Kann man zu Schlagzeug nur elektronisch verstärkte Instrumente spielen?

  • Ersteller michaeldewerd
  • Erstellt am
michaeldewerd
michaeldewerd
Registrierter Benutzer
Zuletzt hier
07.04.24
Registriert
19.02.09
Beiträge
293
Kekse
868
Ort
Wien
Liebe Schlagzeuger

Ich wollte gerne wissen, ob ein Schlagzeug normalerweise so laut ist, dass man dazu nur elektronisch verstärkte Instrumente spielen bzw. mit einem Mikrofon singen kann. Ich muss dazu sagen, dass ich kein Schlagzeug spiele und mich nicht besonders gut auskenne. Ich spiele aber verschiedene Instrumente - Klavier, Gambe, Gitarre, Blockföte, Klarinette und ein wenig Cajón - und singe. Vor einer Weile habe ich mal reagiert auf eine Anzeige von einer Band, der Deutschrock spielte und einen Sänger suchten. Obwohl ich mich normalerweise eher mit Klassik beschäftige, ist meine Stimme recht gut geeignet für Pop- und Rockmusik und ich dachte, dass es nett wäre es mal zu probieren. Es wurde aber eine herbe Enttäuschung. Das Schlagzeug, die E-Gitarre und den E-Bass waren so laut, dass ich mich selbst kaum hören konnte. Obwohl ich eigentlich eine recht kräftige Stimme habe, musste ich permanent brüllen um mich überhaupt hören zu können. Wahrscheinlich lag dass auch daran, dass sie die Tonanlage falsch eingeschaltet hatten, aber ich realisierte schon bald, dass dies überhaupt meine Welt nicht ist.

Vielleicht können viele sich das einfach nicht vorstellen, aber ich mag keine elektronische Verstärkung, weder um selber zu spielen, noch um es zu hören. Ich mag einfach direkt das Instrument oder die Stimme hören und keinen Klang aus einem Lautsprecher. Deswegen mag ich auch Cajón, weil es nicht so extrem laut ist und sich mit einer akustischen Gitarre oder andere Instrumente kombinieren lässt. Also Schlagzeug soll ich besser ganz vergessen?
 
Eigenschaft
 
  • Gefällt mir
Reaktionen: 1 Benutzer
Also akustische Instrumente mit Schlagzeug zusammen funktioniert schon, wenn der Schlagzeuger entsprechend spielt. Es gibt z.B. Jazz-Bands mit Schlagzeug, Klavier, Kontrabass, Banjo, Klarinette/Saxophon, Trompete/Posaune. Der Gesang wird nach meiner Erfahrung bei solchen Bands aber verstärkt.

Gesang ohne Verstärkung funktioniert bei klassisch ausgebildeten Sängern, die zu einem klassischen Orchester singen. Es ist zwar nicht üblich, da ein Schlagzeug haben, aber prinzipiell möglich.
 

Schlagzeug, die E-Gitarre und den E-Bass waren so laut, dass ich mich selbst kaum hören konnte. Obwohl ich eigentlich eine recht kräftige Stimme habe, musste ich permanent brüllen um mich überhaupt hören zu können
Bei Rockmusik, auch bei Pop-Rock ist das völlig normal. So ein Schlagzeug ist auch ohne übertriebenes Gekloppe einfach zu laut, um unverstärkt zu singen. Man kann zwar theoretisch das Kit so streicheln, dass es ginge, aber das macht keinen Spaß und der typische Rock-Sound kommt so auch nicht zu Stande. In anderen Musikrichtungen geht es. Oder wenn man eine Ballade spielt.

ich mag keine elektronische Verstärkung
Dann bist du bei Rockmusik ja auch schon an der ganz falschen Adresse, oder? Da sind elektrisch verstärke Gitarren immerhin das stilprägende Merkmal... :)

Wenn das musikalisch dein Ding ist, öffne dich für verstärken Gesang per Monitor oder In-ear. Wenn du dich darauf einlässt, gewöhnst du dich vielleicht daran.

Ansonsten versuche es mal mit einer deutlich ruhigeren Gangart wie Jazz. Aber auch da: spätestens auf einer Bühne führt kaum ein Weg ums Mikrophon und Monitore...

So schlimm ist das auch gar nicht. Ungewohnt finden das viele am Anfang. Ich schätze du wurdest einfach unangenehm überrascht. Jetzt weißt du ja, was auf dich zu kommt, da lohnt sich vielleicht ein zweiter Anlauf.
 
