Frauenpower mit Fäkalsprache? (Liedtexte)

Hör dir das Lied nochmal an und achte genau auf den Text.
Ja, bis auf das "Arschloch", das ich in dem Lied sehr wohl als eine Beschimpfung empfinde, so wie es ausgesprochen ist (und so kommt es im übrigen auch bei den Kindergartenkindern an), finde ich den Text gut.

Ein Arschloch ist jemand, der bei seinem Handeln das Wohlergehen anderer ignoriert oder sogar bewußt verletzt. In dem Ärzte-Lied geht es um jemand, der einer menschenfeindlichen Ideologie anhängt, ich finde, da passt die Bezeichnung.
So könnte man ein "Arschloch" als Bezeichnung definieren.

Trotzdem wird es in dem Kontext, so meine ich, als eine Beschimpfung verwendet. So ähnlich wie Bezeichnungen für Menschen mit bestimmten Krankheiten in bestimmten Kontexten auch als Beschimpfung verwendet werden und man in der Medizin dann irgendwann hergeht, und die Bezeichnungen verändert, um einer Stigmatisierung entgegen zu wirken. Ein Mensch mit einer Behinderung ist (ganz neutral betrachtet) behindert und damit ein Behinderter. Inzwischen sprechen wir (und so wird das in der Heilerziehungspflege-Ausbildung auch gelehrt) aber nicht mehr von Behinderten, sondern von "Menschen mit Einschränkungen" oder "Handycap" oder sonstwie. Warum? Weil bei dem Wort "Behinderter" ein Stigma mitschwingt. Es wird in bestimmten Kontexten als Schimpfwort gebraucht.

Anderes Beispiel: "Narzissmus" bzw. die "Narzistische Persönlichkeitsstörung" ist in der ICD-10 eine Bezeichnung für eine sogenannte "Psychische Erkrankung". Mag man der Klassifizierung "Persönlichkeitsstörung" kritisch gegenüberstehen oder nicht (ich tue es auch bestimmten Gründe, würde hier allerdings zu weit führen), so ist "Narzissmus" zunächst nichts anderes als eine Zusammenfassung einer Beschreibung verschiedener "Symptome", also Beobachtungen. Ich stelle jedoch fest, dass es Menschen gibt, die bei Konflikten den Partner oder die Partnerin schnell als "Narzist" beschimpfen - nämlich dann, wenn dieser seine eigenen Interessen vertritt und nicht die des Partners. Mag sein, dass ein Teil dieser Beschimpften tatsächlich unter die klinische Kategorie "Narzissmus" fallen würde, ein anderer (vermutlich größerer) Teil aber nicht.

Zurück zum Ärzte-Lied:
Ich finde, wie gesagt, den Text sehr gut - bis eben auf diese wütende "Arschloch"-Beschimpfung. Jaaa, natürlich - ich kann verstehen, dass man wütend ist auf Leute, wie die angesprochenen Rechtsradikalen. Und klar, mir rutscht da auch mal ein "Arschloch" raus, um meiner Wut ausdruck zu verleihen. Dennoch: Ich denke nicht, dass es hilfreich ist - nicht mal dazu, um seine eigene Wut los zu werden (das zeigen Studien, z.B. Bushman, Baumeister & Stack (1999)
Und schon gar nicht hilfreich im Dialog mit den Betreffenden.
Beitrag automatisch zusammengefügt:

P.S. Wenn die Ärzte an der Stelle einen passenden, adäquaten Ausdruck gefunden hätten für "ICH bin furchtbar WÜTEND über Dich" - dann wäre ich bei ihnen. "Arschloch" geht in die falsche Richtung, sie ist keine "Ich-Botschaft" mehr.
 
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Driften wir nicht gerade vom ursprünglichen Thema ab?
 
