Ganze Songs improvisieren

  • Ersteller chabuya
  • Erstellt am
C
chabuya
Registrierter Benutzer
Zuletzt hier
04.09.12
Registriert
03.01.10
Beiträge
70
Kekse
39
Hallo auch,
ich steh momentan vor folgendem Problem:
Ich bin seit einem Monat nun in einer Band, die drei anderen Mitglieder haben jedoch DEUTLICH mehr erfahrung. Ich persönlich spiel erst seit ~2 Jahren still in meinem Kämmerlein. Nachdem wir testweise ein paar Songs gecovert haben, laufen die Proben jetzt so ab, dass wir versuchen etwas zu improvisieren. Ich soll mir dann schnell eine Melodie ausdenken und daraus dann noch eben on the fly eine passende Bridge, Refrain usw. basteln, womit ich aber sehr große Probleme hab.

Meine Frage: Ist das so wirklich gängige Praxis, einfach irgendwie was zu spielen, ohne sich vielleicht erstmal Gedanken zu nem Song zu machen? Und wie kann ich dieses Improvisieren üben? Ich habe mich die letzten zwei Jahre auch etwas mit Musiktheorie beschäftigt, allerdings hat mir das in diesen Situationen wirklich nicht groß geholfen. Improvisieren zu einem Backingtrack ist für mich kein großes Problem, aber einen ganzen Song spontan auszuspucken ist dann doch zuviel. Habt ihr da Tipps?

Bester Gruß
 
Eigenschaft
 
Ich kann da nur von mir selbst sprechen:
Wenn es wirklich um ganze Parts geht, dann denke ich nicht vom Instrument aus, sondern versuche mir vorzustellen, was der Song an der Stelle braucht. Imho macht es auch wenig Sinn, wenn alle ohne Absprache anfangen, drauf los zu improvisieren. Schließlich weiß niemand, in welche Richtung es gehen soll. Ich versuche dann eher, mit Lautmalerei und Beschreiben meiner Vorstellung den anderen klar zu machen, worum es mir geht. Dazu ist alles erlaubt, sei es nun Vorsummen von Melodien oder "Kräsch Bumm Bäng" für Schlagzeugfills.

Um die Ideen dann aufs eigene Instrument zu übertragen, sind natürlich zumindest grundsätzliche Kenntnisse über Skalen und Tonzusammenhänge erforderlich. Das ist aber vor allem eine Sache der Erfahrung und Routine, auf die man dann zurückgreifen kann. Mach dir keinen Stress, sei ehrlich zu dir selbst und versuche nicht, vorzugaukeln, du könntest aus dem Stand bahnbrechende Licks produzieren, denn das endet nur in Frust. Für einen gelungenen Refrain ist nicht nur ein Instrument, sondern die ganze Band verantwortlich.
 
Beim Jammen hilfts meist erstmal auf die Finger der anderen Musiker zu schauen. Da weiß man, was harmonisch gerade passt und kann sich davon passende Skalen zusammenfitzeln. Ansonsten ist Kommunikation wichtig. Das ist das, wofür man die ganze Theorie zum Schluss braucht. Melodien und Akkorde finden ist auch ohne möglich, aber in einer Band ist es äußerst hilfreich, wenn man das, was man gerade macht, auch den anderen unkompliziert erklären kann. Einem Keyboarder bringt es nichts, wenn man ihm sagt "Ich spiele Pentatonik im 5. Bund", eher schon "Blues-Schema in A" oder "1 Takt A, 2 Takte D7, Break, Coda, Turnaround, von vorne ...blabla".

Ich hatte verschiedene Bands und das Songwriting war bei jeder Band komplett anders.
z.B kann jeder sich Riffs und Melodien daheim ausdenken und bei der Probe wirds dann zusammengesetzt.
Manche bevorzugen den Jam-Ansatz. Man spielt wild darauf los und wenn was gutes dabei rauskommt, wirds weiterentwickelt.

Komplette Songs entstehen wohl kaum aus einer Jam-Session. Dazu brauchts ne ganze Probe, öfter sogar mehrere.

Man kann auch beide Ansätze kombinieren. Einer kommt mit ner Idee oder mehreren an und dann wird darüber gejammt und jeder versucht, etwas Passendes zu spielen, bis die ganze Band im Einklang ist. Man sollte dabei auch jeder Idee genug Zeit geben und nicht von einem Part in den nächsten hetzen.

