Marshall TSL 100...muss das so klingen?

JulDani
JulDani
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Hallo Leute,

wir haben in unserer Band ein Problem mit dem Sound unseres Rhythmus-Gitarristen: Er spielt einen Marshall TSL 100. Auch wenn der nach Herstellerinfos für modernere Stilrichtungen gedacht ist, was wir gutheißen, so lässt mich das Gefühl nicht los, dass es sich so ziemlich um den übelsten Röhrenamp von Marshall handelt. Ich habe bisher Erfahrungen mit dem JCM 800 und dem JVM, den ich sehr mag. Ich selber spiele übrigens einen ENGL Invader II mit einer MESA Box. Klar, der klangliche Unterschied zwischen Marshall und ENGL ist schon gewaltig, keine Frage. Aber es gibt Dinge, die die Qualität eines Amps betreffen, die nicht nur geschmacklich zu beurteilen sind, und vielleicht habt ihr da ähnliche Erfahrungen und einen Rat.

Das erste Problem ist, dass sich der Amp in der Band leider gar nicht durchsetzt. Ihm fehlen die Mitten, die ein Gitarrenamp im Bandgefüge so braucht. Ich kann da auch dran rumdrehen, es wird nur marginal besser. Die Höhen schmerzen in den Ohren, ein erträgliches Maß ist so bei 10-11 Uhr. Auch die Bässe befinden sich in einem eher ungünstigen Frequenzbereich, irgendwo zwischen 120 und 300 Hz. Ein weiteres dickes Problem ist, dass verzerrte Akkorde mit einer schlechten Notentrennung aus dem Speaker kommen, so dass man z.B. die Terzen nicht wirklich raushören kann. Zusammengefasst kann man sagen, dass der Sound nur Matsche ist und der Amp sich für eigentlich gar nichts nutzen lässt. Also wer furchtbar klingen will, der kann auf diesen Amp zurückgreifen.

Meine Frage an euch ist: Muss das so klingen?
 
Eigenschaft
 
Der TSL kann gut aber auch grottig sein, meist liegts am Bias das bei Modellen bis 2003 ein Problem darstellt.
Wichtig wäre also zu wissen (wie @Rostl) schon geschrieben hat wie alt der Amp ist, dazu brauchts aber dann auch noch die Info
1. Welche Gitarre / Effektkette vor dem Amp hängt
2. Ob der FX Loop benutzt wird
3. Ob und wann der Amp schon mal geserviced bzw Röhren schon mal getauscht wurden
4. Ob der Bias schon mal gecheckt wurde (geht beim TSL supereinfach weil der einen externen Port zum Messen/Einstellen hat)
5. Welche Box denn da hinten dran hängt
 
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Hast du mal ein Soundbeispiel, z. B. eine Aufnahme von Euch?
 
5. Welche Box denn da hinten dran hängt

Habt ihr mal Boxen getauscht ?
Die Box macht meist viel mehr vom Sound aus als der Amp an sich, wenn man jetzt mal von solchen Beispielen wie der internen Verzerrung eines Roland Jazz Chorus absieht ;-)

Was auch ein gutes Mittel sein ist, dass man den Amp Clean einstellt und die passende Zerre über ein Pedal realisiert. Die sind teilweise vom Charakter stark unterschiedlich, so dass man hier immer etwas passendes finden sollte.

PS - ich kenne den TSL 100 nicht, von daher ist mein Beitrag eher allgemein zu sehen.
 
Also, ich nenne eine TSL 100 seit ca 2008 mein Eigen. Baujahr VOR 2003.
Klingt ordentlich fett an meiner 1960BV.
Also: Nein, normal klingt der nicht grottig.
Welche Lautsprecherbox hast du denn angeschlossen?
Welche Speaker sind verbaut?
Sind die Röhren noch intakt?
Ist der Bias korrekt eingestellt (ich fahre meinen relativ hot)?
Welche Gitarre? Stimmt bei der alles?
Schonmal den Amp an einer anderen Box betrieben?
Hörbeispiele???
 
Eigentlich klingt der recht fett, hier mal ein Beispiel an Min 5:50.
 
Ich habe einen TSL601 und da habe ich die Mitten bis Anschlag und Bässe und Höhen bei maximal 11:30 Uhr.
Euer Rhythmus-Gitarrist hat mit seinem 100er also nicht alleine das Problem.
Ich blase dann auch noch mit 'nem Overdrive an und dünne somit die Bässe nochmal aus und drehe die Höhen am OD minimal zurück.
 
Also ich habe gleich Probe und werde mal schauen, welche Marshall-Box er dazu spielt und von welchem Baujahr das Topteil ist. Ich muss ein wenig vorsichtig sein: Er findet seinen Sound halt ziemlich dufte, der Rest unserer Truppe ist davon allerdings nocht so angetan. Ich versuche auch mal eine kurze Aufnahme damit zu machen.
 