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Zurück zum Ärzte-Lied:
Ich finde, wie gesagt, den Text sehr gut - bis eben auf diese wütende "Arschloch"-Beschimpfung. Jaaa, natürlich - ich kann verstehen, dass man wütend ist auf Leute, wie die angesprochenen Rechtsradikalen. Und klar, mir rutscht da auch mal ein "Arschloch" raus, um meiner Wut ausdruck zu verleihen.
"Arschloch" ist keine Diagnose nach ICD-10, sondern drückt meist spontan den Ärger einer Person über das Verhalten einer anderen aus. Du kennst das selbst, alles andere wäre auch überraschend gewesen. "Arschloch sein" ist keine Persönlichkeitsstörung, sondern freie Wahl. Wir beschimpfen niemand als Arschloch für etwas, wofür er nichts kann. Vielmehr weiß ein Arschloch, dass er etwas tut, was anderen schadet, oder könnte es wissen, aber das ist ihm gleichgültig. Es ist kein psychischer Knacks, der den Nazi dazu zwingt, manche Menschen als weniger wert zu betrachten.

Dennoch: Ich denke nicht, dass es hilfreich ist - nicht mal dazu, um seine eigene Wut los zu werden (das zeigen Studien, z.B. Bushman, Baumeister & Stack (1999)
Und schon gar nicht hilfreich im Dialog mit den Betreffenden.
Und Lieder sind keine Therapie. Wenn in Liedern nur freundliche Ausgewogenheit erlaubt wäre, hätten wir diesen Thread nicht.
 
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Lieder sind keine Therapie

Für manche Künstlerinnen schon. Viele Frauen (sicherlich auch Männer, aber hier geht es um Texte von Frauen) verarbeiten ihre Traumata oder schmerzhafte Enttäuschungen in ihren Gedichten/Liedtexten, die oft nicht für die Öffentlichkeit geschrieben sind, sondern der eigenen Heilung dienen.

Wenn in Liedern nur freundliche Ausgewogenheit erlaubt wäre

Dann wäre es mit unserer Kunstfreiheit vorbei, und da wäre ich der Erste, der "auf die Barrikaden" ginge!

Ja, es ist wichtig, daß gesellschaftliche Mißstände in Liedtexten nicht nur thematisiert werden, sondern der Text die Zuhörer mit gut gewähltem Wort auch aufrüttelt. Und das geht nur, wenn der Text verständlich ist und die Wortwahl von dem Zuhörer angenommen wird. Beleidigungen und derbe Beschimpfungen werden nicht von jedem Zuhörer angenommen. Hier ein Beispiel aus den 90ern, als in Deutschland wieder Menschen verbrannt wurden.
Letzte Verse aus Zeitreise, Text von Ulla Meinecke:

Das hat doch keiner gewußt
und da war niemand dabei.

Das kann nicht so bleiben, das darf nicht so sein
Das denken die meisten zu Hause allein
Gesichter im Spiegel, die man nicht mehr erkennt
Wer die Fremden nicht schützt, wird sich selber fremd

Und jetzt wissen wir´s alle,
wir sind alle dabei.

Dieser Text ist jedem, der der deutschen Sprache mächtig ist, unabhängig vom Bildungsgrad, verständlich. Für mein Verständnis bedarf er keine harten Beschimpfungen. Auf mich wirkt er so, wie er ist: Du siehst, was los ist, dann tue etwas dagegen.

@Michael Scratch macht es in seinem Beitrag deutlich: Derbe Beschimpfungen entwerten den ganzen Menschen. Jeder Mensch hat seinen Wert, auch die Menschen, die "Böses" tun. Dann ist es wichtig, die Kritik an die böse Tat zu richten: Du hast etwas Böses getan. Damit kann der Mensch an sich arbeiten und die Böse Tat nicht mehr wiederholen.

Ich bin mir auch nicht sicher, ob die Strategie der deutschen Künstlerinnen, das Wort Fo**e zu entkräften, indem sie es für sich annehmen, wirklich funktioniert. Wenn sich jemand selbst mit einem Schimpfwort bezeichnet: Ich bin eine ***, wirkt es sich (zumindest im Unterbewußtsein) auf seinen Selbstwert aus. Damit muß man auch umgehen/leben können.

