"Hey Leute,
ich bin zwar kein Physiker, hab aber vielleicht trotzdem was für euch."
Hi fiiddl, so geht's mir auch

. Und an Janita: Es gibt keine dumme Fragen, nur dumme Antworten, aber Deine Frage möchte ich doch als ausgesprochen "intelligente Frage" einordnen

. Nur mit Deiner Schlußfolgerung "Wieso wird bei Streichinstrumenten der Ton tiefer, je größer der Korpus gebaut ist?" habe ich so meine Probleme. Eigentlich sehe ich es umgekehrt, nämlich daß der Korpus umso größer ist, w e i l der Ton tiefer ist. Vergleich wir mal Kontrabaß, Mensur 105 cm, mit einer Violine, Mensur 30 cm, Faktor 3,5. Jetzt nehmen wir eine hypothetisch entsprechend lange G-Saite der Violine und spannen sie auf einen Kontrabaß um die gewünschten 196 Hz zu erhalten, das würde eine Erhöhung der Saitenspannung um den Faktor 3,5 erfordern. Klänge - mal angenommen die Saite würde dem Zug standhalten - sicherlich recht brilliant, trotz des "eigentlich" zu großen Resonanzkörpers. Greifen wir das G mit 196 Hz in der VII. Lage (Saitenhalbierenden) auf der G-Saite einenes Kontrabasses, so bekommen wir immerhin auch einen recht brauchbaren Ton. Als nächstes nehmen wir die H-Saite (ca. 29 Hz) eines 5-saitigen Kontrabasses und spannen diese auf eine Violine, natürlich auch wieder um den Faktor 3,5 verändert, diesmal allerdings gelockert. Wird wohl ein Resultat liefern, das man als etwas "lasch" bezeichnen könnte. Wenn wir das aber bei 50 Instrumenten gleichzeitig machen und anspielen, könnte auch wieder ein durchaus brauchbarer Klang entstehen. (Phil Jones verfolgt ja dieses Konzept, indem er seine Baßboxen mit vielen 5"-Lautsprechern ausstattet.)
Korpusgröße und Transmission tiefer Töne: E-Baß am Oszillographen, H-Saite angeschlagen: Was? Hat der sowas, sieht fast aus wie Nulllinie bei 29 Hz... handelsübliche Boxen erreichen die 40 Hz allenfalls mit Mühe und Not. Oktobaß, der Vorführer streicht die Subkontra C-Saite. Gewaltig! Nur: Hören kann die 16 Hz kaum noch jemand. 5-Saiter am Stimmgerät, egal welcher Preisklasse, das Display zeigt... Fis! Zweiter Partialton, also eine Oktave plus Quinte höher. Also, "bringen" tun's die Instrumente wirklich nicht. Zudem werden sehr tiefe Töne vom menschlichen Ohr sehr viel leiser wahrgenommen als höhere Töne. Gut, dann sind wir halt Tieftonkrüppel, die Tiefstreicher unzulänglich - aber was rauskommt ist noch immer sehr gewaltig. Wir sollten nicht immer auf Unzulänglichkeiten fixiert sein sondern, uns an dem erfreuen was wir haben und das auch noch spielbar ist!
Zwischendurch möchte ich mal anmerken: Der Klang - der kommt von der Saite. Und sonst von gar nix. Das Instrument, das ist "lediglich" ein Resonator im allgemeinen und eine Vorrichtung um die Tonhöhe mittels Greifen im besonderen zu verändern. (Etwas polemisch und für die Geigenbauer hier schon fast blasphemisch - ist aber so. Basta.) Das bringt mich auch zum letzten Satz von Stollenfiddler: Stichwort Energieerhaltungssatz. Eine Saite auf einem Monochord wird lange, sehr lange schwingen, primär gebremst durch die Reibung mit der Luft. Die selbe Saite mit identischer Länge und Stimmung auf einem Instrument wird sehr viel lauter aber gleichzeitig kürzer schwingen, in beiden Fällen haben wir aber eine identische Umformung der Schwingungs- in Wärmeenergie nebst mehr oder weniger Wellen in Form von Akustik. Vergleich: Sportwagen aus Tempo 200, im ersten Fall nehmen wir "nur" den Fuß vom Gas und kuppeln aus, das Auto rollt minutenlang aus; im zweiten Fall Vollbremsung in 7 sec auf Null - spektakulär, aber für die Wärmebilianz völlig unerheblich, im ersten Fall wird vornehmlich die Luft erhitzt, im zweiten Fall die Reifen und der Straßenbelag, und zwar auf eine identische Energiesumme (!).
"...aber was passiert mit der Luft/Schwingung/keine Ahnung was im Inneren?

" Ja Janita, sie (die Luft) schwingt. Aber das hat zunächst keine so große akustische Bedeutung, weil die Schwingung dort verbleibt. Viele Menschen glauben der Klang käme aus den F-Löchern. Das ist aber falsch, die F-Löcher nehmen Spannung von der Decke und ermöglichen es ihr freier zu schwingen und das ist auch gut so. Aber letztlich schwingt das ganze Instrument, auch die Schnecke gibt noch Schall in die Umgebung ab.
Nebenbei mal eine Theorie, die bisweilen diskutiert wird: Danach soll ein Streichinstrument wie ein Zwei-Komponenten-Lautsprecher arbeiten, der Korpus sei der Tieftöner und der Steg der Hochtöner. Nun nehme man mal eine Stimmgabel, halte sie auf einen demontierten Steg und danach auf einen Korpus. Was überträgt den Schall wohl besser? (Meine Freundin mag es nicht, wenn ich manchmal etwas brüsk das Wort "Quatsch" ausstoße...)
Und da es mir gerade so wohl ist, begebe ich mich auch noch aus Glatteis: Lieber fiddle, damit habe ich meine Probleme:
"Der Grund ist das Zusammenspiel von Steg und Stimmstock. Kein Stimmstock -> der Klang fällt deutlich ab, vor allem
in der Lautstärke." Meine Erfahrungen von Instrumenten ohne Stimmstock sind die, daß sie eher l a u t e r sind. Aber das kann auch ein subjektiver Eindruck sein. Über die bescheidene, sehr blecherne Klangqualität und enorme Belastung der Decke ohne Stimmstock brauchen wir hier nicht diskutieren, darüber herrscht wohl Konsens.
Grüße
Thomas