Guten Abend Gemeinde ...
ich schneie hier gleich mal mit einer Frage rein !
Hallo und Willkommen im Forum
Ich reagiere einfach direkt mal abschnittsweise auf deine Fragen
Wir wünschen uns, daß unser Kleiner (gerade 4 geworden) ein Instrument spielen lernt. Leider wird das in seinem Kindergarten in keinster Weise gefördert, so daß wir das selber in die Hand nehmen müssen.
Dazu kann ich schonmal sagen: Ich kenne es keineswegs anders. Wenn man musikalisch vernünftig was machen will, muss man sich schon an einer Musikschule oder privat einen Lehrer organisieren, alles andere klappt sowieso nicht. Selbst an den Schulen ist ja der Musikunterricht kaum zu ertragen...
Eigentlich hatte ich an ein Klavier gedacht, einfach aus der Überlegung heraus, daß sich dort prima Noten lernen lassen und man durch einfachen Tastendruck schon zu einem hörbaren Klangerlebnis kommt. (Ich selber wurde in meiner Jugend zum Geige spielen angehalten und bin heute völlig unmusikalisch

).
Ein Klavier hat allerdings den Nachteil, daß die Anschaffung doch recht heftig ist - zumindest wenn man nicht weiß, ob und wie das Ganze ankommt. Außerdem ist es in der Lautstärke kaum regelbar (Altbau, 3. Stock) und nimmt auch noch viel Platz weg.
Ich finde Klavier eine gute Idee

Die Nachteile bzgl. Lautstärke und Größe lassen sich natürlich nicht von der Hand weisen. Deine Bedenken zum finanziellen Verlust, falls es doch nicht gefällt, schon eher, denn einerseits halten Klaviere ihren Preis sehr viel besser (ein gutes Klavier ist auch in 10 Jahren noch ein gutes Klavier, vorausgesetzt es wird vernünftig behandelt) als elektronische Instrumente (da ist es ähnlich wie bei Computern, wenn auch nicht ganz so schlimm) und andererseits bieten viele Händler ja auch die Möglichkeit des Mietkaufes an, sodass die finanzielle Belastung sich in Grenzen hält und man ohne große Bedenken ausprobieren kann, ob es gefällt oder nicht.
Daher die Idee, ein Keyboard anzuschaffen.
Doch bin ich etwas unsicher ... sollte man ein Kind mit einem elektronischen Instrument an die Musik heranführen ? oder sind meine Bedenken da einfach nur altmodisch ?
Grundsätzlich sehe ich kein Problem darin, mit einem elektronischen Instrument zu lernen. Es ist natürlich ein etwas anderer Kontakt zum Instrument und zum Klang selbst, wenn man ein akustisches Instrument spielt, aber ich bezweifle, dass es der Spielfreude Abbruch tun würde.
Das Problem ist in meinen Augen ein anderes: Wenn man von "Keyboard" spricht, dann meint man ja erstmal ein elektronisches Ding mit Tasten. Viele sehen es auch als "Klavier, nur mit Strom", und das ist ein großer Trugschluss. Spätestens, wenn man Keyboard- und Klavierunterricht vergleicht, aber eigentlich auch schon, wenn man die Instrumente vergleicht, erkennt man das sehr schnell, denn die Ansätze sind ganz anders:
Bei einem Keyboard (was ja leider! meist synonym für Alleinunterhalter-Keyboard verwendet wird) kommt zum Beispiel die berühmte Begleitautomatik zum Einsatz, die das eigene Spiel mit einer Begleitband aus der Konserve unterstützt. Das hat Vor-, aber in meinen Augen vor allem Nachteile: Man bekommt zwar einen Einblick in verschiedene Musikstile und kann die auch recht schnell ohne weitere Hilfsmittel spielen, aber man bezahlt einen hohen Preis: Man lernt sehr viel weniger Technik und Theorie als im vernünftigen Klavierunterricht, und das liegt nicht bloß daran, dass Keyboards keine so schöne Tastatur haben wie ein Klavier. Warum das so ist, kann ich nicht sagen, nur dass es (in den meisten Fällen) so ist. Leider.
Ich gehöre leider selbst zu den Leuten, die im Kindesalter mit Keyboardunterricht begonnen haben. Das ist jetzt fast 14 Jahre her, und ich habe die Defizite in der Theorie noch lange nicht aufgeholt - ganz zu schweigen von den Kerben (von Macken kann man da kaum sprechen) in der Spieltechnik.