Gruß, Bjoern
 
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sondern freie Wahl. Wir beschimpfen niemand als Arschloch für etwas, wofür er nichts kann.
Darüber ließe sich vortrefflich philosophieren, wieviel oder wenig Wahlfreiheit der einzelne in einem komplexen System und mit einem bestimmten Lebenshintergrund wirklich hat. Aber das würde hier sicherlich zu weit führen. Aber ja, ich bin bei Dir, zumindest von einer Möglichkeit der Wahlfreiheit auszugehen, denn anders wäre vieles Absurd und mit meinem Weltbild schwer vereinbar.

Es ist kein psychischer Knacks, der den Nazi dazu zwingt, manche Menschen als weniger wert zu betrachten.
So gesehen ist es auch kein psychischer Knacks, der mich dazu zwingt, jemanden, der Hass und Hetze verbreitet ("Nazi") ebenso abwertend und menschenverachtend zu begegnen und mich damit auf eine ähnliche Stufe zu stellen. Das möchte ich nicht. Ich muss nicht in den Kreislauf eintreten, mich von Tätern zu einem Opfer zu einem Täter machen zu lassen.
 
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@Bjoerni, du merkst es vermutlich nicht, weil du es bestimmt nur gut meinst, aber insbesondere dein letzter Beitrag liest sich so, dass du eigentlich besser weißt, was die Künstler:innen wollen und was ihnen gut tut. Damit hast du in dieser Diskussion niemand überzeugt und das wird dir auch mit den angesprochenen Künstler:innen nicht anders gehen.
 
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dass du eigentlich besser weißt, was die Künstler:innen wollen und was ihnen gut tut

Keineswegs! Ich weiß nicht, was sie mit ihren obszönen Texten sagen/erreichen wollen, und dazu habe ich hier auch viele Fragen gestellt, aber ich weiß, daß sie mit solchen Texten nicht alle Zuhörer erreichen, weil es viele Menschen gibt, die solche Beschimpfungen ablehnen.
Ich habe auch in mehreren Beiträgen die Möglichkeit erwähnt, daß sie mit ihren Texten gar nicht mich erreichen wollen, sondern eine bestimmte Zielgruppe, die diese Sprache akzeptiert. Und Vertreter aus beiden Lagern haben hierzu sinngemäß geschrieben:
  • nein, auf keinen Fall, völlig inakzeptabel
  • ja, in einem Liedtext finde ich's OK
Und so habe ich es auch für mich verbucht.
Ich bin mir auch nicht sicher

Das bedeutet auf Deutsch nicht "ich weiß es besser", das bedeutet, daß ich nicht weiß, ob das für alle Frauen/Menschen anwendbar/wirksam ist.

Gruß, Bjoern
 
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Er hat ja Finna und Marybu genannt,
Das ist Battle-Rap, da wird das Gegenüber beleidigt, manchmal geht es um echte andere Rapper, oft ist das fiktiv. "Du bist immer noch ein Hurensohn" richtet sich also nicht an den Zuhörer, obwohl man hier natürlich Textanalyse betreiben kann und sich fragen kann, mit welchen Stereotypen gespielt wird und ob man nicht vielleicht doch gemeint ist, weil man sich fragt, ob "die Fotzen" sowas überhaupt dürfen und können.
Ich habe mir eben diesen Titel angehört und muss sagen: Ich finde ihn richtig klasse. Nein, nicht dass es meinen Musikgeschmack träfe. Aber hier persiflieren zwei (?) junge Frauen meiner Ansicht nach gekonnt die vorherrschenden Stereotypen des "Gangsta-Rapp" (?), indem sie ironisch (so kommt das bei mir an) deren Sprache aufgreifen. Meine Sympathie haben sie! (y)
 
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Man(n) könnte ja mal versuchen, so eine singende, rappende Dame mit entsprechenden Texten diesbezüglich (nett) zu befragen? ;-)
 
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Man(n) könnte ja mal versuchen, so eine singende, rappende Dame mit entsprechenden Texten diesbezüglich (nett) zu befragen? ;-)

An sich eine gute Idee; im Alltag frage ich auch nach, wenn ich etwas nicht verstanden habe. In der Kunst sehe ich es jedoch anders.