  • Gefällt mir
Reaktionen: 2 Benutzer
Bleib beim Klassikfach. Alles andere hat bei Deinen Präferenzen keinen Sinn.
 
  • Gefällt mir
Reaktionen: 4 Benutzer
wie immer gibt es ausnahmen.
wir spielen eine mischung aus soul, hiphop und rock bis blues. und das auch in wohnzimmerumgebung. und da ist kein platz für große technik.
das schlagzeug besteht dann nur maximal aus einer snare, einer hihat, einem becken und je nach bedarf eine kleine bass drum oder cajon und einem schlagzeuger, der das ganze entsprechend leise zu spielen in der lage ist. die gitarre (ich) über einen kleinen brüllwürfel, der so leise gestellt ist, daß auch der kleine einen freundlichen sound bringt. und unser sänger, nick, schafft es auch ohne klassische gesangsaubildung aber mit viel unterricht den raum mit 30 oder 40 leuten mit stimme zu füllen.
zugegeben, daß ist nicht das 'normale' setting und die ausnahme, aber es funktioniert und ist natürlich auch abhängig davon, was die zuhörer von einem erwarten.
sagen will ich damit: es geht auch so und wenn du dir geduld nimmst die 'richtigen' leute zu finden, dann findest du auch eine entsprechende band (mach doch selber eine band auf). aber wenn dich diese art von musik und instrumenten interessiert wäre es bestimmt hilfreich hierüber
besser ganz vergessen?
noch einmal nachzudenken und spielerisch auszuprobieren.
 
..Schlagzeug normalerweise so laut ist, dass man dazu nur elektronisch verstärkte Instrumente spiele

Diese Aussage ist so halbrichtig. Wie laut ein Schlagzeug ist, hängt in vor allem vom Trommler ab. Wer einfach nur hirnlos reinlangt, der wird in keiner Konstellation adäquate Resultat erzielen. Zuerst muss man verstehen, was am Schlagzeug genau passiert:
Simpel formuliert wirken zunächst mal mechanische Kräfte. Aber schon hier wird's kompliziert.

Was genau dort passiert ist abhängig von der Kraft und Bewegung des Oberarms, Unterarms und Handgelenk sowie vom Stickgewicht. Es gibt Schlagzeuger, die aus dem Arm heraus spielen und genauso laut sind, wie jene, die übers Handgelenk spielen. Das Stickgewicht kann durch Holzart und Gewichtsverteilung (bspw. Kopflastigkeit = Mehr Gewicht = Höhere Beschleunigung) gesteuert werden. Tipform und Schaft tragen ihr Übriges dazu bei - Ein ausgeprägterer Schaft sorgt für mehr Gewicht vorne, ein kleiner runder Tip wird feiner, etwas leiser und etwas brillanter klingen - ein fass- oder olivförmiger mittiger und lauter.

Betrachtet man das Ziel des Sticks, so lassen sich auch hier Unterschiede feststellen:
Ein dünnes Becken wird schneller Ansprechen als ein dickes Becken. Kleine Becken erreichen schneller ihr Klangmaximum als große Becken.

Bei den Kessel und Becken verhält es sich ähnlich: Ein dicker Kessel wird aufgrund seiner Steifigkeit mehr nach vorne projizieren und benötigt jedoch mehr Kraft, ein dünner Kessel ist sensibler hinsichtlich seiner Ansprache. Kesseltiefen sind ebenfalls nicht zu unterschätzen: Für einen langen Kessel benötigt es mehr Energie, da die Luft im Kessel erstmal bewegt werden muss. Einen kürzeren Kessel verhält sich völlig gegensätzlich.

Ein dünnes Fell braucht weniger Input als ein dickes Fell, um den ganze Kessel-Luft-Komplex anzusprechen. Wer aber mit viel Kraft spielt, wird auch öfters Felle wechseln müssen.

Sinn und Zweck des Trommelns ist es gerade nicht, das Schlagzeug oder seine Bestandteile als "Schlaggegner" zu sehen und den Boxkampf seines Lebens zu trommeln. Wie ich spiele, ist abhängig von dem Material, welches vor mir steht. Den Kern dbildet immer der Sound. Meine Grundfrage ist, wie ich möglichst effizient das adäquate Soundergebnis erzielen kann. Muss ich vielleicht doppel- oder sogar dreilagige Felle spielen, um die Obertöne der Trommel zu kontrollieren, jedoch aber mehr Kraft aufwenden oder kann ich mit einlagigen Fellen und richtigen Anschlag mit etwas mehr Handgelenk ein optimaleres Ergebnis erreichen. Exogene Faktoren wie bspw. die Größe der Location lasse ich mal außer Acht. Die oben genannten Faktoren sind nicht vollzählig (bspw. fehlt die Stimmung der Trommel) jedoch reicht es m. E. schon aus, die Komplexität des Instruments darzustellen.


