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So - hier ist er nun, der bestimmt lang von euch ersehnte Erlebnisbericht meines Besuches der Finalveranstaltung von "The Voice of Germany" in Berlin-Adlershof.
Bitte vermeidet in diesem Thread allgemeines TV-Castingshow-Bashing oder Diskussionenn ĂŒber Sinn und Unsinn solcher Formate. DafĂŒr gibt und gab es ausreichend andere Threads. Ich (und die meisten anderen User) wissen, dass nur die wenigsten Gewinner einer Castingshow reich und berĂŒhmt werden. Wir wissen aber auch, dass intelligentere Teilnehmer ihre Position im MusikgeschĂ€ft durch die TV-PrĂ€senz zumindest verbessern können. Dazu mĂŒssen sie nicht mal gewinnen. Ansonsten ist doch so ziemlich jedem klar, dass solche Shows keine ernstzunehmende kĂŒnstlerische Bewertung treffen, sondern der Zuschauer-Unterhaltung dienen und dem Sender Werbeeinnahme bringen sollen.
Das MB verloste gemeinsam mit dem Sponsoren Roland wahlweise ein BOSS VE 20 Vocal-EffektgerĂ€t oder zwei PlĂ€tze fĂŒr eben diese ausverkaufte Finalshow. Da ich das VE 20 bereits vor 4 Jahren durch einen Vocal-Contest, der auch hier im Musikerboard veranstaltet wurde, gewonnen hatte, entschied ich mich fĂŒr die Tickets. Was sicher meine Gewinn-Chancen deutlich erhöhte, denn das Interesse am VE 20 war deutlich gröĂer (btw: mittlerweile habe ich mein damalsgewonnenes VE 20 ersetzt durch das TC-Helicon Voice Live Play. Sorry, Roland. Ist nicht bös gemeint.).
Dass ausgerechnet ich Tickets fĂŒr eine TV-Castingshow gewonnen habe, ist durchaus eine gewisse logische Konsequenz, denn ich bin Castingshow-Beobachter der ersten Stunde. Das begann bereits im Jahr 2000 mit der ersten Staffel von "Popstars", was damals noch etwas stiefmĂŒtterlich behandelt auf RTL 2 zu spĂ€ter Stunde lief. Ich kam meist von der Bandprobe und blieb beim Zappen dran hĂ€ngen. Diese Nachtshow brachte die bislang wohl bekannteste Band hervor: Die Girl-Group "No Angels".
Als RTL mit "Deutschland sucht den Superstar" nachlegte, trafen wir uns bereits regelmĂ€Ăig mit bis zu 10 oder sogar mehr Leuten, um die SĂ€nger zu feiern, zu trinken â und zu wetten. Kleine BetrĂ€ge von 2 bis 5 EUR auf den "Tages-Nachhausegeher", gröĂere BetrĂ€ge bis 20 Euro auf den Staffelsieger. Und auch, wenn das Interesse mit den Jahren wegen der stĂ€ndigen Wiederholung und sinkenden QualitĂ€t nachlies, so ist eine kleine "Splittergruppe" dieser ehemaligen Guckgruppe ĂŒbrig geblieben, die sich bis heute unregelmĂ€Ăig, meist donnerstĂ€glich, zum Casting-Show glotzen und fiese Sachen essen trifft. Zuletzt eben "The Voice Of Germany" auf Pro Sieben.
Jetzt aber los:
Kurz nach der Gewinnbenachrichtigung erhielt ich eine E-Mail der Ticket-Firma. Sie beinhaltete die nötigsten Instruktionen und drei PDF-AnhĂ€nge: die AGB, die EinverstĂ€ndniserklĂ€rung fĂŒr Eltern von MinderjĂ€hrigen und eben die Einladung an mich, die vor Ort gegen die zwei Eintrittskarten eingelöst werden sollte.
Interessant dabei ist, dass es sich um ein "Voucher â fĂŒr geladene GĂ€ste"-Ticket handelt. Die Information, dass mir dieser Umstand gewisse Privilegien eröffnen sollte, fehlte leider. Aber dazu spĂ€ter mehr. Wie nachzulesen ist, sind Kameras und Co bei der Veranstaltung verboten, weswegen sich mein Dokumentationsmaterial mehr auf die Peripherie bezieht.
Die Tickets mussten zwischen 17:15 Uhr bis spĂ€testens 18:15 Uhr eingelöst werden, da sie sonst ihre GĂŒltigkeit verloren hĂ€tten. Mein komplett naiver Plan war, die Karten pĂŒnktlich 17:15 abzuholen, dann noch gemĂŒtlich was Essen beim Italiener und einen Schluck Wein zu trinken und gegen 19:00 bis 19:30 wieder reinzuschneien. Wie man sich denken kann, kam es anders...
Die Veranstaltung fand in Berlin-Adlershof statt. Etwas ab vom Schuss, etwa 25 Minuten S-Bahnfahrt von Schöneberg. Wir hatten uns zunÀchst ein bisschen verlaufen, konnten aber schnell einige Dienstfahrzeuge mit dem "TVoG"-Signet ausfindig machen, die durch die Gegend fuhren. Meine unerschrockene Begleitung klopfte an einer Ampel einfach ans Fenster und fragte nach dem Weg. Kurz darauf hatte wir die Halle erreicht.
Auf die Idee, dass auĂer uns noch viele andere Leute ihre Tickets einlösen mussten, war ich erschreckenderweise gar nicht gekommen. Jedenfalls hatte sich bereits eine etwa 20 Meter lange Schlange gebildet. Die Idee vom Italiener und Rotwein musste erstmal in weite Ferne rĂŒcken.
