EVH Wolfgang Peavey oder Fender? Unterschiede?

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Hallo, es gibt die EVH Wolfgang`s ja unter Federführung von Peavey und von 7ender. Unterscheiden die sich grundsätzlich in der Qualität oder hat der Eddie irgend wann einfach nur den Partner gewechselt und die haben beide nur gebaut, was Vorgabe war?

Ich suche schon lange etwas mit HB und FR zum ausprobieren. Gibt es da Meinungen?

Grüße
 
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Hi,

es gibt das schon ein paar Unterschiede, aus meiner Sicht nicht zuletzt beim Spielgefühl. Ich gehe jetzt mal vom Kern-Modell aus, bei den vielen Varianten mit flachen Tops, ohne Tops, eingeleimtem Hals, aus Fernost etc. ist ein Vergleich kaum noch sinnvoll zu ziehen.

Beim standardmäßigen US-Modell also sind die Materialien weitgehend die gleichen, allerdings waren die Flame Tops bei Peavey mMn um einiges schöner. Der Hals war bei Peavey Birdseye Maple, bei Fender/EvH meist nur das Griffbrett. Ob man das unter Soundgesichtspunkten als geringwertiger einschätzen sollte, ist aber die Frage. Manche Gitarrenbauer verwenden es jedenfalls grundsätzlich nicht gern für Hälse, weil sie die Struktur für weniger stabil halten.

Die PUs sind bei Peavey und EvH unterschiedlicher Herkunft, aber letztlich beide nach den Wünschen des Meisters abgestimmt und in den USA hergestellt. Riesige Unterschiede kann ich da nicht sehen. Es wird ganz gerne mal spekuliert, dass die Peaveys von Tone Zone und Norton abstammen, aber ich habe einen Peavey-Wolfgang-BridgeHB und sehe da keine Gemeinsamkeiten. Der TZ ist viel bassiger und fetter, der PU ist viel näher am jetzigen Wolfgang und insgesamt tonal eher beim Seymour Duncan SH-11 Custom Custom - mittelheiße Wicklung, AlNiCo II-Magnet, also auch in der Machart.

Das Halsprofil gefällt mir bei Peavey besser, es ist leicht asymmetrisch und ein klein wenig dicker, aber immer noch auf der schlanken Seite. Die Bünde waren auch höher, später bei Fender/EvH schwenkte Eddie auf kleineres Material um.

Aufgrund der Assoziation mit Fender ist das Trem bei EvH ein OFR, bei Peavey war es gebrandet, optisch würde ich aber sagen, dass es bei Gotoh gebaut wurde - dafür spricht die auf einer Seite gerade Messerkante, aber auch die vordere Abschrägung der Saitenreiter sowie der Umstand, dass Eddie damals mal das Gotoh als sein Lieblings-FR bezeichnet hat.

Mir ganz persönlich gefallen die Peaveys unter allen Varianten seines Modells seit MusicMan-Zeiten am Besten, aber das ist eben Geschmackssache. Inzwischen wird das Modell ja sogar (angeblich aus alten US-Beständen von Einzelteilen, die vertraglich lange Zeit nicht mehr verwendet werden durften) wieder von Peavey angeboten, wobei es mWn in Tschechien montiert wird. Ich hatte aber noch keine Gelegenheit, eine neue HP2, wie sie jetzt heißt, anzuspielen.

Ein kleiner Seitenzweig der Historie ist übrigens noch die frühere Peavey HP Signature CT (=Carved Top), die nach dem Ende des Endorsements eine Zeitlang weiter in den USA gebaut wurde. Die Korpusform wurde etwas abgeändert, hin zu einer echten Double Cut, daher auch der Toggle zu den Potis verlegt, aber sonst waren sie weitgehend identisch. Hier kann man eventuell ein Schnäppchen machen, wenn man die Gitarre mag, aber auf die Details und die Assoziation mit Eddie verzichten kann.

Gruß, bagotrix
 
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@bagotrix

Ui, schon mal danke für die Menge Info.

Ich bin eigentlich ein Stratege und will einfach mal eine reine Humbucker-Gitarre ausprobieren. Gibson ist mir dafür zu teuer und ein FR zu testen, reizt mich auch mal. Ich habe eine EVH Wolfgang Standard im Visier. 7ender made in Indonesia, BJ 2019, die kann ich gerade günstig abstauben. Taugt die etwas für meine Ideen? Ich erwarte nix besonderes. Kostet neu rd. 600 €.
 
