Nur von der Musik leben - Erfahrungen

  • Ersteller Templar
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3 - 4 mal in der Woche stehe ich gegen 04 uhr morgens auf, damit ich bis 8 uhr üben
kann (so auch heute). Dann gehe ich zur Schule.

Du bist mein Held. Hätte ich Disziplin würde ich das wohl auch machen! :great:

Ich schlafe aber zu gerne :D
 
Am besten einen Lebenspartner finden der bereit ist mit zu ziehen. Also booking usw. macht :great:

Mein Einstieg ins professionelle Musiker dasein war ein Traum. Ich muss mich weder um Gigs noch um promotion oder sonstiges kümmern. Einfach nur zur vereinbarten Zeit am Veranstaltungsort sein. Warscheinlich wird mich das irgendwann den Kragen kosten :D
 
das is echter luxus
 
Zuletzt bearbeitet:
Wow, dieser Thread passt grade zu ner Entscheidungsphase in meinem Leben.
Ich bin jetzt 33, habe ein abgeschlossenes Uni-Studium in einem völlig exotischen Fach. Skandinavistik.
Letztes Jahr war ich oben als Reiseleiter zum Nordkap und zurück unterwegs. Also auch ein harter Job, der mir aber trotzdem Spaß gemacht hat. Nur leider bekomme ich von dieser Firma keine weiteren Aufträge mehr und eine Alternative gibt es nicht.

Ich bin jetzt also 33 (!) und habe absolut keine praktische Qualifikation für irgendwas in den Händen, und ich sehe mich nicht als Übersetzer oder Lektor rumhocken.
Dann lieber Werbejingles aufnehmen und in der einen Band Volksmusik und in der anderen Schlager und in der dritten eigenes Zeug spielen.
Es führt kein Weg an einer beruflichen Neuorientierung vorbei.

Eigentlich wollte ich gar nichts mehr neues studieren, aber für ne normale Ausbildung bin ich wohl für viele Firmen auch zu alt. Könnte mir z.B. noch Reiseverkehrskaufmann vorstellen.

Ich hätte eigentlich die Chance, in Berlin Computerspieldesign zu studieren. Klingt gut, ist wohl chancenreich, ist aber nicht wirklich mein Metier.

Ich habe in den ganzen letzten Jahren immer gejammert, dass ich nicht zum Musikmachen komme.
Habe auch immer wieder die Unkenrufe vernommen von wegen "Musik ist brotlose Kunst", "Da kommt man nur mit Beziehungen rein", etc. etc. Stimmt wohl. Die Zeiten haben sich auch noch geändert, die CD-Verkäufe brechen weg, und mit 33 bin ich auch nicht mehr wirklich massenmarkttauglich.

Trotzdem habe gestern eins für mich entschieden:
Ein Leben ohne Musik ist ein vergeudetes Leben.
Und deshalb will ich es trotz aller Bedenken zumindest versuchen, das wichtigste in meinem Leben (Musik) soweit voranzutreiben wie es irgendwie geht.

Mein Lebensplan sieht jetzt keine Familie und keinen Luxuswagen vor, finanziell bin ich auch nicht am unteren Limit.
Ich erwarte keine Chartsplatzierung, ich erwarte kein Schlaraffenland, aber ich will es in meinem Leben trotzdem nicht unversucht lassen, und deshalb habe ich vor, mich nächstes Jahr in Köln für den Studiengang elektronische Komposition zu bewerben.
Wenn ich aus irgend einem Grund (Alter, Leistung, Nasenform) abgelehnt werde, hab ich es zumindest versucht.

Klar wäre es toll, hauptberuflich was anderes zu machen und die Musik nebenher so gut es geht nach vorne zu bringen - und wenns erfolgreich wird - bitteschön - um so geiler.

Aber ich habe eben trotz Studienabschluss keinen "Beruf", und da macht es die Henne auch nicht mehr fett, was ich jetzt neues Studiere, einen idealen Standard-Lebenslauf bekomme ich sowieso nicht mehr hin. Für wen auch. Ich lebe für mich alleine, und wenn ich in meinem Leben Musik machen kann (Hobby oder Beruf egal), und mit meinem Job (Musik oder was anderes egal) glücklich bin - dann ist es richtig.

Also alle Schalter auf Musik, zumindest ist es einen Versuch wert. Was anderes kann ich immernoch machen. Und die Frage ob ich zu alt bin kann mich mal, jetzt erst recht.
 
