"Systematik" --> Klaviersolo / nach Gehör spielen

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Hallo liebe Musiker-innen,

kurz und knapp: Wer von euch spielt einen Song den er im Ohr hat, recht "easy" am Klavier nach ( ohne Noten). Bei all der Leichtigkeit und Spontanität ( welches manches Youtube Video) vermitteln mag. Gibt es dennoch eine Systematik dafür?
Also z.B., dass man vll für die Linke HAND immer ein paar "Standard PATTERN" draufhat? Und wenn ich schon bei der linken Hand bin... Baut Ihr alles darauf auf? ( Alles im Sinne --> rechte Hand --> Melodiestimme ). DANKE schon mal und VG :)
 
Meine Systematik dafür beginnt mit der Melodie. Die muss ich erst "drauf haben", dann kommen die Akkorde dazu. Pattern stehen am Schluss
 
Sofern man nicht gerade ein Wunderkind ist, gibt es meiner Ansicht nach keine Systematik außer der eigenen Erfahrung.
In dem Umfang, wie die eigenen musikalischen Ausdrucksmöglichkeiten wachsen, steigen auch die Fähigkeiten, Gehörtes entsprechend spontan umzusetzen.
Professionelle Transkriptionen können ein wertvoller Input sein - und natürlich selber kräftig dran arbeiten...
 
In der Praxis wird man fast nie in der rechten Hand nur die Melodie spielen, sondern in der Regel auch (Teile) der Harmonisierung.
Rechte und linke Hand übernehmen nach Bedarf die eine oder andere Stimme.

Ist eigentlich alles nur Übungssache und die konkrete Umsetzung hängt natürlich auch von der Stilistik ab.

Viele Grüße
Torsten
 
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In meinen Augen: Erfahrung schadet nicht. Erfahrung setzt sich zusammen aus einerseits Üben und Erweitern von Standards und andererseits vielen Stücken, die man mit oder ohne Noten gespielt hat. Ein "Ei des Kolumbus" gibt es meiner Meinung nach nicht. Einfach machen. Nach 10 bis 20 Jahren klappt das dann richtig gut :prost:

PS: Du hast nicht geschrieben, um welche Art von Musik es sich handelt. Pop- und z.B. vieles aus dem Bereich Blues hat ja einen klaren/standardisierten Harmonieaufbau, während klassische, Jazz- und ProgRock-Stücke sehr komplizierte/aufwendige Harmoniefolgen und auch Taktarten enthalten, was natürlich einen ganz anderen Aufwand beim "Nachspielen" bedeutet. Aber wohl jeder fängt mit den leichteren Stücken und Musikarten an.
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PPS: Was Du mit Klaviersolo im Lichte von Nachspielen meinst, weiß ich nicht. Einen Song solo (also ausschließlich/alleine) am Klavier spielen erfordert die Song-Melodie und eine mehr oder weniger originale (oder Ersatz-) Begleitung und gut ist es. Zu einem Song ein Solo auf dem Klavier frei spielen braucht auch noch Kreativität und die Begleitung ist dabei zweitrangig, weil bei einem Solo ja eben genau dieses möglichst uneingeschränkt im Vordergrund stehen soll, wobei die linke Hand eher eben dieses Solo ergänzt oder unterstützt.
 
Ich arbeite noch dran, Choräle und moderne Kirchenlieder mit zweimal hingucken begleiten zu können. Das kann auch noch eine Weile dauern. Da brauche ich zumindest relativ wenige rhythmische Pattern. Aber zuerst steht da mal, dass man eben nicht nur die Melodie im Ohr haben muss (die ich meistens vorliegen habe), sondern auch einen Sinn für die Harmoniefolgen - die sollte man wohl im Stillen eben auch hören können, damit man sie dann spielen kann. Selbst wenn es nicht über I, IV, V, ii, vi, V-vi, V-V hinausgeht. So, wie mir das begegnet, eigne ich mir Stück für Stück als Grundstock an und versuche dabei den Zusammenhang zu verstehen sowie die gehörten Abfolgen und harmonischen Wendungen einzuprägen, damit es dann gelegentlich auch bei fremden Stücken klappt.

