Gibt es hier Berufsgitarristen?

  • Ersteller Fingers Freddy
  • Erstellt am
Stringgod schrieb:
An der kunsthochschule Arnheim. ArtEZ
Warum Holland ? Konkret weil damals ein cooler Drummer hier aus der Gegend auch da war. Und ich dachte mir, dass ich für Deutschland nicht gut genug Jazz spielen konnte. Und ist ne gute Hochschule, sogar mit nem deutschen Gitarrendozent. Frank Sichmann, der auch in Essen Dozent ist..

Ic habe schon des öfteren gehört, dass die unis in holland ratsam sind. aber wie ist das mit der sprache:rolleyes:
wird in englisch unterrichtet oder musste noch die sprache lernen??
 
Ja, ich frag mich dasselbe. Hat vielleicht noch jemand ne Antwort parat?

Gruß,
Der Mo
 
Hi, ich bin Gitarrist und mache momentan Aufnahmeprüfungen in Deutschland und Holland.
Viele Websites der niederländische Musikhochschulen sind auf Englisch, da findet man viele Infos, zB die vom Conservatorium van Amsterdam. Dort steht auch, dass der Unterricht entweder auf Niederländisch oder Englisch erfolgt. Ich weiß aber dass mindestens einer der dortigen Jazzgitarrendozenten auch Deutsch spricht. In Arnheim war meine Aufnahmeprüfung auch auf Deutsch. Viele niederländische Studenten hatten früher übrigens Deutschunterricht in der Schule. Und da es zusätzlich viele deutsche Studenten giebt an die man sich im Notfall wenden kann, wird man auf alle Fälle irgendwie zurechtkommen, auch wenn das Englisch nicht perfekt ist. Schwieriger ist es für Bewerber außerhalb der EU: "foreign candidates from non-English speaking countries outside EU, need to present a TOEFL or IELTS certificate with a sufficient score".
Viele Grüße
 
Hallo, ich bin kein Berufsgitarrist, aber kenne einige Berufsmusiker und -gitarristen mehr oder weniger ;) Deshalb schreib ich auch mal was

2 mit denen ich geredet habe, haben vor ein paar Jahren jeweils ihr eigenes Musikgeschäft aufgemacht und geben dort Unterricht. Das sind meistens mehrere Stunden Unterricht am Tag, darunter fallen (für mich :D ) dann auch Sachen wie Bandcoaching oder sowas, meistens unterrichten andere noch in den selben Örtlichkeiten, einer vermietet dazu noch Proberäume..
In den Musikläden wird viel Beraten und meistens sind die Gitarren im 50 bis 250€ Bereich (also mehr oder minder Schund), es wird sich hier halt eher an den Anfängern ausgerichtet, die noch kein Geld ausgeben wollen.
Die beiden haben allerdings vorher Jahrzehntelang andere Sachen gearbeitet und haben dann irgendwann entschieden, dass sie Hauptberuflich Gitarre spielen wollen ;) Mit der Entscheidung hat man also meistens genug Zeit.. Der große Vortei list, dass diese Leute außerhalb ihrer Musikschule mit ihrer eigenen Musik Geld verdienen können und nicht auf Coverbands oder soetwas angewiesen sind.

Und auch hier im MB gibt's ja wahrhaftige Gitarrengötter, die ihr eigenes Studio aufgezogen haben, die haben, wenns gerade gut läuft, nicht einmal Zeit Unterricht zu geben.. Da steckt aber sehr viel Know How hinter, da fängt, glaube ich, keiner mit an..

Dann kenn ich einen, der einfach viel drauf auch mit der ganzen Hardware etc. und der ist in einer nahegelegenen Musikschule tätig und gibt da ein bisschen Unterricht, glaube aber nicht, dass das schon für seinen ganzen Lebensunterhalt reicht ^^ Aber der ist auf jeden Fall auf dem Weg zum Berufsgitarristen

Einer ist Musiklehrer geworden, hat vorher klassische Gitarre studiert (ist, glaube ich, der einzige, der das studiert hat), kann auch Klavier spielen und gibt ganz klassisch in der Schule Unterricht und leitet nebenbei noch die Schulband und hat auch seine eigenen Gitarrenprojekte am laufen, mit denen er hin und wieder auftritt.

Und dann kannte ich noch einen, der auch echt guter Gitarrist war, aber sein Geld hauptsächlich damit verdient hat, eigene Verstärker zu bauen, anzupassen und auch die Verstärker aller größeren Gitarristen in der Umgebung zu modifizieren und zu reparieren..