Dieses Bild zeigt den Eingang fĂŒr den VIP-Bereich - die GlĂŒcklichen. Ich bitte an dieser Stelle zu entschuldigen, dass fast alle Bilder verwackelt sind.
Die (zwei) EingĂ€nge fĂŒr normale Menschen befanden sich links neben der Statue in einem extra angebauten Zelt. An dieser Stelle komme ich erstmalig auf das Thema "Voucher - fĂŒr geladene GĂ€ste zurĂŒck". Denn was ich noch nicht wusste war, dass einer der beiden EingĂ€nge fĂŒr Leute wie mich und meine Begleitung reserviert war. Der TĂŒrsteher rief das auch eifrig aus: "Noch irgendwelche geladenen GĂ€ste hier? Pro Sieben? SAT 1?". Allerdings befand ich mich ja noch auĂer Hörweite. Erst ab etwa fĂŒnf bis zehn Meter vor dem Ziel habe ich ihn verstehen können und wir konnten die Wartezeit verkĂŒrzen. Immerhin konnte ich durch Plaudereien mit anderen Schlangestehern in Erfahrung bringen, was ein regulĂ€res Ticket kostet: 150,00 EUR fĂŒr zwei Personen inkl. Doppelzimmer in einem Hotel. Da wir selbst fĂŒr unsere Unterkunft sorgen mussten, bezieht sich der im Gewinnspiel angegebene Geldwert wohl eher auf das BOSS-GerĂ€t, nicht auf die Tickets. Aber einem geschenkten Gaul guckt man nicht ins Maul und letztendlich zĂ€hlt nicht der Sach-, sondern der Seltenheitswert dieses Preises.
Ăber das Eingangszelt erreichten wir das Foyer. Hier konnte man Snacks (Bockwurst oder Salzbrezel - wieder kam mir wehmĂŒtig der Italiener und der Rotwein in den Sinn) und GetrĂ€nke erwerben, auf Toilette gehen (Frauen hier andrangsmĂ€Ăig wieder mal deutlich im Nachteil) und seine Tickets einlösen. Dabei gab es ein kleines Problem: Als "geladene GĂ€ste" war fĂŒr uns der Block A vorgesehen. Aber offenbar wurden ein paar Leute zuviel geladen, denn es gab keine Block A-Karten mehr. Daher mussten wir auf einem Platz beim FuĂvolk im Block B ausweichen. Was die Sicht und den Komfort anbelangt, machte das zwar keinen Unterschied, allerdings â aber dazu komme ich spĂ€ter.
Der Abriss der Tickets enthielt eine AbtretungserklĂ€rung, die ausgefĂŒllt und unterschrieben werden musste. Damit niemand den Sender verklagt, weil man gerade doof geguckt hat, als die Kamera einen im Visier hatte.
Hier ein Bild aus dem Foyer. Da es ebenfalls verwackelt ist, habe ich mir die Anonymisierung der Personen weitestgehend erspart - rechts der Tisch war voll Tussenalarm. Einige ausgeschiedene Kandidaten aus den letzten Shows konnte ich ebenfalls ausfindig machen.
Dann die nĂ€chste HĂŒrde: die Garderobe, denn Jacken und Taschen mussten (kostenpfllichtig) abgegeben werden. Die Schlange ebenfalls geschĂ€tzt 15 bis 20 Meter einmal durchs ganze Foyer. Der Gedanke an den Italiener und den Rotwein nahm spĂ€testens jetzt irrationale ZĂŒge an. Also diese Tortur auch noch mal genommen, noch schnell und unwillig Bier und Bockwurst statt Pasta und Rotwein reingepfiffen und danach die vorerst letzte Schlange vor den HalleneingĂ€ngen und TribĂŒnenplĂ€tzen angetreten. Bis spĂ€testens 19:15 sollte man nĂ€mlich einen Platz eingenommen haben.
ZunÀchst der Hallenplan mit einigen technischen Details - hier von der Website des Studios gemopst.
Unsere genaue Sitzposition könnte ich auf dem Hallenplan gar nicht genau bestimmen, da die ZugĂ€nge zu den TribĂŒnen hauptsĂ€chlich aus Metallstangenkonstruktionen und schwarzem Tuch bestand und ich nicht mehr genau weiĂ, wie oft ich links und rechts abbiegen musste. Die Treppe ging auch noch ein paar mal um die Ecke. Auf dem Weg dorthin einige Impro-Stoff-Personalnischen mit ein paar Monitoren drin. Wir saĂen direkt links neben einer der vier Mikro-in-der-Hand-zum-V-geformt-Statuen, rechts davon die Lounge fĂŒr Kandidaten im Wartemodus. Jene also etwa zwei Meter von uns entfernt. Also ziemlich nah an der Kandidaten, wenn sie gerade nicht singen mussten.
Die Halle ist fĂŒr 2000 Leute zugelassen, das Foyer fĂŒr 1200. Ich nehme an, es waren irgendetwas um die 800 bis 1000 Leute da. Ich gehe davon aus, dass man von allen PlĂ€tzen ausreichend sehen konnte.
Die BĂŒhne bestand aus drei rautenförmigen Elementen. Ein groĂes fĂŒr die "Stars" mittig. Rechts und links etwas höher je eins fĂŒr die Band, die eigentlich zwei Bands waren. Wenn ich es richtg erkannt habe, befanden sich links eher akustische Instrumente, rechts elektrische. Ich weiĂ nicht, ob man das im FernsehgerĂ€t wahrnehmen konnte. Teilweise wurden noch zusĂ€tzlich Schlagzeug-Podeste nach vorne geschoben. Bei einer Nummer wurde spĂ€ter auch mit zwei Drumsets "in front" gespielt. BTW: Band, Sound und Licht waren erwartungsgemÀà gut. Die SprachverstĂ€ndlichkeit im Fernsehen natĂŒrlich besser, aber live immer noch ausreichend.