Bislang bin ich noch auf dem Level, Stücke zu spielen, von denen ich bereits Melodie und Harmonien habe. Ob ich die Melodie mitspiele oder nicht, muss ich nach Bedarf entscheiden (brauchen die Sänger/innen die Unterstützung oder nicht?), dann folgen Voicing (also Verteilung der Harmonietöne und Entscheidung, welche überhaupt gespielt werden), evtl. mit Reharmonisierung, und Rhythmus. Das geht bei mir meistens noch nicht spontan, sondern mit Hinsetzung und Durchprobieren. Ich glaube auch nicht, dass du da anders hinkommst: Am Anfang braucht man noch Zeit.
 
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Bislang bin ich noch auf dem Level, Stücke zu spielen, von denen ich bereits Melodie und Harmonien habe
Das ist natürlich ein sinnvoller Einstieg - zunächst mal nach Leadsheets spielen, dann muss man sich keine Gedanken über Melodie oder Akkorde machen.
Mit dem freien Spiel nach diesen Vorgaben ist man zu Beginn genügend beschäftigt.

Aber klar - zum kompletten Spielen nach Gehör muss man nicht nur die Melodie kennen, sondern auch wissen, in welcher Tonart man sich bewegt und eine Vorstellung vom harmonischen Verlauf haben.

Ob ich die Melodie mitspiele oder nicht, muss ich nach Bedarf entscheiden (brauchen die Sänger/innen die Unterstützung oder nicht?
In diesem Fall geht es laut Titel um Solo-Klavier, d. h. da singt niemand und man wird dann auf jeden Fall die Melodie mitspielen müssen.

Viele Grüße
Torsten
 
Ich vermute, für mich ist der Einstieg:
Wo ist das toale Zentrum?
Wo ist die Melodie und die Harmonie in Relation dazu?

Also, gute Audiomotorik, Intervalle und Akkorde sicher draufhaben.
Ich kann zum angenommen tonalen Zentrum ja nur die Sete zum Grundton hören, wenn ich weiß, was der Grundton ist und was die Sexte ist.

So, ab ca. 8'50s


View: https://www.youtube.com/watch?v=TtOiTlrjlx4

Wie ich angefangen habe keine Ahnung, is' schön länger her.

Grüße
Omega Minus

UPDATE:

Das ist IMHO auch noch interessant:


View: https://www.youtube.com/watch?v=0QX_MsF5csA
 
Das ist IMHO auch noch interessant:
Naja ... es läßt sich kurz zusammenfassen als: "Singe zuvor, was Du spielen willst !".
Und diese Herangehensweise ist keineswegs neu.

Aber zugegeben: Für die, die noch nie darauf gestoßen sind, ist es immerhin ein guter Hinweis.

LG
Thomas
 
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Es gibt viele "Helferlein", ein Beispiel, denken in Stufenharmonik.

Akkorde
Canon Pachelbel D dur schreib ich in die Mitte, drüber die Übertragung "Quintenzirkel rechts rum, drunter links rum


D A Hm F#m G D G A
G D Em Hm C G C D

D A Hm F#m G D G A

F C Dm Am B F B C

Kannst du das weiterschreiben und üben? Hörst du dann zB die Bassbewegung?


Die Stufen

1 5 6 3 4 1 4 5


Oder angeberischer:

T D Tp Dp S T S D


T steht für Tonika
D für Dominante
Tp Tonikaparallele
Dp Dominantparallele
S Subdominante
 
Naja ... es läßt sich kurz zusammenfassen als: "Singe zuvor, was Du spielen willst !".
Und diese Herangehensweise ist keineswegs neu.