So ein Schlagzeug ist auch ohne übertriebenes Gekloppe einfach zu laut, um unverstärkt zu singen. Man kann zwar theoretisch das Kit so streicheln, dass es ginge, aber das macht keinen Spaß und der typische Rock-Sound kommt so auch nicht zu Stande.

...spätestens auf einer Bühne führt kaum ein Weg ums Mikrophon und Monitore

Führ meine erste Frage nach der Effizienz zu keinem sinnvollen Ergebnis, so stellt sich mir die Frage nach einem alternativen Lösungsweg: Kann ich ein adäquates Ergebnis auch mit anderen Mitteln erreichen. Zugegeben: Das gestaltet sich schwierig. Eine Hardrockband mit Besen zu bespielen macht einfach keinen Sinn. Jedoch kann in einem Pop-Kontext die Wahl der Besen der richtige Ansatz sein.

Vor Jahren konnte ich Florian Alexandru Zorn bei einem Intensiv-Workshop kennenlernen, der im Kombo-Kontext locker unverstärkt spielen und ohne Mikrofon erklären konnte. Auch ich habe schon an Galaabenden unverstärkt mit Kombi gespielt und keinerlei Schmäh bzgl meiner Lautstärke geerntet, jedoch ist das kein Rockkontext und auch das erfordert eine konsequent hohe Selbstdisziplin.

Wie man beispielsweise ein "Stickstück" als "Besenstück" spielt, zeigt Alexandru hier.
Natürlich verstärkt... Montreal ist ein größerer Rahmen - ohne Mics gehts da nicht.
Der Vergleich von Besen und Sticks stellt er hier sehr gut dar. Es ist also durchaus möglich, ein Schlagzeug mit Sticks leise und mit Besen laut zu spielen.

Also akustische Instrumente mit Schlagzeug zusammen funktioniert schon, wenn der Schlagzeuger entsprechend spielt.

Bleibt noch der Rockkontext im Proberaum über: Das ist meines Erachtens einfach schwierig. Fehlt es an entsprechendem Verständnis des Instruments, dem musikalischen Rahmen und an Material, wird es kaum möglich sein, alle Beteiligten auf einen Nenner zu bekommen.

Als Sänger ist man grundsätzlich das schwächste Glied der Kette. Wäre ich Sänger, würde ich nur in wenigen Fällen ohne Monitoring singen wollen. Wenn ich recht überlege, dann würde ich immer - egal wann - mit InEar singen. Selbst ein umverstärktes Klavier oder eine Akustische Gitarre sind ggf. lauter. Wieso immer? Zunächst deshalb, da das Tragen von InEar keine natürliche Situation ist und weil zusätzlich durch die Bewegung des Kiefers sich im Gehör ziemlich viel mitbewegt. Zudem sind Gesangsmonitore meist VIEL zu laut auf der Bühne sind - gleiches gilt übrigens für Keyboardmonitore. Die Dynamikschwankungen sind in beiden Fällen so weit, dass entweder der Monitor zu leise ist oder zu laut (Input = Output). Komprimiert man das am Pult entsprechend rabiat, geht jegliche Kontrolle der Dynamik verloren. Für mich daher keine Option. Auch als Bassist würde ich nicht auf InEar verzichten wollen: In der Regel steht man im Proberaum als Bassist recht nah am Bassamp und selbst als Kontrabassist nehme ich das Instrument eher über dessen Schwingung am Körper war. Tiefe Frequenzen entwickeln sich sich aber auf ihrer Länge. 1m vor dem Amp hab ich also als Bassist keine wirkliche Chance mich im Bandkontext adäquat zu hören. Wenn ich jetzt den Amp aufreiße, höre ich mich zwar, aber der Musiker gegenüber nimmt mich viel intensiver war. Daher auch keine Option. Als Gitarrist hänge ich mich auf die Lautstärke der Snare des Schlagzeugers, da diese die prägnanteste und zumindest im Rockkontext stabilste Lautstärke am Schlagzeug ist. Als Gitarrist ist mir die InEar Geschichte noch nicht ideal gelöst. Alles was ich am Amp einstelle, klingt am Hörer gänzlich anders. Abhilfe kann man über Boxensimulationen schaffen, die dann konstanten Sound im In-Ear liefern. Aber ich will ja nicht den Simulationssound... Schwierige Geschichte also.

