Es gab hier schon ein paar gute Hinweise. Ich spiele seit Jahren einen TSL 601 und als Zweitgerät einen Mesa Boogie Lonestar Classic. Am TSL, ich denke das ist beim DSL ähnlich, habe ich früher mit verhältnismäßig viel Gain gespielt und dann die Durchsetzungsfähigkeit über die Lautstärke „kompensiert“. Um mich auch leise im Bandgefüge durchsetzen zu können, habe ich zwei Wege für mich gefunden. Als erstes stelle ich mir einen guten Cleansound ein (der ist, wie oben schon beschrieben, durchsetzungsfähiger, weil nicht über die Vorstufe so komprimiert). Gain etwa auf 10 oder maximal 11 (hier ist immer die Stellung nach dem Zifferblatt einer Uhr gemeint), Treble bei etwa 9 (Uhr), Bass bei 8 - 9. Das ist etwas relativ, weil mein Amp schon 15 Jahre alt ist und der Lautsprecher (Wolverin) recht dunkel tönt, die Les Paul übrigens auch. Ein wenig hängt das auch von den verwendeten Röhren ab. Die Mitten stehen bei 2 (Uhr) Dann drehe ich das Mastervolumen auf etwa 2 (Uhr). Der Deep-Schalter ist aus. Den Presence-Pegel habe ich auch auf etwa 10 (Uhr). Jetzt korrigiere ich auf meinem Pedalboard das Signal der Gitarre noch mit einem Booster von Donner, Preis: 23,95 Euro bei “a”, der die cleane Vorstufe etwas anbläst (immer an!), sodass bei voll aufgedrehtem Volumenpoti des Bridgepickups eine ganz leichte Verzerrung Eintritt. Dies reguliere ich dann mit dem Gitarrenpoti (herunter), bis ein satter Cleanton anliegt. Clean Reverb auf 9 und fertig. Das sollte grundsätzlich passen.
Der DSL hat, glaube ich, nur zwei Kanäle. Ich nutze zu 90% nur meinen OD1. Da ist es ähnlich wie beim Cleankanal, Gain auf 10 (Uhr) und das Volumenpoti des Kanals so, dass der Zerrsound (dran denken, daß der Booster immer läuft) etwas lauter als der Cleansound ist. Treble auf 9, Bass auf 8 und Mitten auf 2 (alles Uhr), Shift-Taster eingerastet, OD-Reverb auf 9 Uhr. Auf dem Pedalboard habe ich ein CryBaby, einen Polytune, den Donner-Booster (meine Geheimwaffe schlechthin), ein Lester G und dahinter einen zweiten Booster von Donner, der dann maximal 6 dB bei Soli anhebt. Im FX-Loop (parallel) hängt noch ein Delay mit 3 abrufbaren unterschiedlichen Delaytypen. That’s it!
Grundsätzlich habe ich die Erfahrung gemacht, dass weniger Gain besser über den Mastervolumenregler kompensiert wird. Die persönlichen Vorlieben beim Sound spielen sicherlich auch noch eine Rolle, aber hier geht es erst einmal um die Ausgangsbasis. Das sollte so funktionieren.
Der Amp steht auf einem Ampständer und ist damit, in einem Winkel von rund 40 Grad nach oben gerichtet. Das hilft auch den Bassmulm, der ggf. über den Boden übertragen wird, zu dämpfen. Vor den Lautsprecher habe ich einen Beamblocker eingebaut, damit der Sound auch seitlich gut hörbar ist (bei mir klappt das gut, andere halten das für Teufelszeug, egal). Das Ampsignal übertrage ich, ja etwas luxuriös, mit einem Transducer zum Mixer. Dabei ist der Lautsprecher durch den Transducer durchgeschliffen, sodaß ich auch den Amp selbst hören kann. Wir mischen dann im Proberaum den Sound so, daß wir den gewünschten Bandsound auf den Monitoren (FRFR) haben (PA-Sound). Das ist dann die Kontrollinstanz für die Durchsetzungsfähigkeit der Gitarre und führt dazu, daß man insgesamt auch leiser spielen kann.
Übrigens hat mir ein FOH-Mann mal gesagt, daß er grundsätzlich das Gitarrenampsignal nicht mehr groß beeinflußt, wenn er den PA-Sound macht (lauter/leise oder einen Limiter/Compressor drauf, EQ oder Gain im Pult kommen nur im Notfall zum Einsatz). Er stellt es also nicht mehr „frei“ wie bei einer Studioaufnahme (Low- und High-Cut plus Mid-Push). Für ihn gilt: Shit in - shit out. Also das Gitarrensignal muß schon in sich stimmig sein!
Ein letzter Hinweis. Höre Dir mal „freigestellte“ Gitarren aus berühmten Rocktiteln an. Du wirst feststellen, daß das Gain doch außerordentlich sparsam eingesetzt wird (meistens). Das klingt einfach im Bandkontext besser. Der Rhythmusgitarrist von ACDC spielte ein recht höhenreiches, aber fast cleanes Signal. Wenn man dann mal hört, was da im Song ankommt...
Der allerletzte Hinweis ist, daß man daran denken sollte, sein Gitarrenspiel vor die ewige Soundsuche zu stellen. Man braucht ein Grundsoundangebot von 2 bis 3 Sounds, die in etwa immer gleich klingen und die man damit immer zur Verfügung hat. Es ist besser sich dann auf sein Gitarrenspiel zu konzentrieren als ständig am Sound zu tweaken. Man hört auch nicht jeden Tag gleich. Also, durchsetzungsfähig und brauchbar, heißt hier die Devise.
Und jetzt, Rock on!