Wenn ich mich von einem Text angesprochen fühle, denke ich darüber nach, lese weitere Werke von der Künstlerin, suche nach Interviews mit ihr usw., um über ihre Intention mehr zu erfahren, oder es gefällt mir einfach nur, ich genieße es und lese/höre es wiederholt.
Wenn mich jedoch ein Text nicht anspricht, oder gar auf mich beleidigend/verletzend wirkt, fühle ich mich nicht angesprochen und betrachte den Text als künstlerische Freiheit, für die sich die Künstlerin nicht zu rechtfertigen braucht. Sie soll (verbal) aus dem Vollen schöpfen dürfen, auch wenn mir die Wortwahl nicht gefällt.

Da es in diesem Forum viele Musikerinnen gibt, wollte ich wissen, wie sie diese Liedtexte sehen, wie sie mit dieser Wortwahl umgehen.
Vermutlich haben zu diesem Thema mehrheitlich (oder gar ausschließlich?) Männer beigetragen, dennoch fand ich hier viele konstruktive und weiterführende Antworten, die mir zwar nicht sagen, was die Künstlerinnen (genau) sagen wollten, aber in welche Richtung ich schauen kann, was auf jeden Fall meinen Blick auf diese Liedtexte erweitert/bereichert.
Dafür danke ich Euch. :claphands:

Gruß, Bjoern
 
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Manche Frauen fragen ihre Verehrer ab, was diese denn von den Texten von Ikkimel halten.
Und sortieren anhand derer Antworten die Spreu vom Weizen aus.
Ähm, wie wäre denn da die korrekte Antwort?
 
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Nachtrag

Wenn ich an Frauenpower in Liedtexten denke, habe ich (auch weil ich selbst Klavier spiele) immer das Gedicht Mein blaues Klavier von Else Lasker-Schüler vor Augen. Starke Worte einer geschundenen Frau. Worte, die immer (wieder) aktuell sind und die uns daran erinnern, daß wir uns die Freiheit des Wortes in der Kunst nicht aus der Hand nehmen lassen dürfen.

Das Gedicht wurde von vielen Komponisten vertont, vielfach gesungen, tausendmal rezitiert, und ich denke, daß es gerade in diesem Thema seinen Platz verdient hat.

Hier das Gedicht.

Gruß, Bjoern
 
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Kunst, Musik, Lyrik ist oft das genaue Gegenteil von "schöner Kunst um der Schönheit willen", sondern verwoben mit all dem, was unbequem ist und gerade deshalb Bedeutung hat.
Nur weil sie einem Rezipienten nicht gefällt, wird sie nicht weniger wahr oder relevant.

Und ich spekuliere: Wie du deine Maßstäbe an deinen gefälligen Beispielen festmachst, ist klar, dass jede Form von Reibung da schnell als "zu viel" empfunden wird. Das ist keine Wertung, aber eben auch kein besonders progressiver Referenzrahmen.
Provokation gehört zwangsläufig dazu. Dass sie nicht jedem gefällt, ist kein Makel, sondern der eigentliche Punkt.

Kunst will schliesslich nicht nur gefallen, sondern bewegen, irritieren, anstossen, kurz: sie will was.
MusikerInnen dürfen also auch unbequem sein oder wehtun, ganz ohne Haltung bleibt Kunst selten interessant.

Oder einfach gesagt: Nur weil’s rumpelt, heisst das noch lange nicht, dass es keine Musik ist. 😉
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P.S. Unklar bleibt für mich immer noch, warum dein Unbehagen sich ausgerechnet dann meldet, wenn Frauen diese Sprache benutzen. Männer tun das seit Jahrzehnten.
 
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Beleidigungen und derbe Beschimpfungen werden nicht von jedem Zuhörer angenommen.

