Klingt ohne Lack besser als mit?

Ich muss allerdings gestehen, dass ich bei näherer Betrachtung ins grübeln komme.

Im Grunde müsste es doch so sein, das gerade die Charakteristika die eine Gitarre trocken gespielt an den Tag legt, im verstärkten Betrieb fehlen müssten.
Will sagen: Wenn eine Gitarre trocken gespielt, also das was ich durch die Resonanz des Instruments höre, besonders höhenbetont klingt, dann müssten doch gerade diese Frequenzen durch Bedämpfung aus dem verstärkten Klangbild verschwunden sein.

Wo ist da der Denkfehler

Kein Denkfehler, genau so ist das. Das was über den Korpus an Schall abgestrahlt wird ist das was in den Saiten bedämpft ist. Allerdings ist das nicht viel - zumindest bei guten E-Gitarren. Und da der Tonabnehmer auch sehr stark färbt (ist ja in der einfachsten Betrachtung ein ziemlich niedrig angesetzter Tiefpass 2. Ordnung plus Kammfilter durch die punktuelle Abnahme der Saite) und es sowieso sehr anders klingt wird einem das wohl kaum auffallen. Man sollte auch nicht vergessen dass ein nicht kleiner Teil der Energie nicht akustisch, sondern direkt in Wärme umgesetzt wird. Ein massiver Block aus Holz schwingt halt nicht so frei wie eine gute A-Gitarren Decke.

Was einem in der Praxis dann schon öfter über den Weg läuft ist die Tatsache dass eine akustisch laute E-Gitarre wenig Sustain hat. Eine Gitarre die "schön schwingt", wie es Gitarristen gerne haben ist übrigens eine die mehr Deadspots hat als Bünde und ein Sustain wie ein Banjo. Das sind aber beides keine Konstruktionsziele von E-Gitarren. Übermäßige Resonanzen sind negativ.

Warum haben dann Akustikinstrumente keine ausgeprägten Deadspots wenn sie doch so stark resonieren? Ganz einfach, derren Decken sind durch ihre Form (genau deswegen nimmt man diese typische Deckenform bei A-Gitarren, Geigen usw.) von einem absolut chaotischen Gemisch aus Eigenschwingungen charakterisiert. Dadurch kann man eben alle (oder halt die meisten) Frequenzen der Saite hörbar machen und die Saite schwingt gleichmäßig aus.

Eine solide Gitarre ist dagegen ein einziger Körper. Er ist zwar ein wenig unregelmäßig, wird aber trotzdem nur wenige Resonanzen ausbilden. Sind diese dann noch stark ausgeprägt kommt es akustisch zu einen Bandpass und im verstärkten Betrieb zu einem Bandstop verhalten, bis dahin dass bestimmte Töne gar nicht mehr zu hören sind.

Eine nach modernen Maßstäben konstruierte Gitarre die viel Sustain und keine Deadspots besitzen soll ist zu aller erst ziemlich steif. Ok, modern und Gitarre geht nicht richtig zusammen, da steckt man immer noch in den 60ern, aber wenn man sich bei Bässen umschaut (die ja bekanntlich eher mit der Zeit gehen) sind alle modernen Vertreter aus sehr hartem Holz gebaut, mit extrem steifen aus mehren verschiedenen Holzsorten gesperrten Hälsen und hochfesten Hals/Korpus Verbindungen.
 
Im Grunde müsste es doch so sein, das gerade die Charakteristika die eine Gitarre trocken gespielt an den Tag legt, im verstärkten Betrieb fehlen müssten.
Will sagen: Wenn eine Gitarre trocken gespielt, also das was ich durch die Resonanz des Instruments höre, besonders höhenbetont klingt, dann müssten doch gerade diese Frequenzen durch Bedämpfung aus dem verstärkten Klangbild verschwunden sein.

Wo ist da der Denkfehler
Wenns erlaubt ist versuche ich mich mal dran (fand deine Ausführung bisher übrigens sehr gut und imho physikalisch vertretbar).

