Frage zu erweiterten Akkorden wie 9er, 11er und 13er

  • Ersteller plectron
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Guter Kommentar. Hast recht. Dafür sind die Tonleitern nützlich.
Wir sind von der Originalfrage aber abgedriftet.
Wenn man meinen ersten Beitrag auf die Originalfrage bezieht, meine ich, passt er.
 
Erstens schreibt der OP von Dur oder moll.

Zweitens findet man für jeden Akkord eine passende Tonleiter. Aber was hat das für ein Zweck?
A7 wäre die Dominante von D-Moll. Verwendet man die Harmonische D-Molltonleiter, erhält man die Töne D E F G A Bb C# D. Fängt man diese Tonleiter auf dem 5. Ton an (hier das A), dann erhält man die Tonleiter A-HM5 (Harmonisch Moll auf der 5. Stufe, s.o.). Deswegen ist das schon richtig, hier handelt es sich um einen Moll-Kontext. HM5 ist die Tonleiter der ersten Wahl bei Dominanten, die sich nach Moll auflösen. Der dazugehörende Akkord ist A7(b9), in welchem sich der C#o7 sozusagen versteckt, wenn man den Grundton weglässt.

Viele Grüße,
McCoy
 
A7 könnte aber genausogut die Dominante von D-Dur sein. Und dann klappt das nicht, das B im A7(b9) zu erklären.

Und der Sinn der harmonischen Mollskala ist es ja, den Durakkord auf der Dominante einer Molltonart zu erklären. Das ist dann wie die Henne und das Ei. Man kann die harmonische Mollleiter mit dem Dominantdurakkord erklären und danach den Dominantdurakkord mit der harmonischen Mollskala. So sind beide erklärt.;)
 
A7 könnte aber genausogut die Dominante von D-Dur sein.
Ja, dann ist die Tonleiter aber A-Mixolydisch und hat keine b9, sondern eine 9. Wenn eine b9 in einer Dominate, die nach Dur-führt, auftaucht, hat man im Grunde schon eine Tongeschlechtskreuzung.

Man kann die harmonische Mollleiter mit dem Dominantdurakkord erklären und danach den Dominantdurakkord mit der harmonischen Mollskala. So sind beide erklärt.;)
Sie gehen Hand in Hand. Erklären würde ich das nicht wollen, nur beschreiben.

Viele Grüße,
McCoy
 
Ja wie gesagt, man findet immer irgendeine Tonleiter, jetzt halt die mixolydische.

Was für eine Tongeschlechtskreuzung?
Du meinst, A7(b9) fügt der Tonart D-Dur eine Mollkomponente hinzu?
Kann man so sehen. Klar b9 passt zu d-moll. A7(b9) ist aber zumindest in klassischer Musik so häufig anzutreffen, daß dann alle Durstücke dauernd halb-moll wären. Das passt nicht zum Höreindruck. Klar, verminderte Akkorde klingen nicht heiter-Dur. Aber auch nicht traurig-moll. Spannungsgeladen könnte man sagen.

Allgemein stellt sich mir die Frage, ob es sinnvoll ist, Modi/Skalen und Funktionsharmonielehre zu kombinieren. Passt nicht zusammen, finde ich. Wenn man eine halbwegs traditionell logisch klingende Musik hat, kann man sie mit der Funktionslehre komplett erklären und hat dann eine aussagekräftige Analyse. Wenn man dazu Modi braucht, ist die Funktionsanalyse nicht richtig.
 
Was für eine Tongeschlechtskreuzung?
Eine Dominate, die eigentlich aufgrund ihrer Tensions nach Moll führt, wird nach Dur aufgelöst.

Allgemein stellt sich mir die Frage, ob es sinnvoll ist, Modi/Skalen und Funktionsharmonielehre zu kombinieren.
Für mich ist das dasselbe, nur von der anderen Seite aus gesehen.

heiter-Dur
[...]
traurig-moll
Naja, das hat ja noch nie gestimmt.

