Klavier selbst stimmen Pianoscope

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Doctoday
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Ich habe mein Klavier mit pianoscope gestimmt. Hat geklappt. Der Klang ist ganz gut. Die Saiten sind auf plusminus 1 Cent genau. Reicht diese Genauigkeit aus?
 
Ich sag mal ganz banal:
Spiel damit und wenn es sich für dich sauber anhört, reicht die Genauigkeit aus.
Dabei gehe ich davon aus, dass du von einem Klavier bei dir zu Hause redest.
Wenn du vorhast in der Royal Albert Hall ein Konzert zu geben, solltest du den Steinway doch einem Profi überlassen.
Ob der Profi genauer stimmt weiß ich allerdings auch nicht.
Ich hab das Klavier meiner Kinder auch immer selber gestimmt. Das Ergebnis war durchweg gut, aber 20 Jahre her, dass ich das zuletzt gemacht habe. Daher kann ich zur Genauigkeit in Zahlen wirklich nichts sagen.
 
Reicht diese Genauigkeit aus?
Schau mal, ob die Saiten in zwei Wochen immer noch auf 1 Cent genau stimmen.
Schau mal, ob sich die Stimmwirbel durch unsachgemäßes Werkzeug (30-Eur-Stimmhammer) in sich verwunden haben.
Schau mal, ob sich die Löcher im Stimmstock, in denen die Stimmwirbel sitzen, durch unsachgemäße Handhabung des Stimmhammers schon ausgeleiert haben.

Es kommt mehr auf die Schwebungen der einzelnen Intervalle an als auf die Cent-Genauigkeit einzelner Töne, ob sich eine Stimmung gut anhört. Diese Schwebungen sind aber bei unterschiedlichen Klavieren anders, was durch die unterschiedliche Inharmonizität der Saiten bei verschiedenen Klavieren/Saiten/Saitenlängen bedingt ist. Der ausgebildete Klavierstimmer hört das.

Fazit: Bei mir kommt der Stimmer.

Viele Grüße,
McCoy
 
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Einerseits höre ich erst ab 10 Cents Unterschied halbwegs sicher, ob ein Ton höher oder tiefer als der andere ist. Andererseits hast du im Diskant ja Chöre von 3 Saiten pro Ton - die solltest du sicherlich nicht mehrere Cents auseinander haben, wenn du halbwegs definierte Töne haben möchtest und keinen zu heftigen Chorus-Effekt. Ein bisschen Schwebung andererseits wünsche ich mir geradezu - ein ganz sauber gestimmtes Klavier empfinde ich als etwas leblos.

Der App-Macher selbst sagt in dem von dir verlinkten Video (im Kommentarteil), dass mit seiner App bei ein bisschen Übung eine Genauigkeit von 0,1 Cent machbar sein sollte und eine gute Heim-Stimmung seiner Meinung nach etwa bei 0,3 Cent Abweichung liegt.

Ich habe zwar noch nie ein Klavier gestimmt, immer nur Cembali - aber meine Erwartung wäre, dass die Haltbarkeit deiner Stimmung einer der entscheidenden Faktoren werden wird. Der andere dürfte die Gleichmäßigkeit der Stimmung sein.
 
Bezüglich der Unisono-Stimmung der Saitenchöre habe ich eine Oszilloskop-App eingesetzt, mit der die Schwebungen gut dargestellt werden. Das ersetzt mir die fehlende Hörroutine. 0,1 Cent zu erreichen ist für mich illusorisch. ChatGPT sagt, es reicht viel weniger (für den Hausgebrauch).
 
Wie schon Vorschreiber hier erwähnten, ist die Stimmgenauigkeit die eine Seite, also die möglichst präzise Einstimmung der Frequenz jeder Saite, die andere Seite ist jedoch die Stimmhaltung, also ob deine Stimmung auch lange so genau bleibt.
Während das Treffen der genauen Frequenz nicht sonderlich schwer ist, besonders bei Nutzung eines präzisen Stimmgeräts, zeigt sich insbesondere in einer guten Stimmhaltung das ganze Können eines Klavierstimmers. Denn letzteres ist nicht so einfach und bedingt eine gute Routine, viel Feingefühl und Beherrschung der richtigen Bewegung bzw. Handhabung des Stimmhammers.

Wir hatten mal einen Klavierstimmer an der Musikschule, der konnte in extrem kurzer Zeit ein Klavier bemerkenswert sauber stimmen - womit er im übrigen regelrecht prahlte. Die Instrumente waren aber schon nach wenigen Wochen sehr unsauber und nach einem halben Jahr (wie lassen die Klaviere zwei mal im Jahr, also jedes halbe Jahr stimmen, immer zu den Oster- und den Herbstferien) waren die meisten Klaviere so total daneben, dass man kaum mehr damit unterrichten konnte, im Grunde schon nach drei Monaten nicht mehr.
Ich unterrichte an der Musikschule Theorie und Gehörbildung, und damals habe ich mir ein E-Piano in den Raum stellen lassen. Mit dem verstimmten Klavier konnte ich auf keinen Fall mehr Gehörbildung unterrichten.

Bei seinem Vorgänger (den wir gerne behalten hätten, der aber wegen Umzug in eine andere Region nicht mehr zur Verfügung stand) gab es dieses Problem nicht.
Nachdem der "unsaubere" Klavierstimmer weder einsichtig war (er bestand darauf, dass er die Klaviere geradezu "perfekt" gestimmt hätte, die Unsauberkeiten hätte er nicht zu verantworten) noch jemals eine brauchbare Stimmhaltigkeit hin bekam, hat die Musikschulleitung ihm schließlich gekündigt.
Der aktuelle Klavierstimmer (sein Nachfolger) kann sowohl sauber als auch stimmhaltig stimmen, und seitdem ist das Problem wieder aus der Welt.

Ist also offensichtlich nicht ganz banal, ein Klavier wirklich gut zu stimmen.
 
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Interessant wäre für mich die Klärung der Unterschiede in der Vorgehensweise der beiden Stimmer. Der Ruckzuckstimmer hat die Klaviere ja wohl nicht beschädigt (Stimmwirbel ausgeleiert oder so), sonst wäre der Nachfolger nicht so erfolgreich gewesen.
 
Na ja, man kann leicht lockere Wirbel etwas nachschlagen und damit die Stimmhaltigkeit etwas verbessern.
Man sollte dabei aber auch wissen was man tut.
Vermutlich hat der Eine das gemacht, der Andere nicht. Wunder kann man aber auch damit nicht bewirken.
Wichtiger Punkt ist aber auch die Luftfeuchigkeit. Der Stimmstock darf nicht austrocknen, sonst halten allein dadurch schon die Stimmwirbel nicht mehr gut.
 

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