Wie schon Vorschreiber hier erwähnten, ist die Stimmgenauigkeit die eine Seite, also die möglichst präzise Einstimmung der Frequenz jeder Saite, die andere Seite ist jedoch die Stimmhaltung, also ob deine Stimmung auch lange so genau bleibt.
Während das Treffen der genauen Frequenz nicht sonderlich schwer ist, besonders bei Nutzung eines präzisen Stimmgeräts, zeigt sich insbesondere in einer guten Stimmhaltung das ganze Können eines Klavierstimmers. Denn letzteres ist nicht so einfach und bedingt eine gute Routine, viel Feingefühl und Beherrschung der richtigen Bewegung bzw. Handhabung des Stimmhammers.
Wir hatten mal einen Klavierstimmer an der Musikschule, der konnte in extrem kurzer Zeit ein Klavier bemerkenswert sauber stimmen - womit er im übrigen regelrecht prahlte. Die Instrumente waren aber schon nach wenigen Wochen sehr unsauber und nach einem halben Jahr (wie lassen die Klaviere zwei mal im Jahr, also jedes halbe Jahr stimmen, immer zu den Oster- und den Herbstferien) waren die meisten Klaviere so total daneben, dass man kaum mehr damit unterrichten konnte, im Grunde schon nach drei Monaten nicht mehr.
Ich unterrichte an der Musikschule Theorie und Gehörbildung, und damals habe ich mir ein E-Piano in den Raum stellen lassen. Mit dem verstimmten Klavier konnte ich auf keinen Fall mehr Gehörbildung unterrichten.
Bei seinem Vorgänger (den wir gerne behalten hätten, der aber wegen Umzug in eine andere Region nicht mehr zur Verfügung stand) gab es dieses Problem nicht.
Nachdem der "unsaubere" Klavierstimmer weder einsichtig war (er bestand darauf, dass er die Klaviere geradezu "perfekt" gestimmt hätte, die Unsauberkeiten hätte er nicht zu verantworten) noch jemals eine brauchbare Stimmhaltigkeit hin bekam, hat die Musikschulleitung ihm schließlich gekündigt.
Der aktuelle Klavierstimmer (sein Nachfolger) kann sowohl sauber als auch stimmhaltig stimmen, und seitdem ist das Problem wieder aus der Welt.
Ist also offensichtlich nicht ganz banal, ein Klavier wirklich gut zu stimmen.