Musiktheorie im Gesangsunterricht

Shana
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Hallo


Wieviel reine Musiktheorie habt ihr eigentlich innerhalb eures Gesangsunterrichtes vermittelt bekommen oder vermittelt ihr selber als GesangslehrerInnen?

Glaubt ihr, daß Musiktheorie Teil des Gesangsunterrichtes sein muss und wenn ja, was und in welchem Umfang?

Ich selber habe eigentlich fast alles im Instrumentalunterricht gelernt. Gesangsunterricht war hauptsächlich Stimmbildung und Songbearbeitung. Dabei kommen natürlich auch praktische musikalische Themen zur Sprache bzw zur Anwendung. Theorie hat aber keine meiner 4 LehrerInnen mit mir gemacht.

Bin gespannt, wie das bei euch ist und wie ihr das seht.

Lieben Gruß,
Shana
 
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Hallo Shana !
Meine Erfahrungen sind genau wie Deine - meine Gesangslehrer haben so gut wie keine Musiktheorie vermittelt. Ob sie dazu in der Lage gewesen wären, weiß ich nicht, es war im Unterricht jedenfalls nie ein Thema.
Was ich bisher wissen wollte oder musste, habe ich mir selber beigebracht bzw. angelesen oder von anderen Musikern erklären lassen.
Ich habe autodidaktisch Gitarre gelernt, heute bedaure ich allerdings, nie Gitarrenunterricht genommen zu haben, ich wäre sicher um einiges weiter. Das bißchen Klavier, das ich spiele, ist nicht der Rede wert, ich habe es mir aber ebenfalls selber beigebracht.
Jedenfalls würde ich mal behaupten, Harmonielehre und Rhythmik einigermaßen draufzuhaben, ich brauche das aber nur zum Unterrichten. Wenn ich selber singe, ist das überflüssig. Wegen meiner sauschlechten Augen habe ich nie vom Blatt singen oder spielen können (ich hätte mir die Noten direkt vor die Augen halten müssen, solche Notenständer gibt es nicht), was den Vorteil hat, dass ich Gesangsmelodien sehr schnell auswendig kann und Gitarre oft auch nach Gehör spiele, zumindest wenn ich das Stück schon kenne.

Ich glaube nicht, daß Musiktheorie Teil des Gesangsunterrichts sein muss. Die meisten meiner Schüler können nicht einmal Noten lesen - von daher erübrigt sich das Thema. Es kommt darauf an, was Du genau meinst: muss man z.B. wissen, was ein Quintenzirkel oder was Pentatonik ist, wenn man "nur" seine Stimme ausbilden läßt ?
Interessante Frage eigentlich ;)
 
Als ich mit Gesangsunterricht anfing, habe ich schon 16 Jahre lang Klavier, 6 Jahre lang Geige gespielt und für meine Bands meine Noten selbst geschrieben. Ich wusste das wichtigste schon und brauchte das dann nicht mehr zu lernen.
Wenn ich aber überlege wie es wär, wenn ich vorher nie ein Instrument gespielt hätte und keine Noten lesen könnte, dann denke ich, dass es schon sinnvoll sein kann zumindest etwas Musiktheorie zu lernen. Ein bißchen Notenlesenkönnen dürfte nicht schaden, sowie das mitzählen von Notenlängen. Das schult ja auch das Taktgefühl, was man als Sänger unbedingt haben sollte. Die Symbole für Dynamik sollte man kennen wie forte, mezzoforte, piano, etc. sowie Crescendo usw.. Und Gehörbildung, also das Lernen von Intervallen, ist auch gut, aber auch kein Muss.
Das sind natürlich jetzt alles Sachen, die ich mir beispielsweise wünschen würde. Besser man macht das von jedem Schüler individuell abhängig. Was will er erreichen? Will er irgendwann mal eigene Songs schreiben? Will er irgendwann mal vom Blatt singen können, weil er mal Studiosänger werden will, oder so? Wenn der Schüler ein Gesangsstudium anstrebt, dann muss auf jeden Fall das volle Programm gefahren werden. Das dürfte glaube ich klar sein.
 
Wenn der Schüler ein Gesangsstudium anstrebt, dann muss auf jeden Fall das volle Programm gefahren werden. Das dürfte glaube ich klar sein.


Das stimmt.
Aber wenn jemand anstrebt Gesang zu studieren wird er oder sie sowieso Klavierunterricht nehmen müssen. Und da lernt man die Theorie viel direkter finde ich.
Sollte ich als Gesangslehrerin dann nicht lieber vermehrt an Technik arbeiten und die reine Theorie den InstrumentallehrerInnen überlassen?