So hat irgendwie jeder seine Nische gefunden, das Studium ist da nicht zwangsläufig notwendig.. Aber man darf halt auch nicht vergessen, dass die z.T. auch 30 Jahre geübt und praktiziert haben, bevor sie da eingestiegen sind und dass ich halt auch einfach wenig mit echten Session Musikern o.Ä. zu tun haben.. Wenn sich ein Gitarrenlehrer mal verspielt oder irgendwas nicht 100%ig kann, ist das nicht so wild, über dem Schüler steht er ja meist allemal.
Ich kenn aber auch einen Berufspianisten, der musste schon in zwei Wochen "O Fortuna" lernen und spielen können und der darf sich nicht einfach verspielen und sagen 'Oh, ja ist ja nur ein Auftritt mit Chor und Kirche, das hat bestimmt niemand bemerkt' oder sowas ;) Da muss man sein Handwerk ohne Fragen beherrschen.

Eine Sache noch: Einer meinte hier "wer wirklich gut spielt, bei dem rollt auch der Rubel".. Das muss man auf jeden Fall gut überdenken, es gibt Gitarristen, die sind unvorstellbar gut und können alles machen und stehen dann vor der Wahl: Musik kommerziell machen, die sie nicht spielen mögen oder Unterricht geben bis ans Lebensende und irgendwie über Wasser halten. :( Schon traurig manchmal, man weiß einfach vorher nicht, ob man Glück hat oder nicht. Meistens eher nicht :rolleyes:


PS: Die richtig dicke Kohle kommt, glaube ich, bei niemandem rum, da muss man sich nichts vormachen.. Ich glaub man ist gut, wenn man seinen Lebensstandard nicht groß senken muss, um sich über Wasser zu halten
 
Ich kenne mehrere Profis, eigentlich haben alle, die von der Musik leben, als Basisberuf "Lehrer".
Man muß stilistisch sehr flexibel sein, eine gute Selbstorganisation haben (Tournee spielen und dann wieder Stunden nachholen, am Vormittag da spielen, am Nachmittag 100 km woanders...)
Ein Bassist, mit dem ich spiele, hat ein abgeschlossenes Studium für Jazz und Popularmusik und arbeitet trotzdem als Buchhändler. Ihm ist es eben lieber, so mit Familie, wenn er am Monatsersten mit einer fixen Summe am Konto rechnen kann.
Einerseits beneide ich die Profis, mit denen ich spiele, ein wenig, andererseits weiß ich es oft zu schätzen, daß ich als Dilettant die Freiheit habe, nur die Musik machen zu dürfen, die mir wirklich gefällt, ohne Zwang, damit meinen Lebensunterhalt verdienen zu müssen.
 
Ich kenne ein paar Leute die es in unterschiedlichen Richtungen versuchen/versucht haben. Über die Leute dann auch noch ein paar andere Leute in der Sparte.
Obwohl ich auch gerne sehr viel mehr mit Musik zu tun hätte, bin ich absolut froh dass ich nie den Gedanken verfolgt hatte, damit Geld zu verdienen. Ein großer Konkurrenzkampf, "betteln" um verschiedene Möglichkeiten, Geld zu verdienen, Nebenjobs an jeder Ecke. "Gute Leistung" ist i.d.R. nur temporär, eine Festeinstellung in welcher Position auch immer ein großer Glücksfall. Studierte Musiker (nicht nur Gitarre) gibt es mehr als man denkt. Für verhältnismäßig sehr wenige stellt das studierte Instrument später die Haupteinkunft dar, wobei man relativ lange mit dem Studium beschäftigt ist. Wer diesen Weg einschlägt, sollte sich vorher bewusst sein, dass er sich nur mit viel Glück später ohne Nebenjobs vernünftig über Wasser halten kann. Für einige gab es ein böses Erwachen, die meisten davon haben sich dann mit mitte 20 noch für ein (Fern-)Studium der Wirtschaft etc. entschieden und Musik nur noch als Hobby gehabt.

Noch ein Beispiel: Ich kenne jemanden in einer recht erfolgreichen Deutschen Band. Über 100 Gigs im Jahr, Festivals etc., Titeltrack zu einem Privatsender-Event. Ohne den Nebenjob im Musikladen hätte er Probleme.
Aufgrund dieser (Gott sei Dank nicht eigenen) Erfahrungen kann ich vom Berufsbild "Musiker" nur abraten oder zumindest zum unfassenden Nachdenken anregen. Ohne zahlreiche Connections und jeder Menge guten, aussergewöhnlichen Ideen geht hier gar nichts.
 