Dein kleiner Denkfehler liegt meiner Meinung nach hier: Wenn eine Gitarre trocken höhenbetont klingt, dann ist das was du hörst ja der Teil, den sie nicht dämpft! Logischerweise klingt sie dann auch unter Strom stehend höhenbetont, weil gerade diese Frequenzen vom Körper weniger gedämpft werden als die tiefen Freqs.
Ich behaupte das jetzt nicht steif und fest, aber theoretisch dürfte es keine Solidbody geben, die trocken total höhenreich und elektrisch dann megabassig klingt (vorausgesetzt die elektrische Tonabnahme ist neutral, man Höhen und Tiefen ja auch nach der Tonabnahme noch verändern). Oder?

Also das Ganze ähnlich wie bei Farben. Wenn ein Gegenstand rot ist, dann ist rot der Spektralteil, den er reflektiert und nicht absorbiert. Wenn eine Gitarre höhenbetont klingt, ist dass der Frequenzanteil, den sie reflektiert und nicht absorbiert.
Ich bin aber kein Physikprof und lasse mich gerne von anderen Meinungen und Theorien überzeugen, obiges sind halt meine Gedanken dazu. :)
 
Was einem in der Praxis dann schon öfter über den Weg läuft ist die Tatsache dass eine akustisch laute E-Gitarre wenig Sustain hat. Eine Gitarre die "schön schwingt", wie es Gitarristen gerne haben ist übrigens eine die mehr Deadspots hat als Bünde und ein Sustain wie ein 20Banjo.

Wirklich gute E-Gitarren zeichnen sich dadurch aus, dass genau dieses Problem (Steifheit vs. Elastizität) durch selektierte Auswahl der Hölzer optimal gelöst wird: deutliche Ansprache + hohe Schwingungsenergie auf allen Saiten in allen Lagen + transparente und zugleich füllige Tonentfaltung während der Schwingphase der Saiten. Wo das gelingt, ist unverstärkte Lautheit kein Widerspruch zur verstärkten (PUs, Amp) Tonentfaltung.

Nach vielen Dutzend Gitarren, die ich Laufe meines Lebens besessen habe oder noch besitze, erfüllen letztlich leider nur solche aus den höherpreiseigen Regionen diese Anforderungen wirklich. Wer's nicht glaubt, kann gern mal meine Sammlung durchspielen. Ich garantiere per Blindtest, dass er am Ende klanglich genau jene 20% Exemplare bevorzugen wird, deren Holzauswahl-/Qualität sich preislich entsprechend niedergeschlagen hat.

Ich möchte zusätzlich anmerken, dass sich die meisten E-Gitarren-Diskussionen in einem viel zu kleinen Preisbereich und um viel zu kleine Details drehen. Für 50 oder 150 Euro mehr oder weniger oder mit oder ohne Lack bekommt man seine Traumsound eh nicht.

Ein halbwegs vernünftiges Klavier kostet ab 5000 Euro. Aber eine Gitarre soll so oder so klingen, wenn man den XY-Lack drauf oder runtermacht oder 50 Euro in einen PU investiert? Da muss man einfach mal auf dem Teppich bleiben und sehen, dass dabei letzlich über Marginalien diskutiert wird. Ein substanziell wirklich gutes Instrument (gleich welcher Art) kostet deutlich Geld (Ausnahmem bestätigen die Regel). Alles andere ist Augenwischerei und Wunschdenken.
 
Wenn mir das ergebniss egal gewesen wäre hätte ich es noch schneller gemacht.:gruebel:

Sie hat keine Dellen oder Lackplatzer oder Löcher wegen meinem Schleifen akzeptier es doch einfach wie es ist.

gruß sascha

Hehe, du hast Angst vom Wettschleifen!

Gruß Kai
 
Ich möchte zusätzlich anmerken, dass sich die meisten E-Gitarren-Diskussionen in einem viel zu kleinen Preisbereich und um viel zu kleine Details drehen. Für 50 oder 150 Euro mehr oder weniger oder mit oder ohne Lack bekommt man seine Traumsound eh nicht.

Hi all,

das muß ich leider jetzt so unterschreiben.

Da wir hier so schön bei Holz sind, habe ich noch eine Anmerkung dazu.

Günstige Gitarren werden natürlich auch aus günstigen Materialien hergestellt.
Da kommen die Klanghölzer in Trockenkammern und sind in etwa 6 Wochen bereit zum verarbeiten.