Interessanter Beitrag von Tastenelch, der mich zum Nachdenken angeregt hat...
Obwohl mein bisheriges Leben schon diverse gravierende Wendungen mit sich gebracht hat, hab ich doch noch nie vor so einer Entscheidung gestanden. Trotzdem hat mich der Beitrag angesprochen. Ich habe drei unterschiedliche Berufe, die gar nichts mit einander zu tun haben, aber das hat sich so ergeben, ohne dass ich jeweils viel nachdenken musste.
Mittlerweile befinde ich mich auch in der zweiten Ehe, beides mit Kindern - also quasi Familie - was ohne Frage immer einen großer Einschnitt im Leben bedeutet.

Meine Prioritäten sind heute klar:
1. Familie - Sinn des Lebens, Lebenserfüllung
2. Beruf - Sicherung des Lebensstandards
3. Musik - ...
Musik hab ich immer gemacht, sogar ca. 15 Jahre ausschließlich davon gelebt (nicht als berühmter Songwriter, sondern als Dienstleister im Coverbereich - wie die meisten); sie nimmt, nahm und wird auch immer einen großen Stellenwert in meinem Leben haben. Aber bei allem Enthusiasmus, den man hierfür aufbringen kann, sollte man realistisch bleiben, was wirklich möglich ist, zu erreichen, damit man daraus für sich schöpfen kann.
Was mit ein wenig organisatorischem Geschick und Aufwand im Grunde für jeden erreichbar ist, der sein Instrument beherrscht, und nebenbei auch noch den einen oder anderen Euro abwirft, ist im Coverbereich möglich, ob Top40, ClassicRock/pop, Volkstümlich oder auch Jazz. Ich mach das nun seit knapp 30 Jahren, relativ vielseitig, so dass ich bei Auftritten Anerkennung von 100 bis 6000 Gästen bekomme, und nebenbei ein nettes Zubrot - früher mehr, heute weniger, weil ich heute das Glück habe, bei einem potenten Arbeitgeber unter Vertrag zu stehen, so dass ich mir um mein Haushaltsgeld keine Sorgen mehr machen muss.
Alles was ich musikalisch darüber hinaus erreichen könnte, wäre vermutlich nicht mehr realistisch oder nicht mit dem Aufwand realisierbar, den mir meine anderen Aufgaben und Verantwortungen zugestehen. Und Musik selber schreiben, mit dem Ziel, CDs zu verkaufen, da brauchen wir wohl nicht drüber zu reden.
Insofern gebe ich mich damit zufrieden, sehe hier den Ausgleich für mich von meinem Job, wo ich abschalten, etwas ausschließlich für mich tun und mich austoben kann.

Wenn man einen Job wie Du als Reiseleiter zum Nordkap hätte, bei dem man mehr oder weniger unregelmäßig zu Hause ist, wäre es schwer die Mitgleidschaft in einer Band aufrecht zu erhalten, und wäre auch das Problem mit einer Familie, wenn man sich dann noch Auszeiten für sein Hobby Musik herausnimmt.

Man kann natürlich auch schauen, dass man einen Beruf wählt, der einem mehr Spielraum gibt. Evtl. tut es ja auch ein Halbtags-Job, bei dem dann zwar das Einkommen geringer ist,, man aber mehr Spielraum für Musik hat, wenn man entweder a. weniger finanzielle Ansprüche hat oder b. so Möglichkeiten das fehlende Einkommen durch Einkünfte mit Musik auszugleichen.
Das würde ich bei einer Berufswahl dann berücksichtigen. Denn was nutzt ein Reiseverkehrskaufmann, der einen 40-Stunden/Woche Job hat, wenn er nicht den nötigen freiraum gibt, aber auch nicht das beste Einkommen?
Vielleicht ist ein Computerspieldesigner/-programmierer die bessere Wahl, weil man seine Zeit besser einteilen kann, evtl. von zu Hause arbeitet, keine regelmäßige oder zumindest variable einteilbare Arbeitszeit hat.

Viel Glück bei der richtigen Wahl :)
 
Gerhard Eichberger


Dies ist mein erstes Posting in diesem Forensystem.

Aus gegebenem Anlaß möchte ich hier ebenfalls die Frage diskutieren, inwieweit man von der Musik leben kann.

Was sind dazu die Grundvoraussetzungen, und wie schaut das aus?