Kein Lied, kein Text, keine Kunst wird von jedem Zuhörer angenommen. Wenn du als Künstler in Deutschland eine Million Tonträger verkaufen würdest oder von mir aus auch Follower oder Streams hättest, klänge das erstmal nach sehr, sehr viel. Aber da wären immer noch knapp 79 Millionen Deutsche, denen du komplett am Arsch (sorry) vorbeigingest. Eine schier übermächtige Mehrheit.

Und ich hatte zudem die Hoffnung, dass wir auf Seite 6 dieses Themas dann doch endlich soweit waren, zu differenzieren zwsischen "Beleidigungen/Beschimpfungen" und einfach nur "derbe Sprache aka Fäkalsprache" OHNE herabwürdigende Intention. Ich hatte zeitweilig den Eindruck, dass du das akzeptiert hast. Warum also noch mal wiederholen?

Letzte Verse aus Zeitreise, Text von Ulla Meinecke:

Dieser Text ist jedem, der der deutschen Sprache mächtig ist, unabhängig vom Bildungsgrad, verständlich. Für mein Verständnis bedarf er keine harten Beschimpfungen. Auf mich wirkt er so, wie er ist: Du siehst, was los ist, dann tue etwas dagegen.

Die zitierten Zeilen sind so ziemlich das einzige halbwegs Verständliche in dem Text. Zumindest für die ersten Nachkriegsenarationen. Bei jüngeren wäre ich mir da schon nicht mehr sicher, ob die Bedeutung hinter der Aussage "davon hat keiner gewusst" noch so geläufig ist.

Ich finde es schon schwer, diesem Song zuzuhören. Der Text kommt nicht auf den Punkt, sondern bildspricht schleierhaft drum herum. Wenn ich den Background zu diesem Song nicht kennen würde, müsste ich mich sehr anstrengen, um überhaupt zu wissen, worum es geht. Schade um das durchaus wichtige Anliegen.

Mal ehrlich:

Das Lied von der Flut in 120 Strophen
Das Boot ist voll und raus und Schluß
Das sind Blätter wie'n brennender Fidibus
Der Weg versperrt - die Presse ist frei


DAS soll für jeden unabhängig vom Bildungsgrad verständlich sein?

Ich denke, die eigentliche Intention dieses Themas wird immer klarer: Geschmacksache. Die jungen Frauen treffen nicht deinen Geschmack. Das ist dein gutes Recht, diese Meinung zu haben. Ich finde Ulla Meinecke schnarchig, würde aber kein eigenes Thema daraus machen.

das bedeutet, daß ich nicht weiß, ob das für alle Frauen/Menschen anwendbar/wirksam ist.

Ich weiß es. Die Antwort lautet ganz klar: Nein! Weil es außer den überlebenswichtigen Grundbedürfnissen wie Schlaf und Nahrungsaufnahme nichts gibt, was für "alle Frauen/Menschen" gleichermaßen relevant ist.

Ich bin mir auch nicht sicher, ob die Strategie der deutschen Künstlerinnen, das Wort Fo**e zu entkräften, indem sie es für sich annehmen, wirklich funktioniert. Wenn sich jemand selbst mit einem Schimpfwort bezeichnet: Ich bin eine ***, wirkt es sich (zumindest im Unterbewußtsein) auf seinen Selbstwert aus. Damit muß man auch umgehen/leben können.

Du, ich glaube, da steckt da gar keine große Strategie hinter. Die haben vielleicht sogar Spaß daran und Bock darauf. Und die ZuhörerInnen offenbar ebenfalls. Ich für meinen Teil schon. Wie gesagt: Geschmacksache.


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Kein Lied, kein Text, keine Kunst wird von jedem Zuhörer angenommen.
genau.
und
Ich habe auch in mehreren Beiträgen die Möglichkeit erwähnt, daß sie mit ihren Texten gar nicht mich erreichen wollen, sondern eine bestimmte Zielgruppe [...]
Das scheint für manche wirklich ein Verständnisproblem zu sein.