Ganz andere Kiste, muss man sagen. In den US-Modellen wurde natürlich vieles verwendet, was speziell auf Eddie abgestimmt wurde, während eine Gitarre dieser Preisklasse zwangsläufig um einiges standardisierter hergestellt werden muss. Also keine Stainless Steel-Bünde usw., von daher sind die Vorgaben, die Du meinst, natürlich andere.

Trotzdem aus meiner Sicht auch sehr gute Gitarren fürs Geld, sauber verarbeitet und mit sehr guten PUs, gerade auch im Vergleich zu vielen anderen Gitarren dieser Preisklasse. Ich denke, das war ein Punkt, auf den Eddie besonders Wert gelegt hat, damit die Gitarren mit seinem Namen soundmäßig ihren Charakter behalten. Auch die direkt in den Body geschraubten PUs sind wohl so ein Punkt, den er beibehalten wollte. Das kennt man von günstigen Versionen vieler Signatures leider anders. Die HB sind nicht übermäßig heiß oder reine Metal-Aggregate, sondern aus meiner Sicht modern, aber vielseitig. Vintage PAFs sind es natürlich auch nicht, aber eben auch für cleane und leicht angezerrte Sachen gut zu gebrauchen.

Unvermeidlich ist in dieser Preisklasse wohl der Griff zu günstigerer Hardware. Verwendet wird daher ein FR Special, das leider nicht die Materialqualität des Originals besitzt. Am Anfang funktioniert es meist recht gut, aber bei intensivem Gebrauch ist die Haltbarkeit oft nicht ganz so toll. Durch die aufliegende Montage ist das aber zumindest für die Stimmstabilität idR nicht gleich kritisch. Aufgrund der Standard-Maße kann man immerhin problemlos ein richtig gutes Original oder Schaller Lockmeister nachrüsten, falls einem die Gitarre ansonsten gefällt und man sich was gönnen will. Kostet auch nicht die Welt.

Von daher:
Mehrheitsfähige Bespielbarkeit, nach meinem Eindruck meist gute Verarbeitung, richtig guter Sound - ich würde sagen, das könnte passen. Und dass das Trem aufliegend und nicht schwebend bzw. unterfräst eingebaut ist, dürfte Dir den Einstieg in dem Umgang mit einem FR auch deutlich leichter machen - beim Abdämpfen muss man nicht immer drauf achten, das Ding nicht nach hinten zu drücken, und der Saitenwechsel wird auch erleichtert. Das kann man zwar auch alles in den Griff bekommen, aber muss ja vielleicht nicht gleich sein. Der Meister schwor im Übrigen auch drauf, weil er den Sound so druckvoller und direkter fand.

Gruß, bagotrix
 
Habe sie besichtigt und gekauft. Nahezu unbespielt, die Folien auf der Rückseite waren noch drauf. Die gut 200 € riskiere ich da gerne mal. Auf den ersten Blick und nach erstem Anspielen ist alles sehr schön. Bis auf die Lackierung :mad:. Midnight blue metallic ist nun so gar nicht meins. Egal... meiner Freundin gefällt`s! Mal sehen, wie ich mit dem FR (ja wohl eher ein "light") und den Humbuckern so klarkomme.
 
Sollte sie dir nicht gefallen, nehme ich sie für 200,- :engel: . Midnight blue ist ne tolle Farbe:)
 
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Nur am Rande: Auch die anderen Gitarren von Eddie machen Spaß: Angefangen hat er auf einer Ibanez Destroyer, richtig bekannt wurde er auf selbstgebauten und immer wieder umgebauten Gitarren aus Charvel-Parts (ähnlich die späten Charvel Stripes-Serien mit dem Ed van Halen-Decal, extrem ähnlich die später unter Fender-Regie herausgegebene sehr teure Replik der rot-weiß-schwarzen Gitarre, sehr anspielenswert, aber auch sehr teuer die frühen Originalcharvels von 1981 bis 1985 mit Stripes), dann wechselte er zu Kramer. Die wiederum bauten zwar auch Stripes-Gitarren, die wie Eddies aussahen, sich aber doch deutlich unterschieden, eine 1:1-Kopie gab es von dort nicht, trotzdem sind sie ganz nett.
Dann gründete er selbst die Fa EvH, die auch die etwas günstigere Preisregion bediente, die sind auch okay.
Ach ja, dann gab es am Ende noch eine Zusammenarbeit mit Charvel, er spielte auf jedem Konzert eine andere Gitarre (immer Stripes, meistens schwarz-gelb) und verkaufte sie mit Signatur, Foto vom Konzert und Schriftzug auf der Gitarre über Ort und Datum für 5-stellige Beträge, eine geschickte Marketing-Idee.^^
 
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