Musiktherapie und Gitarre?

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Hallo ihr,

schon seit längerem interessiere ich mich für Musiktherapie und habe dazu ein paar Fragen/Gedanken. Kurz vorab, ich lebe von der Musik, arbeite als Sessionmusiker live und im Studio und gebe Gitarrenunterricht. Es gibt mehrere Erlebnisse, die mich immer wieder über die Musiktherapie nachdenken lassen:
Zum einen, habe ich einige SchülerInnen gehabt, die sich im Unterricht sehr öffnen und über Dinge sprechen, die sie sehr belasten, über Ängste, Probleme, schlimme Erfahrungen usw., Sachen die sie sonst kaum/garnicht verbalisieren konnten. Auf der einen Seite ehrt mich das sehr, auf der anderen Seite bin ich mir hier auch meiner Verantwortung bewusst, diesen Schülern zu helfen professionelle Hilfe anzunehmen, wenn die Probleme meine Kompetenzen überschreiten.
Desweiteren habe ich mehrere Schüler mit diagnositizierten Erkrankungen gehabt (z.B. Asperger, ADHS, Depression, Borderline) und freue mich, diesen Schülern nicht einfach nur Skills auf der Gitarre zu vermitteln, sondern erlebe, dass das Musizieren Ihnen allgemein unglaublich gut tut.

Ich selbst bin Gitarrist, habe u.a. einige Zeit in Nepal gelebt, mich auch mit Meditation, den Möglichkeiten der Klangschalen(-therapie) usw. auseinandergesetzt, habe in Jugendhilfe-Einrichtungen Gitarrenunterricht gegeben, habe mit Musiktherapeuten in Deutschland gesprochen, die in psychiatrischen Kliniken Gruppentherapie betreiben (es wird gemeinsam improvisiert, meist auf einfachen (Schlag-)Instrumenten, im Anschluss wird das Ganze ausgewertet), habe traditionelle Schamanen kennengelernt und erfahren, dass "Musiktherapie" sehr viele unterschiedliche Erscheinungsformen haben kann, letztendlich aber natürlich immer dazu dienen soll dem/den Klienten zu helfen.

Nun zeigen mir meine Erfahrungen, dass die Gitarre (vielleicht auch jedes andere Instrument) hilft, die Kommunikation zu unterstützen. Dass man auf dem Instrument Stimmungen ausdrücken kann (Stichwort barocke Affektenlehre, aber auch wesentlicher simpler, z.B. ob ich ein einfachs 4-Chord-Lied sanft anschlage oder auf die Gitarre eindresche) und dass man Schwingungen wahrnimmt (bei der Gitarre am Körper vielleicht mehr als bei einem elektronischen Instrument, dass man im schlimmsten Fall nur über Kopfhörer spielt), was das "sich selbst wahrnehmen" sicher unterstützt.
Ich stelle mir vor, dass man mit der Gitarre natürlich nicht genau so therapeutisch arbeiten kann, wie mit einer einfachen Trommel, dass man einen langsameren Einstieg benötigt, dass man aber nicht warten muss, bis man das Instrument beherrscht um die Vorteile zu Erleben.

Gibt es hier jemanden, der als Musiktherapeut arbeitet? Hat jemand Erfahrungen zur Verwendung von Gitarren in der Therapie?

Ich freue mich auf eure Antworten :)!

Herzliche Grüße
:hat:
 
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Ich würde erst mal sagen, Gitarre ist Gitarre und Therapie ist Therapie.
In der Musiktherapie arbeitet man mit allen möglichen Instrumenten, wie man auch in der Gestaltungstherapie mit allen möglichen Medien arbeitet (malen, töpfern, schreinern, weben...), oder Ergotherapie mit allen möglichen Werkzeugen arbeitet.

Ein Musiktherapeut kann mit jedem Instrument (also auch mit Gitarre) arbeiten, aber um verantwortungsbewusst zu arbeiten braucht man eine gute Ausbildung die unter anderem Psychologie, Psychatrie, Gesundheitslehre, Gesprächsführung, Therapiefirmen, Recht Soziologie, Pädagogik und Zig andere Elemente umfasst.

Mache es richtig (sprich: Ausbildung) oder gar nicht. Halbwissen ist hierbei so gut wie Quaksalberei.

Das heißt aber nicht, dass du grundsätzlich mit dem, was du tust aufhören sollst, nämlich ein verständnisvoller Ansprechpartner für deine Schüler zu sein. Aber sei kein Therapeut. Mit falschem Ehrgeiz verheitzt du dich.

Es gibt durchaus unzählige Hilfestellungen, die wertvoll für Personen sind, abseits von Therapie. (Seelsorge, Sozialdienste, Pädagogik, Gesellschaft/Kommunikation, Erziehung... um nur ein paar zu nennen. ) Es gibt ja zahlreiche Hilfspersonal, die abseits von der Therapie arbeiten, oder unter Aufsicht und Anleitung eines Verantwortlichen Therapeuten.
Hilfreich kann es sein, sich bei Fachpersonal zu informieren.

Aber man sollte immer seine Grenzen kennen. Insbesondere um die notwendige Distanz zu wahren, um sich selbst (und letztlich den Patienten) zu schützen.

Also, wenn du dich wirklich für Musiktherapie interessierst, mache eine Ausbildung bzw. belege Kurse. Informiere dich mal bei Schulen oder Kindergärten. Eine gute Freundin von mir hatte eine Zusatzqualifikation zur Erzieherin gemacht. Vielleicht gibt es ähnliche Kurse auch in deiner Nähe.

Ohne Ausbildung gibt es aber genügend Möglichkeiten zum sozialen Engagement. Und nicht selten sind diese ein wichtiges Element für die Betroffenen.
 
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Hallo,
die Einsichten eines Bekannten, der sich für den Beruf interessiert hat, aber dann doch die Finger davon gelassen hat:
Musiktherapeut ist in erster Linie Therapeut! Und kein Musiker.
 
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