Da finde ich es wichtiger, theoretische Grundlagen zu vermitteln, wenn jemand kein Instrument spielt und AnfängerIn ist.

Shana
 
na ja, Musiktheorie fängt ja einfach an, Notenwerte, dann Töne, Tonleitern, Tongeschlechter, etc. kommen ja auch bei Sängern vor - im Prinzip sollte das, was auch verwendet wird auch vermittelt werden - quasi als einfache Basics. Begleitend zur Praxis.

Die Frage ist tatsächlich das Ziel, wer tiefer einsteigt, wird auch die Theorie tiefer hinterfragen (müssen) - ob er das in der Gesangsausbildung macht oder parallel vertieft, sei mal dahingestellt.

Ich finde z.B. nicht uninteressant, daß Vocals wissen, daß sich beim transponieren auch der klangliche Charakter eines Songs ändern kann und daß man da behutsam nur bestimmte Schritte wählen sollte.
...und da gibt es einiges mehr...

Klar kann man das alles auch durch rumprobieren rausbekommen, aber wenn man die Zusammenhänge kennt, muß man nicht im Nebel stochern.
 
na ja, Musiktheorie fängt ja einfach an, Notenwerte, dann Töne, Tonleitern, Tongeschlechter, etc. kommen ja auch bei Sängern vor - im Prinzip sollte das, was auch verwendet wird auch vermittelt werden - quasi als einfache Basics. Begleitend zur Praxis.

Damit jetzt kein Mißverständnis entsteht... diese Basics hätte ich jetzt eigentlich vorausgesetzt.
Ich dachte schon an komplexere Theorie. Und da würde ich sagen: die muss nicht sein, wenn man nicht komponieren will (und selbst da gibt es Natutalente, die ohne musiktheoretisches Hintergrundwissen schöne Songs schreiben, die aus mehr als aus 3 Akkorden bestehen) oder ein Studium anstrebt.
 
Ich habe jedenfalls als Klavierbegleiter sehr sehr oft mit Sängern/Sängerinnen zu tun, die sich wünschen, mehr über Musiktheorie zu wissen und lockerer mit der Materie umzugehen. Ich erlebe sehr oft, daß Defizite in diesem Bereich zu Berührungsängsten führen (bzw. sie bedingen sich gegenseitig). Musiktheorie sollte idealerweise im Gesangsunterricht die gleiche Rolle spielen wie im Instrumentalunterricht: soviel wie nötig und sinnvoll.

Es ist zwar nicht zwingend notwendig, daß ein Sänger Musiktheorie beherrscht, aber es bringt ihm mehr Sicherheit und tieferes Musikverständnis - und das hat bisher noch jedem Musiker gutgetan.

Harald
 
viel trivialer, ich habe oft miterlebt, daß die Vocals nahezu perfekt gesungen haben, aber nicht in der Lage waren der Form zu folgen, wenn ein anderer drüber gespielt hat, sie konnten weder den Changes folgen noch dem Groove.

Das führt in Abhängigkeiten, wenn ich den Pianisten brauche, daß der an der richtigen Stelle mit dem Kopf nickt... - klar kann ich mir das alles auch ohne Theorie angeignen, aber wenn ich verstehe was passiert, muß ich mir das nicht auswendig merken.
 
Sollte ich als Gesangslehrerin dann nicht lieber vermehrt an Technik arbeiten und die reine Theorie den InstrumentallehrerInnen überlassen?
Mein GL läßt ganz elegant immer wieder mal was einfließen. Das finde ich schon ganz praktisch. Ich hatte, bevor ich gesungen habe, erst Blockflöte, dann Gitarre und Zither; im Studium dann ein oder zwei Semester Harmonielehre (Fachtrottel-Prävention ;)). Von dem Wissen aus dem Studium ist leider fast nichts mehr präsent, es wäre schon manchmal interessant. Das von den Intrumenten ist noch eher da, aber beim Singen vernetzt man es nochmal anders, finde ich.
Und es hilft schon oft, sich zu vergegenwärtigen, was im Lied harmonisch passiert, um es sauber zu singen.
 
viel trivialer, ich habe oft miterlebt, daß die Vocals nahezu perfekt gesungen haben, aber nicht in der Lage waren der Form zu folgen, wenn ein anderer drüber gespielt hat, sie konnten weder den Changes folgen noch dem Groove.

Das führt in Abhängigkeiten, wenn ich den Pianisten brauche, daß der an der richtigen Stelle mit dem Kopf nickt... - klar kann ich mir das alles auch ohne Theorie angeignen, aber wenn ich verstehe was passiert, muß ich mir das nicht auswendig merken.