Als Schlagzeuger ist man wohl das lauteste Mitglied in der Band. Bis zu einem Gewissen grad kann man das sicher steuern, aber eine gewisse Grundlautstärke ist einfach gegeben. Auch als Schlagzeuger wäre mir In-Ear wichtig, da ich mit Click spiele. Zudem verschwimmt das Klangbild nicht. Die Schlagzeuger und Bassisten, die Inears spielen, werden sicher bemerkt haben, dass Timingpatzer massiv auffallen, wenn bspw. der Bass nicht auf die 1 kommt. Für mich daher ein unabdingbares Werkzeug als Schlagzeuger. Zudem arbeite ich da nicht mit Closemiking, sondern nur mit Bassdrum und Overhead. Damit bleibt mir die Kontrollmöglichkeit innerhalb meiner Lautstärke völlig erhalten. Close Miking verfälscht das massiv.




Wieso hört sich ein Sänger eigentlich nie? Daniel Schindler zeigt das recht ausführlich:
Mischpult-Signalverteilung-Copyright-Daniel-Schindler.png


Im Frequenzbereich der Stimme sitzen so ziemlich alle anderen Instrumente auch.
Im gezeigten Bild sind es 4 Gegenspieler. Deutlicher wird das hier:

860809da49ee9fc009800253c160f55b.jpg

Im Frequenzband der Stimme hast du so ziemlich alles drin. Du kämpfst unverstärkt auf verlorenen Posten. Das unverstärkt eine Stimme in der Rockband funktioniert.. Von dieser Vorstellung solltest du dich verabschieden.

aber ich mag keine elektronische Verstärkung, weder um selber zu spielen, noch um es zu hören.

Du hörst also gar keine Musik in Form von CD oder Radio über eine Audioanlage und magst auch keine Konzerte? Sicher weiß ich, dass diese Aussage nicht so von dir gemeint sein kann, jedoch unterstreicht jedoch nur die Notwendigkeit eines wirklich gut gemeinten Ratschlags:

Bleib beim Klassikfach. Alles andere hat bei Deinen Präferenzen keinen Sinn.
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
  • Gefällt mir
Reaktionen: 6 Benutzer
Vielen Dank für Eure ganz unterschiedliche Antworten, die mir Stoff zu denken geben. Aber ist der musiker-board ja da. Ich weiß, dass der musiker-board in hohem Maße ein E-Gitarren-Board ist, da mehr als die Hälfte der Themen und Beiträge sich darauf bezieht. Und wenn dann schreibt, dass man keine E-Gitarren mag... Tja, das ist so wenn man in einer Kirche voller Gläubiger laut ruft, dass Gott nicht existiert. :D
sagen will ich damit: es geht auch so und wenn du dir geduld nimmst die 'richtigen' leute zu finden, dann findest du auch eine entsprechende band (mach doch selber eine band auf). aber wenn dich diese art von musik und instrumenten interessiert wäre es bestimmt hilfreich hierüber

noch einmal nachzudenken und spielerisch auszuprobieren.
Das finde ich ein ganz interessanter Vorschlag. Nett um zu hören, dass es Gegenbeispiele gibt, wo Schlagzeug oder Schlaginstrumente so eingesetzt werden können, dass es auch ohne Verstärkung geht.
Bleib beim Klassikfach. Alles andere hat bei Deinen Präferenzen keinen Sinn.
Du hast es bestimmt gut gemeint, aber ich bin wirklich nicht deiner Meinung. Ich weiß, dass heutzutage oft gedacht wird, dass man nur musizieren kann mit Verstärkung und Mikrofonen, aber es gibt nicht nur E-Gitarren sondern auch A-Gitarren und nicht nur Keyboards und Synthesizer sondern auch Klaviere und es gibt Sänger, die ohne Mikrofon einen Raum mit ihrer Stimme füllen können. Natürlich keine große Halle oder Raum voller redenden und saufenden Leute, aber es muss ja auch nicht sein.
Aber auch da: spätestens auf einer Bühne führt kaum ein Weg ums Mikrophon und Monitore...

