Kaufempfehlung für chromatisches Knopfakkordeon

  • Ersteller chris.jaeger
  • Erstellt am
Erstaunlich was man alles wissen kann! Echt interessant. Frage am Rande: Gibt es empfehlenswerte Literatur zum Thema (Akkordeon-Spiel aber auch Wartung und Aufbau des Instrumentes?).

Ja, die Crucianelli scheint perfekt: Nicht zu schwer, nicht zu groß. Hübsch. Hochwertige Verarbeitung und relative frisch gewartet (müsste man sofort heiraten :)). Hin zu fahren bedeutet 2x4 Std. im Auto - dann müsste ich sie fast auch kaufen :). Machs vielleicht trotzdem. Vielleicht kann mir der Verkäufer auch Klangproben schicken...

Weltmeister klingt auch immer interessanter. Einige hier scheinen sehr zufrieden mit der Marke und Rückgaberecht sowie Neuwertigkeit (vorerst keine Sorgen wegen Wartungsarbeiten) sind gute Argumente. Meine C-Griff-Präverenz ist ganz intuitiv und unbeholfen. Hab mir die Tastenbelegung angesehen und das Gefühl, im C-Griff leichter die Grundharmonien zu finden. Scheinbar sind die Unterschiede aber alles andere als gravierend. Auch hab ich gelesen, dass unter den Könnern B-Griff eher verbreitet ist?!

Tja, da steh ich nun, ich armer Tor ... :)

Einmal mehr:
Danke,
Christian
 
@ Andreas
Ah so ist das beim Käufer :D - naja ich als Praktikerin habe mir gedacht, einen fetteren Klang und mehr Töne kriege ich nicht so schnell wieder fürs Geld (bei meiner Artiste VID warens unter 25 Euro pro Diskantton - neu gewachst, ventiliert und gestimmt, dafür aber eben angeranzt und abgespielt) und habe zugeschlagen.
Für meine Filmsachen ist das auch das ideale Instrument - man kann mit ihr sogar Flächen machen, die eher nach analogem Synthesizer klingen als nach Akkordeon.
Das ich mal mit einer Morino auch sonst glücklich werden könnte, hätte ich nie gedacht. :)

@ Christian
Robust sind meine beiden Weltmeisters auf alle Fälle und die Crucianelli macht auch einen guten Eindruck. Verfolge beide Wege und entscheide Dich dann...

Mit B- und C-Griff ist das so eine Sache - das wurde hier auch schon oft diskutiert.
Kurz:
Im Osten spielt man eher B-Griff, kommt bei vielen Halbtonverzierungen wohl besser, in Frankreich und in der Schweiz, aber auch in Schweden C-Griff. Die alten Musette-Granden in Frankreich haben schon vor über 80 Jahren fantastisches mit dem C-Griff hinbekommen - es ist kein Stümper-System. ;)

Ich fand C-Griff auch spontan leicht zu verstehen btw. - wenn es Dich so angesprungen hat, dann gibt es doch wenig Gründe dagegen, hm? Oder willst Du ganz viel Balkan-Sachen z.B. aus Serbien machen?

LG
Thuja
 
Es ist aber kein Cassotto und die Wirkung ist nur ähnlich. Der/die/das Käufer will aber "Cassotto". Kein Füllungscassotto, kein Delcassement, nein, es muß ein Cassotto sein, sonst bricht die Welt zusammen. ;)

Viele Grüße

Andreas

Der Käufer bin wohl ich. Meine Welt ist glücklicherweise sehr viel robuster als meine Vorstellung von dem was ich will :). Cassotto war von Anfang kein Muss und hat seit Thuja's einleuchtenden Erklärungen stark an Attraktivität verloren.

Liebe Grüße,
Christian
 
Hallo Chris,

es geht dabei um den Wiederverkauf. Daß die Geschmäcker verschieden sind, ist ja auch gut so. Eine Sache noch: Die Morino Artiste hat ihren eigenen Klang (im Vergleich zur normalen Morino): Weil Declassement für den 16, 8 + 8 + 4 liegen außerhalb der Klangbeeinflussung und zudem "fehlt" die zweite Schwebung 8. Du solltest daher das Akkordeon unbedingt auch ausprobieren, um zu sehen, ob es Dir klanglich gefällt.

Grüße

Ippenstein
 
Cassotto hin, Cassotto her...

alles Kokolores! Denn letzlich reden wir über den Klang. Und wie der erzeugt wird, ist ja eigentlich egal, solange er gut ist. Ob das nun Casotto, Declassement, Füllungscasotto oder sonstwie heißt, ist völlig wurscht, solange der klang so rauskommt wie es der Besitzer sich vorstellt.