Der Grund für meine Frage ist der, weil ich mich in Zukunft mehr der Musik widmen möchte und dies offenbar mit meinem Job unvereinbar ist. (Darüber werde ich auch noch in eigenem Thema [fragt sich nur, welches Unterforum dafür geeignet ist] diskutieren.)

Zunächst möchte ich als Grundvoraussetzung angeben, daß ich keinesfalls Bierzeltmusik machen will, sondern mit meinem Bandprojekt HELMI'S NIGHTMARE endlich durchstarten möchte. (Dazu muß ich mich natürlich selber noch motivieren und es außerdem schaffen, daß ordentliche Proben zustandekommen [was bisher nicht gelungen ist], aber das ist ein anderes Thema.)

Natürlich will ich dem Publikum auch etwas bieten. HELMI'S NIGHTMARE soll etwas werden, das es in dieser Form noch nicht gegeben hat. (Das bedeutet jetzt nicht, daß ich das Rad neu erfinden möchte, sondern, daß solche Zusammenstellungen und Themen [wie sie meine Texte haben] eher ungewöhnlich sind - ich habe noch nie eine Band gesehen, die das vorhat, was ich vorhabe.)

Also auf keinen Fall will ich da irgendwelche Hits spielen. (Außer, sie passen in mein Konzept.) Am Anfang wird sicher der Anteil Covers überwiegen, aber ich werde da eher unbekannte (aber gute) Nummern wählen.

Was meint Ihr dazu?


Gerhard
 
Hallo Gerhard, die Frage ist erst einmal, ob Du fuer das, was du da auch immer vorhast, ein Publikum findest, das bereit ist, deine kuenstlerische Kreativitaet mit Geld zu honorieren, und ob Du davon dann leben kannst. Letztlich ist natürlich entscheidend, wie hoch deine Ansprüche sind, wieviel Geld du zum Leben brauchst, wie weit deine Meinung zu Absicherung, Altersvorsorge etc. sind. Selbst ein Tanzmusiker, der pro Gig 400 EUR bekommt, und davon vielleicht zehn Gigs im Monat machen kann, muss sehen, wie er damit zurecht kommt. Das ist Brutto, nicht Netto, davon müssen Steuern gezahlt werden, Equipment bezahlt, Versicherungen, Rücklagen fuer's Alter etc.
Als Selbständiger, der du in solchen Fällen bist, bleiben in der Regel 1/3 der Bruttoeinnahmen für dich zum Leben, max 50%. Und dann die Frage, ob Du mit nicht-Dienstleistungs-Mucke tatsächlich auf 4000EUR/Monat kommen würdest. Das schaffen heute selbst nur noch die wenigsten Tanzmucker.
Ich will Dir jetzt nicht den Mut nehmen, ich bin halt Realist.

Trotzdem herzlich Willkommen diesem Forum, vielleicht sehen das andere ja auch anders als ich, habe bereits gue Erfarnge gemacht, und können dir ein paar gute praktische Tipps geben.
 
Gerhard Eichberger


Hallo Gerhard, die Frage ist erst einmal, ob Du fuer das, was du da auch immer vorhast, ein Publikum findest, das bereit ist, deine kuenstlerische Kreativitaet mit Geld zu honorieren, und ob Du davon dann leben kannst.
Da ich etwas machen will, was in dieser Form noch keiner gemacht hat, denke ich mir schon, daß es da einen Bedarf geben will. Ganz einfach deshalb, weil das, was ich mache, eben nicht 08/15 ist. Es sollte so werden, daß die Leute sagen: "Sowas war noch nie da!"

Und ich denke schon, daß das funktionieren kann, wenn man entsprechend originelle Ideen hat. Wobei ich aber auch sagen muß, daß meine Ideen dann auch etwas aufwendiger sind, das heißt, da braucht es Leute, Kostüme, Pyrotechnik für die Bühnenshow.

Letztlich ist natürlich entscheidend, wie hoch deine Ansprüche sind, wieviel Geld du zum Leben brauchst, wie weit deine Meinung zu Absicherung, Altersvorsorge etc. sind.
Das ist schwer zu sagen. In meinem aktuellen Job (wo ich seit Herbst 1983 bin), verdiene ich netto ca. 1.500 Euro. Allerdings brauche ich nichts fürs Wohnen und Essen zuhause zahlen, weil ich noch im Elternhaus wohne. Dennoch habe ich derzeit ein dickes Minus am Konto, was mit meinen künstlerischen Aktivitäten zusammenhängt (und mit ein paar Unbilden, die ich hatte).