So schlimm ist das auch gar nicht. Ungewohnt finden das viele am Anfang. Ich schätze du wurdest einfach unangenehm überrascht. Jetzt weißt du ja, was auf dich zu kommt, da lohnt sich vielleicht ein zweiter Anlauf.
Ich habe übrigens schon Erfahrungen gemacht mit Singen mit Mikrofonen, indem ich mal einen Kurs Popgesang gemacht habe. Ich wurde in ein Studio gesteckt vor einem Mikrofon mit einem Kopfhörer auf meinem Kopf und ich konnte den Lehrer - der "vocal coach" genannt wurde - nur durch eine Glasscheibe sehen. Sehr wohl fühlte ich mich nicht, aber wir auch einige Aufnahmen gemacht, die eigentlich sehr gut klangen. Der Kurs hat mir allerdings viel gebracht, weil meine Stimme vor allem in den hohen Lagen viel lauter wurden. Ironisch genug fühlte ich mich dadurch viel besser imstande ohne Mikrophon zu singen. :)
Du hörst also gar keine Musik in Form von CD oder Radio über eine Audioanlage und magst auch keine Konzerte?
Es ist mir klar, dass man für eine CD-Aufnahme und ähnliches ein Mikrofon und einen Lautsprecher braucht und ja, ich mag Konzerte. Aber es gibt viele Arten von Konzerten. Die Konzerte, die du meinst, sind wahrscheinlich die wo ein paar Tausend Leute einen Band über einen Lautsprecher hören. Falls man überhaupt die Band hört. Madonna scheint auf der Bühne ja nur ihren Mund zu bewegen. Ich mag die Stimmen aber direkt hören.

Vielleicht kommt meine Einstellung manchen etwas prähistorisch vor, aber ich kann mir vorstellen, dass das Pendel irgendwann mal wieder in die andere Richtung schlagen wird. Es hat ja immer solche Wellen gegeben. Ich spiele gerne Musik aus dem 16. und 17. Jahrhundert, auch weil die auch speziell für Amateure geschrieben wurde, die für einander musiziert wurde. Im 19. Jahr musste es dann alles virtuos sein für die Konzertsäle und die Opernhäuser. Ein normaler Sänger kann keine Arie von Wagner über einen riesigen Orchester singen und kein Amateurgeiger ein Konzert von Papagini spielen. Anfang des 20. Jahrhundert gab es dann die sgn. Jugendbewegung, wo die Leute fröhlich in die Wälder gezogen um selber mit Gitarren und Blockflöten zu musizieren. Ein wenig gab es das wahrscheinlich auch in den sechziger Jahren, als auch noch so mit der Gitarre gesungen wurde. Und jetzt scheint es fast nur noch elektronisch zu gehen. Was mir Hoffnung gibt ist die wachsende Popularität der Cajóns, eine Art Schlagzeug "auf Augenhöhe" mit einer akustischen Gitarre oder eine nicht verstärkten Stimme.
--- Beiträge wurden zusammengefasst ---
 
Zuletzt bearbeitet:
Du kannst es aber drehen und wenden wie du willst: so bald du mit Instrumenten vor mehr als 30 Leuten spielst und möchtest, dass das Publikum auch ordentlich was hört (und dabei nicht mucksmäuschenstill sein soll), kommst du um eine Verstärkung nicht herum. Weder bei den Instrumenten, noch bei der Stimme.

Wir spielen auch schon mal gerne unplugged, aber irgendwo gibt's da Grenzen. Das Publikum, für welches man ja spielt, möchte ja idR auch gerne mitmachen und erzeugt deshalb auch eine gewisse Eigenlautstärke.

Ein ganz stilles Publikum wird eher selten anzutreffen sein bei U-Musik.
 
  • Gefällt mir
Reaktionen: 3 Benutzer
Die Konzerte, die du meinst, sind wahrscheinlich die wo ein paar Tausend Leute einen Band über einen Lautsprecher hören.

Nein, dafür reicht schon ein schnöder Kneipengig, denn

so bald du mit Instrumenten vor mehr als 30 Leuten spielst und möchtest, dass das Publikum auch ordentlich was hört (und dabei nicht mucksmäuschenstill sein soll), kommst du um eine Verstärkung nicht herum.

Bisher dachte ich ja immer, dass es zwei Sorten von Vocalmusikern gibt: Die einen, die sich über das x-beliebe und vom Veranstalter/Mitmusiker/etc hingestellte Mikro keine Gedanken machen (wollen) und jene, die genau wissen, wie ihre Stimme klingt und mit entsprechendem Mikro aufschlagen. Mit letzteren kann man richtig entspannt arbeiten. Aber irgendwie scheint der Fall wohl etwas anders zu liegen.