Eine Probe ist nicht dazu da, sofort perfekte neue Songs zu produzieren, sondern mit vorhandenen Ideen - das kann eine Akkordfolge, eine Melodie, ein Riff, etc. sein - zu spielen, diese auszureizen und zum Schluss genug neue Ideen und Material für einen fertigen Song zu haben. Am besten kann sich dabei jeder einzelne Musiker beim Jammen entfalten. Ausserdem fördert das gleich das Gefühl fürs Zusammenspiel der Band und hilft einem später bei Auftritten, falls mal was nicht klappt und man improvisieren muss (Ausfall eines Instruments, Rhythmusgruppe kommt ausm Takt, etc.).

Wichtig ist auch, dabei nicht den Fokus zu verlieren. Jammen macht Spass, aber wenn was dabei rauskommen soll, muss man auch mal den Song unterbrechen und gelungene Ideen festhalten. Ein Notizbuch oder Aufnahmegerät sind da sehr hilfreich. Ein paar grobe Skizzen reichen, man muss nicht alles vollständig und korrekt ausnotieren. Hauptsache, man kann es bei der nächsten Probe aus den Aufzeichnungen rekonstruieren.

Üben kann man sowas am besten bei der Probe selbst. Falls deine Kollegen mehr Erfahrung haben, helfen sie dir bestimmt auch gerne, deine musiktheoretischen Kenntnisse sinnvoll anzuwenden. Einfach Fragen, schaden wirds auf keinen Fall.

Am Ende findet jede Band ihren eigenen Weg. Also trau dich, leg los und du wirst dich reinfitzen. Wenn du nen Fehler machst, werden die anderen es dir schon sagen.

EDIT.: Btw.: Was für eine Musikrichtung spielt ihr?
 
Zuletzt bearbeitet:
Einen Kommentar vermisse ich bisher: Redet miteinander!

Es gibt Dinge, da macht es Sinn ein Fachforum zu befragen, aber wenn es irgendwelche Komplikation mit meinen Bandmitgliedern gibt, dann sprech ich das direkt bei der Probe an.

Keine Ahnung, ob euer Probenstil normal ist, jeder macht es anders und keiner wird alles kennen, also kann dir die Frage auch niemand seriös beantworten. Ich habe zumindest den Eindruck, dass eure Art zu proben nicht grade zielführend ist, falls ihr ein Ziel habt?!

Es bringt nichts, wenn du über evtl. Probleme die du in den Proben hast, einfach hinweg siehst. Sprich es an, wenn du nicht einfach mal so loslegen kannst. Entweder wird man auf dich eingehen und die Probe wird produktiver oder den anderen ist es egal, dann ist es wohl die falsche Band für dich.

Ich kenn dein Problem, ich bin auch der "schwächste" in meiner Band. Alle anderen verdienen Geld mit dem Musik machen, ich mach es nur zum Spaß und hab auch nicht allzu viel Zeit dafür. Anfangs hatte ich auch so einige Probleme, vor allem mit der Fachsprache der studierten Musiker. Was macht man da? Man sagt, was man nicht versteht, die anderen erklären es einem und am Ende profitieren alle davon.
 
Aber bei jeder Probe drauflos zu improvisieren klingt meiner Meinung nach schon etwas merkwürdig. Ihr macht doch keinen Jazz oder Progressive Rock. Beim Improvisieren kommt es einmal drauf an die Skalen zu kennen bzw. zu wissen was wozu passt und einierseits ein gewisses Repertoire an fertigen Licks abrufen zu können, die man dann hier und dort einstreut.
Ich wäre auch genervt, wenn ich mir jedes mal ein kompletten Song aus den Rippen improvisieren sollte. Am besten Du redest mit den anderen drüber.
 
Hallo auch,
ich steh momentan vor folgendem Problem:
Ich bin seit einem Monat nun in einer Band, die drei anderen Mitglieder haben jedoch DEUTLICH mehr erfahrung.

Das ist kein Problem, sondern toll. Solange dich die anderen an ihrer Erfahrung teilhaben lassen. Das sie dich anscheinend einbinden und pushen sieht man ja weiter unten.