Selbst ein Tanzmusiker, der pro Gig 400 EUR bekommt, und davon vielleicht zehn Gigs im Monat machen kann, muss sehen, wie er damit zurecht kommt. Das ist Brutto, nicht Netto, davon müssen Steuern gezahlt werden, Equipment bezahlt, Versicherungen, Rücklagen fuer's Alter etc.
Das wird sicher noch ein Problem werden.

Als Selbständiger, der du in solchen Fällen bist, bleiben in der Regel 1/3 der Bruttoeinnahmen für dich zum Leben, max 50%. Und dann die Frage, ob Du mit nicht-Dienstleistungs-Mucke tatsächlich auf 4000EUR/Monat kommen würdest. Das schaffen heute selbst nur noch die wenigsten Tanzmucker.
Genau das Problem sehe ich auch.

Ich will Dir jetzt nicht den Mut nehmen, ich bin halt Realist.
Andererseits:
Ist Realismus nicht der Tod der Kreativität?

Ich diskutiere oft mit meinem Schwager über meine künstlerischen Aktivitäten. Der ist dagegen (wie meine ganze Familie), weil er das alles rein wirtschaftlich sieht und sagt, daß Musik nicht das ist, womit man wirklich Geld verdienen kann, weil sich die Zeiten geändert haben. Kürzlich sagte er sinngemäß sogar: "Der Wolfgang Ambros ist nur deshalb so berühmt geworden, weil er zum richtigen Zeitpunkt das Richtige gemacht hat. Du aber machst zum falschen Zeitpunkt das Falsche. Hätte der Wolfgang Ambros heute angefangen, so fett wie der heute ist, kein Mensch würde sich eine Platte oder CD von ihm kaufen. Der schöpft wie alle anderen Musiker nur aus seiner Vergangenheit - weil er schon so bekannt ist, kaufen die Leute jede neue CD von ihm, egal, ob die gut oder schlecht ist. Aber du bist ein Unbekannter, und da du erst jetzt mit der Musik anfängst, wirst du ein Unbekannter bleiben."

Trotzdem herzlich Willkommen diesem Forum, vielleicht sehen das andere ja auch anders als ich, habe bereits gue Erfarnge gemacht, und können dir ein paar gute praktische Tipps geben.
Naja, mal schauen...


Gerhard
 
Egal, wie kreativ oder innovativ Du bist: Bedenke, je größer der aufwand an Material- und oder Personaleinsatz, umso größer müssen auch die Einnahmen sein, wenn am Ende was bei rüber kommen soll.
Dein Schwager hat nun mal nicht ganz unrecht. Früher haben die Musiker noch durch Plattenverkäufe, Plattenverträge etc. Geld reinbekommen, das ist heute auf ein Minimum zurückgegangen, weil die Umsätze hier durch die Online-verfügbarkeit von Musik zurückgegangen sind. Zwar wird meines Erachtens mittlerweile doch wieder Geld für Musikkäufe ausgegeben, sei es z.B. Napster, Spotify, iTunes u.a., aber das ist trotzdem nicht das,w as man früher hatte, wo man sich quasi die Platte oder die CD kaufen musste.
Auch das Livegeschäft ist nicht mehr das. Früher konnte ich ohne Probleme 150 gut bezahlte Gigs pro Jahr spielen, heute bin ich mit 20 schon zufrieden. Ja, ist auch nicht mehr meine Haupteinnahmequelle - zum Glück!
 
Andererseits:
Ist Realismus nicht der Tod der Kreativität?
andererseits:
sind die erfolgreichen künstler nicht eben realistisch UND kreativ?
anders gefragt: wieso soll das ausrechnen von kosten der kreativität im weg stehen?
 