Viele Grüße,
McCoy
 
Eine Dominate, die eigentlich aufgrund ihrer Tensions nach Moll führt, wird nach Dur aufgelöst.
Wenn vorher D-Dur genug etabliert ist, das Stück also halt klar in D-Dur ist, dann spüre ich durch einen A7(b9) keine Richtung hin zu moll.
Klar, wenn das Stück tatsächlich mit einem A7(b9) beginnen sollte, dann wäre ein d-moll danach easier, spannungsärmer. Direkt danach kommt die Auflösung aber wahrscheinlich sowieso nicht. Vor der Auflösung -egal ob nach D-Dur oder d-moll- kommt normalerweise erstmal der A7 mit Grundton, also das B geht zuerst abwärts zum A und A ist ja sowohl in D-Dur als auch in d-moll enthalten.
Das B ist ein Vorhaltton, zumindest wenn es am Ende zu D-Dur oder d-moll geht. Und als Vorhaltton muss es nicht unbedingt zu einer Leiter passen sondern eher in eine Hörgewohnheit. Manche Vorhalte funktionieren gut, andere weniger. Und in unsere Hörgewohnheiten passt es ja. Deswegen muss man keine Leiter suchen, wo es reinpasst (außer wenn man eine Skala zum Improvisieren haben möchte).
 
Ja wie gesagt, man findet immer irgendeine Tonleiter, jetzt halt die mixolydische.

Was für eine Tongeschlechtskreuzung?
Du meinst, A7(b9) fügt der Tonart D-Dur eine Mollkomponente hinzu?
Kann man so sehen. Klar b9 passt zu d-moll. A7(b9) ist aber zumindest in klassischer Musik so häufig anzutreffen, daß dann alle Durstücke dauernd halb-moll wären. Das passt nicht zum Höreindruck. Klar, verminderte Akkorde klingen nicht heiter-Dur. Aber auch nicht traurig-moll. Spannungsgeladen könnte man sagen.

Allgemein stellt sich mir die Frage, ob es sinnvoll ist, Modi/Skalen und Funktionsharmonielehre zu kombinieren. Passt nicht zusammen, finde ich. Wenn man eine halbwegs traditionell logisch klingende Musik hat, kann man sie mit der Funktionslehre komplett erklären und hat dann eine aussagekräftige Analyse. Wenn man dazu Modi braucht, ist die Funktionsanalyse nicht richtig.
Das ist ganz klar eine Tongeschlechtskreuzung (=Modal Interchange). Das kann man nicht nur so sehen, sondern das muss man so sehen. X7(b9) kommt in Dur-Kadenzen häufig vor und ist trotzdem eine Tongeschlechtskreuzung. Was soll es denn sonst sein? Was für einen Höreindruck hast Du denn wenn Du X7(b9) in einer Dur-Kadenz hörst? Hörst Du das ohne b9? :)
Funktionsharmonik und CST (Chord Scale Theory) gehen natürlich Hand in Hand und ergänzen sich prima. Zähle mir nur einen einzigen Wiederspruch auf. Beide Systeme haben ihre Vorteile. In der Popular- und Jazzmusik MUSS man mit beiden arbeiten. Das ist natürlich für Klassiker ein rotes Tuch, da sie nicht improvisieren sondern nur Vorgekautes nachspielen. :) Ist doch so, oder?
 
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X7(b9) kommt in Dur-Kadenzen häufig vor und ist trotzdem eine Tongeschlechtskreuzung. Was soll es denn sonst sein? Was für einen Höreindruck hast Du denn wenn Du X7(b9) in einer Dur-Kadenz hörst? Hörst Du das ohne b9?
Ich höre einen Vorhalt, keine Mollelement. Außer dem Quartvorhalt ist es einer der am öftesten gehörten.

Das ist natürlich für Klassiker ein rotes Tuch, da sich nicht improvisieren sondern nur Vorgekautes nachspielen. :) Ist doch so, oder?
Nanana, ich dachte die Klassiker wären die Snobbies?
Und Improvisieren ist ja wie Komponieren und gleichzeitig Spielen in Echtzeit. CST ist sicher praktisch zum Improvisieren. Aber warum soll es für Klassiker ein rotes Tuch sein? Weil sie ohne auskommen? Findet man CST oder was ähnliches in Analysen klassischer Werke? Wenn ja, was genau, wenn nein, warum nicht?
 
Würde mich ja interessieren, ob der TE hier noch mitgelesen hat. Er hätte zumindest gemerkt, dass es so einfach auch wieder nicht ist mit der Frage. Und unbedingt weiter rumprobieren auf der Gitarre!