Die Coaches saĂen saĂen ebenerdig mit Blick auf die BĂŒhne. Der gröĂere Teil des Publikum konnte daher meist nur die RĂŒckenlehnen sehen.
19:45 ging es dann los mit der Vorab-Animation. Ein dicklicher Kerl im schrillen kobaltblauen Anzug und quĂ€kigem, aber dafĂŒr unignorierbarem Organ, der sich als "Christian" vorstellte, enterte die BĂŒhne und gab dem Publkum allerhand Instruktionen, die geĂŒbt wurden. NatĂŒrlich sollten alle möglichst viel und laut schreien, am besten stĂ€ndig aufspringen, juchzen und kreischen. AuĂer im Block A, dem "Business-Block" fĂŒr geladene GĂ€ste, indem ich eigentlich auch hĂ€tte sitzen sollen. Jenen GĂ€sten sah man etwas ZurĂŒckhaltung nach: "Wir begrĂŒĂen besonders unsere geladenen GĂ€ste. Auch wenn Ihr keinen der Kandidaten kennt und ĂŒberhaupt nicht wisst, worum es hier geht: tut bitte wenigstens so, als wĂŒrdet ihr euch auch total freuen" (oder so Ă€hnlich - halt frei aus der Erinnerung zitiert) ...
Aber leider saĂ ich ja nicht im vorgesehenen Block, sondern beim FuĂvolk. Und wer hier nicht mitmachte, wurde schrĂ€g angesehen. Bildete ich mir zumindest ein. Und hĂ€tte nicht die rettende "V-Hand-Statue" zwischen mir und dem Gang rechts von mir gestanden, hĂ€tte ich auch noch zu den unfreiwilligen Fans und Familoienangehörigen gehören mĂŒssen, die den Kandidaten auf ihrem Weg von der BĂŒhne in ihre Wartelounge aufmunternd, bewundernd und gratulierend auf die Schultern klopfen sollten.
Nun hat ein Warm-Upper sicher nicht nur die Aufgabe, das Publikum fĂŒr die Sendung vorzubereiten und aufzuheizen. Wichtiger ist wohl, im Vorfeld ein paar gelungene Bilder und GerĂ€usche von euphorischen Zuschauern mitzuschneiden. Denn falls in der Sendung tatsĂ€chlich alle einschlafen oder sogar abhauen, hat die Technik schon mal die besten Bilder im Kasten und kann jederzeit drauf zurĂŒckgreifen.
In unserem Block sauste der Kran mit der Schwenkkamera ĂŒber unsere Köpfe hinweg. Auf jenen sollten wir ein bisschen achten, wenn wir spĂ€ter frenetisch aufspringen und die Kandidaten bejubeln. Freundlich, aber realitĂ€tsfern wurden wir zudem aufgefordert, die nĂ€chsten knapp vier Stunden auf unseren PlĂ€tzen zu bleiben und auf UrinalgĂ€nge zu verzichten. NatĂŒrlich kaum möglich, so dass es spĂ€ter bei den 6-Minuten-Werbepausen schon recht drĂ€ngelig und hektisch wurde. Eine Sitznachbarin - eine erfahrene Fernsehproduktionsbesuchererin - behauptete allerdings, dass es bei der Echo-Verleihung, die ja Ă€hnlich lang, aber als öffentlich-rechtliche Produktion werbefrei ist, tatsĂ€chlich ein Pinkelverbot gegeben hĂ€tte.
Als unĂŒblicher Teil des Warm-Ups betrat dann noch Stefanie KloĂ â Silbermond-SĂ€ngerin und Jury-Mitglied â die BĂŒhne, um mit dem Publikum ein Singalong zu "Roxanne" von Police einzustudieren. SpĂ€ter in der Show wurde diese Szene dann von Ihr ĂŒberschwĂ€nglich als "total ungeplant" abgefeiert. Nun ja ... wird sind im Fernsehen. Da gibt es kaum Ungeplantes. Und wenn, dann wĂ€re es nicht erwĂŒnscht.
Als StargĂ€ste waren Olly Murs, Ed Sheeran, Take That (ohne Robbie) und David Guetta abgekĂŒndigt. Die Jury bzw Coaches waren wie gehabt Stefanie KloĂ, Smudo und Michbeck von den Fanta 4, Samu Haber und Rea Garvey.
Bevor ich mit der Beschreibung der einzelnen Acts fortfahre, etwas GrundsĂ€tzliches und rein Subjektives: Alle haben gut bis ziemlich gesungen, sonst wĂ€re sie ja nicht dabei gewesen. FĂŒr meinen persönlichen Geschmack ist aber Marion die einzige SĂ€ngerin mit Persönlichkeit. Charley Ann empfand ich Duffy-Kopie, Lina als verspĂ€teten Lena Meyer-Landrut/Kate-Nash-Epilog und Andrei hat so eine Stimme, die ich niemals wiedererkennen wĂŒrde. Soviel zu meiner persönlichen EinschĂ€tzung.
