Klingt ohne Lack besser als mit?

Das stimmt leider m.W. genau nicht: Zwar konnte Leo kaum selbst Gitarre spielen, er war aber immer überzeugt, das man durch handwerkliches Geschick das Instrument optimieren kann. Sein Fokus war dabei viel weniger wissenschaftlich als vielmehr kundenzentriert: Viele Musiker gingen in seiner Werkstatt ein und aus und hatten sehr grossen Einfluss auf die Produktion indem sie Leo, Bill Carson und Freddie Tavares genau schilderten, was sie an dem Instrument mochten und was nicht.

Ich denke beides ist wahr und wiederspricht sich auch nicht gegenseitig.

Leo Fender ging es sicherlich nicht um eine spezialisierte Custom-Anfertigung für ein par ausgewählte Musiker, sondern mehr oder weniger um die realisierung einer preisgünstigen "Massenproduktion".

Das er dabei nicht einfach irgendein Modell zusammengeschustert hat, sondern sich auch von den praktischen Anforderungen der Musiker hat inspirieren und leiten lassen ist doch nur folgerichtig.

Er hat sich aber mit Sicherheit nicht Gedanken darüber gemacht, welche Metall-Legierung am Steg jetzt die Höhen besondern weich auflöst ;)

Eine E-Gitarre zu bauen ist kein Vodoo... will man aber ein reproduzierbares Ergebnis erreich wird es immerhin zu einem anspruchsvollen Handwerk mit wissenschaftlichem Einschlag.

Heute wird halt oft versucht akribisch ein Ergebnis zu reproduzieren, über dessen Entstehung sich beim Original nicht im entferntesten vergleichbare Gedanken gemacht wurden.

Mal ein Vergleich... man schnappe sich eine Gitarre, und fange an über eine Harmonie zu improvisieren. Natürlich hat man theorethische Grundlagen, und setzt diese auch ein. Man weis also schon was man tut, sonst wäre das Ergebnis auch kaum brauchbar. Vielleicht verhaut man sich aber auch manchmal einfach, teils mit guten, teils mit unbrauchbaren Ergebnissen.

Trotzdem geschieht vieles eben auch aus dem Moment, der Laune, und den Gegebenheiten.

Und jetzt versucht ein anderer genau zu analysieren was man da gemacht hat... und unterstellt jeder harmonischen und rhythmischen Alternierung gleich ein komplexes Gedankenkonstrukt ;)
 
Leo Fender ist wahrscheinlich im Wesentlichen nach dem Versuch-und-Irrtum-Prinzip vorgegangen. Das ist auch vollkommen legitim, wenn man sich auf absolutem Neuland befindet und kaum Verlgeichswerte aus anderen Quellen vorliegen. Natürlich hat er sich auch vom traditionellen Instrumentenbau beeinflussen lassen; ebenso wie von Musikern, die ihre Erfahrungen und Wünsche geäußert haben.
Wenns nicht funktioniert hat, hat ers einfach nochmal probiert ;)
Die Prototypen seines Vintage-'Tremolos' hatten ja anfangs kaum Sustain geliefert (lt. G&B Stromgitarren-Sonderheft Ausgabe 2004, glaube ich), erst eine Änderung der Konstruktion hat dann ein brauchbares Ergebnis hervorgebracht.

Dennoch bin ich von einer spürbaren Auswirkung der Lackierung auf das Klangverhalten einer Solidbodygitarre nicht überzeugt. Der Lack hat nur einen eher geringen Anteil an der Gesamtmasse und ob nun ein vergleichsweise harter oder weicher Lack in der Gesamtbetrachtung wirklich Veränderungen hervorruft, halte ich für etwas weit hergeholt. Und selbst wenn, dürften die Einflüsse auf den Korpus - allein von der Masse her, die da im Spiel ist - doch eher im niedrigen Prozentbereich ausfallen. Und da denke ich, werden die Unterschiede durch Schwankungen in der Materialgüte und den Fertigungstoleranzen schlicht überdeckt.
 
Mal ein Vergleich... man schnappe sich eine Gitarre, und fange an über eine Harmonie zu improvisieren. Natürlich hat man theorethische Grundlagen, und setzt diese auch ein. Man weis also schon was man tut, sonst wäre das Ergebnis auch kaum brauchbar. Vielleicht verhaut man sich aber auch manchmal einfach, teils mit guten, teils mit unbrauchbaren Ergebnissen.
Trotzdem geschieht vieles eben auch aus dem Moment, der Laune, und den Gegebenheiten.
Und jetzt versucht ein anderer genau zu analysieren was man da gemacht hat... und unterstellt jeder harmonischen und rhythmischen Alternierung gleich ein komplexes Gedankenkonstrukt ;)

Wohl, war! Die Frage ist nun: Ist der Lack innerhalb der Gitarrenkonstruktion eher vergleichbar dem in der Improvisation zwingenden Authentischen Schluss (Dominant - Tonika) oder eher dem optiononalen Plagalschluss (z.B. Subdominant (am besten mit Sext :great: - Tonika) :gruebel::confused:

Ganz ehrlich, dieser Thread ist für mich bisher der mentally most stimulating ever :great: und ich bin i.M. an dem Punkt wo ich erst mal im überschaubaren Bereich der abendländischen Kadenzen improvisiere - also im Sinne unserer Diskussion erst mal nur die Pickups wechsel und das Gehäuse abschirme, um diese Klangveränderungen zu verstehen. Die Ent-Lackierung ist keinesfalls vom Tisch, aber bevor ich nicht gehört habe wohin der erste Teil der Improvisation führt ist es schwer schon über die nächste Kadenz nachzudenken...

vg meikii
 
Leo Fender ist wahrscheinlich im Wesentlichen nach dem Versuch-und-Irrtum-Prinzip vorgegangen.
Ja, das habe ich auch so gelesen, allerdings galt damals Lack als etwas edles / Veredelndes, während heute dies eher im Naturholzbereich angesiedelt ist. Das kommt natürlich auch von der Erfahrung das heute unter ganz vielen Lacken einfach Sperrholz ist (ich spreche jetzt natürlich eher über Möbel) und schon deshalb eine unlackierte Oberfläche in der nicht in Frage käme - ausser das Stück ist besonders edel = Massivholz und dann zeigt man es natürlich dorch eine unlackierte Oberfläche.