Also der Amp scheint von 2002 zu sein. Die Box ist eine Marshall 1960ac Classic und enthält Greenbacks, eigentlich nicht schlecht. Allerdings für einen Amp mit sowieso wenig Mitten vermutlich nicht gerade geeignet. Hier mal ein Soundbeispiel vom Amp. Die Bässe liegen etwa bei 10 Uhr und die Mitten bei 15 Uhr. Irgendwann habe ich dann noch den Mittenboost eingeschaltet, dadurch wird der Amp wohl auch lauter. Mikrofoniert habe ich das Ganze mit einem Sennheiser MD421 und lediglich einen Lowcut- und Hicut-Filter reingepackt. Sonst ist keinerlei EQ zu hören. Der Amp hört sich auf der Aufnahme tatsächlich fast so an wie im Proberaum:

https://soundcloud.com/julian-daniels/marshall-tsl-md421-01

Also ich finde den Sound alleine gar nicht soooo schlecht. Allerdings im Bandkontext geht der Amp völlig verloren. Hier noch ein Beispiel mit dem selben Mikro-Setup von meinem Amp:

https://soundcloud.com/julian-daniels/englinvader-ii-ch-4
 
Zuletzt bearbeitet:
Ziemlich soft, der Marshall. Für sich genommen gar nicht unangenehm, aber ich verstehe, dass der sich in einer heftigen Band kein Stück weit durchsetzen kann. Ihm fehlen vor allem die aggressiven oberen Mitten um 2 bis 3 kHz. Dummerweise ist genau das der Frequenzbereich, aus dem ein Marshall normalerweise seine Durchsetzungskraft zieht.
 
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Hört sich für mich so an als wäre am Marshall der Tone-Shift aktiviert? Der unterdrückt nämlich exakt den Frequenzraum der hier abgeht...
Allerdings muss ich sagen daß ihr Euch von den Amps her tonal ziemlich auf den Füßen stehen dürft wenn die Aufnahmen die aktuellen Einstellungen wiedergeben...da sollte man mal etwas aufräumen und den Frequenzraum aufteilen so daß nicht beide Gitarrem das selbe Spektrum bedienen...
 
Die Höhen waren ein wenig runtergedreht, da sie beim Hochziehen ziemlich schnell in den Ohren wehtun...finde ich zumindest. Ich schätze mal, dass die ganze EQ-Sektion bei dem Topteil irgendwie vollkommen daneben ist. Wie gesagt, ich habe mal einen JCM800 und einen JVM gespielt, und beide Amps haben mich echt umgehauen. Deshalb bin von dem auch so enttäuscht. Der Amp wird komplett vom Bassisten und den Becken weggebuttert. Erfreulich ist allerdings, dass man ihn mit einem vernünftigen EQ noch ganz gut retten kann. Dann besteht zumindest Hoffnung, dass der er auch in Live-Anwendungen nicht unbedingt den Gesamtsound ruiniert:

https://soundcloud.com/julian-daniels/marshall-tsl-mixdown-02
--- Beiträge wurden zusammengefasst ---


Den Tone-Shift habe ich irgendwann rausgenommen (1:50). Das war schon auf jeden Fall besser. Dennoch fehlen ihm ohne zusätzlichen EQ die oberen Mitten.
 
Zuletzt bearbeitet:
Also ich finde der klingt genau wie jeder andere TSL, für mich jedenfalls. Die oberen Mitten sind genau das Problem, deshalb auch nicht soo gut im Bandkontext. Den TSL mit dem JCM 800, dem JVM oder dem DSL zu vergleichen geht nicht, der TSL klingt komplett anders, für mich dünn und sehr künstlich. Gerade dieser Sound des TSL hat ihn nicht gerade zum " Liebling " der Marshall- Fans gemacht.
Die vorhandene Box, zumindest die Speaker sind auch nicht der Burner für den TSL, ich würde da mal eine Box mit den stinknormalen Celestion G12T75 versuchen, bringt nochmal zusätzliche Mitten rein in das Ganze. Ansonsten Gain zurück auf die Hälfte und nen guten OD oder Booster davor.
Alles aber nur meine Meinung.
 
Marshall wollte beim TSL damals etwas vom NuMetal-Kuchen abhaben. Das war damals nämlich die Zeit (so ab Ende 90er), als der Mesa Boogie Rectifier und andere "fette" amerikanisch gevoicte Amps Marshall vom Metalthron gestoßen haben. Der TSL geht daher in eine für damalige Zeiten "moderne" Ecke, wie auch der Mode Four, der schnell wieder verschwunden ist. Das etwas "klassischere" Gegenstück ist der DSL gewesen.