Und es geht, so lese ich es immer wieder raus , um einen "weichen " Klang. Nun das ist eine relative Sache. Weich kann ein Cassotto Klang sein (ich nenne nun mal Cassotto stellvertretend für alle obigen und ähnliche Bauweisen). Weich kann aber auch ein Klang mit "italienischem" oder "französichem" Tremolo empfunden werden. Das ist also eine rein persönliche Geschmackssaech und die kann man im Grunde erst dann besser einsortieren, wenn man sich einmal durch verschiedene Instrumente durchgehört hat - mangels Auswahl an Knopfinstrumenten vielleicht einen befreundeten Spieler mitnehmen, der einem die verschiedenen Modelle mit Pianotastatur vorspielen kann. So kann man sich auch schon einen guten Eindruck verschaffen, wie das Instrument sich ungefähr anhört. In Knopf Version ist das dann sicher auch sehr ähnlich, sofern es sich um das hierzu vergleichbare Modell handelt.

Wichtig ist, dass man sich erst mal verschiedene Typen, Bauformen und Marken anhört, um die Unterschiede im Klang überhaupt erst mal bewusst zu hören - dann kann man sich eigentlich erst entscheiden. Diese Erfahrung haben hier im board schon einige User gemacht, die sich auf die Suche nach einem anderen oder neuen Instrument gemacht haben. nicht wenige sind letztlich mit einem ganz anderen Instrument zurückgekommen, als sie ursprünglich gedacht hatten.

noch eine kurze Anmerkung zu der schon öfters erwähnten Morino:

Meine Erfahrung ist, dass eine gebrauchte Morino mit 5-Chören, wenn sie wieder richtig hergestellt ist immer (je nach Modell und Ausstattung) so zwischen 3000 und 4500 Euro kostet (gilt generell auch für andere vergleichbare Instrumente, aber ich habe die Erfahrung halt an meinen Morinos gemacht). Dabei habe ich aber auch festgestellt, dass Instrumente mit Melodiebass witztigerweise günstiger zu haben sind, als das vergleichbare Modell ohne und dass Knopfinstrumente ebenfalls eine gute Ecke günstiger zu haben sind, als das vergleichbare Pianoinstrument. In praktisch allen Fällen, wenn die von Privat oder sonst auf dem "freien Markt! erworben worden sind , in aller Regel eine Überholung der Stimmstöcke benötigen, was wie schon erwähnt mit ca. 800 bis 1500 Euro zusätzlich zum Kaufpreis kostet. Danach hat man aber ein wirklich sehr gutes Instrument, für die nächsten 10 bis 20 Jahre.

Zum Spielen erlernen ist eine Morino sicherlich eine Herausforderung, da die eben schon auf Kleinigkeiten reagiert, die der Lernende noch gar nicht bewusst macht - aber wenn man wirklich will, sicher auch machbar. Irgendein berühmter Akkordeonbauer oder Virtuose (wer, weiß ich grade leider nicht mehr) hat mal den Spruch getan: Zum lernen kann das Instrument gar nicht gut genug sein! Außerdem - es muß ja nicht gerade eine Morino Artiste VID sein - die Morino Artiste IVD ist deutlich kompakter (hab ich bei Gomes in Trossingen neulich gesehen, da standen oder stehen gerade eine IVD und eine X zum Verkauf), da weniger Tonumfang (so um die 45 Töne im Diskant), aber sonst im Klang sicher genauso schön.

Wer die Wahl hat , hat die Qual und drei Leute gefragt, bedeutet mindestens fünf verschiedene Meinungen, aber mit der Zeit weiß man dann wirklich mehr!

Insofern trotzdem weiterhin viel Spaß beim Suchen und danach beim Spielen,

gruß, maxito
 
Ein letzte Hallo aus Tirol

Klangvorstellungen zu beschreiben ist wohl schwierig bis unmöglich. Versuch's mit Assoziationen: Was mir nicht sonderlich gefällt, ist wenn ein Akkordeon recht schrill, kratzig, grell, scharf, hoh klingt. Gern hab ich einen vollen, runden, weichen, bauchigen, satten Ton. An der Gitarre etwa spiele recht dicke Saiten, Cello hör ich lieber als Violine.

Nach dem was ich mir hier zusammenzureimen versuche bleibt die Morino IV (anders als die VI) noch im Rennen. Völliger Anfänger bin ich ja streng genommen nicht mehr - ein paar Monate hab ich inzwischen immerhin in den Fingern (allerdings mit Tasten). Die Sache mit dem Probehören ist für mich leider schwierig. Zum einen kenne ich keine Akkordeonisten und zum anderen ist die Auswahl (zumindest an Knopf-Akkordeons) hier sehr begrenzt. In den von mir besuchten Musikgeschäften überwiegt jedenfalls diatonisch.

