Könnte Empfehlungen gebrauchen

[J.Morello]

Die Leute sind beeindruckt. Reine Angeberei für Laien und für mich musikalisch völlig wertlos.

Warum?
Keinlerlei musikalische Herausforderung. Keine Tonqualität wie Tommi Dorsey. Keine rhytmischen Ausflüge wie Louis Armstrong. Keine Flexionen wie Wild Bill Davison. Keine Ausdruckskraft wie Sidney Bechet. Keine Hingabe wie Bunk Johnson. Die Liste was nicht ist könnt ich fortsetzen.
Ich habe mal mit einem Freund, anhänger von modern Zeugs, ausgiebig diskutiert. Nach langen Stunden viel mir auf, das das Wort "Schönheit" in seinem Wortschatz gar nicht vorkam. Was immer das sei, jener emotionale private Wert, der in einem fühlbar, wissbar ist. Im Grunde ist er eine arme Sau, der ein wichtiges Gefühlselement fehlt.

will dir ja nicht zu nahe treten, mag ja sein, daß dir parker und co. nicht gefallen, aber ganz pauschal von keiner herausforderung bzw. keiner tonqualität oder rhytmischen ausflügen zu sprechen ist schon ziemlich ignorant.
könnte genausogut bei bechet's vibrato auch von angeberei bzw. einer "masche" sprechen
oder mezz mezzrow einen stümpern nennen, mach ich aber nicht.
wem's gefällt, der soll's hören, ne arme sau finde ich eher denjenigen, der schon bei parker kapituliert, wo doch noch jede menge guter jungs nachkamen.
z.b. die ganzen trompeter der blakey gruppe und auch curtis fuller (tb)
zieh dir mal caravan rein, das könnte deinen horizont erweitern.

 

[mk1967]

Hi mk1967
Beurteile ich die Bird Nummer, so kann man damit Eindruck schinden. Doppelzunge, Triplezunge, Zugaktionen. Die Leute sind beeindruckt. Reine Angeberei für Laien und für mich musikalisch völlig wertlos.
[...]
Ich habe mal mit einem Freund, anhänger von modern Zeugs, ausgiebig diskutiert. Nach langen Stunden viel mir auf, das das Wort "Schönheit" in seinem Wortschatz gar nicht vorkam. Was immer das sei, jener emotionale private Wert, der in einem fühlbar, wissbar ist. Im Grunde ist er eine arme Sau, der ein wichtiges Gefühlselement fehlt.

Au Backe , da hab ich ja eine Pandora-Büchse geöffnet, das war nun grad nicht meine Absicht, ich wollte eigentlich eher Wogen glätten, bevor sie anschwollen...
Hm, also bei mir war "Leap Frog" von Parker und Gillespie (nicht zu verwechseln mit der Swingnummer von Les Brown) der Ohr-Öffner, dazu der Artikel im Berendt-Sammelband "Die Story des Jazz": Ich finde, daß da in Parkers Ton schon einiges an Schönheit - vielleicht sogar Verletzlichkeit - drin ist. Ein anderes Beispiel ist die legendäre "Lover Man"-Einspielung von 1947 (oder so, bin nicht ganz sicher). Wenn man die Geschichte des einzelnen Musikers kennt, erschließt sich da zusätzlich noch einiges.

(Der Schreiber dieser Zeilen ist übrigens großer Fan von Armstrongs Sachen aus den 20ern, James P. Johnson, Fats Waller, den Missourians und Co. und genauso von Miles Davis 50er bis einschließlich 70er/80er, Coltrane, Weather Report, ECM-Jazz und wasweißich [und das NICHT intellektuell, er ist dazu viel zu denkfaul , sondern weil ihm das Zeug einfach beim Hören gefällt] - die Wurzeln sind doch gar nicht so verschieden, aus denen der ganze Kram kommt.)

Ich glaube, mit dem Begriff "Diskussion" triffst Du den Knackpunkt: Es ist so ähnlich, wie darüber zu diskutieren, ob man lieber Nudeln oder Maultaschen oder Schupfnudeln oder doch lieber Zwiebelsuppe oder Auflauf oder sonstwas mag... Musik erinnert mich in mancher Beziehung an Essen...

Michael