Bei teueren Instrumenten wird das Klangholz über Jahre gelagert, um zu gewährleisten das die Spannungen so gut als möglich abgebaut werden.

Ich denke das kann so weit jeder nachvollziehen.

Gleiches gilt für den Rest......günstig bleibt günstig (milde ausgedrückt)

Ich will damit nicht andeuten, das günstige Gitarren nur Schrott sind.
Das nicht, aber wenn man im laufe der Jahre etwas mehr Geld investiert hat,
dann hat man auch ein ordentliches Arbeitsgerät in der Hand.
Spätestens dann wird jedem dieser Unterschied klar.
 
Wirklich gute E-Gitarren zeichnen sich dadurch aus, dass genau dieses Problem (Steifheit vs. Elastizität) durch selektierte Auswahl der Hölzer optimal gelöst wird: deutliche Ansprache + hohe Schwingungsenergie auf allen Saiten in allen Lagen + transparente und zugleich füllige Tonentfaltung während der Schwingphase der Saiten. Wo das gelingt, ist unverstärkte Lautheit kein Widerspruch zur verstärkten (PUs, Amp) Tonentfaltung.
Wobei ich da den Hölzern alleine eine gar nicht so große Rolle zuschieben würde. Eher die Kombination mit der Konstruktion.
Und es ist auch unübersehbar dass im ganz teuren Bereich die Hölzer immer mehr dekorative Funktion bekommt. Das 5fach A quergevögelte Ahornstück für x hundert Euro bringt klanglich auch keine Vorteile gegenüber einem anderen, schlichten Stück Holz mit ähnlichen Materialkennwerten. Wohl aber optisch.

Wobei, wenn man es rational durchdenkt Holz das wohl denkbar ungeeigneste Baumaterial ist wenn man ein schwingendes System genau abstimmen will. Wäre man daran wirklich interessiert wären Faserverbundstoffe wohl das Mittel der Wahl.
Aber damit fehlt bis auf bei wenigen Instrumentenschmieden wohl einfach das Fachwissen.
 
Zitat:
Zitat von Hans_3
Ich möchte zusätzlich anmerken, dass sich die meisten E-Gitarren-Diskussionen in einem viel zu kleinen Preisbereich und um viel zu kleine Details drehen. Für 50 oder 150 Euro mehr oder weniger oder mit oder ohne Lack bekommt man seine Traumsound eh nicht.

Dem ist leider leider so, gutes Werkzeug kostet Geld, viel Geld
 
Hehe, du hast Angst vom Wettschleifen!

Gruß Kai

Können wir schon machen ^^

Ich will das aber gefilmt haben mit einem Fernsehteam mit dirketschaltung zu den Nachrichten .

:D:D:D


Sry wegen offpost
 
Wobei, wenn man es rational durchdenkt Holz das wohl denkbar ungeeigneste Baumaterial ist wenn man ein schwingendes System genau abstimmen will. Wäre man daran wirklich interessiert wären Faserverbundstoffe wohl das Mittel der Wahl.
Aber damit fehlt bis auf bei wenigen Instrumentenschmieden wohl einfach das Fachwissen.

Die Frage ist doch auch nicht zuletzt, ob überhaupt ein entsprechend grosser Markt für solche Instrumente vorhanden wäre.

Sind wir mal ehrlich.

Die meisten Gitarristen wissen doch garnicht genau, wie ihr Instrument klingen soll. Sie kaufen ein Instrument weil sie es haben wollen, weil es gut aussieht, ihr Star es spielt oder weil man damit andere Musiker beeindrucken kann.

Bitte nicht falsch verstehen, natürlich spielt der Klang eine grosse Rolle. Als Musiker kauft man ein Instrument natürlich auch weil es einem klanglich und von der Bespielbarkeit her zusagt. Die Gewichtung zu den vorgenannten Kriterien ist da halt variabel.

Aber wenn mich jetzt jemand ganz konkret fragen würde, wie mein "Trauminstrument" exakt zu klingen habe, müsste ich nach mittlerweile fast 15 Jahren Spielerfahrung im Grunde passen.