Noch ein letztes Danke aus Tirol. Jetzt muss ich schleunigst packen um meinen Flieger nach Vietnam zu erwischen :). Dort gibt's aber bestimmt Internet-Cafes ...

Schönes Wochenende,
Christian
 
Hallo Christian,

man kann auch mit einfachen Mitteln den Klang etwas entschärfen. Aber dessen unbenommen mußt Du probieren, bis Du das für Dich richtige Akkordeon gefunden hast.

Grüße

Ippenstein
 
Hallo Christian,

ich habe eine Bugari 320J (Knopf C-Griff) und bin sehr zufrieden. Spiele jetzt seit Februar Akkordeon und seit Mai die Bugari. Bugari wird auch immer ein weicher Klang nachgesagt. Ich mochte den Klang sofort, der Klang von Weltmeister sagte mir & meinem Mann gar nicht zu. Dieser war mir irgendwie zu aufdringlich, zumindest von dem Instrument, was ich ausprobiert hatte. Am Besten Du hörst Dir mal verschiedene Instrumente an, vielleicht auch die Tasten-Versionen. Das kann schon hilfreich sein oder zumindest schon einmal die Hersteller etwas eingrenzen. Natürlich klingt jedes einzelne Akkordeon dann doch wieder anders, daher auf keinen Fall ein Akkordeon ungehört bestellen/kaufen, weil einem ein Anderes des Herstellers zugesagt hat.
 
Hallo Christian!

Erstmal einen guten Flug und eine gute Zeit in Vietnam!

Zu den Morino Artistes, aber auch zu Piano-Morinos und vielen anderen Akkordeons (meist Hohner) gibt es auch Aufnahmen online im Akkordeon-Museum - die sind zwar z.T. "geschönt", aber man bekommt einen Eindruck.
Die Artistes sind allerdings schon etwas anders als Piano-Morinos konstruiert und klingen auch nicht genau gleich.

Diese hier http://www.akkordeon-museum.de/index.php?p=akkordeons&cat=2&id=55 kommt im Tremolo-Diskantklang meiner VI D schon recht nahe - der Bass wirkt bei meiner VI D allerdings mächtiger, eher so wie der auf der Aufnahme der IV D: http://www.akkordeon-museum.de/index.php?p=akkordeons&cat=2&id=91
Der ist schick, aber wirklich sehr mächtig und nicht so leicht zu handeln wie bei einem vierchörigen "normalen" Akkordeonbass.

Die IV D ist zwar kleiner als die VI D, wiegt allerdings immer noch 10,5 kg und hat 4 Chöre - das dreichörige Tremolo ist auf der Aufnahme gut zu hören. Frage ist, ob Du sowas überhaupt willst und gleich anfangs und auch auf Dauer für die Band 4 Chöre brauchst.
Überlege Dir das gut - denn auch die IV D ist ein tolles Akkordeon aber eben auch älter, meist erheblich überholungsbedürftig, klappriger in den Mechaniken, größer im Knopfhub ect. pp. und in der Tongestaltung mit Sicherheit auch ähnlich anspruchsvoll wie die VI D.

Wie Maxito schon sagte, kann man sich das alles mit viel Einsatz und gutem Willen erarbeiten - allerdings bin ich absolut nicht der Ansicht wie der zitierte Virtuose, daß beim Akkordeon das beste für den Anfang gut genug ist. Ein gutes Instrument reicht aus und macht es in vielen Fällen sogar einfacher. Ich bin zwar keine Virtuosin, habe aber auch schon ein paar Leute unterrichtet...

Dann ist bei den Artistes noch eines zu beachten - es gab sie mit Flachgriff und Stufengriff. Was man lieber mag, ist wie so vieles Geschmackssache und man probiert das am besten aus. Vom Feeling her ist das schon ein deutlicher Unterschied.
Flachgriff ist in der Schweiz und in Serbien noch sehr verbreitet, ansonsten scheint es mir aber auf dem Rückzug zu sein und nicht alle Marken haben das noch im Programm.

Ach ja - die Bugari von Meeresbrise kenne ich von einer Aufnahme her - das ist definitiv ein schönes Instrument, erinnert mich in der Klangcharakteristik auch etwas an Piginis und Ballone Burinis, die ich mal auf einem Workshop erlebt habe. Moderne italienische Schule halt... ;)

Du fragtest noch nach empfehlenswerter Literatur - da gibt es einiges.
Ich habe die "Ergänzung zum Reparaturbuch" von Wolf Linde - erschienen bei Hohner, gibt es immer wieder günstig via ebay.
Das ist gut, aber hier im Forum findest Du auch noch weitere wirklich gute Literaturtips für die technische Seite des Instrumentes.