Weiter im Text: FĂŒr den Auftakt mussten die ersten Sitzreihen aus SicherheitsgrĂŒnden temporĂ€r gerĂ€umt werden, da erstmal ein ziemlich beeindruckendes und ebenso lautstarkes Pyrowerk gezĂŒndet wurde. Auf der BĂŒhne hopste dazu David Guetta mit einem Medley seiner Hits, zu welchem die vier Finalisten Charley Ann, Andrei, Marion und Lina abwechselnd sangen. Eine Beurteilung dieser Performance erspare ich euch. David Guetta halt. "Not my cup of tea", wie der Brite zu sagen pflegt. "Was haben solche Vögel ĂŒberhaupt auf einer BĂŒhne zu suchen", wie ich zu sagen pflege.
Wenn ich es richtig verstanden habe, sollten alle Finalisten je einen Song mit einem Star singen, einen mit Ihrem Coach und je einen Solo-Song. Den Anfang machte (die spÀtere Gewinnerin) Charley Ann Schmutzler mit einem Duett mit den zwei Fantastischen Vier. "25 Years" inkl. einer bei dieser Kombi schwer vermeidbaren Rapeinlage von Smudo und Michbeck. Nett.
Danach folgte Andrei mit einem mir unbekannten Song, den ich sofort wieder vergessen habe.
Und schon ging es in die erste Werbung. Aufs Klo oder eine rauchen war allerdings noch nicht drin. FĂŒr das nach der Werbung folgende Duett mit Lina und und Ed Sheeran wurden kleine Plastik-TaschenlĂ€mpchen an das Publikum verteilt, damit wir alle eine schöne Schmuse-Illumination erzeugen konnten. Ihr habt es ja sicher im Fernseher gesehen.
Wer allerdings glaubte, ein kleines Souvenir mit nach Hause nehmen zu dĂŒrfen, wurde enttĂ€uscht. Beim zweiten Werbeblock wurden sie mit dem Hinweis "die Dinger sind teuer" wieder eingesammelt. Nicht mal auf dem Weg von und zur Toilette war man vor den eifrigen Einsammlern mit den blauen Eimerchen sicher.
Meine Begleiterin hat allerdings ein Exemplar dieser exklusiven High-Tech-Leuchten retten können. Daher freue ich mich ganz besonders, euch ein rares Makro von diesem Kleinod zeigen zu können:
Nach der ersten Pause folge wie schon erwĂ€hnt das Duett mit Lina und Ed Sheeran. Vor jedem Auftritt wurden natĂŒrlich immer irgendwelche Video-Kommentare der KandidatInnen eingeblendet, in denen sie wie immer mehr oder weniger belanglose oder halbgescriptete Floskeln vom Stapel lieĂen. Meiner Meinung ein Punkt, an dem alle Casting-Formate etwas optimieren könnten: Streichen. Aber vielleicht bin ich auch nicht die passende Zielgruppe fĂŒr langweiliges Geschnatter.
Die Performance war - auch Dank unserer Kuschel-Illumination - recht behaglich.
Aber ab diesem Zeitpunkt hatte ich Schwierigkeiten mit der Konzentration. Denn zusĂ€tzlich zu meinem HungergefĂŒhl machte mir mehr und mehr ein ... Ă€h .. nennen wir es "Luftproblem" in der mittleren Körperregion zu schaffen. Ich sehnte die nĂ€chste Werbepause herbei.
Ich meine, noch mal Charley Ann gesehen zu haben, die wieder wie Duffy klang und auch noch Andrei, dessen Performance ich wieder sofort vergessen hatte. Aber ich erinnere mich noch gut an mein persönliches Highlight der Show: Das Duett von Marion mit ihrer Couchess Stefanie KloĂ war â ungeachtet der nicht wirklich spontanen Spontan-Mitsingeinlage tatsĂ€chlich schwer Chef, da man in den Genuss von gleich zwei wirklich guten Stimmen kam. Hier kamen auch die zwei Drumsets zu Einsatz. Daumen hoch.
Nach dem zweiten Werbeblock nahm ich wieder brav meinen Platz ein. Kurz nach dem Opening sagte meine Begleitung etwas, wofĂŒr ich ihr ewig dankbar sein werde: "Musst du auch stĂ€ndig an Pizza und Rotwein denken?"
Hier endet meine Berichterstattung. Wir schlichen uns raus und konsumierten endlich das, wozu wir Lust hatten: Pizza und Pasta und Rotwein ...
Nun ja: Ich danke natĂŒrlich dem Musiker-Board und dem Sponsor Roland fĂŒr diese einmalige und interessante Erfahrung. Ihr habt aber sicher beim Lesen schon gemerkt, dass das nicht so ganz mein Fall war und daher einmalig bleiben wird. Publikum solch einer langen Show zu sein, ist ein sau-anstrengender Knochenjob. Insgesamt hat bzw. hĂ€tte man exklusive An- und RĂŒckreise fast sieben Stunden damit zu tun ohne ernstzunehmende Pausen. Die Behandlung und die Rolle des Publikums erinnert mich stark an meine frĂŒheren Erfahrungen als Gelegenheitskomparse. Mit dem unbedeutenden Unterschied, dass ich dafĂŒr bezahlt wurde.
Aber es ist nun mal eine Fernsehproduktion und keine Konzertveranstaltung zum eigenen VergnĂŒgen. Daher wird Fernsehen was mich betrifft kĂŒnftig wieder dort konsumiert, wo es hingehört: Im Wohnzimmer, mit 'ner TĂŒte Chips und 'ner Flasche Fusel auf dem Sofa â und einem Klo in stĂ€ndiger Erreichbarkeit.
Der Autor dankt fĂŒr Aufmerksamkeit und behĂ€lt sich vor, diesen Beitrag noch etliche Male zu editieren.
