Ich würde mir einen Unterricht suchen, in dem moderne Klavierpädagogik berücksichtigt wird und die scheint mir eher von exilrussischen Klavierschul-Linien stammend durch englisch/amerikanische Klavierpädagogen nach WWII geprägt zu sein.
Das betrifft aber nicht nur die Spieltechnik, auch die stilistische Bandbreite der herangezogenen Literatur und auch den Weg ins improvisierte Spielen, der fördernd begleitet wird.
Bezogen auf jugendliche und erwachsene Anfänger würde ich, neben den bereits erwähnten, Aspekte wie die folgenden checken:
Kann man sich über die Ziele einigen, also was man mit Hilfe des Unterrichts erreichen will?
Als durchschnittlich begabter, aber motivierter und daher (fast) täglich gewissenhaft übender Anfänger sind die ersten Monate bis vielleicht das erste Jahr eine tolle Erfahrung, weil die Fortschritte so deutlich sind und man anhand der spielbar gewordenen Stücke gut sehen und hören kann, wie es vorangeht.
Man merkt es nicht gleich, aber eigentlich ist man noch eine ganze Weile länger "Anfänger" oder anders ausgedrückt, man spielt in der "Unterstufe" bzw. "leichte" Stücke (Henle 1-3, ABRSM 1 - max. 5, meist 4).
Wenn ich da von mir ausgehen darf, hätte ich noch vor 5 Jahren bei meinem bislang ernsthaftesten Anlauf nicht gedacht, wie unglaublich viel es zu Lernen bzw. zu "Können" gibt, damit das Spielen von "mittelschweren" Stücken musikalisch gut gelingt (Henle 4-6, ABRSM 6-8).
Man glaubt es am Anfang kaum, Klavierspielen wird eigentlich immer schwerer udn die Abstände der "Stufen" größer, wenn man es danach beurteilt. Es wäre daher für mich ein MUSS bei laufendem Unterricht und Üben mit Verstand (anstatt nur mechanisch, dass es gut ansprechbar und Abhilfe möglich ist, wenn man das Gefühl bekommt, seit Wochen festzustecken und dadurch die Freude am Üben und Spielen zu verlieren. Es ist allerdings normal, dass man zwischendurch eine zeitlang auf der Stelle tritt, leider entwickelt man sich nicht immer wie an der Schnur gezogen weiter.
Mein persönliches Ziel wäre unterm Strich, die Mittelstufe solide zu bewältigen (ABRSM 8), dann hätte ich wahrscheinlich 8-10 Jahre fleißig geübt und könnte aus der Sicht von zuhörenden Laien (hoffentlich) ganz gut Klavierspielen.
Ist man sich über das Konzept einig?
Es ist klar, dass zunächst absolute Grundlagen erarbeitet werden müssen, aber schon im Lauf des ersten Unterrichtsjahres öffnen sich einige Türen.
Da fände ich es glücklich, wenn der Unterrichtshorizont weit genug ist, schon im Anfänger-Unterricht Stücke von William Gillock, Elisse Milne, Pam Wedgwood, Martha Mier, Valenthin Engel und weiteren Spezialisten mit sehr leichten, aber gut klingenden Kompositionen einfließen zu lassen.
Genauso wäre mir wichtig, dass mit der Zeit ein wenig zur Struktur der Spielstücke erläutert wird, also zu Form, Rhythmik und Harmonik. Mit ein wenig Musiktheorie wird das Verständnis dafür vertieft, was man übt und spielt, auch das unterstützt die langfristige Motivation, wenn die Stücke anspruchsvoller werden.
Außerdem kann man gerade im persönlichen Unterricht frühzeitig sehr einfache Improvisationsübungen einbauen, denn anfangs kann man sich dabei selbst kaum rhythmisch sicher begleiten und ein paar Tips zur Tonauswahl und Rhythmik wären wahrscheinlich ebenfalls hilfreich.
Zum Konzept gehörend wäre mir bei persönlichem Unterricht die stilistische Bandbreite wichtig, also die locker "Top 100" Repertoirestücke für den Unterricht aus Barock, Romantik und Moderne plus ein paar interessanten Exoten (wie. z.B. Seiber) plus einer Auswahl aus Rock, Pop und Jazz sowie begleitend Improvisationsaufgaben.
Leider lässt sich das dafür passende Unterrichtsangebot überhaupt nicht als selbstverständlich voraussetzen. In diesem Fall müsste man entscheiden, ob man zustätzlich Zeit und ggf. auch Geld aufwenden kann, um weitere Lehrbücher und Onlinekurse zu wählen (z.B.
Willie Myette,
Piano with Jonny,
Christian Fuchs...).
Gruß Claus