Zu glauben, dass man als Sänger lediglich mit Herumträllern beschäftigt ist, ist schlicht viel zu kurz gedacht. Nüchtern betrachtet bist du als erstes mal bist du Dienstleister. Deine Aufgabe ist es, Musik zu machen - In Form einer vokalen Darbietung. Dazu zählt nunmal auch, dass man sicherstellt, dass die Meute vor der Bühne etwas hört - und zwar überall in der Location, wo die Leute eben stehen. Schließlich hat der Besucher nämlich keinen Bock für etwas zu bezahlen, was zwar da ist, aber nicht gehört wird - Dann kann mans nämlich auch gleich weglassen. Du wirst nicht bezahlt, damit du ein Liedchen trällerst, sondern er bezahlt das Gesamtpaket: Also gerade auch, um dich zu hören. Sofern man einen externen FOH hat, ist es dann seine Aufgabe, zu beschallen. Die letzte Idee, die der fachkundige Herr jedoch haben wird: Das Gesangsmikro weglassen - egal ob das jetzt die Hamburger Elbphilharmonie, das kleine Stadttheater, Fußballstadion, Kneipengig oder Open Air ist.

Und selbst wenn man die musikalische Komponente wegrationalisiert: Es gibt kaum eine Situation, bei welcher relevante Redebeiträge unverstärkt durchs Land gerufen werden... Bestenfalls Tischreden bei Hochzeitsfeiern, aber selbst das wirkt ganz anders mit Mikrofon. Und selbst deutschsprachige Stadtführer verwenden Mikrofonlösungen, weil es schlicht und ergreifend unmöglich ist, jeden zu erreichen. Und die Zeiten des Nachtwächters sind vorbei. Es geht nicht um Lautstärke sondern um die unabdingbare Notwendigkeit, dass jeder alles hört.

Das Singen und der Umgang mit dem Mikrofon gehört daher unabdingbar ebenso zum Handwerkszeug eines Sängers, wie die Maurerkelle zum Handwerkzeugs des Maurers gehört. Wenn er darauf wegen seiner Allüren keine Lust hat, wird er in dem Berufsfeld kaum Zukunftsaussichten haben. Stünde ein Sänger mit deiner Einstellung bei mir im Proberaum, so würde ich ihm die fachgerechte Aussparung zeigen, die der Maurer in der Wand gelassen hat: Den Ausgang.
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
  • Gefällt mir
Reaktionen: 4 Benutzer
@DelayAndReverb
volle Zustimmung. :great:

Selbst klassische Konzerte, bei denen mehrere Leute im Publikum sitzen, werden kaum auf Verstärkung verzichten können. Und da ist es normalerweise im Zuhörerbereich leise.

Bei (moderner) Unterhaltungsmusik will man normalerweise nicht nur still dasitzen, folglich ist der normale Pegel schon relativ hoch. Selbst bei kleinsten Kneipengigs dürfte der Schallpegel unter den Zuhörern ohne Musik bei lockeren 60 db liegen.

@michaeldewerd
Solange du nur für dich trällerst kein Thema.
Wenn es aber ein Konzert ist, für den Leute bezahlen, sieht es wohl etwas anders aus.
Ok, die drei Leute direkt vor der Bühne mögen vielleicht noch was hören, die 5 Meter dahinter wohl eher nicht. Die haben allerdings auch für den Auftritt bezahlt und ein Recht darauf, davon was mitzubekommen.

Damit die auch was hören, muss eben verstärkt werden.

Vielleicht können viele sich das einfach nicht vorstellen, aber ich mag keine elektronische Verstärkung, weder um selber zu spielen, noch um es zu hören. Ich mag einfach direkt das Instrument oder die Stimme hören und keinen Klang aus einem Lautsprecher.

Da wird es mit einer Rockband schwierig.
Sorry, da kommt ihr eher nicht zusammen. Ist so wie wenn jemand sagt, er will gerne an Autorennen teilnehmen, will aber nicht schneller als 100 Kmh fahren.

Bleib beim Klassikfach. Alles andere hat bei Deinen Präferenzen keinen Sinn.
:great:
 
  • Gefällt mir
Reaktionen: 3 Benutzer
Kann dem Gesagten nur zustimmen!

Es ist selbstverständlich MÖGLICH, ein handelsübliches Schlagzeug so leise zu spielen, dass unverstärkte Instrumente mithalten können. Man kann ja auch ein Set speziell so zusammenstellen, dass es besonders leise ist.

Was du dir aber einfach klar machen musst, ist, dass die Musik, die du hier beschreibst, eine absolute Nische darstellt, sowohl das Genre (Rockmusik mit unverstärkten Instrumenten) als auch die Darbietung (ebenfalls völlig unverstärkt). Je "militanter" du in deiner Einstellung bist, desto schwieriger wird es, Mitstreiter und Publikum zu finden.
 