@McCoy und @CUDO II vielen Dank fürs Engagement!

Deine Behauptung, @ThePilot, dass Tensions tonleiterfremde Töne sind, klingt für mich als Anfänger im Jazz noch ziemlich sympathisch, aber mit einem erweiterten Verständnis von Tonleiter (es war z.B. von HTGT die Rede) hat sich das ja schnell erledigt. Ich bin gespannt, was ich in zehn Jahren glaube - aber es dürfte mir beim Spielen eher helfen, wenn ich der Spur der anderen beiden folge: Deine Idee von Vorhalt (durch einen wohl erratischen tonleiterfremden Ton) scheint mir weder für klassische noch die meiste zeitgenössische Musik weiterführend zu sein, denn auch im schrägsten Bebop u.ä. steckt in der Musik ein heimlicher Zusammenhang und für jeden brauchbaren Ton ein Grund. Ich wüsste nicht, wie der außer durch Harmoniefolgen und Melodie-/Stimmführung beschrieben werden soll.
 
Ich höre einen Vorhalt, keine Mollelement. Außer dem Quartvorhalt ist es einer der am öftesten gehörten.


Nanana, ich dachte die Klassiker wären die Snobbies?
Und Improvisieren ist ja wie Komponieren und gleichzeitig Spielen in Echtzeit. CST ist sicher praktisch zum Improvisieren. Aber warum soll es für Klassiker ein rotes Tuch sein? Weil sie ohne auskommen? Findet man CST oder was ähnliches in Analysen klassischer Werke? Wenn ja, was genau, wenn nein, warum nicht?
Ein Vorhalt löst sich immer auf der selben Stufe auf. Das tut b9 nicht. Die b9 einer Dominante löst sich entweder in die Quinte oder die Tredezime der darauf folgenden Tonika auf. b9 ist ein Akkordton.
b9 einer Dominante in Dur Kadenz ist Klangmalerei. Und das ist schön!

Für Klassiker ist CST ein rotes Tuch weil sie damit nichts anfangen können. Sie tuen eben in der Regel nicht improvisieren.
 
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Deine Idee von Vorhalt (durch einen wohl erratischen tonleiterfremden Ton) scheint mir weder für klassische noch die meiste zeitgenössische Musik weiterführend zu sein
Die ganze Vorhaltsache ist doch ganz klar zur klassischen Musiktheorie zugehörig? Vielleicht habe ich dich falsch verstanden.

Ein Vorhalt löst sich immer auf der selben Stufe auf. Das tut b9 nicht. Die b9 einer Dominante löst sich entweder in die Quinte oder die Tredezime der darauf folgenden Tonika auf. b9 ist ein Akkordton.
b9 einer Dominante in Dur Kadenz ist Klangmalerei.
Natürlich löst der sich nach unten zur 8 auf. Klangmalerei wäre der b9 nur, wenn er zusätzlich zur 1 bzw 8 auftauchen würde. Aber hier ging es klar erkennbar von Anfang an um einen b9 anstelle der 8 bzw 1.

Cis-E-G-B (=A7 mit b9 als untersten Ton anstelle der 1)
Cis-E-G-A (=A7, Dominantseptakkord, hier wurde b9 zur 8 aufgelöst)
D-Fis-A (=D, Tonika)
 
Die ganze Vorhaltsache ist doch ganz klar zur klassischen Musiktheorie zugehörig? Vielleicht habe ich dich falsch verstanden.


Natürlich löst der sich nach unten zur 8 auf. Klangmalerei wäre der b9 nur, wenn er zusätzlich zur 1 bzw 8 auftauchen würde. Aber hier ging es klar erkennbar von Anfang an um einen b9 anstelle der 8 bzw 1.

Cis-E-G-B (=A7 mit b9 als untersten Ton anstelle der 1)
Cis-E-G-A (=A7, Dominantseptakkord, hier wurde b9 zur 8 aufgelöst)
D-Fis-A (=D, Tonika)
Moment mal. Sprichst Du hier von einem konkreten Fall? Ich habe den Faden nicht ganz gelesen sondern nur auf Deinen Beitrag geantwortet.
Die b9 bei Dominantseptakkorden steht so gut wie IMMER als eigenständiger Akkordton und so gut wie nie als Vorhalt. Beispiele gefällig?
Ich kann Dir weit über 1000 Beispiele hier posten.
 