Ich persönlich spiel erst seit ~2 Jahren still in meinem Kämmerlein. Nachdem wir testweise ein paar Songs gecovert haben, laufen die Proben jetzt so ab, dass wir versuchen etwas zu improvisieren. Ich soll mir dann schnell eine Melodie ausdenken und daraus dann noch eben on the fly eine passende Bridge, Refrain usw. basteln, womit ich aber sehr große Probleme hab.

Wie machst du das denn bisher zu Hause? Noch nie Riffs ausgedacht? Oder einfach mal vor dich hingespielt? Songs geschrieben?

Meine Frage: Ist das so wirklich gängige Praxis, einfach irgendwie was zu spielen, ohne sich vielleicht erstmal Gedanken zu nem Song zu machen?

Ja, natürlich. So sind die größten Songs der Rockgeschichte entstanden. Und so macht das auch am Meisten Spaß. Natürlich gibt es auch den Weg, dass einer einen kompletten Song per Mail rumschickt und alle müssen zur nächsten Probe das lernen, was einer geschrieben hat. Aber spannender ist doch das Entwickeln einer Idee im Proberaum, wenn man nicht weiss was dabei rumkommt. Das kann der größte Mist sein, oder etwas völlig geiles.

Und wie kann ich dieses Improvisieren üben?

Drumcomputer mit einem Beat programmieren und losspielen und schauen was passiert. Einfach mal den Beat auf dich wirken lassen, fühlen und sich eine Idee im Kopf formen lassen, die du versuchst in die Finger zu kriegen. Je mehr du das übst, umso besser wirds mit der Zeit.

Ich habe mich die letzten zwei Jahre auch etwas mit Musiktheorie beschäftigt, allerdings hat mir das in diesen Situationen wirklich nicht groß geholfen.

Das zeugt dann aber davon, dass du die Theorie nicht wirklich verinnerlicht hast. Allein mit E-Moll und Powerchords müsste da doch was zu machen sein. Oder ganz simpel die offenen Akkorde. Damit lässt sich schon so viel machen......

Improvisieren zu einem Backingtrack ist für mich kein großes Problem, aber einen ganzen Song spontan auszuspucken ist dann doch zuviel. Habt ihr da Tipps?

Kein Mensch erwartet einen kompletten Song in 2 Minuten. Wenn ist das völlig überzogen. Aber 1-2 Parts sollten aus dem Improvisieren heraus schon drin sein. Hörst du selbst viel Musik? Mich inspiriert es ohne Ende (gerade zur Zeit) auch alte Klassiker zu zerlegen und einfach zu schauen was für Akkorde und in welcher Reihenfolge gespielt werden. Da kann man sich eine Menge raushören.
Was du neben der Theorie brauchst, sind auch Standard-Riffs. Die kann man dann auch durchaus mal frei neu interpretieren oder abwandeln.
 
Ahoi,
danke für die Rückmeldung. Natürlich hab ich mit denen auch darüber gesprochen, ich wollte mir hier nur ein paar Tipps und Meinungen abholen. Damit das richtig verstanden wird, ich bin auch tierisch froh, das erleben zu dürfen da ich so sicher eine Menge lerne. Das würde jedoch mehr Spaß machen, würde dabei was Nettes fürs Ohr bei rauskommen :D

Die Richtung würde ich wohl unter Alternative/Indie Rock einordnen, kann sich ja aber alles noch ändern.
Ich klimper zwar dauernd geistesabwesend auf der Gitarre rum, jedoch kommt da nur selten was vernünftiges raus, und das ist auch bereits nach 2min wieder vergessen. Ich schätze ich hab mich die ganzen zwei Jahre über wirklich zu sehr aufs covern konzentriert, ohne mir selbst etwas zu überlegen.
In der Theorie bin ich eigentlich relativ fit, allerdings hab ich nie wirklich versucht das ganze auch mal in die Praxis umzusetzen. Was ich jetzt jedenfalls tun werde: Anschlagmuster raussuchen und verinnerlichen und Akkordfolgen basteln die mir gefallen, damit ich dann auch was zum Abrufen hab.
Danke zusammen!
 

Ähnliche Themen


Unser weiteres Online-Angebot:
Bassic.de · Deejayforum.de · Sequencer.de · Clavio.de · Guitarworld.de · Recording.de

Musiker-Board Logo
Zurück
Oben