Dann habe und schätze ich noch die beiden Bücher von Christoph Wagner, die decken eher den kulturgeschichtlichen Aspekt ab:
Das Akkordeon. Eine wilde Karriere.
und
Das Akkordeon oder die Erfindung der populären Musik: Eine Kulturgeschichte.

viele Grüße
Thuja
 
Zuletzt bearbeitet:
Hallo aus Bangkok!!

Gute 10 kg find ich vom Gewicht her akzeptabel. Eher schreckt mich eine klapprige, vielleicht nicht ganz so leicht gaengige Mechanik und Knoepfe mit weitem Druckweg etwas von einer alten Morino ab. Zufaellig habe ich jetzt aber erfahren, dass ein nicht so altes Modell (20 jahre) in Tirol zu verkaufen ist. Werd ich mir mal anhoeren.
Nach Bugari hab ich auch schon mal gesucht. Scheinen weniger leicht bekommen, wenn man das Budget nicht sprengen will.

Als erstes wenn ich zurueck bin werd ich aber versuchen herauszufinden, wie alt die Crucianelli (Beschreibung oben) ist. Die hats mir irgendwie angetan. Meint ihr dass ich hier auch mit einem eher schwer zu bespielenden Instrument zu tun habe :gruebel: ? Mag mich nicht unnoetig plagen :). Ob der Klang mit den angepriessenen Bugari und Pigini vergleichbar ist wird man wohl nicht sagen koennen?!

Meine Online-Zeit geht dem Ende zu.

Liebe Gruesse aus dem sonnigen, wenngleich etwas regnerischen Asien,
Christian
 
Meint ihr dass ich hier auch mit einem eher schwer zu bespielenden Instrument zu tun habe :gruebel: ? Mag mich nicht unnoetig plagen :)

Hallo Christian,

nicht dass dies missverstanden wird: Das Spielen mit den oben genannten ist keine Plage, es macht sehr viel Spaß. Es erfordert nur bezüglich der Bedienung etwas mehr Disziplin, als ein Einsteigerinstrument, da diese Instrumente (und da ist die schon mehrfach genannte Morino nur stellvertretend für alle Instrumente dieser Klasse) einfach sensibler reagieren.
Dies ist später dann ein Genuss, aber am Anfang erfordert es eben mehr Konzentration, weil man eben das Augenmerk auf ALLES legen muß, während ein Einsteiger Instrument, da etwas konzillianter reagiert - und dieses auf alles gleichzeitig achten, dass macht es einem am Anfang schwer, ansonsten ist das auch nicht anders als bei anderen Instrumenten.
Mit der Größe des Instruments wird der Balgquerschnitt größer, weshalb auch mehr Kraft zum Spielen notwendig ist, aber das sind ziemlich relative Aussagen und fallen einem nur auf, wenn man von einem kleineren Instrumen auf das größere wechselt. Extra Krafttraining braucht man dafür ganz sicher nicht, den selbst zierliche Frauen kommen mit soclhen Instrumenten gut klar! Andererseits kommt damit auch mehr Ruhe rein, denn man braucht auch nicht so weiten Balgweg, was das Spielen der linken Seite erleichtert.

Was die anderen von dir genannten Instrumente angeht, muß ich leider passen, die kenne ich leider nicht.

Gruß, maxito
 
So alt sieht die Crucianelli noch nicht aus. Sie wird auf jeden Fall jünger als eine Morino M sein :D Mir gefällt der Satz "vom Akkordeonbauer gewartet". Das kann alles heißen, kann aber auch "Überholung" bedeuten. Da unbedingt nachhaken, was der Akkordeonbauer alles gemacht hat und wie der Zustand ist. :)

Grüße

Ippenstein
 
Gute 10 kg find ich vom Gewicht her akzeptabel. Eher schreckt mich eine klapprige, vielleicht nicht ganz so leicht gaengige Mechanik und Knoepfe mit weitem Druckweg etwas von einer alten Morino ab. Zufaellig habe ich jetzt aber erfahren, dass ein nicht so altes Modell (20 jahre) in Tirol zu verkaufen ist.

Hallo Christian!