  • Gefällt mir
Reaktionen: 2 Benutzer
Wow, das sind extrem coole Diskussionsanstösse hier drin :great:

Vielleicht noch ein kleiner Input von mir, da ein Konzert ja immer auch "ein gesellschaftliches Event" ist: Konzerte sind ja unter anderem ein Treffpunk für soziale Gefüge. Sprich: Ich gehe mit Kollegen da hin, trinke vorher ein paar Bier und geniesse die Zeit dort. Obwohl ich es extremst hasse, wenn während Konzerten im Zuschauerraum geredet wird, ist es leider zur Selbstverständlichkeit geworden. Und irgendwie kann ich es den Leuten ja auch nicht verdenken. Als ich 16 war habe ich auch nicht alle Konzerte besucht, weil ich begeisterter Fan war. Sondern ebenfalls, um eine gute Zeit zu haben. Und das ist völlig ok. Daher nehme ich es an Konzerten meiner Lieblingsband auch niemandem krumm, wenn er das nicht ganz so "fühlt" oder eng sieht wie ich. Aber um es auf den Punkt zu bringen: Leute, die ein (Rock-)Konzert besuchen, stellen sich darauf ein, dass sie a) auch in der hintersten Reihe was hören, dass man b) nicht zu einem Gesangskonzert geht wo man keinen Mucks machen darf und dass c) es nunmal Umgebungsgeräusche geben wird. Ohne Verstärkung stinkst Du dagegen also nicht an ... Es sei denn, Du beschilderst Deine Darbietungen entsprechend. Dann sind es aber eben "Darbietungen" und in meinen Augen keine "Konzerte." :)

Alles Liebe,

Lim
 
  • Gefällt mir
Reaktionen: 2 Benutzer
Dann sind es aber eben "Darbietungen" und in meinen Augen keine "Konzerte."
da hätte dir meine mutter aber ordentlich den kopf gewaschen wenn du von ihren orgelkonzerten als orgeldarbietungen sprichst :D
 
Stimme allem Gesagten zu, und:
Ich spiele aber verschiedene Instrumente - Klavier, Gambe, Gitarre, Blockföte, Klarinette und ein wenig Cajón - und singe.
frage weiter, ob Du Dich mit Gesang gegen ein Klavier durchsetzen könntest bzw. ob das funktionieren würde. Weiterhin: Was ist mit Kontrabass? Was mit Cello?
Und was, wenn Klavier und Kontrabass gemeinsam spielen?
(Bzw: Das Instrument, das Dein Avatar zeigt, hast Du nicht angegeben, oder? Das ist ein Cello, oder? Würdest Du Dich damit gesanglich begleiten können, ohne dass es knirscht bzw. man sich übertönt? Demgemäß müßtest Du in etwa einschätzen können, welche unverstärkten Instrumente mit einem unverstärkten Gesang funktionieren ... ich denke mal A-Gitarre, Gambe, Klarinette, Cajon, Klavier ...)

Die Antwort wirst Du Dir vermutlich selbst geben können.
Es ist möglich, aber ...

So ähnlich sieht´s mit einem Schlagzeug aus. Man kann mit einem reduzierten drum spielen und man packt in der Regel als drummer die Besen raus - und damit landet man zu 75% im Balladenbereich.
Ein leise getupfter, nicht verstärkter Kontrabass kann dazu kommen - aber dann hat sich´s schon.

In den Rock-Bereich kommst Du da nie. Natürlich kann man auch "Nothing else matters" als a ccapella vortragen - nur ist es dann halt keine Metal-Ballade mehr.

Eigentlich hat man, unter anderem, für solche Anforderungen das cajon und die Percussion vorgesehen - und swingen kann es schon mit einem Fingerschnippsen.
Das drum als eigenes Instrument im Nicht-Ton-Bereich ist eigentlich dafür ausgelegt, verstärkte Instrumente zu begleiten, was in der Zwischenzeit dazu geführt hat, dass es selbst verstärkt wird, weil man in dem anderen Bereich mächtig zugelangt hat und weil man dann eine bessere Kontrolle über den sound hat.

Es geht anders, ja - aber wie gesagt: wenn es um die Vortragsvorstellungen geht, die Du hast, dann würde ich unbedingt zu Percussion raten. Das reicht dann auch.

