Grundregeln für Akkord Voicings

Ist ja alles schön und gut, nur ist das alles gar keine Theorie, sondern eben Praxis.

Mag sein, dass es in der Lehre den 11er nicht gibt, als Bezeichnung habe ich es jedenfalls schon gesehen.
Ja, ich auch schon. Aber was Akkordnamen angeht, haben wir alle schon alles mögliche und
unmögliche irgendwann irgendwo gesehen ... das kann und soll ja nicht der Maßstab sein.

Man muss wohl lernen, auch mit den falschen Bezeichnungen umzugehen und sich zu fragen, was gemeint sein könnte.
Da gebe ich Dir recht. Aber das muß man ja sowieso.

Und wenn es bei ner Session schnell gehen soll, rufe ich: "Spiel den 11er" ...
Da bin ich sogar noch schneller: Ich rufe einfach "SUS !" ...

Thomas
 
Aber sus könnte doch auch nur Csus4 heißen, ohne 7/9.
 
Aber sus könnte doch auch nur Csus4 heißen, ohne 7/9.
Es geht (mir) ja auch um die Akkordqualität. Die genauenTensions sind mir doch im Zusammenspiel weitgehend wurscht. Die ändern nichts am Basisklang.
Und "sus" liefert schon mal genau die Information, die es braucht, um die gewünsche Akkordqualität zu erzeugen.

Abgesehen davon würde wohl kein jazz-affiner Musiker auf einer Session einen sus-Akkord ohne 7 spielen. Das liegt außerhalb meiner Vorstellungskraft.

Thomas
 
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@m0m07 Prima, dann ist Support bei allen Fragen ja gar kein Problem. :D

Gruß Claus
 
Ist ein Sus2 Akkord wirklich so untypisch für Jazzmusik und falls ja, gibt es einen Grund warum der Sus 4 häufiger benutzt wird?
Der Fall liegt en bisschen anders: Der Popmusiker schreibt ein Akkordsymbol, weil er einen bestimmten Klang haben möchte. Der sus2 ist so ein Klang. Der Jazzer denkt in Funktionen, oder, wie @turko sagt, in Akkordqualitäten, also: Hier ist eine Tonika, hier eine Dominante, hier eine Subdominante etc. Wenn es sich z.B. um einen Tonikaakkord C handelt, kann der Jazzer selbst im Augenblick entscheiden, ob er C6, Cmaj7, Cmaj9, C69, Csus2, Cadd9, Cmaj7(#11) oder sonstwas passendes spielt. Bei einem Dominantakkord entscheidet er selbst, ob er den in eine II V auflöst, eine Tritonussubstitution spielt, einen sus4, ob er eine 9, #9, 13, b13, #11 (...) oder Kombinationen davon hinzufügt. Das Akkordsymbol sus2 spielt in diesem System keine Rolle, der Jazzer spielt aber den Akkord durchaus da, wo er passt. Der Jazzer ist also frei in der Ausführung seiner Akkorde. Der Popmusiker verlangt an bestimmten Stellen seines Songs einen bestimmten Akkord, d.h. er legt fest, daß an einer bestimmten Stelle z.B. ein sus2 klingen soll. Und da hat man dann auch keine Wahl, das ist dann obligatorisch, weil es sonst den Charakter des Songs verändert.

Es gibt natürlich - wie immer - Mischformen.

Viele Grüße,
McCoy
 
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Ist ein Sus2 Akkord wirklich so untypisch für Jazzmusik und falls ja, gibt es einen Grund warum der Sus 4 häufiger benutzt wird?
Da will ich noch einmal den Begriff der Akkordqualität bemühen und näher erläutern:

Es gibt verschiedene, ganz grundstätzliche Akkordqualitäten. Jede dieser Akkordqualitäten hat ihren ganz speziellen, ganz eigenen Klang und daher auch ihm immer wieder zugewiesene harmonische Funktionen:

- Dur (Maj7)
- Moll (m6 - m7 - MinMaj)
- Dominantsept (7)
- Vermindert (7dim)
- Sus (7sus4)
- Eventuell könnte man sog. halbverminderte Akkorde (m7b5) auch noch als eigene Qualität anführen ... aber das ist ein Detailproblem.

