Alles andere erzeugt kognitive Dissonanz und das halten die Meisten nicht aus.
Ja, das stimmt bei den Menschen, die sich (und ihren Wert) von außen bestätigen lassen (müssen). Menschen mit gesundem Selbstwertgefühl stehen dazu: Musiktheorie ist nicht so mein Ding, ich will einfach nur spielen, und das macht mir Spaß.
Ist allerdings nur meine Erfahrung. Wie ist Deine?
Meine Söhne wollten in die Musikschule, um Trompete (später Klarinette und Saxofon) zu lernen (sie lernten als Paar in einer Stunde/Woche bei einem Lehrer), und sie haben (damals etwa 8 und 10 Jahre alt)
innerhalb eines Jahres sicher Noten lesen können und nach Noten ihre Hausaufgaben gespielt. Bald (nach 1-2 Jahren?) konnte beide auch selbst etwas am Instrument improvisieren. Später haben sie (bekannte) Stücke selbst arrangiert, und oder in einer Schulkapelle gespielt.
Meine Tochter hatte/wollte keinen Musikunterricht, hat schon ganz früh bei meiner Frau das Notenlesen abgeguckt und hat sich das begleitende Spielen an einigen Instrumenten selbst beigebracht (als Hausmusik, von CDs und aus Büchern).
In der Musikschule, in der ich von zwei KL (nacheinander) etwa 6-7 Jahre klassischen Klavierunterricht hatte, war spielen nach Noten obligatorisch, den Violinschlüssel konnte ich schon seit meiner Kindheit lesen, den Baßschlüssel habe ich nach ein paar Wochen bei dem ersten KL erlernt. Gespielt wurde streng nach Noten. Bei dem Unterricht wurde die passende Musiktheorie (meist Harmonielehre, wenig zu dem Instrument, etwas zu den geübten Werken) vermittelt. Etwas habe ich bis heute behalten, was nicht gebraucht wurde, habe ich vergessen, kann es aber in Büchern nachschlagen, weil ich weiß, wo das steht.
In den Chören, in den ich (seit meiner Kindheit) gesungen habe, wurden Notenblätter ausgegeben und zu der nächsten Probe mußte jeder seine Stimme vom Blatt singen können. Manche konnten direkt nach Noten singen, manche haben sich ihren Part zu Hause am Instrument oder sonst wie vorbereitet. Die meisten konnten Noten lesen, aber mit dem Singen vom Blatt (prima vista) waren viele unsicher (ich bei einigen Intervallen auch, die Notenwerte konnte ich direkt vom Blatt singen), deshalb hatte das jeder für sich zu Hause erstmal geübt.
In dem Chor, wo meine Frau singt, ist Notenkenntnis Voraussetzung, sie kriegen ganze Notenmappen (das kannst Du nicht alles zu der nächsten Probe erlernen) und singen vom Blatt.
Über den Chorleiter (studierter Dirigent und Musikpädagoge), der seinem Chor (meist keine Notenkenntnisse, auch das Singen muß intensiv geübt werden) jede Stimme einzeln vorsingt, hatte ich hier schon geschrieben. In meinen Augen eine große Ausnahme, aber ihm ist es wichtig, daß auch Menschen ohne musikalische Kenntnisse gemeinsam musizieren können und mit Spaß und Freude singen, auch wenn es kein virtuoser Gesang ist.
Gruß, Bjoern