Kleine Bitte vorweg
Bitte vermeidet in diesem Thread allgemeines TV-Castingshow-Bashing oder Diskussionenn ĂŒber Sinn und Unsinn solcher Formate. DafĂŒr gibt und gab es ausreichend andere Threads. Ich (und die meisten anderen User) wissen, dass nur die wenigsten Gewinner einer Castingshow reich und berĂŒhmt werden. Wir wissen aber auch, dass intelligentere Teilnehmer ihre Position im MusikgeschĂ€ft durch die TV-PrĂ€senz zumindest verbessern können. Dazu mĂŒssen sie nicht mal gewinnen. Ansonsten ist doch so ziemlich jedem klar, dass solche Shows keine ernstzunehmende kĂŒnstlerische Bewertung treffen, sondern der Zuschauer-Unterhaltung dienen und dem Sender Werbeeinnahme bringen sollen.
Vorgeschichte I
Das MB verloste gemeinsam mit dem Sponsoren Roland wahlweise ein BOSS VE 20 Vocal-EffektgerĂ€t oder zwei PlĂ€tze fĂŒr eben diese ausverkaufte Finalshow. Da ich das VE 20 bereits vor 4 Jahren durch einen Vocal-Contest, der auch hier im Musikerboard veranstaltet wurde, gewonnen hatte, entschied ich mich fĂŒr die Tickets. Was sicher meine Gewinn-Chancen deutlich erhöhte, denn das Interesse am VE 20 war deutlich gröĂer (btw: mittlerweile habe ich mein damalsgewonnenes VE 20 ersetzt durch das TC-Helicon Voice Live Play. Sorry, Roland. Ist nicht bös gemeint.).
Vorgeschichte II
Dass ausgerechnet ich Tickets fĂŒr eine TV-Castingshow gewonnen habe, ist durchaus eine gewisse logische Konsequenz, denn ich bin Castingshow-Beobachter der ersten Stunde. Das begann bereits im Jahr 2000 mit der ersten Staffel von "Popstars", was damals noch etwas stiefmĂŒtterlich behandelt auf RTL 2 zu spĂ€ter Stunde lief. Ich kam meist von der Bandprobe und blieb beim Zappen dran hĂ€ngen. Diese Nachtshow brachte die bislang wohl bekannteste Band hervor: Die Girl-Group "No Angels".
Als RTL mit "Deutschland sucht den Superstar" nachlegte, trafen wir uns bereits regelmĂ€Ăig mit bis zu 10 oder sogar mehr Leuten, um die SĂ€nger zu feiern, zu trinken â und zu wetten. Kleine BetrĂ€ge von 2 bis 5 EUR auf den "Tages-Nachhausegeher", gröĂere BetrĂ€ge bis 20 Euro auf den Staffelsieger. Und auch, wenn das Interesse mit den Jahren wegen der stĂ€ndigen Wiederholung und sinkenden QualitĂ€t nachlies, so ist eine kleine "Splittergruppe" dieser ehemaligen Guckgruppe ĂŒbrig geblieben, die sich bis heute unregelmĂ€Ăig, meist donnerstĂ€glich, zum Casting-Show glotzen und fiese Sachen essen trifft. Zuletzt eben "The Voice Of Germany" auf Pro Sieben.
Jetzt aber los:
Erhalt der Tickets
Kurz nach der Gewinnbenachrichtigung erhielt ich eine E-Mail der Ticket-Firma. Sie beinhaltete die nötigsten Instruktionen und drei PDF-AnhĂ€nge: die AGB, die EinverstĂ€ndniserklĂ€rung fĂŒr Eltern von MinderjĂ€hrigen und eben die Einladung an mich, die vor Ort gegen die zwei Eintrittskarten eingelöst werden sollte.
Interessant dabei ist, dass es sich um ein "Voucher â fĂŒr geladene GĂ€ste"-Ticket handelt. Die Information, dass mir dieser Umstand gewisse Privilegien eröffnen sollte, fehlte leider. Aber dazu spĂ€ter mehr. Wie nachzulesen ist, sind Kameras und Co bei der Veranstaltung verboten, weswegen sich mein Dokumentationsmaterial mehr auf die Peripherie bezieht.
Die Tickets mussten zwischen 17:15 Uhr bis spĂ€testens 18:15 Uhr eingelöst werden, da sie sonst ihre GĂŒltigkeit verloren hĂ€tten. Mein komplett naiver Plan war, die Karten pĂŒnktlich 17:15 abzuholen, dann noch gemĂŒtlich was Essen beim Italiener und einen Schluck Wein zu trinken und gegen 19:00 bis 19:30 wieder reinzuschneien. Wie man sich denken kann, kam es anders...
Ankunft
Die Veranstaltung fand in Berlin-Adlershof statt. Etwas ab vom Schuss, etwa 25 Minuten S-Bahnfahrt von Schöneberg. Wir hatten uns zunÀchst ein bisschen verlaufen, konnten aber schnell einige Dienstfahrzeuge mit dem "TVoG"-Signet ausfindig machen, die durch die Gegend fuhren. Meine unerschrockene Begleitung klopfte an einer Ampel einfach ans Fenster und fragte nach dem Weg. Kurz darauf hatte wir die Halle erreicht.
Auf die Idee, dass auĂer uns noch viele andere Leute ihre Tickets einlösen mussten, war ich erschreckenderweise gar nicht gekommen. Jedenfalls hatte sich bereits eine etwa 20 Meter lange Schlange gebildet. Die Idee vom Italiener und Rotwein musste erstmal in weite Ferne rĂŒcken.
