Einen Blues schreiben :)

  • Ersteller BlueDeltaBlues
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Du hast mit Ray Charles sicherlich recht, aber ausgerechnet "Let the Good Times Roll" ist - zumindest in den Fassungen, die ich kenne, absolut rudimentärer Rock'n'Roll! Und das Quincy Jones ein hervorragender Mann ist, auch da sind wir uns einig, aber Du schreibst von seinen kunstvollen Arrangements, und um die geht es nicht, sondern um Komposition!

Das kommt immer drauf an, was man darunter verstehst, wenn man von "Blues" spricht ... meint man einen alten Schwarzen, der weinerlich und kunstvoll (!) musikalisch lamentiert ... oder meint man alles, was der BluesFORM entspricht ...
Ich persönlich gehe von zweiterem aus, uns insoferne ist LET THE GOOD TIMES ROLL ein Blues, zumal auch bei Ray Charles die stilistische Herkunft bluesgetränkt ist ...

Und zweitens: Auf dem Level eines QJ ist zwischen Arrangement und Komposition kein Unterschied mehr ... aber wenn Du willst: ein Blues, der von IHM GESCHRIEBEN ist: Soul Bossa ...

Thomas
 
Natürlich kann das auf beide Weisen sehen!

Aber darum ging es nicht bei meinem Einwurf. Ich will doch auch niemandem seine auf musiktheoretischer Analyse beruhende Defintion von Blues madig machen.
Ich wehre mich lediglich dagegen, die Gewichtung dahingehend zu verschieben, dass, wie man es verstehen musste, der musiktheoretische Ansatz der "Königsweg" ist. Ach ja: und da gibt es auch noch so ein paar Schwarze, die auf verstaubter Landstrasse oder einem Baumwollfeld "weinerlich" lamentieren und dabei auf kaputten Gitarren 'rumklimpern. Das ist nun - falls Du den Smiley tatsächlich bewußt nicht gesetzt hast - eine dermaßen verächtliche Beschreibung des Blues, die Dich aus dem Kreis derer, die sich ernsthaft mit dem Phänomen Blues (auch aus historisch und sozialer Sicht) beschäftigen hinauskatapultiert!
Tut mir leid, aber so sehe ich das. Deswegen sind weitere Diskussionen auch nicht mehr zielführend.

Nebenbei bemerkt noch: "Let the Good Times Roll" ist ein stinknormales Rock'n'Roll - Stück, dass sich wie 99,9 % aller Rock'n'Roll des ach so "primitiven" Blues - Schemas bedient! Nach der in diesem Thread vorherrschenden Meinung also in der Tat ein Blues, nach meiner eben eher nicht.
 
Da auch ich mich nur in das "Theorie" Forum verirrt habe ....

Henne oder Ei - was war zuerst ? Eigentlich egal ... Aber immer wenn etwas "kopiert" wird, hat es doch eine wie auch immer geartete Basis (um nicht Theorie zu sagen). Ob wir uns dieser Basis nähern, indem wir in einem Buch lesen, es durch Trial und Error selbst erarbeiten oder einfach nur Fühlen ist bis zu diesem Punkt egal und sollte auch jedem selbst überlassen bleiben - denn noch machen wir - aus meiner Sicht - keine Musik (im Sinne von Kunst), sondern nur Kopien. Die Kopie erfordert, wie schon weiter oben angemerkt, mehrere Ebenen zu übertragen.

Um beim Beispiel des Threadstarters zu bleiben.

- es gibt eine Akkordfolge ...
- es gibt einen Rhythmus in dem gespielt wird ...
- es gibt die Platzierung des Gesangs ....
- es gibt die inhaltliche Folge des Gesangs ....
- es gibt eine Hook Line - das Wiedererkennungs Lick ...
....... usw.

Alle diese Punkte - und die nicht explizit aufgeführten, die den Song ausmachen - sind nicht von SRV erfunden, wohl aber kopiert und "personalisiert". Und genau in diesem "personalisieren" liegt für mich der Punkt, der nicht über Theorie erfassbar ist, da einfach zu viele persönliche Eigenschaften hinein spielen - auch so banale Dinge wie große Hände/kleine Hände, kann man sich "fallen lassen" oder ist man eher der "kontrollierte Typ" usw. Die Kopie ist aber die Basis, die Kunst ist es jedoch so seinen eigenen Stempel aufzudrücken, dass aus der Kopie dein Werk wird.

Beim Personalisieren kann man dann natürlich wieder von mehreren Seiten ran gehen. Theoretischen Ansätzen folgen, seinem Gefühl vertrauen, Trial and Error .....

Aus meiner Sicht doch wunderbar, da man als Zuhörer in den Genuss kommt, trotz gemeinsamer Basis, so eine tolle Vielfalt geboten zu bekommen, aus der man sich seine Favoriten auswählen kann. Keine Ahnung wie es Euch geht, aber ich meine schon, dass die Art der Entstehung eines Werks (auf Basis der Theorie gestaltet, durch folgen eines Gefühls ergeben ....) durchscheint.

Und für meinen ganz persönlichen Geschmack muss ich diagnostizieren, dass Werke die ich als "aus Emotionen" entstanden wahrnehme - was nicht bedeutet, dass dies auch so geschehen ist, vielleicht hat sich auch nur jemand geschickt die Theorie zu Nutze gemacht um den Eindruck zu erwecken - lieber "konsumiere" als Werke die vielleicht objektiv perfekter sind, aber für mich "gestaltet" klingen.

Daher: Lasst doch jeden seinen eigenen Weg gehen ... richtig oder falsch gibt es nicht - es zählt was hinten raus kommt ... und das kann von verschiedenen herangehensweisen nur profitieren.

my2cents

Gruß
Martin
 
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12 TAktschema nehmen und die Takte 9 und 10 verändern, bis es klingt. Vielleicht auch mal noch 4 Takte dranhängen. Beides gibt dem Blues etwas Eigenes!
 
Der Blues, um den es hier ging, dürfte mittlerweile geschrieben sein ... und könnte in der Zeit, da dieser Thread aktuell war, eventuell sogar schon zum Evergreen geworden sein ... :)
 
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