Moin,
Kann ich auch mal meinen mathematischen Senf dazugeben?
Ihr habt recht, daß die Formel (Mensur durch 12te wurzel aus 2 (=1,059) teilen = schwingende saitenlänge des nächsten Bundes) sich aus der Bedingung ergibt, daß man die Oktave in 12 gleiche Halbtonschritte einteilt. Daraus bekommt man dann die Bundabstände und die Stimmung der Gitarre. (Wenn ihr wirklich die mathematische Herleitung sehen wollt, sagt ruhig bescheid

)
Wußtet ihr aber, das wiederum die Mathematik uns sagt, daß diese Art der Einteilung eigentlich total für den Arsch ist?
Denn *eigentlich* berechnen sich die Abstände folgendermaßen: Oktave = halbe Saitenlänge, Quinte = 2/3 der Saitenlänge etc... jedes "harmonisch" klingende Intervall entspricht einem ganzzahligen Verhältnis der Saitenlängen, also 1:2, 2:3 etc. Deswegen empfinden wir Intervalle, Akkorde etc. überhaupt erst als "harmonisch".
So, nun ist aber eine Quinte 7 Halbtöne, und eine Oktave 12 Halbtöne. Man sollte meinen, daß
12 Quinten = 7 Oktaven = 84 Halbtöne
Aber eine Rechnung ergibt:
12 Quinten: (2/3) hoch 12 = 0,00771
7 Oktaven: (1/2) hoch 7 = 0,00781
Also sind 12 Quinten gar nicht 7 Oktaven, sondern nur ungefähr! Und vor allem sind die Halbtonschritte gar nicht alle gleich!!!
Da das doof ist (Halbtonschritte sind immer anders, je nach Grundton muss man das ganze Instrument umstimmen), hat man sich irgendwann zu Bachs Zeiten überlegt, die Halbtonschritte eben doch genau gleich zu machen, damit man in jeder Tonart spielen kann und überhaupt bundierte Instrumente wie die Gitarre möglich werden. Diese "Wohltemperierte Stimmung" hat sich bis heute fest etabliert. Aber bei so einer Stimmung (also entsprechend der hier besprochenen Formel) sind halt alle Quinten etwas nach unten verschoben und "schief", damit 12 Quinten = 7 Oktaven. Ähnliches gilt für alle anderen Intervalle, außer eben der Oktave, die rein bleibt und nach der gestimmt wird. Dieses "schiefe" hören wir meistens nicht, da wir uns von Anfang an daran gewöhnt haben. Beim Klavier umgeht man dieses Problem, da man die Saiten, die zu einer Taste gehören, etwas gegeneinander verstimmt, damit das "schiefe" verwischt wird. Bei Instrumenten ohne festgelegte Tasten oder Bünde isses eh egal. Aber bei unseren bundierten Gitarren ist genau dies ist der Grund, warum man es nie schaffen kann, eine Gitarre so zu stimmen, daß sie in allen Lagen perfekt sauber klingt (intoniert). Das kennt ihr sicher alle: egal wie lange man stimmt, bestimmte Akkorde klingen trotzdem immer ganz wenig "daneben".
So, das war mal ein langer Beitrag... keine Ahnung warum und auch ein wenig OffTopic, aber das Tippen hat grad so Spaß gemacht

und ich finds interessant!