
Michael Scratch
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Ja, bis auf das "Arschloch", das ich in dem Lied sehr wohl als eine Beschimpfung empfinde, so wie es ausgesprochen ist (und so kommt es im übrigen auch bei den Kindergartenkindern an), finde ich den Text gut.Hör dir das Lied nochmal an und achte genau auf den Text.
So könnte man ein "Arschloch" als Bezeichnung definieren.Ein Arschloch ist jemand, der bei seinem Handeln das Wohlergehen anderer ignoriert oder sogar bewußt verletzt. In dem Ärzte-Lied geht es um jemand, der einer menschenfeindlichen Ideologie anhängt, ich finde, da passt die Bezeichnung.
Trotzdem wird es in dem Kontext, so meine ich, als eine Beschimpfung verwendet. So ähnlich wie Bezeichnungen für Menschen mit bestimmten Krankheiten in bestimmten Kontexten auch als Beschimpfung verwendet werden und man in der Medizin dann irgendwann hergeht, und die Bezeichnungen verändert, um einer Stigmatisierung entgegen zu wirken. Ein Mensch mit einer Behinderung ist (ganz neutral betrachtet) behindert und damit ein Behinderter. Inzwischen sprechen wir (und so wird das in der Heilerziehungspflege-Ausbildung auch gelehrt) aber nicht mehr von Behinderten, sondern von "Menschen mit Einschränkungen" oder "Handycap" oder sonstwie. Warum? Weil bei dem Wort "Behinderter" ein Stigma mitschwingt. Es wird in bestimmten Kontexten als Schimpfwort gebraucht.
Anderes Beispiel: "Narzissmus" bzw. die "Narzistische Persönlichkeitsstörung" ist in der ICD-10 eine Bezeichnung für eine sogenannte "Psychische Erkrankung". Mag man der Klassifizierung "Persönlichkeitsstörung" kritisch gegenüberstehen oder nicht (ich tue es auch bestimmten Gründe, würde hier allerdings zu weit führen), so ist "Narzissmus" zunächst nichts anderes als eine Zusammenfassung einer Beschreibung verschiedener "Symptome", also Beobachtungen. Ich stelle jedoch fest, dass es Menschen gibt, die bei Konflikten den Partner oder die Partnerin schnell als "Narzist" beschimpfen - nämlich dann, wenn dieser seine eigenen Interessen vertritt und nicht die des Partners. Mag sein, dass ein Teil dieser Beschimpften tatsächlich unter die klinische Kategorie "Narzissmus" fallen würde, ein anderer (vermutlich größerer) Teil aber nicht.
Zurück zum Ärzte-Lied:
Ich finde, wie gesagt, den Text sehr gut - bis eben auf diese wĂĽtende "Arschloch"-Beschimpfung. Jaaa, natĂĽrlich - ich kann verstehen, dass man wĂĽtend ist auf Leute, wie die angesprochenen Rechtsradikalen. Und klar, mir rutscht da auch mal ein "Arschloch" raus, um meiner Wut ausdruck zu verleihen. Dennoch: Ich denke nicht, dass es hilfreich ist - nicht mal dazu, um seine eigene Wut los zu werden (das zeigen Studien, z.B. Bushman, Baumeister & Stack (1999)
Und schon gar nicht hilfreich im Dialog mit den Betreffenden.
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P.S. Wenn die Ärzte an der Stelle einen passenden, adäquaten Ausdruck gefunden hätten für "ICH bin furchtbar WÜTEND über Dich" - dann wäre ich bei ihnen. "Arschloch" geht in die falsche Richtung, sie ist keine "Ich-Botschaft" mehr.
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