Nicht weil ich nicht weis wie ich klingen möchte, oder weil ich nicht wüsste welche Instrumente ich "geil" finde. Klar kann ich eine gewisse Richtung angeben (viel Wert auf Attack, dementsprechend weniger aus Sustain beispielsweise)

Aber wenn es so ganz konkret wird :confused:

Und das liegt nicht nur daran, dass ich für unterschiedliche Sounds natürlich auch unterschiedliche Instrumente bevorzuge. Es liegt auch daran das für mich eine E-Gitarre klanglich nicht im luftleeren Raum zu betrachten ist. Der Sound einer E-Gitarre ist das Konstrukt aus Spieltechnik, Plek(Finger), Kabellänge(Sender), Effekten und auch eben mageblich Amp und Speaker.

Und selbst dann macht mir mein nicht kontinuierlich konstantes Klangempfinden einen Strich durch die Rechnung.

Ich habe unter anderem eine Manne Taos Standard hier hängen. Ein "geiles" Instrument, das wunderbar bespielbar ist, toll verarbeitet und einen für mich sehr sehr guten Sound hat. Sicherlich hat sich der Herr Manne als Gitarrenbauer beim gesamten Konzept etwas gedacht, und das merkt man auch.

Und was mach ich... ich spiel weitaus häufiger meine Tele, diese Frühstücksbrettgitarre, dieses Baukastensystem, dieses Lego für Erwachsene. Spricht mich mit meinem derzeitigen Setup irgendwie mehr an... kommt geiler. Warum auch immer.

Und ob sich der Herr Fender damals soooo viele Gedanken über Resonanzen, Holzauswahl und Konstruktion gemacht hat ;)

Was für geile Aufnahmen wurden mit irgendwelchen Strats von der Stange gemacht. Im Endeffekt hilft dann oft einfach der Zufall.

Was ein wirklich guter Gitarrenbauer mit Sicherheit kann, ist ein bestimmtes Verhalten relativ konstant zu reproduzieren. Das ist toll, und das ist auch viel Wert. Moderne Werkstoffe sind in dieser Richtung fraglos eine weitere "Optimierungs"-Möglichkeit.

Nur solange nicht alle das selbe wollen, oder aber eine genügend grosse Anzahl an Leuten genau weiss und artikulieren kann was sie denn nun wollen, ist das eben nur ein sehr kleiner Markt.

Ich kann für mich sehr schnell entscheiden, ob eine Gitarre für mich taugt. Ich entdecke auch immer mehr gewisse Muster darin, werde aber genauso auch immer mal wieder überrascht.

Deswegen finde ich es klasse, das ich aus einer Vielzahl unterschiedlicher fertiger!!! Gitarren die auswählen kann, die mich ansprechen. Da teste ich dann halt ein par Gurken, und finde so immer mal wieder was gutes.

Und mal unter uns : Letztlich will doch auch kaum einer das alle Gitarren in messbarer gleicher Qualität hergestellt werden. Wer will den schon die exakt gleiche Gitarre wie der blöde Gitarrist aus der Volksmusikkapelle spielen... nee, da muss schon ein wenig Glaubenskrieg und Mystifizierung drin sein.
Ein bischen bekloppt sind wir Gitarristen dahingehend eben auch :rolleyes:
 
Die meisten Gitarristen wissen doch garnicht genau, wie ihr Instrument klingen soll. Sie kaufen ein Instrument weil sie es haben wollen, weil es gut aussieht, ihr Star es spielt oder weil man damit andere Musiker beeindrucken kann.

Bitte nicht falsch verstehen, natürlich spielt der Klang eine grosse Rolle. Als Musiker kauft man ein Instrument natürlich auch weil es einem klanglich und von der Bespielbarkeit her zusagt. Die Gewichtung zu den vorgenannten Kriterien ist da halt variabel.
Da kommt man auf die kontroverse These dass E-Gitarren an sich, solange sie keine wirklichen Konstruktionsfehler aufweisen keine allzu große Magie ist und vieles einfach egal.

Meine Aussage zielte eher darauf ab dass WENN man es schon auf Spitze treiben will man eigentlich neue Wege gehen müsste, und dass man vor allem das Holz-Dogma über Bord werfen müsste. Das ist auch nur ein Baustoff mit bestimmten (in dem Fall extrem schwankenden) Materialeigenschaften.