Ein Durakkord wird immer wie ein Durakkord klingen, egal, ob es ein Fadd9, Fmaj7 oder Fmaj7/9 oder Fmaj7/#11 ist. Der Grundklang ist immer der gleiche. Und nie wird man ihn mit einer der anderen Akkordqualitäten verwechseln können.
Gleiches gilt sinngemäß für die anderen Akkordqualitäten.

Sus-Akkorde (Der Begriff meint hier 7sus4-Akkorde) bilden deswegen eine eigene Akkordqualität, weil sie klangliche Eigenschaften haben, die mit nichts anderem vergleichbar sind (schwebend, unbestimmt, ...). Überhaupt dann, wenn sie als Slashakkorde gevoiced werden. Deswegen werden sie im Jazz gerne gebraucht. Sie sind eine Möglichkeit, klanglich etwas auszudrücken, das anders nicht ausgedrückt werden kann.

Im Gegensatz dazu ist jeder sogenannte sus2-Akkord ohne weiteres mit jeder Art von Dur-Akkord austausch- und verwechselbar. Er bietet klanglich nichts neues.

Anmerkung: Natürlich sind Tensions bei der Akkordwahl wichtig und zu berücksichtigen, damit keine Konflikte mit der Melodie oder mit anderen Instrumenten entstehen, und damit eine schöne Stimmführung gewährleistet ist. Aber die grundlegende Akkordqualität beeinflussen sie eben nicht.

LG
Thomas
 
... gibt es einen Grund warum der Sus 4 häufiger benutzt wird?

Der Kollege @McCoy hat ja bereits eine Erklärung gegeben. Zwei weitere Erklärungsansätze:

(1.) Sus4-Akkorde sind historisch vertraute Klänge.
Vor der Etablierung der Kadenzformeln mit dominantischen Septimakkorden (18. Jh.) war die Formel 4-3 (Quartvorhalt mit Terzauflösung) eines der wichtigsten Kadenzsignale zur formalen Gliederung, z.B. G4-G(3)-C bzw. Cm.

(2.) Sus4-Akkorde können als "quartal chord voicings" interpretiert werden.
Im "modernen" Jazz (d.h. ca. 1950er und später) hat man - wie einige Jahrzenhnte zuvor bereits in der Neuen Musik des 20. Jh. - u.a. auch nach Akkordstrukturen gesucht, die nicht ausschließlich auf Terzschichtungen beruhen, z.B. quartgeschichtete Akkorde ("Quartal Chords").
So erhält man durch das "quartal chord voicing" eines Csus (c-f-g) einen Quartenklang G-c-f (in Quintenanordnung F-c-g) , bzw. eines Csus 7 einen Vierklang G-c-f-b, eines Csus7/9 einen Fünfklang D-g-c-f-b.

Der Jazzer denkt in Funktionen ...

Vielleicht verklickert das mal jemand den Autoren der "Jazz-Harmonielehren", die stur und steif behaupten, ihr System beruhe auf der Stufentheorie :whistle: ...
 
@m0m07 Falls Du einfaches Englisch verstehst habe ich noch einen Tip, die Erläuterungen stehen zum Nachlesen auch auf der Internetseite unter dem Video.
Hinter dem folgenden Link demonstriert Jonny May einen gut nachvollziehbaren Weg vom Akkord als Dreiklang über die Akkorderweiterung zu zwei Voicings in der Anwendung auf die Akkordtypen maj7 (6/9), m7 und 7 (Dominantseptakkord).
Das ist natürlich nur eine Einführung ins Thema, keine erschöpfende Abhandlung.
https://pianowithjonny.com/piano-lessons/jazz-piano-chords-the-complete-guide/

Gruß Claus
 
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