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Der Threadersteller hat gefragt, ob zusätzliche Akkordtöne immer aus dem Tonvorrat der zum Akkord oder zur Tonart gehörigen Tonleiter gebildet werden müssen. A7b9 war eins von zwei Beispielen von mir, daß es nicht so ist. Das ist der Kontext.

Beispiele kann ich auch suchen. Leider erst übermorgen. Eigentlich ist meine im letzen Beitrag geschriebene Akkordfolge einleuchtend. Das muss man nicht irgendwo suchen.
 
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Die ganze Vorhaltsache ist doch ganz klar zur klassischen Musiktheorie zugehörig? Vielleicht habe ich dich falsch verstanden.
Mir ging es darum, dass der Begriff 'Vorhalt' als Erklärung nicht ausreicht: Es gibt Töne, die kommen als 'leiterfremde' Vorhalte/Durchgangstöne in einem bestimmten Kontext leichter in Frage und andere gar nicht. Irgendeinen (harmonischen und/oder melodischen) Zusammenhang in der Stimmführung sollte es geben, solange wir nicht in der Zwölftonmusik oder dem Free Jazz sind. Und die Terzverwandtschaft zwischen C#-E-G und E-G-Bb ist ja immerhin ein vaguer Hinweis (obwohl ich als Jazzer nicht einsehe, warum man den Grundton A weglassen müsste - der reibt sich ganz nett mit dem Bb).

Ansonsten mag ich mich - wie gesagt - in euren Streit nicht zu sehr einmischen: Ob die Stufen-/Modaltheorie mir alle 'Musikalität' erklären kann, weiß ich noch nicht. Ich nehme sie vorläufig als Horizonterweiterung wahr und gehe davon aus, dass sie auch dem TE eher taugen dürfte, seiner Frage weiter nachzugehen - auch wenn wir noch gar nicht wissen, in welchem Zusammenhang er sie eigentlich gestellt hat.
 
...(obwohl ich als Jazzer nicht einsehe, warum man den Grundton A weglassen müsste...
Weil dich dein Bassist bei der Probe gefragt hat, wozu er/sie eigentlich da ist? :D

Die Voicings sind aber auch allein am Piano spielbar, wie das folgende YT-Video zeigt.
Jonny May zu Voicings samt "rootless voicings"
Rootless-Voicings-on-Autumn-Leaves-1024x295.png


Gruß Claus
 
Keine Sorge, ich spiele schon nicht jedes Mal den Grundton am Klavier oder überhaupt. Aber sehr hübsche Notengrafik - hast du die gemacht?

Ansonsten bevorzuge ich es etwas luftiger, nicht mit so vielen Tönen gleichzeitig: Bekomme ich mehr Bewegung rein.
 
Danke!

Ich muss zugeben, dass ich kein Fan dieses Mannes bin. Er vermittelt einfache Schritte, aber mit den Ergebnissen bin ich nicht zufrieden. Ich habe mir das Video trotzdem angesehen.

Ich glaube, jetzt waren wir lange genug OT.
 
zu der ursprünglichen Frage:
Dazu hab ich mir mal eine Übersicht gebastelt, wo alle leitereigenen Optionstöne eingetragen sind sowie die zugehörigen Skalen.

In einem Jazz-Lexikon las ich den Begriff "höhere Harmonien aus 9/11/13" und ohne das zu googeln, hab ich mir mal diesen Zettel angeguckt und überlegt, was für Dreiklänge die 9/11/13 jeweils bilden.

Dabei kam mir folgende Erkenntnis: Die Optionstöne 9/11/13 bilden jeweils den Dreiklang der DARAUF FOLGENDEN Stufe. Über Cmaj7 bilden die 91113-Töne also Dm, über Dm7 Em, über Em7 F. Das scheint auch bei harmonisch und melodisch Moll so zu sein.

Ist das also ein gängiges Konzept im Jazz, über einen Stufenakkord einfach den Dreiklang der nachfolgenden Stufe zu spielen, und damit alle Optionstöne gleichzeitig simpel und elegant auf den Tisch zu legen?




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