Schon damals waren die Beatles scheinbar die braven Jungs, die Rolling Stones die bösen Buben.
Und beide wussten genau, was sie tun.
Nicht jeder Künstler will von jedem gemocht werden. Warum auch?

So oft wie in diesem thread das Wort "Zielgruppe" fällt: Was ist so schwer daran zu akzeptieren, dass die Generation Z nicht darauf aus ist, von den „Alten“ Applaus zu bekommen?
Man kann mainstream (oder Schlager) für die breite Masse machen, oder etwas Eigenes, Neues, Anderes schaffen, das gar nicht jedem gefallen will.
Beitrag automatisch zusammengefügt:

Und auf die Gefahr hin, mich zu wiederholen: Das hat überhaupt nichts mit Frauen zu tun.
Es stört nur manche, weil schon die Idee von "passender" Sprache nicht in übliche Rollenbilder passt.

*edit*
Andererseits könnte ich die Frage stellen: warum scheinen sexistische und queerfeindliche Texte von männlichen Deutschrappern kein Problem zu sein?
"Die Bitch muss bügeln, muss sein. Wenn nicht gibt´s Prügel, muss sein." Kurdo & Majoe
„Die Bitches heute wollen Jungfrau bleiben. Zwei Optionen: Arsch oder Mund auf, Kleine." Kollegah & Farid Bang
"Will keine Frauen, ich will Hoes. Sie müssen blasen wie Pros." Fler
Da wird von den deutschen Künstlern (und ich meine tatsächlich Männer) wie selbstverständlich F*ck, F**ze, Ar**h gesungen, als ob es zu unserer Alltagssprache gehören würde.

Für mich ist die Sprache der Ausdruck des Denkens. Denken diese Künstler so? Werden ihre (obszönen) Texte überhaupt ernstgenommen? Oder ist das nur vorgetäuschte "Authentizität", um hohe Streamingzahlen zu erreichen?
 
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Ich (weiblich, 31 J.) habe den kompletten Thread interessiert gelesen und möchte nun auch ein paar meiner Gedanken hinzusteuern:
Ja, das hatte ich so verstanden und hier auch zum Ausdruck gebracht, dennoch weiß ich nicht, ob das als Stilmittel in Liedtexten geeignet ist. Es wird nicht von jedem Publikum angenommen, obwohl die Aussage des Liedtextes (vielleicht) für ein breiteres Publikum wichtig wäre. ¯\_(ツ)_/¯
Haben wir nicht dort schon ein kleines Problem? Muss denn jeder Text für ein breites Publikum erreichbar sein? Wurde Nina Hagen damals vom breiten Publikum gefeiert? Wurde sie von einem Publikum 60+ verstanden? Ist das gleiche nicht auf die hier vorhandene Diskussion übertragbar?

Ich bin damit aufgewachsen, dass wir unter uns Jugendlichen selbstverständlich von Schl*mpe, B*tch, F*tze, Schw*nz, V*xxer, etc. gesprochen haben..nicht nur auf das weibliche Geschlecht bezogen. Und das auch auf dem Gymnasium, wenn man hier das Bildungsniveau in Frage stellen möchte.

Meist geht mit der Nutzung solcher Worte jemand anderem gegenüber eine marginalisierende Bedeutung einher. Durch die Identifikation damit und das in Szene setzen wird meiner Meinung nach gezeigt "schau her, du nennst mich F*tze, meinst du wärst was besseres? Ätsch, dann bin ich halt eine F*tze, aber guck mal, ich bin hier, ich bin erfolgreich, ich bin in der Mitte und du kannst jetzt nicht mehr weggucken oder mich an den Rand schieben"

Ich nutze es selbst nicht so explizit, aber in meinem Wortschatz sind diese Worte vorhanden und werden ab und zu auch verwendet. Auch wenn ich Master-Studentin der Gesundheitswissenschaften bin und durchaus in der Lage bin mich angemessen und eloquent der hochdeutschen Sprache zu bedienen.