Hm.... ob da Theorie wirklich immer hilft ? Ich denke, praktische Erfahrung rettet einen Vokalisten eher, wenn auf der Bühne etwas schiefgeht.
Ich habe mehr als einmal erlebt, dass ein Solist beim Drüberspielen die Form verloren hat. Oder rhythmisch völlig danebenlag. Der Einstieg für die Vocals ging dann wirklich nur noch über Blickkontakt. Um dabei die Nerven zu behalten, braucht man vor allem Praxis-Erfahrung.
 
Zuletzt bearbeitet:
Ich hatte bei dem wenigen Gesangunterricht, den ich hatte, ebenfalls keine Musiktheorie. Es wurde auch gar nicht danach gefragt.

Ich hatte allerdings einiges an musikalischer Vorbildung. Und gesungen hatte ich ebenfalls schin vorher.

Angefangen habe mit Musik als Autodiakt und zunächst GItarre und Bass gespielt.

Die Musiktheorie kam erst viele Jahr später, als ich auf dem zweiten Bildungsweg Abi nachholte und Musik als Leistungskurs wählte.

Ich bin zwar froh, das gelernt zu haben. Allerdings hat es mich zweitweise auch gehemmt. Während ich vorher nur nach Gehör komponiert habe nach dem Motto: muss halt gut klingen, wurde ich nun von meinem Wissen beeinflusst. Das heisst: Es kamen Gedanken dazu wie "Grundkadenz: das machen ja alle, viel zu banal" oder auch "Das kannste nicht machen".
 
Im Gesangsunterricht hatte ich auch null Musiktheorie... allerdings spiele ich irgendein Instrument seit ich vier bin, kann Noten lesen und so weiter.

Wenn jemand wirklich ganz ohne Theorie (also mit dem, was er aus der Schule behalten haben sollte) ankommt, sollte er schon ein bißchen was lernen können. "So viel wie nötig und sinnvoll" - das trifft's ganz gut.
 
Bei mir war immer reichlich Theoriewissen da, weil ich mit 5 Jahren Orgelunterricht, später Saxofon, später Gitarre hatte und nach dem Gesang kam auch noch Schlagzeugunterricht dazu. Im Gesangsunterricht war es also nie nötig und wurde deshalb auch gar nicht behandelt. Früher war ich darin sehr fit, konnte, ohne das Stück je gehört zu haben, direkt vom Blatt spielen und sogar während des Spielens die Noten auf Eb-Alt Saxofon im Kopf umtransponieren :eek: Aber ich konnte auch mal Französisch und Integralrechnung :p - wenn man's nicht mehr braucht, geht's verschütt'.
Ich mußte schon etliche Jahre nichts mehr vom Blatt lesen (außer Schlagzeugnoten) und könnte das sicher nicht mehr fließend, ohne mich vorher damit zu beschäftigen. Und komischerweise konnten bisher alle (!) Schüler, die ich je hatte und habe, von sich aus schon Notenlesen, weil sie vorher andere Instrumente gelernt haben - Schwein gehabt :).
Trotzdem lasse ich hier und da das eine oder andere einfließen. Rhythmik beispielsweise ist ein wichtiges Thema bei mir im Unterricht, nachdem ich ein paar Jahre Schlagzeugunterricht hatte, habe ich das schleunigst in meinen Unterricht aufgenommen - und ich weiß bis heute nicht, wie ich so lange Sänger sein konnte, ohne wirklich was von Rhythmik zu verstehen...

Theorie ist allgemein ein heikles Thema, weil es sehr schwierig ist, es so zu unterrichten, daß die Leute es auch behalten. In der Schule lernt z.B. niemand wirklich Grammatik, trotzdem können wir uns alle verständlich und meist korrekt ausdrücken.......naja, manche von uns.... Man schnappt es auf, weil es einen umgibt, eher eine Feelingsache. So versuche ich das auch im Unterricht einzubinden, ein Gefühl dafür zu entwickeln, anstatt den Leutchen trockenes Geschwafel vor den Latz zu knallen, das nur dazu dient, mein Gewissen als Lehrer zu beruhigen, während es beim Schüler 5 Minuten nach dem Unterricht bereits verpufft ist. Langeweile erzeugt nunmal eine der effizientesten Lernblockaden (erinnert sich noch jemand an's Vokabelpauken? :rolleyes: ) Und selbst wenn derjenige es perfekt auswendig lernt und als Merksatz wie aus der Pistole geschossen herunterleiern kann, heißt das ja noch lange nicht, daß der Groschen auch gefallen ist...
 
Hängt von der Hochschule ab, aber das Nebenfach Klavier ist oft genug verlangt.
 

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