Im Grunde bist Du nämlich bei der Idee unverstärkter Unplugged-Konzerte. Also Akustik-Gitarre, -Bass, Cajon und Gesang - wobei es da der unverstärkte Gesang schon schwer hat bzw. die anderen Instrumente sich zurückhalten müssen.

Und das Publikum auch. Ich würde dabei von einer Hörweite in einem akustisch optimalen Saal von etwa 15 bis 20 Meter ausgehen bzw. von bis zu 30 Personen - also in etwa das, was man aus der Zeit der Hauskonzerte mit Klavier und Gesang oder Geige und Gesang etc. kannte.

Tja, das ist so wenn man in einer Kirche voller Gläubiger laut ruft, dass Gott nicht existiert. :D
Das ist es noch nicht mal. Ist eher so, dass man Dir sagt, dass es in einer Rock-Kapelle eher unüblich ist, sich Ruhe auszubitten, damit man sein eigenes Gebet versteht ... :cool:


Herzliche Grüße

x-Riff
 
Zuletzt bearbeitet:
Sorry, aber irgendwie muss ich mir bei dieser Diskussion das Schmunzeln (oder soll ich Lachen sagen?) fast verbeißen.

Ist in etwas so, wie die Frage, ob ich von mir zu Hause mit dem Pferd oder Kutsche nach München reisen kann (ca. 250km). Die Antwort ist: sicher geht das.
Kommt halt nur drauf an, wie viel Zeit man hat und wie viel Bequemlichkeit man wünscht. Gehen tut alles, ob es sinnvoll ist, ist eine andere Frage. :confused::gruebel:
 
Und ein kleiner Nachtrag zu den Beiträgen hier und dort:
Man kann das menschliche Gehör noch so faszinierend finden - Es verfügt über zwei entscheidende Makel:

Zunächst ist das Gehör begründet in der Evolution ist immer online. Ohne diese Fähigkeit hätte der Höhlenmensch kein einziges spontanes Steinzeitdate mit dem Säbelzahntiger überlebt.

Mich, als modernen Menschen des 21. Jhds., nervt es im wahrsten Sinne des Wortes dennoch, denn es ist schier unmöglich einfach mal nichts zu hören. In der urbanen Umgebung sammeln sich immer mehr indifferente Schallquellen an, die die Umwelt in Form von Lärmquellen immer lauter machen. Dem Höhlenmenschen kann das egal sein. Uns sollte es nicht egal sein.

Ein Auszug zu den pathologischen Auswirkungen:
Ab 30 Dezibel dBA Schalldruckpegel erfolgen psychische Beeinträchtigungen
Ab 65 Dezibel dBA Schalldruckpegel erfolgen vegetative Reaktionen der inneren Organe
Ab 90 Dezibel dBA Schalldruckpegel erfolgen Hörschäden
Ab 120 Dezibel dBA Schalldruckpegel erfolgen mechanische Schäden

Zum Vergleich: Auszug.
60 - 70 db wird bei normaler Sprache in 1 m Abstand erreicht
80 db liefert eine Verkehrsstraße in 5 m Abstand
110 db eine Kettensäge in 1 m Abstand
130 db ein Düsenjet in 30 m Entfernung

Zweitens - und das wird wieder für die Sänger relevant - hört man sich anders als das Gegenüber. Während der Sänger sich selbst auch über sein Knochensystem wahrnimmt (Sprecht mal und haltet euch die Ohren zu), fehlt dem Gegenüber diese Komponente gänzlich. Man hat daher einfach keinerlei Einschätzung, wie laut man eigentlich tatsächlich ist. Die Lautstärkenunterschiede können da schon frappierend sein, wenn man sich eine Stimmgabel vor das Ohr oder an das Gehörknöchelchen hält. (Alternativ kann man das auch mit iPhone Kopfhörern oder dem eingebauten Handylautsprecher ausprobieren.)

Demgemäß müßtest Du in etwa einschätzen können, welche unverstärkten Instrumente mit einem unverstärkten Gesang funktionieren

Genau dazu scheint beim Threadstarter nicht in der Lage zu sein. Während er seine Instrumente über den Raum hört, nimmt er seine Stimme über den Raum und das Knochensystem war. Er hört sich selbst also schon subjektiv und objektiv ganz anders als die anderen ihn hören. Zudem fallen endogene und exogene Lautstärkenwahrnehmung auseinander.
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:

Ähnliche Themen


Unser weiteres Online-Angebot:
Bassic.de · Deejayforum.de · Sequencer.de · Clavio.de · Guitarworld.de · Recording.de

Musiker-Board Logo
Zurück
Oben