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oder nochmal anders:
gibt es nicht nen haufen künstler die jung und arm gestorben sind?
-dennoch zu den berühmtesten der welt gehören?
weil kunst machen
und
geld verdienen wollen
nicht zwangsläufig zusammengeht
nein
eher schon zwangsläufig auseinander liegt?

es gibt menschen die sagen:
wenn du mit deiner kunst geld verdienen willst
dann
lass es bleiben.
das ist der falsche ansatz.

ich persönlich sage:
wenn du als musiker geld verdienen willst - dann kannst du das tun. du musst dich nur dafür entscheiden.
ich sage desweiteren:
wenn du dabei dann noch ab und zu etwas DEINER persönlichen kunst unterbrigst - dann hast du schwein gehabt.

lg
ron
 
Nun, der Thread hieß: "Nur von der Musik leben!" und nicht "durch Musik berühmt werden"
Man kann sicherlich durch Musik berühmt werden, ohne reich geworden zu sein. Man kann bekanntlich auch von Luft und Liebe leben ;) Wem das genügt...
 
..ja.
die diskussion ging hier plötzlich in die richtung:
"mit musik geld verdienen bedeutet ein erfolgreicher küsntler werden zu müssen"
und genau das halte ich für unfug.
etwas anderes habe ich nicht ausgedrückt
 
Gerhard Eichberger


Hm, ich möchte noch dazusagen, warum ich mich neuerdings überhaupt mit der Frage beschäftige, ob ich nur von meiner Musik leben könnte.

Es ist so, daß mein Dienstgeber mit meinen künstlerischen Aktivitäten (Musik, Theater) nicht einverstanden ist. Es gibt vermehrt Schwierigkeiten deshalb. Kürzlich wurde mir deshalb die Entlassung angedroht, wenn ich mit meinen künstlerischen Aktivitäten nicht aufhöre. Ins Treffen bringt der Dienstgeber, daß in meinem Dienstvertrag drinnensteht, daß ich auch im Privatleben alles zu unterlassen habe, was das Ansehen des Dienstgebers gefährdet oder gefährden könnte. (So wurde mir im Jahr 1983, als ich in der Probezeit war, vorgeworfen, ein Hardrocklokal in Wien besucht zu haben; deshalb wurde ich abgemahnt, der Vorfall in meinen Personalakt eingetragen und mir im Wiederholungsfall die fristlose Entlassung angedroht. Ich habe dann notgedrungen dieses Lokal gemieden, obwohl ich dort Stammgast gewesen bin.) Des weiteren habe ich ziemliche Vorwürfe von meinem Dienstgeber bekommen, nachdem ich im ORF zu sehen war.

Mittlerweile bin ich 50 Jahre alt. In Pension gehen kann ich erst im Jahr 2027. Auch die Möglichkeit, vorzeitig in Pension zu gehen, besteht bei mir nur sehr eingeschränkt (unter Umständen könnte ich 2024 in Korridorpension gehen). Einen anderen Job würde ich aufgrund meines Alters sicher nicht mehr bekommen.

Nun ist es so, daß ich sicher nicht mit meinen künstlerischen Aktivitäten (die derzeit nur recht selten sind) aufhören werde.

Unter diesem Hintergrund also ist meine Frage zu verstehen.


Gerhard
 
Junge Junge, so was könnte ich mir in Deutschland nicht vorstellen. Ok, wenn Du an verbotenen Demonstrationen teilnehmen würdest, oder als Mitarbeiter eines Erdölunternehmens Dich bei Greenpeace in den Vorstand wählen lässt, oder als Mitarbeiter eines pharmazeutischen Betriebes bei Tierschutzprotestaktionen auffällst - aber der Besuch eines Hardrocklokals? Oder ist das weniger wegen der Musik, sondern eher aufgrund der dort möglicherweise etablierten politischen Szene verpönt?
Na ja wie auch immer, seinen Interessen nachgehen ist das eine, seinen Job zu riskieren das andere. Insofern verstehe ich natürlich gut, wenn du nach einer lukrativen Beschäftigung schaust, die Dich finanziell von Deinem jetzigen Arbeitgeben unabhängig macht.
Vielleicht solltest Du dann auch nicht unter Deinem realen Namen sondern unter einem Pseudonym hier posten ;) (wenn nicht eh der Fall ist)
 
Gerhard Eichberger


Egal, wie kreativ oder innovativ Du bist: Bedenke, je größer der aufwand an Material- und oder Personaleinsatz, umso größer müssen auch die Einnahmen sein, wenn am Ende was bei rüber kommen soll.
Das ist richtig. Das ist aber etwas, wo sich die Katze in den Schweif beißt. Genauso wie mit der Werbung: Die Werbung (Plakate, Flyer) kostet einen Haufen Geld. Investiert man das nicht, bleiben die Gäste aus, weil sie nichts von den Veranstaltungen wissen. Macht man Werbung, hat man zwar mehr Zuschauer, muß aber weit mehr Geld hereinbringen.

