Hi,
der JB jr. ist für Deine Zwecke sicher nicht verkehrt. Dem Kollegen muss ich in sofern recht geben, als er nicht wirklich wie ein großer HB klingt, aber das muss er vielleicht auch gar nicht. Ich hab ihn bei mir wieder rausgeschmissen, weil ich mir einen offenen, rockigen HB-Ton gewünscht hätte (also eher Van Halen als Judas Priest). Diese schmalen Dinger komprimieren aber (wohl schon bauartbedingt) den Ton und klingen etwas gepresster, nicht so raumgreifend. Gerade deswegen klangen klassische Metal-Sounds und sustainreiche Leads auch ziemlich überzeugend mit dem Teil, aber für sowas hab ich schon andere Gitarren. Was die Vielseitigkeit betrifft: ich hab ein Pushpoti zum Umschalten von Reihe auf parallel benutzt, den Sound fand ich recht überzeugend für cleanere und crunchige Sounds. Wenn Du nicht unbedingt den 100 % originalen StegPU-Sound einer Strat brauchst, dürfte das die meisten Sachen also abdecken. Einen mMn sehr guten Heavy Rock bis Metal-Sound (nicht brachial, eher klassisch) hörst Du hier:
http://www.youtube.com/watch?v=ChAKh5xxQgw
Alex Beyrodt spielt für sowas gerne eine Strat mit JB jr., soviel ich weiß. Entspricht auch recht gut dem Sound, den meine Rockinger mit dem Ding produziert hat.
Äußerst fett und 100 % Metal-tauglich ist der Dimarzio Tone Zone S, das ist ein wirklich fettes Teil. Auch hier würde ich auf Coilsplit oder Parallelschaltung nicht verzichten, um eine cleanere Alternative zu haben.
Keine persönliche Erfahrung hab ich bis jetzt mit Häussel Klingen-PUs, aber die scheinen sowas wie "State Of The Art" auf dem Gebiet schmale HB zu sein und noch deutlich näher an den Sound von Fullsize-HB ranzukommen. Das wär auf jeden Fall eine Alternative.
Deine Mexico-Strat müsste übrigens unter dem Pickguard eine HSS oder HSH-Fräsung haben, von daher bräuchtest Du für einen "richtigen" Humbucker nur ein neues Schlagbrett, aber keine Holzarbeiten. Diese Alternative würde ich also auch nicht völlig außer acht lasssen. Den Strat-Charakter verliert die Gitarre aber dann natürlich ein Stück weit. Was die Auswahl von solchen PUs angeht, gibts aber auch schon genug Threads mit Tipps, denke ich. Nur soviel sei gesagt, dass ich dem FenderFreak recht gebe, was die grundsätzliche Auswahl betrifft: eher gehobene PAF-Power bis in den Bereich eines Duncan Custom, ganz heftige Teile wie ein Tone Zone oder Invader passen zu so einer Strat nicht wirklich.
Was den Output-Unterschied angeht, würde ich mir ansonsten keinen Kopf machen, denn das ist ja doch wohl der Zweck der Sache. Die SCs eignen sich schon aufgrund der Einstreuungen nur bedingt für stark verzerrte Sounds (obwohl der NeckPU einer Strat so schon geil klingt, siehe uns Yngwie...). Ob Du also überhaupt in die Verlegenheit kommst, beide im gleichen Song mit dem gleichen Amp-Sound zu kombinieren, ist die Frage. Bei solchen Sounds wirkt sich der geringere Output allerdings auch weniger in der Lautstärke sondern im Verzerrungsgrad aus, und das bietet schon willkommene Abstufungsmöglichkeiten. Ich hatte damit jedenfalls noch nie ein Problem. Für cleanere Sounds rate ich wie gesagt zu einer Umschaltmöglichkeit, da ein metaltauglicher StegPU, gleich welcher Bauart, in der Standardverschaltung eh scheiße klingt.
Ich selbst hab mich aber wie gesagt dazu entschlossen, es doch insgesamt etwas stratiger zu belassen, obwohl ich selber auch überwiegend stark verzerrte Sounds benutze. Ach ja, Yngwies Sound mag ich auch sehr, das ist ja auch eine Abwechslung im Einheits-Humbucker-Gezerre. Was die Malmsteen-PUs angeht, so sind das jedoch sehr spezielle Teile, von denen ich eher abraten würde. Die haben, man glaubt es kaum,
sehr wenig Output und klingen weder richtig nach Strat noch nach Starkstrom, eher so ein bisschen stumpf. In sofern würdest Du da enttäuscht sein, fürchte ich. Yngwie benutzt deshalb ja auch exzessiv seinen DOD Booster, um genug Verzerrung zu bekommen. Kam für mich deshalb nicht in Frage.
Wenn Du HiGain-taugliche und brummfreie StratPUs mit ordentlich Output und einem Rest Strat-Charakter suchst, rate ich eher zur Dimarzio Area- bzw Virtual Vintage-Serie. Der Heavy Blues 2, den ich am Steg hab, ist wirklich sehr gut geeignet für sowas (und funktioniert zur Kombination mit noch heißeren StegPUs auch recht gut in Halsposition); noch etwas mehr Output und fette Mitten bietet dann der Virtual Solo, der dann aber schon sehr unstratig klingt und schon fast ein bisschen P-90-Charakter hat. Ich hab ihn dann doch durch den Heavy Blues 2 ersetzt. Dreht man das Tonpoti einen Hauch zurück, kann man mit beiden PUs übrigens auch ganz gut einen HB imitieren. Bei der klassischen Stratschaltung geht das leider nicht, aber dafür muss man ja nur einen Draht umlöten.
Als brummfreien HalsPU empfehle ich den Virtual Vintage Blues (aggressiver und mittiger als eine normale Strat) oder den Area 61 (brillanter und näher am klassischen Strat-Sound, aber mit ähnlichem Output wie der VV Blues). wenn Du auf YJM-Sounds stehst, weißt Du sicher, dass der den MittelPU gar nicht nutzt. Ich persönlich mag ihn aber benso wie die Zwischenpositionen recht gerne, und hier leistet ein Area 61 oder VV Blues ebenfalls gute Dienste, oder auch ein VV '54 Pro. Die beschriebene Kombination ist meine bevorzugte Alternative für eine ziemlich vielseitige Rock-Strat, die alles brummfrei bewältigt und von clean bis Metal einfach funktioniert. In meiner Rockinger hab ich das dann auch so eingebaut, nur in der Mitte ist ein VirtuAl2, das ist ein Vorgängermodell des Area 61. Der JB jr. ist damit erstmal in meiner Schublade gelandet, und bisher vermisse ich ihn nicht.
Gruß, bagotrix
P.S.: Eigentlich sollte es diesmal nicht wieder so ein Roman werden...
