Mundstück auswählen

Claus
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MOD Brass/Keys - HCA Trompete
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...Am Besten ist es aber einen Experten wie Henk Rensink zu fragen. Der kann dir das perfekte Mundstück für dich aussuchen.
MOD-EDIT: den Link im Zitat entfernt, Namen ausgeschrieben

Das kann natürlich jeder halten, wie er mag und so ein Herumprobieren kann vielleicht auch Spaß machen. Nur der praktische Nutzen begrenzt sich m.E. auf das reine "erste Kennenlernen" eines gewissen Teils vom reichhaltigen Angebots auf dem Markt.
Eine eventuell wahrgenommene Verbesserung gegenüber einem zuvor benutzten Mundstück beruht vor allem bis ausschließlich auf (Auto-)Suggestion und weiteren psychologischen Phänomenen.

Der Nachweis ist recht einfach, wenn man einen Blick auf die Entscheidungs-Kriterien auf der Homepage des Beraters wirft und ein wenig darüber nachdenkt.
Zitat http://www.henkrensink.nl/dld/die-anmessung-und-kosten/
"Dabei werden u.a. folgende persönliche Aspekte in Betracht gezogen: Mundpostur, Lippenproportionen, Gebißsituation, Kinnform und -position, usw. Neben einem komfortablen Anschluß des Randprofils/Schnabelform an die Lippenbedingungen wird die Trichter- oder Schnabelgröße des Mundstücks sorgfältig auf die verlangte Lippenspannung abgestimmt."

Sorry, aber kein Einziges der anatomischen Mermale lässt den Schluss auf ein "perfektes" Mundstück zu.
Ein passendes Mundstück findet man als fortgeschrittener Spieler dadurch, dass man das eigene Wohlbefinden beim Spielen mit den Anforderungen der musikalischen Praxis und seinem Klangideal in möglichst optimale Übereinstimmung bringt.
Zu Messen gibt es dabei rein gar nichts, statt dessen aber zu Spüren und zu Hören.

Ein Urteil über die Nichteignung von Mundstücken ist normalerweise spontan möglich, aber Eignung kann dauern. Es muss dabei keineswegs beim ersten guten Eindruck bleiben. Oft sammelt sich mit der Zeit oft ein ganzer Haufen Mundstücke an, wenn man erst einmal mit dieser Safari angefangen hat.
Will man die Ausgaben in Grenzen halten, macht es Sinn, sich auch bei gut erhaltenen Gebrauchtangeboten umzusehen. Man spart dadurch 30-50% des jeweiligen Neupreises.

Für wenig erfahrene bzw. im Ansatz nicht stabile Spieler ist ein Mundstückwechsel einfach eine Lernerfahrung wie viele andere auch. Vorteile sind unwahrscheinlich, eher schon unnötiges Abmühen, falls man auf die Dimensionen von "Profi"-Mundstücken klassischer Musiker kommen will.
Sinnvoll wäre, als Anfänger und leicht Fortgeschrittener noch längere Zeit Mundstücke für den Amateurbereich zu spielen, anstatt möglichst schnell auf "Spezial-"Mundstücke und -Größen umzusteigen, die irgendwelche bekannten Vorbilder benutzen.

Das einfache Geheimnis des erfolgreichen Blechblasens hat Renk Hensink offenbar überhaupt nicht gecheckt: zum Glück kann sich der Körper auf alles irgendwie einstellen, solange ein Lip Buzz möglich ist.
Wie sehr sich eine normale Mund-Kieferanatomie auch bei einem Amateur ohne Probleme anpasst, sieht man am Ausschnitt aus meiner kleinen Mundstücksammlung. Sie zeigt ganz konkret, wie absurd es ist, für die Auswahl von Mundstücken die unmusikalischen Ansichten eines Herrn Rensink anzuwenden.

Die Mundstücke von groß nach klein:
Tuba, Posaune, Trompete-Lead, Trompete-Allround, Flügelhorn, Kornett
 
Eigenschaft
 
Hallo Claus!

Ich habe zwar Angst nun eine Grundsatzdiskussion loszutreten, aber ich wollte doch noch kurz schreiben.
Die Formung von Mund, Kiefer etc ist schon entscheidend. Deshalb ist ein anpassen von Mundstück zu Spieler nicht verkehrt!
Ich habe zum Beispiel eine schwere Kieferoperation hinter mir, wodurch einige Mundstücke für mich nur schwer spielbar sind.