Die große Leistung eines Leo Fenders war dagegen dass er erkannt hat dass es für den normalen Gitarristen total egal ist in welchen Feinheiten das Instrument den Klang beeinflusst und hat knallhart auf Billigfertigung optimiert. Swimmingpool Fräsungen unter dem Pickguard sind nur die Spitze des Eisberges seiner Philosophie.
Daher ist es schon witzig welche Wissenschaft heute um diese Instrumente gemacht wird.


Ich hab hier übrigens noch ein PDF Dokument welches Dead Spots und das Resonationsverhalten der E-Gitarre rumfliegen, und wenn man sich die Diagramme der Laserinterferometermessungen anschaut kommt man zu dem Schluss dass alles beim Korpus gegenüber dem Hals wie einbetoniert wirkt. Ist ja anschaulich auch klar dass der Hals als sich viel stärker schwingen kann als diese massive Bohle die man als Korpus nimmt. Damit ist eigentlich auch klar wo man genau mit der Optimierung anfangen müsste.
Ziemlich sicher nicht mit der Lackierung eines Teils welches so oder so nur einen sehr kleinen Einfluss auf den Klang hat.

Und mal unter uns : Letztlich will doch auch kaum einer das alle Gitarren in messbarer gleicher Qualität hergestellt werden. Wer will den schon die exakt gleiche Gitarre wie der blöde Gitarrist aus der Volksmusikkapelle spielen... nee, da muss schon ein wenig Glaubenskrieg und Mystifizierung drin sein.
Ein bischen bekloppt sind wir Gitarristen dahingehend eben auch :rolleyes:
Es geht ja nicht um gleiche Gitarren, sondern um reproduzierbare Eigenschaften. Quasi dass man sagen kann: Ich will einen Klang haben der genau Eigenschaft X und Y hat und man dann auch genau das rausbekommt.
Das geht mit Holz aber auch nur sehr schwer. Das nennt man dann "Leben" und "Natürlichkeit". In anderen Anwendungen nennt man das miserable Fertigung. ;)

Eigentlich sind gute Instrumentenbauer nur damit beschäftigt eben diese schwankenden Eigenschaften in irgendeiner Weise auszugleichen. Das hat mir zumindest mal ein Geigenbauer erzählt.
 
Die meisten Gitarristen wissen doch garnicht genau, wie ihr Instrument klingen soll. Sie kaufen ein Instrument weil sie es haben wollen, weil es gut aussieht, ihr Star es spielt oder weil man damit andere Musiker beeindrucken kann.
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Und was mach ich... ich spiel weitaus häufiger meine Tele, diese Frühstücksbrettgitarre, dieses Baukastensystem, dieses Lego für Erwachsene. Spricht mich mit meinem derzeitigen Setup irgendwie mehr an... kommt geiler. Warum auch immer.

Wow, das bringt es wirklich auf den Punkt, vielen Dank für den Beitrag, gibt gleich n dickes Plus. Ich habe eine wunderbare teure Strat, aber als ich die 147€ Klampfe aus den 70ern um die es hier geht zum ersten mal in die Hand nahm hat es gleich Klick gemacht - und das obwohl sie nun wirklich nicht so sehr angenehm zu bespielen ist und jede Menge Macken hat.

Aber ist nicht gerade die Tatsache, dass wir gar nicht in der Lage sind, Klänge verbal oder mental analytisch reproduzierbar zu erfassen, auch mit ein Grund warum wir gerade bei Musikinstrumenten (genau wie bei HiFi) immer wieder der Versuchung erliegen, der den ein oder anderen Tweak doch noch was am Klang raus zu holen. Im Hifi Forum hat mir mal jemand genau das vorgeworfen und gemeint ich bilde mir nur ein dass das jetzt besser klingt (es ging um einen Netzfilter vor dem CD Spieler, der zu allem übel auch noch ein bedämpftes Gehäuse hatte). Aber aus tiefster Überzeugung antwortete ich damals bereits darauf: Naja, dann isses halt eingebildet geiler, aber geiler is geiler. Und das denk ich heute noch: Das schönste an der Materie ist für mich weniger wenn ich dann dieses oder jenes tatsächlich ausprobiert habe, sondern das Planen, Überlegen, Träumen, was man so alles machen könnte und wie es sich auf den Klang/Spielgefühl/Aussehen etc. wohl auswirkt.