Habe eine ähnliche Meinung wie Julian.

Was mich vor allem abschrecken würde, Gitarre macht ja gerade deshalb so vielen so viel Spaß, weil man eben spielen kann wann man will und was man will. Wenn man mal nicht will, dann spielt man halt nicht. Wenn man jetzt aber sein Geld damit verdient und jeden Tag stundenlang spielen muss und dann auch noch sehr häufig Sachen spielen muss, die einem persönlich überhaupt nicht gefallen, nur um ein paar Euro zu verdienen um nicht zu verhungern, dann könnte die Begeisterung sehr schnell wieder weg sein.

Und die Chancen irgendwann Mitglied einer erfolgreichen "Megaband" der Marke Slayer, Kiss oder Metallica zu sein oder als Gitarrist für Ozzy Osbourne zu spielen sind wohl geringer als die Wahrscheinlichkeit beim sch... vom Blitz getroffen zu werden.

Also, lieber hab ich ein supertolles Hobby, dass mich den Rest meines Lebens begeistert, als einen exotischen Beruf von dem ich kaum leben kann und der mir dann auch noch den Spaß an meinem ehemals schönstes Hobby versaut. Ausnahmen gibt es immer, aber wohl recht selten.
 
Entweder Du willst es, oder Du lässt es bleiben.
 
Max hat total Recht mit dem was er sagt. Wenn man darüber nachdenkt und Pro und Kontra Listen erstellt sollte man es gleich bleiben lassen.
Ich habe das bei mir zum ersten mal während meiner Ausbildung gemerkt. Ich habe 1 Jahr lang eine Ausbildung in einem Industriebetrieb gemacht. Problem war nur, dass ich jede freie
Gedankenminute bei der Musik war. Wenn nichts zu tun war habe ich heimlich Harmonielehre gelernt und nichts gearbeitet. Habe generell immer versucht so wenig wie möglich zu machen um Musik zu lernen. Wäre nie auf die Idee gekommen auch nur ein bisschen zu viel Energie für diesen Beruf aufzuwenden. Ich war mit dem Kopf immer nur bei der Musik und habe mich für nichts anderes interessiert. Habe das Debakel dann nach einem Jahr beendet um meine Hochschulreife nachzuholen und mich auf die Aufnahmeprüfung vorzubereiten. Es gab seitdem natürlich immer mal Selbstzweifel, aber die haben einen eigentlich im Endeffekt immer nur weiter gebracht. Man kann sich ruhig fragen ob man wirklich gut genug ist, aber man darf halt nicht aufgeben zu kämpfen. Ich wäre rein psychisch nicht in der Lage etwas anderes wirklich gut zu machen, weil mein Kopf immer woanders wäre.

Wobei ich es natürlich 100% verstehen kann die Musik nur als Hobby zu lieben. Es ist auch wirklich unbeschwerter und man kann natürlich so Musik auch auf eine ganz andere Weise voll auskosten. Wenn mich jemand fragen würde, könnte ich es auch nicht wirklich weiter empfehlen Berufsmusiker anzustreben ^^. Bei keinem anderen Job muss man so viel können für so wenig Geld
 
ich arbeite damit ich Musik machen kann! Das ist hart, aber leider oft die bessere Option wenn man gerne Musik macht (ich mache meinen Job allerdings sehr gern :)).

Ansonsten kenne ich auch Berufsmusiker, die wirklich gut und sogar bekannt sind und auch internationale Auftritte mit den Größen der Musik im Portfolio haben. Tja, trotzdem wohnen sie in einer WG, reisen ständig (mit dem Zug natürlich) von einem Gig zum nächsten und unterrichten viel um sich irgendwie über Wasser zu halten. Es ist echt hartes Brot. Entweder man liebt es und will nie wieder etwas anderes machen, oder man lässt es sein.

Aber das trifft auf viele Künstler zu. Ich kenne Maler mit Teilzeitjobs in einem Fremdberuf weil sie von Ihren Bildern nicht leben können und Schriftsteller, die irgendwelche Tagesjobs machen.

Es muss nicht so sein, aber es ist oft so. Und ich kenne keinen einzigen Künstler, der mit seiner Kunst gut Geld verdient.

Künstler sind eben hauptsächlich Künstler im Überleben.
 

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