Die Mechanik alter Akkordeons klappert halt meist etwas mehr als die neue - leichtgängig, sogar sehr leichtgängig sollte die dennoch sein! Ich kenne meine und eine weitere, komplett restaurierte Morino Artiste VI D und beide sind sehr leichtgängig - wenn auch bei meiner die Knöpfe in der Horizontalen ein klein wenig mehr Spiel haben als bei der restaurierten - sie ist halt wie gesagt schon recht abgespielt.
Der Hub der Knöpfe ist halt größer als bei meinen Weltmeisters und durch die Abgespieltheit und die alten Filze auch noch von Knopf zu Knopf leicht unterschiedlich.

Ich habe mittlerweile gelernt, damit klarzukommen - das Geld für eine komplett neue Befilzung habe ich derzeit einfach nicht. Der größere Knopfhub ist halt etwas anstrengender zu bedienen - hat aber einen Vorteil: man ist gezwungen, sehr präzise zu spielen, der Finger muß schön von oben kommen, um keine Nachbarknöpfe zu touchieren. Aber man hat so aber die Chance, wirklich knackige Läufe zu spielen, da das Instrument keine Schlurerei zulässt. ;)

Das und damit verbunden die größere Sensibilität in der Ansprache, die Maxito beschrieb, macht die Morino Artiste IMHO einfach weniger für Einsteiger geeignet. Die größere Sensibilität in der Ansprache wird bei der Artiste ähnlich sein wie bei der Piano-Version, das Verhalten des Knopfspielfeldes ist noch mal eine andere Sache - das kann man echt nicht mit Piano-Tasten vergleichen.

Wie das Knopfspielfeld bei neueren Artistes ist, weiß ich nicht - die IV D ist auch aus den 50ern, da wird sich das ähnlich verhalten. Wichtig ist: ich kenne eben auch nur gestufte Knopfanordnungen, wie sich die Flachgriff-Artistes spielen, weiß ich mangels Erfahrung auch nicht!

Als erstes wenn ich zurueck bin werd ich aber versuchen herauszufinden, wie alt die Crucianelli (Beschreibung oben) ist. Die hats mir irgendwie angetan. Meint ihr dass ich hier auch mit einem eher schwer zu bespielenden Instrument zu tun habe :gruebel: ? Mag mich nicht unnoetig plagen :). Ob der Klang mit den angepriessenen Bugari und Pigini vergleichbar ist wird man wohl nicht sagen koennen?!

Also so alt wie die Morino Artiste VID und IVD wird die Crucianelli schon nicht sein - ich denke, die ist vom Klapperfaktor und von der Bespielbarkeit hinsichtlich des Knopfhubes und auch sonst vom Design her ein modernes Akkordeon. Frag doch mal den Anbieter, wie alt sie ist - und damit schließe ich mich auch Andreas an - frag ihn auch unbedingt, was alles bei der Wartung in 1/09 gemacht wurde!

Ich finde die Crucianelli vom Balgmaß, Gewicht und den Features her auch auf alle Fälle ein Instrument, was lohnt sich anzugucken! Wenn Du auch noch Morino Artistes anguckst, weißt Du wenigstens, was Dich bei älteren Stufengriff-Modellen erwartet. :)

viele Grüße
Thuja
 
Hallo zusammen

Inzwischen sind meine Freundin und ich in Kambodscha angelangt! haben echt einen aufregenden Trip. Aber ihr merkt schon: "Meine Kuenftige" (Harmonika) laesst mich nicht los.

Wieder daheim werd ich gleich Kontakt zum Verkaeufer der Crucianelli aufnehmen. Das ist mir von hier aus etwas zu stressig - hoffe das Stueck ist bis dahin noch zu haben. Zuvor koennt ihr mir aber vielleicht noch Tipps geben, wo genau ich nachhaken soll. Moechte auf jeden Fall wissen, wie alt das Akkordeon ist und was bei besagtem Service gemacht wurde. Soweit ich weiss sind hier Stimmung und Wachsen der Stimmzungen ein Thema. Auch will ich natuerlich etwas ueber die Balgdichte erfahren. Ist sonst noch was zu beruecksichtigen/im Falle einer Besichtigung (vielleicht fahr ich hin oder habe Rueckgabemoeglichkeit) zu checken.

Ach ja, noch ein Frage: Gibt's grundsaetzliche Unterschiede zwischen einer Morino und einer Morino Artiste?

Schoene Urlaubsgruesse und herzlichen Dank fuer die viele Hilfe,
Christian
 
hallo Christian,

die letzte Frage vorweg:
Zwischen Morino und Morino Artiste Akkordions gibt es einen ganz gravierenden Unterschied - "Morino Artiste" sind immer Knopfakkordeons und "Morinos" sind immer Pianoakkordeons. Wenn manchmal in der Beschreibung das "Artiste" vergessen wurde kann es zu Verwechslungen kommen, denn die Bezeichnung IV und VI gibt es in beiden Ausführungen.