Sehr schöner Beitrag von Dir, vielen Dank dafür
vg meikii
 
Ich äußere einfach mal meine Theorie über die Auswirkungen des Lacks auf den Klang ohne diesen Thread ganz gelesen zu haben (als diese Streitereien anfingen, habe ich aufgehört weiterzulesen).

Verstärkt ist es doch logisch, dass nur das Signal als Output rauskommt, welches die Saiten abgeben. Die Saiten sind schließlich aus magnetischem Material (z.B. Nickel) und die Pickups erzeugen aus diesen Schwingungen eine Spannung und Senden das Signal weiter in den Verstärker.
WIE die Saiten schwinken hängt glaube ich vom Holz selbst, von der Masse der Gitarre, von den Maßen der Gitarre und eben auch von dem Lack ab. Ich denke, dass fast alles die Saitenschwinkungen beeinflusst und dadurch auch den Klang.
Beispiel: Ist das Holz weich, schwingen die Saiten anders, als wenn das Holz hart ist. Ist der Lack ab, schwingen sie anders als mit Lack.
Wie sehr sie die Schwingungen der Saiten beeinflussen (und damit natürlich den Klang) kann ich natürlich nicht sagen, aber ich denke, dass dies alles die Schwingungen beeinflusst.

Wie gesagt, dass sind nur meine Gedanken auf die ich durch ein wenig Überlegung gekommen bin, also nichts nachgemessenes oder wissenschaftlich irgendwie belegtes. Wenn jemand einen groben fehler in meiner Theorie sieht, möge er ihn mir bitte mitteilen.

mfg
 
So ich versuche mal mein verschüttetes wissen aus einer lange zurückliegenden Physikvorlesung zu reaktivieren.
Also bei einer E-Gitarre haben wir ja verschiedene Faktoren die die Schwinung beeinflussen.
Wären dann Luftwiederstand, Magnetic Pull von den Pus und letztlich die Bedämpfung durch den Korpus.
Man stelle sich das so vor. Führe ich dem System Saite Energie zu bewegt sich sich in einer SChwingung. Spiele ich zb einen Flagelott am 12 Bund, erzeuge ich einen Knotenpunkt, und habe somit 2 schwingungen. Von der Saite dann eine Sinuskurve.
Jetzt möchte diese Energie natürlich irgenwohin. Und wandert in den Korpus wo sie das gesamte System in Schwingung, sprich Resonanz versetzt. Die Sache ist jetzt die:
Die Art und weise wie der Korpus schwingt, wirkt sich auf klang und Systain aus, denn je weniger der Resonanz, destso mehr Energie bleibt in der Saite. Auch werden wohl verschiedene Frequenzen anders bedämpft als andere, was zu den bekannten Klangunterschieden führt.
Ich weiß nicht ob das was ich da geschrieben habe stimmt, habe das aus einer 6 Jahre zurückliegenden Vorlesung improvisiert, aber mir erscheint sie zumindest mal Plausibel, deckt sich ja auch Halbwegs mit dem was der Kraushaar schreibt. Irgendwie zumindest..
 
Ich denke, dass der Lack sich nicht merklich auf das Klangbild auswirkt. Sonst könnte man ja soweit gehen, dass unterschiedliche Lacke (oder auch Farben) unterschiedlich klingen. :)

Zum Thema abschleifen: Falls die Gitarre vorher deckend lackiert war und nun das Holz sichtbar sein soll, rechne damit, dass du evtl ganz unschöne Holzwüchse oder Macken findest, die bisher überdeckt waren.
 