Dieses Bild zeigt den Eingang fĂŒr den VIP-Bereich - die GlĂŒcklichen. Ich bitte an dieser Stelle zu entschuldigen, dass fast alle Bilder verwackelt sind.
Die (zwei) EingĂ€nge fĂŒr normale Menschen befanden sich links neben der Statue in einem extra angebauten Zelt. An dieser Stelle komme ich erstmalig auf das Thema "Voucher - fĂŒr geladene GĂ€ste zurĂŒck". Denn was ich noch nicht wusste war, dass einer der beiden EingĂ€nge fĂŒr Leute wie mich und meine Begleitung reserviert war. Der TĂŒrsteher rief das auch eifrig aus: "Noch irgendwelche geladenen GĂ€ste hier? Pro Sieben? SAT 1?". Allerdings befand ich mich ja noch auĂer Hörweite. Erst ab etwa fĂŒnf bis zehn Meter vor dem Ziel habe ich ihn verstehen können und wir konnten die Wartezeit verkĂŒrzen. Immerhin konnte ich durch Plaudereien mit anderen Schlangestehern in Erfahrung bringen, was ein regulĂ€res Ticket kostet: 150,00 EUR fĂŒr zwei Personen inkl. Doppelzimmer in einem Hotel. Da wir selbst fĂŒr unsere Unterkunft sorgen mussten, bezieht sich der im Gewinnspiel angegebene Geldwert wohl eher auf das BOSS-GerĂ€t, nicht auf die Tickets. Aber einem geschenkten Gaul guckt man nicht ins Maul und letztendlich zĂ€hlt nicht der Sach-, sondern der Seltenheitswert dieses Preises.
Ăber das Eingangszelt erreichten wir das Foyer. Hier konnte man Snacks (Bockwurst oder Salzbrezel - wieder kam mir wehmĂŒtig der Italiener und der Rotwein in den Sinn) und GetrĂ€nke erwerben, auf Toilette gehen (Frauen hier andrangsmĂ€Ăig wieder mal deutlich im Nachteil) und seine Tickets einlösen. Dabei gab es ein kleines Problem: Als "geladene GĂ€ste" war fĂŒr uns der Block A vorgesehen. Aber offenbar wurden ein paar Leute zuviel geladen, denn es gab keine Block A-Karten mehr. Daher mussten wir auf einem Platz beim FuĂvolk im Block B ausweichen. Was die Sicht und den Komfort anbelangt, machte das zwar keinen Unterschied, allerdings â aber dazu komme ich spĂ€ter.
Der Abriss der Tickets enthielt eine AbtretungserklĂ€rung, die ausgefĂŒllt und unterschrieben werden musste. Damit niemand den Sender verklagt, weil man gerade doof geguckt hat, als die Kamera einen im Visier hatte.
Hier ein Bild aus dem Foyer. Da es ebenfalls verwackelt ist, habe ich mir die Anonymisierung der Personen weitestgehend erspart - rechts der Tisch war voll Tussenalarm. Einige ausgeschiedene Kandidaten aus den letzten Shows konnte ich ebenfalls ausfindig machen.
Dann die nĂ€chste HĂŒrde: die Garderobe, denn Jacken und Taschen mussten (kostenpfllichtig) abgegeben werden. Die Schlange ebenfalls geschĂ€tzt 15 bis 20 Meter einmal durchs ganze Foyer. Der Gedanke an den Italiener und den Rotwein nahm spĂ€testens jetzt irrationale ZĂŒge an. Also diese Tortur auch noch mal genommen, noch schnell und unwillig Bier und Bockwurst statt Pasta und Rotwein reingepfiffen und danach die vorerst letzte Schlange vor den HalleneingĂ€ngen und TribĂŒnenplĂ€tzen angetreten. Bis spĂ€testens 19:15 sollte man nĂ€mlich einen Platz eingenommen haben.
Die Halle
ZunÀchst der Hallenplan mit einigen technischen Details - hier von der Website des Studios gemopst.
Unsere genaue Sitzposition könnte ich auf dem Hallenplan gar nicht genau bestimmen, da die ZugĂ€nge zu den TribĂŒnen hauptsĂ€chlich aus Metallstangenkonstruktionen und schwarzem Tuch bestand und ich nicht mehr genau weiĂ, wie oft ich links und rechts abbiegen musste. Die Treppe ging auch noch ein paar mal um die Ecke. Auf dem Weg dorthin einige Impro-Stoff-Personalnischen mit ein paar Monitoren drin. Wir saĂen direkt links neben einer der vier Mikro-in-der-Hand-zum-V-geformt-Statuen, rechts davon die Lounge fĂŒr Kandidaten im Wartemodus. Jene also etwa zwei Meter von uns entfernt. Also ziemlich nah an der Kandidaten, wenn sie gerade nicht singen mussten.
Die Halle ist fĂŒr 2000 Leute zugelassen, das Foyer fĂŒr 1200. Ich nehme an, es waren irgendetwas um die 800 bis 1000 Leute da. Ich gehe davon aus, dass man von allen PlĂ€tzen ausreichend sehen konnte.
Die BĂŒhne
Die BĂŒhne bestand aus drei rautenförmigen Elementen. Ein groĂes fĂŒr die "Stars" mittig. Rechts und links etwas höher je eins fĂŒr die Band, die eigentlich zwei Bands waren. Wenn ich es richtg erkannt habe, befanden sich links eher akustische Instrumente, rechts elektrische. Ich weiĂ nicht, ob man das im FernsehgerĂ€t wahrnehmen konnte. Teilweise wurden noch zusĂ€tzlich Schlagzeug-Podeste nach vorne geschoben. Bei einer Nummer wurde spĂ€ter auch mit zwei Drumsets "in front" gespielt. BTW: Band, Sound und Licht waren erwartungsgemÀà gut. Die SprachverstĂ€ndlichkeit im Fernsehen natĂŒrlich besser, aber live immer noch ausreichend.