Eine komplette Checkliste für Gebrauchtkauf würde Seiten füllen, aber eine "Kurzform" und etwas gesunder Menschenverstand reichen hierzu in aller Regel auch.

- was ist genau in der Beschreibung beschrieben - kann man das auch anders auslegen, oder ist die Formulierung unmissverständlich eindeutig?-> trotz seeligem Kaufrausch und "fast schon Besitzer sein" - trotzdem klaren Kopf behalten!!!!
- wenn Bilder dabei sind - zeigen die auch das beschriebene Instrument und sind alle Bilder vom selben Instrument (ist durchaus nicht immer so!)-> wenn nicht: Finger weg!
- stimmen Beschreibung und der Eindruck bei der Besichtigung überein?-> wenn nicht - vorsicht!
- sich die Geschichte des Verkäuferse erzählen lassen, wie er zu dem Instrument kam, und wieso er es verkauft - passt das alles oder klingt das komisch?
In dem Zusammehang sich auch bestätigen lassen, dass er alle Rechte besitzt, dieses Instrument zu verkaufen (also "frei von Rechten dritter" - vornehme Umschreibung, wenn sich jemand unerlaubt etwas in Besitz gebracht hat)

- Wie ist der äußere Eindruck:
-gepflegt? -> ok
-Gehäuse hat keine abgeschabten Stellen?-> ok
-keine Sturzschäden? - ok
-keine geflickten Risse?-> ok
-keine Anroststellen?-> ok
-Ist der Balg abgeschabt-> Hmmm!
-hat das Gehäuse viele Stoßmacken, Dallen oder so? -> Hmm
-riecht das Ganze Teil muffig, oder abgestanden, modrig?->Finger weg, den Geruch oder Schimmel kriegt man so gut wie nicht mehr weg
-riecht das Instrument sehr nach Rauch?-> ist zwar lästig, das geht mit der Zeit wieder weg
-riecht das Instrument sehr nach rauchiger Kneipe?-> Das Gerät war zum Gelderwerb im Einsatz und meist entsprechend strapaziert! Vorsicht!

-laufen die Tasten gleichmäßig leicht, alle Tasten auf einer Ebene, nichts steht hervor oder ist schief?-> ok
-Die Tasten klappern nur leicht?-> ok (ansonsten kein Beinbruch, ist aber persönliche Geschmacksfrage, ob es einen stört)
-Die Register lassen sich leicht und sauber schalten, nichts hakt?-> ok
-Die Basstasten lassen sich alle mit gleicher Kraft drücken, nichts hakt, quietscht, oder bleibt hängen?-> ok

Wie klingt das alles?
-alle Töne kommen in allen! Registerkombinationen auf Zug und Druck? > ok
-alle Töne kommen ungefähr bei gleicher minimalem Druck und Zug?-> ok
-die Töne kommen schon bei geringstem Druck und Zug?->noch besser!
-Alle Töne kommen sauber, nichts schnarrt, "schnarcht" oder flattert?-> ok
-auch ruhig eine Weile anspielen, passt auch jetzt noch alles oder ist es "irgendwie " komisch? .

Wie sieht es innen drin aus?
Dann unbedingt reinschauen ins Gerät! Dazu am besten eine Balgzange (kleine "Beisszange" mit Kerbe an der Schneide zum rausziehen der Balgnägel mitnehmen (evtl auch einen Schraubendreher, da manche Geräte geschraubt sind). Sollte der Verkäufer etwas dagegen haben, dass man reinschaut, dann nur unter Vorbehalt mit ausdrücklichem Rückgaberecht kaufen, dass man es zurückgeben kann, wenn der innere Zustand nicht einwandfrei sein sollte. Wenn man nicht weiß, wie man so ein Gerät öffnet, am besten einen Bekannten mitnehmen, der das kann - schadet sowieso nicht - vier Augen sehen mehr als zwei! Die Innenansicht ist wichtig, denn da liegen alle tonangebenden Teile, ist auch durchaus üblich beim Gebrauchtkauf, dass man reinschaut - sich da nicht irritieren lassen!

