Das klang deutlich wärmer.


Ich werde mir den Hals zuhause noch mal genau anschauen.
 

Ähnliche Themen


Unser weiteres Online-Angebot:
Bassic.de · Deejayforum.de · Sequencer.de · Clavio.de · Guitarworld.de · Recording.de

Musiker-Board Logo
Zurück
Oben