Schauen wir mal in andere Länder und Kulturkreise, besipielsweise im Arabischen, z.B. der libaneische Dialekt ist super obszön. "Fick deine Schwester/Mutter" ist ein durschnittliches Fluchwort schon seit eh und je.
Ist es dann nicht auch eine Frage des gewohnten Sprachgebrauchs? Eben viele Redner hier sind so sozialisiert, dass es als ungewöhnlich/unpassend angesehen wird, sich derartiger Sprache zu bedienen. Die heutigen Generationen empfinden es als völlig normal..keiner guckt komisch, weil von einer F*tze gesprochen wird. Vllt als Lady Bitch Ray damit anfing, war es noch ein drastischer Tabubruch, heute aus meiner sicht sind wir über diesen initialen Tabubruch bereits hinweg und finden derartige Sprache so oft in Songs, weil es eben kein Tabu mehr ist.

Ob man sich das jetzt anhören mag, ist jedem individuell überlassen. Ist ja gut so, den über Geschmack lässt sich bekanntlich nicht streiten.

Liebe Grüße 🤗
 
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Hmmm, irgendwie erinnert mich diese Diskussion hier gerade an >> Deutlich ältere Menschen diskutieren über die Sprache/Ausdrucksweise deutlich jüngerer Menschen 😉
Eine dieser Diskussionen, die alle paar Jahre hochploppen und in der Regel von denen, die deutlich jünger sind, belächelt wird. Und egal, ob es uns alten, weißen Männern/Frauen nun gefällt oder ob wir diese Sprache noch verstehen, Sprache verändert sich nun mal. Ich finde Rap in der Regel auch „Scheiße“, Aber es gibt ihn nunmal und der „geht auch nicht wieder weg“ 😉.
Schauen wir mal in andere Länder und Kulturkreise, besipielsweise im Arabischen, z.B. der libaneische Dialekt ist super obszön. "Fick deine Schwester/Mutter" ist ein durschnittliches Fluchwort schon seit eh und je.
Genau und diese Kulturkreise haben Dank Globalisierung und Zuwanderung auch Einfluss auf unsere Sprache und nicht nur darauf. Und das ist gut so! Nicht immer und alles, aber oft.
Wenn ich die „Kollegen“ meiner 17-jährigen Tochter untereinander/miteinander reden höre >> Während meiner Jugend hätte es blutige Nasen gegeben, aber das Rad dreht sich nunmal weiter und wer das nicht zumindest akzeptieren kann/will wird große Probleme bekommen.
 
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Also ich will die Fäkalsprache gar nicht verteidigen, weder von Frau noch von Mann. Ich mag solche Texte überhaupt nicht.

Ich mag aber auch nicht stundenlang über ein für mich völlig beklopptes, häßliches Gemälde schwärmen bei dem Andere Preise jenseits der 100T Euros ausrufen.

Für alles gibt es eine Zielgruppe. Und für alle ist es Kunst.
Ich höre ruhige Musik zum abschalten, rockige Musik zum aufdrehen, poppige Musik zum tanzen, aufbauende Musik beim Sport.
Genauso ist es mit den Texten. Die dienen letztendlich nur dazu uns in verschiedenen Lebenssituationen abzuholen.
Wenn meine Freundin mich verlässt höre ich keine Texte über Blumen, Sonne und Regenbogen.

Wenn ich Schmetterlinge im Bauch habe gefallen mir plötzlich keine Texte über verlogene Bitches die man bügeln muss.

Was jetzt gerade aber Frauen dazu bewegt Fäkalsprache zu benutzen lässt sich für mich nur so beantworten: ja warum denn nicht? Machen die Männer doch auch.

Viel schlimmer als das finde ich aber bei manchem deutschen Rap die furchtbare Grammatik. Wobei selbst das Stilmittel und Kunst ist/sein kann.

Beleidigungen in Songtexten ist ein gängiges Stilmittel in gewissen Genren. Wenn jetzt Helene Fischer, Beatrice Egli, Silbermond oder Nena damit anfängen würden Wörter wie F*tze oder so zu benutzen dann sollten wir uns Gedanken machen und den Thread hier nochmals stärker befeuern 🙂
 

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