-ist das Gerät innen sauber?-> ok
-oder recht staubig?-> hm!
-liegen die Ventile ordentlich an? (das sind die Kunsstoffplättchen auf den Stimmplatten, die auf vielen aber nicht auf allen Stimmplatten sitzen) ->ok
-oder stehen die schon deutlich ab und sind verzogen?-> Hmm, da wird eine Generalüberholung fällig! -> teuer!!!
-Wie sehen die Stimmzungen aus - sind die alle blank, oder nur wirklich minimale Rostspuren an der Oberfläche?-> ok
-sind die Zungen stärker angerostet oder schon stark angerostet?-> Finger weg, kann unter Umständen nicht mehr reparabel sein - hier zuerst einen Fachmann einen Kostenvoranschlag machen lassen!
- wichtig: auch und insbesonder unter den Ventilen rosten die Zungen gerne - einige Ventile vorsichtig mit einem flachen Gegenstand anheben und drunter schauen.
- Fallen bei der Aktion schon Ventile ab-> hier wird eine Generalsanierung der Stimmstöcke fällig->teuer!
- ist das Wachs an allen Stimmplatten komplett umschließend, ohne Risse, Fugen und Fehlstellen?-> ok
- Wie sieht das Wachs aus? bröselt das schon teilweise ab?-> Gereralsanierung, siehe oben!
- sind manche Stimmplatten nicht mehr festhaftend am Wachs sondern haben Risse oder eine Fuge zwischen Platte und Wachs?-> Generalsanierung, siehe oben!

Die oft genannte "Balgdichtheit" ist eigentlich nicht so wichtig, denn der Balg selber ist praktisch immer dicht - wenn nicht, ist er schon äußerlich so verratzt, dass man das auch so meist schon sieht. Außerdem ist kein Gerät wirklich komplett "dicht", da durch die vielen Ventile uind Klappen immer was durchsickert. Wenn man das Gerät umschnallt, sollte der Balg nicht, bzw. sehr, sehr langsam nur von selbst aufgehen und bei mittelkräftigem Zug und Druck sollte man nichts rausblasen hören oder spüren und der Balg sollte sehr deutlichen Widerstand gegen das gewaltsame Auseinanderziehen oder Drücken aufbringen. Wenn man natürlich zu stark drückt, dann halten das die Tonklappen irgendwann mal nicht mehr und dann öffen die sich teilweise - schadet dem Instrument nicht, bringt aber auch gar nichts.

Die Liste ließe sich noch beliebig ergänzen, aber mit den Bemerkungen alle im Hinterkopf und wachem nicht kaufvernebeltem Verstand, bist du eigentlich ganz gut gerüstet.

gruß, maxito
 
Zuletzt bearbeitet:
Vielleicht noch ein paar Hinweise zum Klang und zur Stimmung:

Das Wichtigste, was zugleich schwierig und selbstverständlich ist: gefällt der Klang? Schwierig insofern, weil man das Instrument meist in einer fremden Umgebung anspielt mit einer unbekannten Akustik. Oft kommt noch Nervosität und Kommentare des Verkäufers hinzu. Am besten, man spielt das Instrument eine Zeit alleine. Da das Instrument unbekannt ist und alle Register durchgespielt werden wollen, ist es zumindest für mich schwierig, nach kurzer Zeit ein abschliessendes Urteil zu fällen, doch zumindest kann ich sagen, ob mir der Klang sympathisch ist oder eher abschreckt.

Die Schwebetöne prägen den Charakter eines Instrumentes entscheidend: sind sie gleichmässig in allen Tonlagen? Ist das Instrument "nass" oder "flach" gestimmt? Gefallen die Schwebungen?

Zur Stimmung gibt es auch schon einige Beiträge, deshalb nur ein paar Tips, die sich für mich bewährt haben: ein Stimmgerät ist natürlich ein gutes Kontrollinstrument, auch für die Gesamtstimmung (440Hz o.ä.), nicht immer hat man eines dabei (bei den modernen Smartphones gibt es Apps dazu, auf Android z.B. gStrings).

Die Töne müssen auf Zug und Druck sowie im Diskant und Bass stimmig sein und das noch multipliziert mit der Anzahl Chöre des Instrumentes. Wenn das alles systematisch durchgespielt wird, sind spätestens nach einer Viertelstunde die Nerven aller Umstehenden ruiniert und die Stimmung am Boden, v.a. wenn das von fff bis ppp durchgecheckt wird..... Einzelne Töne sind wohl immer leicht nachzustimmen, die kann man in so einer Situation wohl nicht analysieren. Ein grobes "Stimmungsbild" ergibt sich schon nach ein paar Tonfolgen, vorzugsweise mit den Registern 16' 8' und 16' 4' oder 8' 4' (natürlich ohne Schwebetöne): gibt es grobe Ausrutscher in der Stimmung? Achtung: Hinweis auf Rost!

Bei starken Druckänderungen im Bass ist es normal, das die Stimmung ein wenig wegkippt.

Aber eben, dazu gäbe es noch vieles zu sagen (vieles auch, was ich noch gar nicht weiss).
 