Damals beim Anspielen im Musikgeschäft hat er uns am besten mit der 1960AV gefallen. Die 1960AX mit den Greenbacks und die Brot-und-Butter-Box 1960 mit den G12T-75 sind dagegen nicht angekommen. Einen Versuch ist es aber wert. Die 1960 oder 1960V hat bestimmt einer irgendwo rumstehen, das ist ja schon ein Industriestandard.

Wie schon geschrieben, muss der "Tone Shift" aus. Das war sozusagen der "Scoop-Button" für die ganz "bösen" Sounds :D

Schon mal einen Tubescreamer vor dem Amp getestet? Der boostet die Mitten und beschneidet die Bässe. Vielleicht reicht im Zusammenspiel mit einem Booster auch der aufgedrehte Crunch-Kanal aus.
 
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Die Höhen waren ein wenig runtergedreht, da sie beim Hochziehen ziemlich schnell in den Ohren wehtun...finde ich zumindest. Ich schätze mal, dass die ganze EQ-Sektion bei dem Topteil irgendwie vollkommen daneben ist. Wie gesagt, ich habe mal einen JCM800 und einen JVM gespielt, und beide Amps haben mich echt umgehauen. Deshalb bin von dem auch so enttäuscht. Der Amp wird komplett vom Bassisten und den Becken weggebuttert. Erfreulich ist allerdings, dass man ihn mit einem vernünftigen EQ noch ganz gut retten kann. Dann besteht zumindest Hoffnung, dass der er auch in Live-Anwendungen nicht unbedingt den Gesamtsound ruiniert:

https://soundcloud.com/julian-daniels/marshall-tsl-mixdown-02
--- Beiträge wurden zusammengefasst ---


Den Tone-Shift habe ich irgendwann rausgenommen (1:50). Das war schon auf jeden Fall besser. Dennoch fehlen ihm ohne zusätzlichen EQ die oberen Mitten.

Ein parametrischer EQ würde auch schon reichen, um eben den Bereich um 2 kHz oder 2.5 kHz zu boosten. Von den graphischen EQs haben die meisten diese Frequenz nicht, nur der Artec SE-EQ8 (günstig, aber durchwachsene Reviews, anscheinend gibt es da eine große Serienstreuung) und natürlich der MESA Boogie EQ "Five Band Graphic" - aber der kostet halt auch richtig Asche. Der BOSS GE-7 ist toll (ich habe die Bass-Version davon), hat aber nur die Bänder bei 1.6 kHz und 3.2 kHz - evtl. hilft es, diese beiden anzuheben, denn damit ist auch der Bereich dazwischen geboostet. Die meisten anderen EQs haben entweder nicht die richtigen Bänder oder versauen den Ton. Beim Artec SE-EQ8 ist ein guter Bericht von einem kleinen Vergleichstest. Guckst Du hier: https://www.thomann.de/de/equalizer.html
 
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Ja, vielen Dank. Vielleicht kann ich ihm einen günstigen EQ mal nahelegen. Das mit dem Tubescreamer klingt auch gut. Ich kann mich daran erinnern, dass ich vor meinen ENGL Zeiten auch einen genutzt habe. Den müsste ich auch noch irgendwo rumfliegen haben. Also ich denke, dass das erst einmal die besten Möglichkeiten sind, bevor man einen Amp abschießt. Ich meine, der TSL hat schon irgendwie Charakter, man hört davon nur leider mit einer Band nix. Und eigentlich finde ich es auch gut, dass wir nicht beide den gleichen Sound haben. Schon unsere Speaker machen klanglich einen Riesenunterschied.
 
Also ich fasse mal etwas zusammen, was ich probieren würde und hier auch schon alles mehr oder weniger gesagt wurde: V30 Box oder ähnliches probieren, Toneshi(f)t raus, so wenig Gain wie möglich, Tubescreamer davor für mehr Tightness im Bass und in den seriellen Effektloop, falls möglich, einen EQ einschleifen und damit den Klang weiter optimieren. Neue Röhren/Biasing usw. sind noch eine Frage, die Du auch noch klären solltest.
 
Werden wir alles mal in nächster Zeit durchgehen. Ich denke, dass ein EQ und ein Tubescreamer da schon viel bewirken können. Er wird seinen Amp auch demnächst mal zur Wartung abgeben, seit einigen Tagen pfeift der Cleankanal leicht. Könnte eine mikrophonische Röhre sein.
 
Wenn die Röhren in's Alter kommen geht Einiges an Klang und Klarheit verloren, gut möglich, dass er mit frischen Röhren nochmal einiges an Definition dazu erlangt. Habe den TSL nur einmal leise im Musikgeschäft gespielt, da war der Klang gut, aber das war eben keine Probelautstärke..
 
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