In einem langen Gespräch mit einem renomierten Kölner Metallblasinstrumentenbaumeister habe ich sogar schon die Möglichkeiten diskutiert der menschlichen Anatomie eher angepasste ovale Mundstücke statt der kreisförmigen Mundstücken zu spielen. Von der Instrumentenbauersicht gab er mir sogar recht. Jedoch ist der Bau solcher Mundstück sehr sehr schwer und noch nicht ausreichend erforscht.

Ich sehe in deinen Bildern, dass du Monette Pranas spielst. Diese Mundstück kannst du zum Beispiel nicht spielen, wenn du zu dicke Lippen hast, oder einen zu offenen Ansatz. Deshalb gibt es für mich zu jedem Spieler ein passendes Mundstück. Obwohl man wohl eher sagen muss eine Fülle an passenden Mundstücken. Viele Mundstücke passen, einige optimal bis perfekt, einige weniger. Und auch du wirst schon ein paar mal ein Mundstück gehabt haben, wo du gesagt hast, dass geht gar nicht ;).

Lg
Daniel
 
Zuletzt bearbeitet:
Funktionale oder anatomische Besonderheiten erfordern natürlich Anpassungen, das gilt aber nicht für gesundes Gewebe.
Ich beziehe mich im Folgenden auf Trompetenmundstücke, weil ich mit da auch im Detail ganz gut auskenne.

Einen Sinn ovaler Mundstücke kann ich nicht entdecken, denn der Rand umschließt auch bei runden Mundstücken den kleinen Teil der Lippen, der in Schwingung versetzt wird.
Versuche bzw. Angebote mit abweichenden Formen gibt es einige auf dem Markt:
http://www.wedgemouthpiece.com/
http://www.asymmetric-mouthpiece.com/
http://dobettermouthpieces.com/page3.html

Wie man durch den Lip Buzz erfahren kann, ist das Mundstück keine "unbedingte Voraussetzung" für die Tonerzeugung bei Blechblasinstrumenten, aber natürlich ist es in der musikalischen Praxis wesentlich.
Als Demonstration spielt hier Arturo Sandoval ohne Mundstück:
http://www.youtube.com/watch?v=uLbd5RoSBGg#t=829s

Wo das Mundstück auf den Kesselparametern groß/klein und flach/tief zu verorten ist, hat nichts mit den Lippen des Spielers zu tun, sondern mit der Optimierung für einen bestimmten Zweck und möglicherweise für ein bestimmtes Instrument (Klang, Ausdauer, Höhe, Flexibilität, Intonation...).
Bohrung und Rückbohrung sind teilweise wählbar, zumindest über den Hersteller und das Modell.
Gleiches gilt für die Randform, bei der nach Annehmlichkeit und erforderlicher Flexibilität entschieden wird.

...dass du Monette Pranas spielst. Diese Mundstück kannst du zum Beispiel nicht spielen, wenn du zu dicke Lippen hast, oder einen zu offenen Ansatz.
Bei Trompetenmundstücken habe ich nie einen Zusammenhang von (gesunden) Lippen und bestimmten Mundstücken kennengelernt. Es gibt unzählige Trompeter mit höchst unterschiedlichen Lippen für jeder der verbreitetsten Mundstück-Modelle und Größen.

Weil Du es angesprochen hast: meine Monette-Modelle unterscheiden sich von Standardformen durch etwas mehr Masse und eine ziemlich große Bohrung, was eine verkürzte Rückbohrung erzwingt.

Mein "Allround"-Kessel weicht insofern vom C Kessel ab, als er eine steiler abfallende Wandung und als sich daraus ergebende Gegenform mehr "Boden" hat. Diese etwas zylindrische Ausformung ermöglicht ein relativ großes Volumen ohne die sonst übliche Tiefe.
Der Rand bewegt ist dagegen handelsüblich und fühlt sich für mich recht ähnlich zu meinem Bach 3C an.

Wie gut üppige Lippen auf einem Monette gehen, kann man hier sehen:
http://www.youtube.com/watch?v=yjDz2SvBfZo

Sieht man von dem bei dir vorliegenden Sonderfall ab, sagt mir meine Erfahrung folgendes:
Ein heikles Verhältnis zu Mundstücken ist ein sicherer Hinweis auf wesentliche Mängel in der Ansatztechnik durch eintrainierte Fehlstellungen. Den "Rest" erledigt die Psyche.

Gruß Claus
 
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