Hab mir den Fred mal durchgelesen und find ihn wirklich gut:great:
, obwohl da anfangs mehr Streiterei um des Kaisers Bart (war gar nicht nötig!) vorherrschte, als effektive Thematikdiskussion.
Folgende Dinge sind in diesaem Zusammenhang , denke ich unstrittig :
Jeder Körper entwickelt eine Resonanz (re-sonari ,lat. = "Zurück-klingen"), wenn er in Schwingung versetzt wird. Dabei ist es zunächst von untergeordneter Bedeutung, ob es sich um einen Hohlkörper handelt oder ob er aus festem Material besteht .
Man hat vor über 40 Jahren bei Fender mal Versuche gemacht, das Sustain zu optimieren und ist dabei so weit gegangen, Bodies aus Granit herzustellen. Da die Schwingung der Saite im Granit sehr wenig "Resonanz" erzeugt, schwingt die Saite , unbeeinflusst von "Gegen-/(Zurück)schwingungen" entsprechend länger weiter ,als bei einem Körper , der selbst massiv "re-soniert" und deshalb durch sog. Interferenzen die Schwingung der Saite beeinflusst und deren Schwingungsdauer dadurch verkürzt.
Wenn wir unds darauf einigen, dass bestimmte Materialien aufgrund ihrer Dichte oder ihrer Beschaffenheit das Frequenzspektrum der Resonanz entsprechend beeinflussen ( also Mahagoni , Ahorn, Korina bestimmte Resonanzfrequenzen unterschiedlich betonen oder abschwächen, dann tut das natürlich Lack ebenfalls.
Dabei kommt es darauf an , wie sehr der jeweilige Lack erneut die Resonanzfrequenzen des verwendeten Holzes beeinflusst. Ein entsprechend dicker Lackauftrag musss folglich nicht unbedingt von vorneherein "negativ " wirken, wenn er nur die entsprechenden Resonanzfrequenzen des Holzes "unterstützt"- was verständlicher Weise schlecht voraus zu sagen sein wird...
Durch Versuche hat man festgestellt, dass entsprechend dünner , harter Lack das Resonanzverhalten des verwendeten Holzes am wenigsten negativ beeinflusst ( die alten Nitrolackierungen entsprechen diesen Vorstellungen), wohingegen dicke Polyurethanschichten oft als "Dämpfer" des Eigenresonanzverhaltens des Holzes wirken - was physikalisch gesehen noch keine Verschlechterung der GEWOLLTEN KLANGEIGENSCHAFTEN bedeuten MUSS, wenn man nur versteht , mit dem Material richtig umzugehen.
Sicherlich ist in der Diskussion bei einem "Brett mit Saiten" im Endergebnis der Beurteilung aller Fakten viel Voodoo beteiligt - aber letztlich lässt sich sagen : Eine Gitarre ohne Lack klingt........
ANDERS!:D:D:D
 
Ich denke, dass der Lack sich nicht merklich auf das Klangbild auswirkt. Sonst könnte man ja soweit gehen, dass unterschiedliche Lacke (oder auch Farben) unterschiedlich klingen. :)

Das stimmt auch - genau genommen! Siehe oben!;)
 
Ich äußere einfach mal meine Theorie über die Auswirkungen des Lacks auf den Klang ohne diesen Thread ganz gelesen zu haben (als diese Streitereien anfingen, habe ich aufgehört weiterzulesen).
mfg

Grosser Fehler, denn nach den Streitereien wurde der Thread imho wirklich sehr sehr gut!
 
Ich denke, dass der Lack sich nicht merklich auf das Klangbild auswirkt. Sonst könnte man ja soweit gehen, dass unterschiedliche Lacke (oder auch Farben) unterschiedlich klingen. :)
Ist das nicht tatsächlich so (also natürlich nicht unterschiedliche Farben sondern unterschiedliche Lacke)? Ich dachte immer, dass das genau der Grund sei warum bei den teuren Modellen gerne mit einer sehr dünnen Schicht Nitrolack statt Poly-Lack gearbeitet wird. Wenn das stimmt, was hier im Forum berichtet wird, tritt der Nitrolack in die obere Holzschicht ein und lässt das Holz so etwas freier schwingen als mit einer dicken Poly-Lack-Schicht. Das hört sich für mich als Laien nachvollziehbar an, die Frage ist nur ob und wenn wie sich dieses freiere Schwingen auf den Klang auswirkt. Nur mal angenommen, es würde wirklich dazu führen, das durch das freiere Resonieren des Holzes das Sustain leidet, dann lässt sich die Frage wirklich kaum noch mit besser oder schlechter beantworten. Z.B: Wenn ohne Lack der Charkter des klangs natürlicher wäre aber mit weniger Sustain, dann wäre das aus meiner Sicht nicht besser, denn ich erwarte selbstverständlich das der Klang sowohl natürlich als auch mit ausgewogenem Sustain ist.