Die Coaches saĂen saĂen ebenerdig mit Blick auf die BĂŒhne. Der gröĂere Teil des Publikum konnte daher meist nur die RĂŒckenlehnen sehen.
Das unvermeidbare Warm-Up
19:45 ging es dann los mit der Vorab-Animation. Ein dicklicher Kerl im schrillen kobaltblauen Anzug und quĂ€kigem, aber dafĂŒr unignorierbarem Organ, der sich als "Christian" vorstellte, enterte die BĂŒhne und gab dem Publkum allerhand Instruktionen, die geĂŒbt wurden. NatĂŒrlich sollten alle möglichst viel und laut schreien, am besten stĂ€ndig aufspringen, juchzen und kreischen. AuĂer im Block A, dem "Business-Block" fĂŒr geladene GĂ€ste, indem ich eigentlich auch hĂ€tte sitzen sollen. Jenen GĂ€sten sah man etwas ZurĂŒckhaltung nach: "Wir begrĂŒĂen besonders unsere geladenen GĂ€ste. Auch wenn Ihr keinen der Kandidaten kennt und ĂŒberhaupt nicht wisst, worum es hier geht: tut bitte wenigstens so, als wĂŒrdet ihr euch auch total freuen" (oder so Ă€hnlich - halt frei aus der Erinnerung zitiert) ...
Aber leider saĂ ich ja nicht im vorgesehenen Block, sondern beim FuĂvolk. Und wer hier nicht mitmachte, wurde schrĂ€g angesehen. Bildete ich mir zumindest ein. Und hĂ€tte nicht die rettende "V-Hand-Statue" zwischen mir und dem Gang rechts von mir gestanden, hĂ€tte ich auch noch zu den unfreiwilligen Fans und Familoienangehörigen gehören mĂŒssen, die den Kandidaten auf ihrem Weg von der BĂŒhne in ihre Wartelounge aufmunternd, bewundernd und gratulierend auf die Schultern klopfen sollten.
Nun hat ein Warm-Upper sicher nicht nur die Aufgabe, das Publikum fĂŒr die Sendung vorzubereiten und aufzuheizen. Wichtiger ist wohl, im Vorfeld ein paar gelungene Bilder und GerĂ€usche von euphorischen Zuschauern mitzuschneiden. Denn falls in der Sendung tatsĂ€chlich alle einschlafen oder sogar abhauen, hat die Technik schon mal die besten Bilder im Kasten und kann jederzeit drauf zurĂŒckgreifen.
In unserem Block sauste der Kran mit der Schwenkkamera ĂŒber unsere Köpfe hinweg. Auf jenen sollten wir ein bisschen achten, wenn wir spĂ€ter frenetisch aufspringen und die Kandidaten bejubeln. Freundlich, aber realitĂ€tsfern wurden wir zudem aufgefordert, die nĂ€chsten knapp vier Stunden auf unseren PlĂ€tzen zu bleiben und auf UrinalgĂ€nge zu verzichten. NatĂŒrlich kaum möglich, so dass es spĂ€ter bei den 6-Minuten-Werbepausen schon recht drĂ€ngelig und hektisch wurde. Eine Sitznachbarin - eine erfahrene Fernsehproduktionsbesuchererin - behauptete allerdings, dass es bei der Echo-Verleihung, die ja Ă€hnlich lang, aber als öffentlich-rechtliche Produktion werbefrei ist, tatsĂ€chlich ein Pinkelverbot gegeben hĂ€tte.
Als unĂŒblicher Teil des Warm-Ups betrat dann noch Stefanie KloĂ â Silbermond-SĂ€ngerin und Jury-Mitglied â die BĂŒhne, um mit dem Publikum ein Singalong zu "Roxanne" von Police einzustudieren. SpĂ€ter in der Show wurde diese Szene dann von Ihr ĂŒberschwĂ€nglich als "total ungeplant" abgefeiert. Nun ja ... wird sind im Fernsehen. Da gibt es kaum Ungeplantes. Und wenn, dann wĂ€re es nicht erwĂŒnscht.
Als StargĂ€ste waren Olly Murs, Ed Sheeran, Take That (ohne Robbie) und David Guetta abgekĂŒndigt. Die Jury bzw Coaches waren wie gehabt Stefanie KloĂ, Smudo und Michbeck von den Fanta 4, Samu Haber und Rea Garvey.
Die Show
Bevor ich mit der Beschreibung der einzelnen Acts fortfahre, etwas GrundsĂ€tzliches und rein Subjektives: Alle haben gut bis ziemlich gesungen, sonst wĂ€re sie ja nicht dabei gewesen. FĂŒr meinen persönlichen Geschmack ist aber Marion die einzige SĂ€ngerin mit Persönlichkeit. Charley Ann empfand ich Duffy-Kopie, Lina als verspĂ€teten Lena Meyer-Landrut/Kate-Nash-Epilog und Andrei hat so eine Stimme, die ich niemals wiedererkennen wĂŒrde. Soviel zu meiner persönlichen EinschĂ€tzung.
