Von so einer Regel habe ich noch nie gehört.
Doch, doch, diese "Regel" gibt es schon. Aber wie immer gilt: "Keine Regel ohne Ausnahme".
Wie Du vollkommen richtig schreibst, wird man z. B. in einem E-Dur-Akkord immer gis statt as schreiben.
Falls es sich aber - wie hier - eher um chromatische Durchgangstöne handelt, ist es schon von Vorteil, möglichst wenige Versetzungszeichen (also auch Auflösungszeichen) zu verwenden und die die Tradition sagt, dass eine absteigende chromatische Tonfolge besser durch b als durch # charakterisiert wird und umgekehrt.
Chromatische Tonleiter
Ermessensspielraum
Aber einen Ermessensspielraum gibt es schon - am Ende zählt die optimale Lesbarkeit.
Im folgenden Beispiel heben die schon rein optisch aufsteigenden Notenköpfe die "Bewegunsrichtung nach oben" hervor und dann hat man - schwupps - Bes trotz aufsteigender Tonfolge.
Die beiden Achtelnoten bilden klar eine kleine Terz.
Atonal...
Ein atonales Beispiel, das ich aus Elaine Goulds "Behind Bars" abgeschrieben habe:
Da schreibt sie, man solle möglichst reine/große/kleine Intervalle statt verminderter oder übermäßiger Intervalle schreiben.
Sie erwähnt auch die Regel "Absteigend Bes, aufsteigend Kreuze" bei chromatischen Tonfolgen, aber andererseits sollen schrittweise "Tonleitern" auch als solche - also mit benachbarten Stammtönen geschrieben werden: deshalb haben wir im Beispiel oben am Anfang Kreuz und Be gemischt.
Original-Wortlaut (Gould):
- Use the most familiar intervals - perfect, minor and major - rater than augmented and diminished intervals
- Chromatic-scale figures use sharps to ascend, flats to descend
- Spell stepwise figures as a scale, i.e. as adjacent pitch letters
Fazit
Alles nicht so einfach und vor allem gibt es nicht immer eine eindeutig "richtige" Lösung.
Viele Grüße
Torsten