http://www.zeit.de/zeit-wissen/2008/04/Inhalt#container-Dossier_Musik_und_Gehirn
Ich weiß nicht, ob ich den Artikel hier einfach einscannen und reinsetzen darf. Wahrscheinlich nicht... Von daher bleit wohl nur der Kauf.
Fastel, was du da beschreibst ist eine der wenigen Ausnahmen in der Menschheitsgeschichte: Eigentlich wird alles vom Menschen Erschaffene stets komplexer, nur in der Musik und wenigen anderen Dingen ist der Trend rückläufig.
Gerad Pop-Musik, Techno, Hip Hop und Schlager tendieren ganz stark wieder zurück in absolute Monotonie. Aber so funktioniert ja auch der Markt. Ein Lied muss sich in den 5 Sekunden, die man es im Vorbeigehen am Schuhgeschäft hört, im Hirn festbeißen und den Wiedererkennungswert die ganze Zeit über behalten. Dass es also in 7 Sekunden-Loops resultiert, die sich in nur geringen Variationen über 4 Minuten erstrecken, ist nur logisch (z.B.:
http://de.youtube.com/watch?v=VX97Z0TkPLI). Liegt aber wohl auch an der geringen musikalischen Vorbildung der Konsumenten, die nicht zuletzt durch die kulturelle Verwahrlosung in diesem Land kommt.
Ich hatte es ja schon in meinem ersten post angedeutet: man hüte sich vor allzu einfachen Aussagen, Formeln und Trends ...
Intelligenz und deren Messung ist ein Kapitel für sich, ebenso Lernen und Entwicklung und auch Musik ist ein breites Feld ...
Und in Bezug auf Musik und deren Vereinfachung ...
Auch das ist letztlich ein slogan und nichts weiter - aber auch in gewisser Weise typisch dass es so behandelt und aufgebauscht wird.
Auf Sprache bezogen könnte man genau so sagen: die meist verbreitete Sprache ist die Werbesprache - und die wird immer einfacher - also geht der Trend in Richtung Vereinfachung ... Was natürlich kompletter Quatsch ist, weil alle Formen der Sprache gleichzeitig ständig reproduziert wird - komplizierte wie einfache.
Genauso in der Musik: Hits und Schlager und Tanzmusik als Massgröße zu nehmen ist einfach Unsinn. Beziehungsweise wenn dann muss man sie mit früherer Volks- und Tanzmusik vergleichen - und dann wird man feststellen, dass die mit genauso einfachen Mitteln gearbeitet hat.
Und man wird feststellen, dass heutzutage auch sehr komplexe Musik geschrieben und aufgeführt wird, die wiederum vollkommen anderen Gesetzen folgt.
Wenn man sich bemühte würde man feststellen, dass in letzter Zeit eine zunehmend komplexere Reizverarbeitung gefordert wird: das betrifft die Schnelligkeit der Informationen - weit wichtiger aber die Mehrdimensionalität: das heißt die Verbindung von Ton und Bild (etwa beim Video) oder sogar noch in Verbindung mit Interaktivität.
Wenn man sich bemühte würde man auch feststellen, dass es um Entspannungs-, Tanz- und Unterhaltungsmusik geht, bei der Komplexität überhaupt kein zutreffender Maßstab ist.
Aber es geht einfach und immer mal wieder darum, alte und längst abgeschnittene Zöpfe und längst widerlegte Vorurteile wieder neu aufzulegen und darum, dass sich eine bestimmte Bildungselite ihren eigenen Bäuche streichelt und dabei vergißt, dass dort mit Sicherheit nicht das Hirn sitzt.
Nun gut - mit dem letzten Absatz werde ich polemisch und gehe zu weit und ich will mit Sicherheit nicht der Dumpfbackenmukke das Wort reden - nur habe ich eben etwas dagegen, dass man Musik und Intelligenz und Klassik durch den Meinungsmixer dreht, damit etwas dabei rauskommen soll, was einem selbst paßt.
x-Riff