Zum Thema abschleifen: Falls die Gitarre vorher deckend lackiert war und nun das Holz sichtbar sein soll, rechne damit, dass du evtl ganz unschöne Holzwüchse oder Macken findest, die bisher überdeckt waren.
Nö, auf der ersten Seite des Threads hab ich ein Bild eingestellt: Es ist eine dicke glänzende Schicht Poly-Klarlack drauf, die fett glänzt. Das Holz sieht wunderbar aus, japanische Sen-Esche. Vielleicht einen Tick zu gelblich für meinen Geschmack, aber das könnte man einfach mit leicht dunkelndem Wachs hinbekommen.

vg meikii
 
Die große Leistung eines Leo Fenders war dagegen dass er erkannt hat dass es für den normalen Gitarristen total egal ist in welchen Feinheiten das Instrument den Klang beeinflusst und hat knallhart auf Billigfertigung optimiert. Swimmingpool Fräsungen unter dem Pickguard sind nur die Spitze des Eisberges seiner Philosophie.

Das stimmt leider m.W. genau nicht: Zwar konnte Leo kaum selbst Gitarre spielen, er war aber immer überzeugt, das man durch handwerkliches Geschick das Instrument optimieren kann. Sein Fokus war dabei viel weniger wissenschaftlich als vielmehr kundenzentriert: Viele Musiker gingen in seiner Werkstatt ein und aus und hatten sehr grossen Einfluss auf die Produktion indem sie Leo, Bill Carson und Freddie Tavares genau schilderten, was sie an dem Instrument mochten und was nicht. Insbesondere Freddie und Leo waren immer sehr darum bemührt, diese Meinungen einfliessen zu lassen. Interessanterweise taten sie dies mit der Begründung "Wir glauben nicht an diesen ganzen Marketingquatsch, man muss dem Kunden zuhören - das zählt." Das ist deshalb so lustig, weil dies genau die zentrale Botschaft von klassischem Marketing im Sinne einer Unternehmensstrategie ist. In diesem Sinne waren die Herren erstklassige Unternehmensstrategen. Ich denke was sie wirklich mit "Marketingquatsch" meinten war, mit immer unsinnigeren aber knalligeren Effekten (von denen natürlich heute einige tatsächlich sehr beliebt sind, aber man muss es eben in den Kontext der damiligen Zeit setzen), die keiner wollte oder brauchte, um Aufmerksamkeit zu erhaschen.

Die Effizienzsteigerungen zu Lasten der Qualität in der Produktion fielen dann tatsächlich erst in die Phase nach dem 5.1.1965, als dem Zeitpunkt des Verkaufs and CBS. in deren Verlauf verliessen viele Erfahrene Veteranen der Pre-CBS Ära das Unternehmen aus Protest über den Verfall der Qualität, was diesen Verfall noch beschleunigte. Dies ging bekanntlich in den 70ern soweit, das die Strat Produktionen in Japan von Tokai, Greco aber natürlich auch Squier (interessant: Alle drei wurden in der Fuji Gen Fabrik hergestellt) um ein vielfaches besser waren, als das Original aus USA. Soweit ich weiss, gipfelte es darin, dass plötzlich Top Acts (SRV u.a.) mit Tokais und Squiers auftraten statt mit Fenders. Aber wie gesagt, da hatte Leo kaum noch irgendeinen Einfluss (er war nur noch zeitweise als Consultant für Fender tätig, dem man aber leider nie richtig zuhörte (ich denke man wollte sich eher weiterhin mit dem Namen und der Person der Legende schmücken)).

Auch diese Entwicklung zeigt deutlich wie gross Qualitäts-/Klangunterschiede sind und auch sehr wohl von Musikern entsprechend wahrgenommen werden. Das Problem, das auch wir hier diskutieren ist, das die Komponenten, die zu einem ausgewogenen Klang führen alle mir einander in einer sehr komplexen Struktur verbunden sind. Daher ist es auch so schwer zu sagen "mache X und der Klang wird Y". Schad eigentlich....

vg meikii
 

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