Einige Fragen zu Strebewirkung und Skalenanwendung

[Mikkel]

Warum ist die große Sekunde der Gleitton und nicht die kleine? Das gäbe für mich mehr Sinn weil die kleine Sekunde dissonanter ist.

Und warum hat die Quinte ebenfalls eine Strebewirkung sich aufzulösen, obwohl sie nicht dissonant ist?

Weil man sagt ja, Musik dreht sich um Spannung und Entspannung, Dissonanz, die sich in Konsonnanz auflöst.


Wenn ich eine Melodie, die in einer Tonart geschrieben ist, harmonisiere, verwendet man bei den Akkorden der Harmonie ebenfalls für gewöhnlich Skalentöne oder arbeitet man da chromatisch? (die Frage ist nicht, ob man es kann sondern ob es gewöhnlich ist)

 

[ArthurMilton]

Hallo,

in einer Dur-Tonleiter sind die reine Quarte und die große Septime die Strebetöne, weil sie danach streben, sich in die große Terz und den Grundton des Tonika-Akkordes aufzulösen.

In einer Moll-Tonleiter sind das die große Sekunde und die kleine Sexte; wenn Du mit einer Dur-Tonleiter und der parallelen Moll-Tonleiter, z.B. C-Dur und A-Moll - natürlich! -, etwas experimentierst, merkst Du, daß in C-Dur die Töne f und h und in A-Moll die Töne h und f vom jeweiligen Tonika-Akkord angezogen werden.
Man spricht auch von einem harmonischen Kraftfeld.

Wenn Du ein Lied, z.B. ein einfaches Volkslied oder einen Gospelsong, die in der Regel nur in einer Tonart stehen und diese nicht verlassen, harmonisierst, kannst Du trotzdem tonartfremde Akkorde unterlegen, z.B. Akkorde aus einer Tonart, die zur Haupttonart im Quart-oder Quintabstand steht. Das ist ein beliebtes Mittel im Arrangement. Damit klingt die Melodie frischer und weniger steif.

Hier http://www.dummies.com/how-to/content/guitar-tablature-swanee-river-by-stephen-foster.html findest du eine einfache Bearbeitung von Swanee River. Du kannst z. B. die G-Dur-Akkorde mal durch tonleiterfremde E7-Akkorde und A-Dur-Akkorde durch F#7 ersetzen und irgendwo auch einen H-Moll-Akkord einsetzen.

Viel Spaß!

Arthur Milton