Weiter im Text: FĂŒr den Auftakt mussten die ersten Sitzreihen aus SicherheitsgrĂŒnden temporĂ€r gerĂ€umt werden, da erstmal ein ziemlich beeindruckendes und ebenso lautstarkes Pyrowerk gezĂŒndet wurde. Auf der BĂŒhne hopste dazu David Guetta mit einem Medley seiner Hits, zu welchem die vier Finalisten Charley Ann, Andrei, Marion und Lina abwechselnd sangen. Eine Beurteilung dieser Performance erspare ich euch. David Guetta halt. "Not my cup of tea", wie der Brite zu sagen pflegt. "Was haben solche Vögel ĂŒberhaupt auf einer BĂŒhne zu suchen", wie ich zu sagen pflege.
Wenn ich es richtig verstanden habe, sollten alle Finalisten je einen Song mit einem Star singen, einen mit Ihrem Coach und je einen Solo-Song. Den Anfang machte (die spÀtere Gewinnerin) Charley Ann Schmutzler mit einem Duett mit den zwei Fantastischen Vier. "25 Years" inkl. einer bei dieser Kombi schwer vermeidbaren Rapeinlage von Smudo und Michbeck. Nett.
Danach folgte Andrei mit einem mir unbekannten Song, den ich sofort wieder vergessen habe.
Und schon ging es in die erste Werbung. Aufs Klo oder eine rauchen war allerdings noch nicht drin. FĂŒr das nach der Werbung folgende Duett mit Lina und und Ed Sheeran wurden kleine Plastik-TaschenlĂ€mpchen an das Publikum verteilt, damit wir alle eine schöne Schmuse-Illumination erzeugen konnten. Ihr habt es ja sicher im Fernseher gesehen.
Wer allerdings glaubte, ein kleines Souvenir mit nach Hause nehmen zu dĂŒrfen, wurde enttĂ€uscht. Beim zweiten Werbeblock wurden sie mit dem Hinweis "die Dinger sind teuer" wieder eingesammelt. Nicht mal auf dem Weg von und zur Toilette war man vor den eifrigen Einsammlern mit den blauen Eimerchen sicher.
Meine Begleiterin hat allerdings ein Exemplar dieser exklusiven High-Tech-Leuchten retten können. Daher freue ich mich ganz besonders, euch ein rares Makro von diesem Kleinod zeigen zu können:
Nach der ersten Pause folge wie schon erwĂ€hnt das Duett mit Lina und Ed Sheeran. Vor jedem Auftritt wurden natĂŒrlich immer irgendwelche Video-Kommentare der KandidatInnen eingeblendet, in denen sie wie immer mehr oder weniger belanglose oder halbgescriptete Floskeln vom Stapel lieĂen. Meiner Meinung ein Punkt, an dem alle Casting-Formate etwas optimieren könnten: Streichen. Aber vielleicht bin ich auch nicht die passende Zielgruppe fĂŒr langweiliges Geschnatter.
Die Performance war - auch Dank unserer Kuschel-Illumination - recht behaglich.
Aber ab diesem Zeitpunkt hatte ich Schwierigkeiten mit der Konzentration. Denn zusĂ€tzlich zu meinem HungergefĂŒhl machte mir mehr und mehr ein ... Ă€h .. nennen wir es "Luftproblem" in der mittleren Körperregion zu schaffen. Ich sehnte die nĂ€chste Werbepause herbei.
Ich meine, noch mal Charley Ann gesehen zu haben, die wieder wie Duffy klang und auch noch Andrei, dessen Performance ich wieder sofort vergessen hatte. Aber ich erinnere mich noch gut an mein persönliches Highlight der Show: Das Duett von Marion mit ihrer Couchess Stefanie KloĂ war â ungeachtet der nicht wirklich spontanen Spontan-Mitsingeinlage tatsĂ€chlich schwer Chef, da man in den Genuss von gleich zwei wirklich guten Stimmen kam. Hier kamen auch die zwei Drumsets zu Einsatz. Daumen hoch.
Nach dem zweiten Werbeblock nahm ich wieder brav meinen Platz ein. Kurz nach dem Opening sagte meine Begleitung etwas, wofĂŒr ich ihr ewig dankbar sein werde: "Musst du auch stĂ€ndig an Pizza und Rotwein denken?"
Hier endet meine Berichterstattung. Wir schlichen uns raus und konsumierten endlich das, wozu wir Lust hatten: Pizza und Pasta und Rotwein ...
Fazit
Nun ja: Ich danke natĂŒrlich dem Musiker-Board und dem Sponsor Roland fĂŒr diese einmalige und interessante Erfahrung. Ihr habt aber sicher beim Lesen schon gemerkt, dass das nicht so ganz mein Fall war und daher einmalig bleiben wird. Publikum solch einer langen Show zu sein, ist ein sau-anstrengender Knochenjob. Insgesamt hat bzw. hĂ€tte man exklusive An- und RĂŒckreise fast sieben Stunden damit zu tun ohne ernstzunehmende Pausen. Die Behandlung und die Rolle des Publikums erinnert mich stark an meine frĂŒheren Erfahrungen als Gelegenheitskomparse. Mit dem unbedeutenden Unterschied, dass ich dafĂŒr bezahlt wurde.
Aber es ist nun mal eine Fernsehproduktion und keine Konzertveranstaltung zum eigenen VergnĂŒgen. Daher wird Fernsehen was mich betrifft kĂŒnftig wieder dort konsumiert, wo es hingehört: Im Wohnzimmer, mit 'ner TĂŒte Chips und 'ner Flasche Fusel auf dem Sofa â und einem Klo in stĂ€ndiger Erreichbarkeit.
Der Autor dankt fĂŒr Aufmerksamkeit und behĂ€lt sich vor, diesen Beitrag noch etliche Male zu editieren.
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