Der Lack hat nur einen eher geringen Anteil an der Gesamtmasse und ob nun ein vergleichsweise harter oder weicher Lack in der Gesamtbetrachtung wirklich Veränderungen hervorruft, halte ich für etwas weit hergeholt. Und selbst wenn, dürften die Einflüsse auf den Korpus - allein von der Masse her, die da im Spiel ist - doch eher im niedrigen Prozentbereich ausfallen. Und da denke ich, werden die Unterschiede durch Schwankungen in der Materialgüte und den Fertigungstoleranzen schlicht überdeckt.
Fertigungstoleranz spielt ja bei meinem Fall keine Rolle, da ich nur diese eine Gitarre aus dieser Serie habe (leider)....

vg meikii
 
Fertigungstoleranz spielt ja bei meinem Fall keine Rolle, da ich nur diese eine Gitarre aus dieser Serie habe (leider)....

Ich meinte das ja auch im Allgemeinen... ;)


Ja, das habe ich auch so gelesen, allerdings galt damals Lack als etwas edles / Veredelndes (...)

Ja, die Moden ändern sich. In den 80ern sahen viele Gitarren aus wie aus der Spielwarenabteilung, mittlerweile sinds edelste Decken, die das meiste Prestige haben...
 
Wohl, war! Die Frage ist nun: Ist der Lack innerhalb der Gitarrenkonstruktion eher vergleichbar dem in der Improvisation zwingenden Authentischen Schluss (Dominant - Tonika) oder eher dem optiononalen Plagalschluss (z.B. Subdominant (am besten mit Sext :great: - Tonika) :gruebel::confused:

Ganz ehrlich, dieser Thread ist für mich bisher der mentally most stimulating ever :great: und ich bin i.M. an dem Punkt wo ich erst mal im überschaubaren Bereich der abendländischen Kadenzen improvisiere - also im Sinne unserer Diskussion erst mal nur die Pickups wechsel und das Gehäuse abschirme, um diese Klangveränderungen zu verstehen. Die Ent-Lackierung ist keinesfalls vom Tisch, aber bevor ich nicht gehört habe wohin der erste Teil der Improvisation führt ist es schwer schon über die nächste Kadenz nachzudenken...

vg meikii

Ich glaube ,Vieles von dem , was heute als ersterbenswert im Bereich des Klangs einer E -Gitarre angesehen wird, hat sich im Entstehen der ursprünglichen Produktionsreihen von Gibson und Fender (auch Rickenbacker ) empirisch entwickelt und wurde mehr oder weniger in den 50ern des letzten Jahrhunderts "definiert". Leo wurde z.B. nicht allein deswegen von Gibson anfangs nicht für voll genommen, weil er vom herkömmlichen Gitarrenbau völlig abwich....
Diskussionen über die beabsichtigte Wirkung von Materialien auf die Klangentwicklung entstanden vielfach erst, als die Fertigungsqualität der Marktführer in den 70ern nachliess und man anfing, darüber nachzudenken, wie dem Qualitätsverfall beizukommen war. Zu dem Zeitpunkt lagen aber die Materialien für die traditionelle Herstellung von Stromgitarren schon fest!
Genauso , wie der Zufall in der Holzauswahl (Preis??)wichtiger Punkt für die Herstellung einer Strat oder einer Tele war, war die Empirie ein wichtiges Mittel der Optimierung dieser Instrumente - sowohl für Leo, als auch für alle, die nach ihm oder zeitgleich mit ihm Gitarren gebaut haben.
Man denke nur an den Hype der Messingparts in den Siebzigern oder die Aluminium Euphorie der letzten Zeit; letztlich kann jeder von uns belegen, dass nicht jede Gitarre , die alt ist ,in jedem Fall als der Bringer und ein neues Instrument nicht unbedingt schlechter als ein altes einzuschätzen ist.

Wie sehr sich der "individuelle biologische Faktor" des Holzes, ob lackiert oder unlackiert ,in dem Klang eines Instruments niederschlägt, zeigt ein Erlebnis, das ich vor ca 6 Jahren im Musikladen eines Bekannten hatte; dort hingen 3 Teles (Fender und Squier ), die Jörg Tandler (der Hersteller der Morgaine Gitarren) im Laden auseinander schraubte und nach Tappen der Holz-Einzelteile ( Beklopfen und Hören) in anderer Kombination wieder zusammen baute. Es entstand in der Kombinbation von Hals , Body und Pickups aus jeweils anderen Modellen eine derart hervorragende Telecaster, wie ich sie so bei den Standard Modellen noch nicht gehört hatte....

Insofern tendiere ich zur Unterstützung deiner zweiten Option: dem optionalen Plagalschluss!!
Mit einer Eischränkung - frei nach Curt Götz: "Nimm die Dinge wie sie kommen, aber sorge dafür, dass sie so kommen , wie du sie nehmen möchtest!" :D:D:D
 

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