Hi

Wow - danke fuer die super Tips.
Hatte ohnehin vor, mir das Stueck schicken zu lassen und falls es nicht passt zurueck zu schicken - sofern das Porto nicht allzu hoch ausfallen sollte. Dann kann ich mir zu Hause in Ruhe alles ansehen/-hoeren. Bzgl. des Innenlebens wuerde ich dann einen Akkordeon-Bauer in der Naehe bitte, sich alles schnell anzusehen. Denke das ist fuer diesen schnell getan und fuer mich ein sinnvoll investierter 50er.

Dennoch haben sich (natuerlich) wieder Fragen aufgetan mit denen ich euch gern nerven wuerde:

- "Schwebung" klingt fuer mich als haette es mit Obertoenen zu tun. Was genau damit gemeint ist und wie man sie beurteilt weiss ich leider nicht
- ebenso sind mir "nasse" und "flache" Stimmung fremd
- Findet man im Forum eine Erklaerung zu Registerbezeichnung/-funktion? Leider kann ich auch mit 16'8' und dergleichen (noch) nichts anfangen.

Vielen Dank nochmal fuer eure Hilfe. Muss mich leider beeilen weil die Zeit im Internet-Sop ablaeuft.
lg,
Christian
 
Hallo Christian,

das Tremolo, oder korrekterweise Schwebeton ist eine leichte gewollte Verstimmung zwischen zwei Stimmzungen gleicher Tonhöhe, bzw. im Ganzen zwischen zwei Chören gleicher Tonlage. Dabei wird der zweite Chor minimal anders gestimmt, als die Grundtonreihe, so dass sich durch diese Frequenzunterschiede eine Schwebung oder Art Vibrato einstellt, was so der "typische" Akkordeonklang darstellt.
Nun kann man natürlich diese "Verstimmung" unterschiedlich machen, stärker, schächer, oder gar nicht, also gleichgestimmt. Macht man das Ganze stärker, so kommt man irgendwann mal zu dem tyischen Sound, der französischen Musette Musik - hierzulande als scharfes oder französiches Tremolo bezeichnet, im amerikanischen als "wet tuning" bezeichnet.
Macht man die Verstimmung nur ganz wenig, wird das Tremolo "flacher", die Schwebungerhält eine längere Wellenlänge, oder wenn man beide genau gleich stimmt wird es als "ganz flach" oder "Nulltremolo" bezeichnet. Im Amerikanischen als "dry tuning" , wobei hierbei dann offenbleibt, ob man nur ein flaches oder ein Nulltremolo meint. Im amerikanischen wird hier offenbar nicht so fein differenziert.
Selbstverständlich kann man das ganze auch auf 3 Chöre gleicher Tonlage beziehen, dann ergeben sich gleich nochmals viel mehr Möglichkeiten.

zum Thema Tremolo finest du hier etwas mehr:
https://www.musiker-board.de/akkordeon-forum-sonst/303320-welches-ist-bessere-tremolo.html

Und was die Registerbezeichnung 16´, 8´und 4´angeht, kannst du hier nachlesen, wie das zustande kommt:
https://www.musiker-board.de/akkordeon-forum-sonst/319969-registerbezeichnung-16-8-4-a.html

Gruß, maxito
 
Okay, jetzt muss ich passen. Muss mir eure links zu Hause in Ruhe anhoeren. Habt vielen Dank dafuer. In der Zwischenzeit grueble ich auf unseren vielen Bus- und Bootsfahrten ueber die Theorie nach. Kann sein, dass das viel geruehmte Transponieren gar nicht so einfach ist, wie ich dachte? Fuer eine Dur-Tonleiter muesste es ja - je nachdem in welcher Reihe sich der Ausgangston befindet - 3 Varianten geben. Einfach verschieben und dasselbe in einer anderen Tonart spielen geht also nur in Kleine-Terz-Schritten, oder?

Fuer solche und andere Fragen werde ich kuenftig wohl noch den einen oder anderen Thread bemuehen. Hoffe auch ein vernuenftiges Lehrbuch zu finden. Zunaechst aber freu ich mich, in 1 1/2 Wochen zu Hause ein Akkordeon anzuschaffen. Lass es euch dann freilich wissen!

Internet-Zugaenge werden hier im Mekong-Delta immer rarer. Werds wenn ueberhaupt nur sporadisch ins Forum schaffen. Einstweilen nochmal herzlichen Dank fuer alles. Wuerde euch gern einen virtuellen Reiswein ausgeben fuer die vielen Tipps :).

Liebe Gruesse aus Ho Tien (Vietnam),
Christian
 

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