Leider nein. :-(

Du kannst auch singen ohne Bezug zum Grundton. Im Extremfall hast Du fast keine Audiomotorik, kannst das Stück singen, bist aber aufgeschmissen, wenn Du es spielen möchtest. Alles schon bei Leuten erlebt. :)

Grüße
Omega Minus
 
Wir müssen aber nicht vom
ausgehen und auch nicht davon, was man

Alles schon bei Leuten erlebt
hat. Hilfreich ist doch erst einmal, was bei der Masse der Leute funktioniert und da bin ich voll bei @turko . Mir jedenfalls hat das verinnerlichen von Melodien, auch ausgedrückt durch die eigene Stimme, auch viel geholfen und hilft mir heute noch, wenn ich Melodien improvisiere, die bei mir im Kopf entstehen.
 
Du kannst auch singen ohne Bezug zum Grundton
Da hast Du mich gründlich missverstanden (und/oder ich habe mich missverständlich ausgedrückt).

Ich wollte mich eigentlich auf die Passage in dem gegenständlichen Video beziehen, in dem der Video-Typ empfielt, Intervalle nicht zur hörend zu identifizieren, sondern zu trainieren, sie auch singend reproduzieren zu können (Anmerkung von mir: ... , um eine innere Klangvorstellung damit zu etablieren.).

Daß das noch nix zu tun hat mit "ich singe jetzt mein Solo und spiele es dann nach" sollte eigentlich klar sein. Aber es ist immerhin ein erster Schritt auf dem Gehörbildungsweg dorthin.

LG
Thomas
 
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Ich wollte mich eigentlich auf die Passage in dem gegenständlichen Video beziehen, in dem der Video-Typ empfielt, Intervalle nicht zur hörend zu identifizieren, sondern zu trainieren, sie auch singend reproduzieren zu können (Anmerkung von mir: ... , um eine innere Klangvorstellung damit zu etablieren.).

Ach so, für mich ganz andere Aussage, sorry. Dann habe ich das misverstanden. :)

Grüße
Omega Min us
 
Wer von euch spielt einen Song den er im Ohr hat, recht "easy" am Klavier nach
Ich nicht. 😀 Aber ich würde es gern lernen, deshalb bin ich sehr dankbar für diesen Thread. Ich finde dabei die Sachen, die @Omega Minus hier oben verlinkt hat, sehr hilfreich. Der YouTube-Kanal von Levi Clay, über den ich bislang noch nie gestolpert bin, weil ich mich nicht viel mit Gehörtraining beschäftigt habe, scheint da ein wahrer Fundus an Informationen zu sein.

Ohne Musiktheorie kommt man zum Schluss zwar nirgendwo hin, aber der erste Schritt wäre für mich, das Ohr so zu trainieren, dass ich das, was ich höre, nachspielen kann. Levi Clay sagt in einem Video, dass er sich ca. 3-4 Stunden am Tag für ca. zwei Jahre damit beschäftigt hat, Gitarrensolos nach Gehör zu transkribieren. Jetzt tut er dasselbe für Klavier, weil er vor ein paar Jahren angefangen hat, auch Klavier zu spielen.

Daran sieht man, dass das nicht von heute auf morgen geht. Zumindest nicht, wenn man nicht das absolute Gehör hat. Ich weiß nicht, wie es bei Leuten mit absolutem Gehör ist, aber für mich, die ich das nicht habe, stellt etwas nach Gehör nachzuspielen eine große Herausforderung dar. Systematisch bekannte Akkordfolgen zu lernen bringt einen da bei 99% der Popsongs sicherlich schon auf einen guten Stand. Bei Pop sind auch die Melodien oft auf bestimmte Intervalle beschränkt. Ich könnte mir vorstellen, dass das relativ schnell geht, weil es nicht viel Neues bietet bei jedem Song. Bei einem Solo, das sich der Improvisateur in dem Moment ausdenkt, in dem er es spielt, ist das aber schon etwas schwieriger. Denn da kann man nicht nach den üblichen Mustern gehen. Da kommt immer etwas Neues.
Beitrag automatisch zusammengefügt:

Ich arbeite noch dran, Choräle und moderne Kirchenlieder mit zweimal hingucken begleiten zu können.
Das ist zwar jetzt ein bisschen OT, aber das erinnert mich an die Kantorin der Kirche, in der ich als Jugendliche im Posaunenchor gespielt habe. Jetzt ist sie schon sehr lange tot. Sie war eine phantastische Musikerin! In den 40er und 50er Jahren hatte sie sich ihr Musikstudium dadurch verdient, dass sie Tanzmusik gespielt hat. Auf dem Akkordeon hauptsächlich. Sie spielte auch großartig Klavier und Orgel und konnte alles einfach so nachspielen. Ich habe sie damals sehr bewundert und tue das noch heute. Sie war Musikerin mit Leib und Seele.
 