Es mag natürlich auch am Lehrer liegen, aber wenn ich allein schon sehe, wieviele Keyboardlehrer begeistert mit dem absolut unsäglichen "Lehr"buch "Der neue Weg zum Keyboardspiel" arbeiten, kann ich mir nur noch an den Kopf fassen.
Und über noch ein Phänomen sind wir uns eigentlich ziemlich einig: Vom Klavier auf ein anderes Tasteninstrument und eine andere Spielweise umzusteigen, sei es Entertainer-Keyboard, Band-Keyboard, Orgel oder sonstwas, ist einfach. Vom Keyboard jedoch zurück aufs Klavier zu kommen, ist um ein vielfaches schwieriger.
Ich kann daher nur ausdrücklich vom Keyboard und dem zugehörigen Unterricht abraten. Stattdessen habe ich aber einen anderen Vorschlag:
Klaviere gibt es auch in elektronischer Form! Nur sind das dann nicht die berühmten (Entertainer-)Keyboards (auch gerne als Tischhupen bezeichnet), sondern so genannte Digitalpianos. Diese bilden möglichst genau ein Klavier nach, verfügen auch über eine große und gewichtete, meist auch in der Mechanik dem Klavier nachempfundene Tastatur und natürlich über wirklich gute Klavierklänge (deutlich besser als bei herkömmlichen Keyboards). Zwar fehlt ihnen der ganze "Schnickschnack" von Begleitautomatik oder tausenden von Klängen, aber dafür sind die heutigen Geräte schon in akzeptabler Nähe zum Klavier. Natürlich können sie kein Klavier ersetzen, dazu sind sie dann doch wieder zu künstlich und "tot", was ein Klavier ja nicht ist, aber das liegt nunmal in der Natur der Sache. Vorteil der Digitalpianos ist einfach, dass sie deutlich günstiger zu bekommen sind als Klaviere, dass sie weitgehend wartungsfrei sind und natürlich, dass sie sich mit Kopfhörern spielen lassen, wenn nötig. Der eigentliche Witz ist aber: Man kann auf einem Digitalpiano auch Klavierunterricht nehmen, ohne allzu schnell an die technischen Grenzen zu stoßen (bei einem Keyboard würde man das allein schon aufgrund der geringen Tastenzahl sehr schnell).
Fazit: Im Optimalfall ein Klavier, aber wenn das nicht geht ist das Digitalpiano die Alternative, nicht etwa das (Entertainer-)Keyboard. Letzteres ist vor allem (und meiner Ansicht nach NUR) dann interessant, wenn man vorhat, alleine und mit Begleitautomatik zu spielen und sich dessen schon bewusst ist, denn mit einem Keyboard schränkt man das Spektrum dessen, was man "später mal" machen kann, deutlich ein.
Auch wollten wir zunächst nicht mehr als ca. 500€ investieren - bekommt man in dieser Preiskategorie überhaupt schon etwas, daß der Ausbildung des Gehörs zuträglich ist ?
500€ ist, wie dir ja auch schon klar zu sein scheint, erstmal natürlich relativ wenig. Bei einem Klavier hast du da (außer beim Mietkauf) sicherlich ganz schlechte Karten, d.h. da müsstest du schon richtig großes Glück haben. Tischhupen gibts zu dem Preis massenweise, aber auch einige Digitalpianos kann man zu dem Preis schon bekommen. Gerade auch, wenn man nicht die allerneuste Generation wählt, sondern vielleicht die Vorgängerversion der aktuellen Modelle (nicht bei allen empfehlenswert, aber bei vielen) in gutem Zustand gebraucht kaufen kann.
Mit einem etwas höheren Budget, sagen wir mal 600-700€ kann man sogar neu schon einige sehr brauchbare Geräte bekommen.
Zum Abschluss möchte ich noch anmerken, dass das hier zum größten Teil meine persönliche Meinung, basierend auf meinen persönlichen Erfahrungen ist. Diese wird zwar auch von manch anderem geteilt, doch die einzige Wahrheit habe ich natürlich auch nicht gepachtet. Aber es wird sicherlich auch noch Meinungen von anderen geben
Ansonsten hoffe ich, dass dir das erstmal ein Stückchen weiterhilft. Weiterführende Fragen sind natürlich ausdrücklich erwünscht