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Ich denke, das wichtigste ist das regelmäßige Üben.

Man kann z.B. eine Passage in einer Schleife laufen lassen und versuchen das am Klavier mitzuspielen. Am besten klappt das, wenn man eine Editier-Möglichkeit hat, um die Passage langsamer ablaufen zu lassen (aber in der gleichen Tonhöhe).

Ansonsten ist eine Weiterbildung in Harmonielehre sicher sehr hilfreich, aber kein Must-have. Mein Vater hat nie Noten lesen gelernt, aber früher oft versucht, Lieder vom Radio auf dem Klavier nachzuspielen. Und irgendwann hat er das ziemlich gut hinbekommen, obwohl er von Musiktheorie keine Ahnung hatte. Wichtiger scheint die regelmäßige Übung zu sein!
 
Gehörbildung hatte ich gar nicht, aber mit jeder Akkordfunktion hab ich was verknüpft und dann immer besser rausgehört.

C F G ("la bamba" Akkorde)

Am ("Secret Chord " aus Cohens Hallelujah)

Dm Heimweh

Em Fernweh

Das durch alle Tonarten.

Dann die "Verdurung" der jetzigen oben aufgeschriebenen Mollakkorde.

Bei Melodien: tatü tata für Quarte usw (und da hat mir nicht der Begriff Quarte geholfen, aber, dass ich den Abstand auf der Tastatur sehe, es in die Finger bekomme).

Dann probiert, Songs von Nik Kershaw und Kunze rauszuhören, die teilweise Modulationen verwenden.
 
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Hörübungen: Intervalle, Rhythmus, Akkordtypen, irgendwann Mehrstimmigkeit (Bass-Melodie, zwei Melodiestimmen) ...
Theorie: typische Akkordfolgen - wie zB in Volksliedern, wo es nur drei..vier Akkorde gibt, da hört man relativ schnell, welcher als nächstes kommt
Transponieren, Raushören von Melodien, Bass, Akkorden, ...
und viel viel praktisch machen. Singen (Intervalle, Akkorde, Blattsingen, Chorsingen), nachspielen, transkribieren, arrangieren, ...

Was man 100 + x mal gespielt hat, erkennt man dann auch irgendwann ohne Nachdenken. Einen 7 b9 #11 erkennst Du nicht an den einzelnen Tönen, sondern der bekannten Klangcharakteristik. Oder bestimmte Modulationen, typische Akkordfolgen wie 1625 usw.

Dazu braucht es natürlich schon ein paar Jahre Übungszeit. Erstmal musst du es verstehen, das geht meistens noch relativ schnell, und dann automatisieren, so dass man es beliebig auf andere Situationen übertragen kann. Die eigenen pianistischen Fähigkeiten spielen natürlich auch eine Rolle.
Das ist ein langer und nicht immer gerader Weg. Aber wenn man sich damit beschäftigt, machen auch die kleinen Schritte Spaß.

Und mit einem guten Lehrer geht das mit Sicherheit deutlich schneller.

dass man vll für die Linke HAND immer ein paar "Standard PATTERN" draufhat?

Je nach Stilistik, natürlich. Stride Piano, Boogie haben zB solche Patterns, die man mehr oder weniger automatisieren kann. Rootless Voicings natürlich auch, da überlegt keiner, welche Töne er bei einem Akkordsymbol spielen muss, das ist alles automatisiert. Man weiß es, man hört es voraus, und es liegt irgendwie in den Fingern. So wie Du beim Autofahren wahrscheinlich auch nicht mehr überlegen musst, wo der dritte Gang ist und ob man den Blinker hoch oder runter drücken muss beim Linksabbiegen.
 
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