Dein Schwager hat nun mal nicht ganz unrecht. Früher haben die Musiker noch durch Plattenverkäufe, Plattenverträge etc. Geld reinbekommen, das ist heute auf ein Minimum zurückgegangen, weil die Umsätze hier durch die Online-verfügbarkeit von Musik zurückgegangen sind.
Naja, das ist so eine Sache. Ich kann hier nur berichten, wie das bei uns in Österreich (primär in Wien und im Tullnerfeld) so war.

In den frühen 80ern gab es sehr viel Hardrockgruppen in Wien. Jedoch hatten die alle keinen Plattenvertrag, daher gab es auch keine Tonträger von diesen Bands zu kaufen. Außerdem existierten die meisten Bands nicht lange, lösten sich nach ein oder zwei Auftritten wieder auf (meist im Streit). Dann gab es einen Verein, der eine kleine Plattengesellschaft unterhielt und der Sampler-LPs herausbrachte, auf denen ein bis drei Lieder verschiedener Wiener Hardrockbands waren. Ich weiß aber nicht, wie das finanziell geregelt worden ist; ich glaube, die Bands erhielten da nichts dafür.

Im Tullnerfeld (das ist die Gegend, wo ich zuhause bin), gab es bis Anfang der 90er überhaupt keine Bands, da es hier keine Auftrittsmöglichkeiten für Rock- oder Popbands gegeben hat. (Es gab zwar geeignete Säle, aber die wurden für Derlei nicht vermietet.) In den 90ern entwickelten sich hier die ersten Bands. Die hiesigen Bands haben sehr wenig Geld und können sich eine ordentliche CD-Produktion nicht leisten. Daher wird meist im Probekeller (oder in einem Studio um 50 Euro für die ganze Produktion) aufgenommen, das dann am Computer auf CD-Rs gebrannt, mit Tintendrucker beschriftet und dann um 3 Euro pro Stück verkauft. Dementsprechend klingen diese Produktionen dann auch. Auch für die (hier immer weniger werdenden) Konzerte werden meist nur 2 - 4 Euro Eintritt verlangt (bei höherem Eintritt fehlen die Gäste). Weiters tragen die Bands in der Regel das finanzielle Risiko, weil die Bands, wenn sie auftreten, selber Veranstalter sind. (Die meisten Locationbesitzer im Tullnerfeld veranstalten selber keine Konzerte mehr, sondern vermieten quasi den Saal an die Band des jeweiligen Abends und kassieren Miete und Getränkeumsatz, wobei die Steuern und Abgaben natürlich die Bands bezahlen muß, genauso, wie sie selber Werbung machen muß.)

Also, ich meine, daß heute die Herstellungsmöglichkeiten für Tonträger und die Auftrittsmöglichkeiten schon weitaus besser gegeben sind als vor 20, 30 Jahren.

Zwar wird meines Erachtens mittlerweile doch wieder Geld für Musikkäufe ausgegeben, sei es z.B. Napster, Spotify, iTunes u.a., aber das ist trotzdem nicht das,w as man früher hatte, wo man sich quasi die Platte oder die CD kaufen musste.
Naja, damals hat einer die Platte gekauft (das Geld dafür haben mehrere Leute zusammengelegt) und sie dann auf Cassetten aufgenommen und diese Cassetten dann den Freunden gegeben. Später wurde das mit den CDs so gemacht. Und heute ist es so, daß in meiner Gegend die Leute nicht mehr bereit sind, mehr als 3 Euro für ein Album zu bezahlen, wurscht ob das von einer unbekannten Band oder von AC/DC ist. (Da man die CDs in den Geschäften in der Regel nicht zu solchem Preis bekommt, stierln die Leute bei den Sonderangeboten, oder sie laden sich das wo gratis runter.)

Auch das Livegeschäft ist nicht mehr das. Früher konnte ich ohne Probleme 150 gut bezahlte Gigs pro Jahr spielen, heute bin ich mit 20 schon zufrieden. Ja, ist auch nicht mehr meine Haupteinnahmequelle - zum Glück!
Heute kriegt man in der Regel gar nichts mehr bezahlt, sondern muß dem Veranstalter was zahlen, damit man auftreten darf. Dafür bekommt man dann eine Beteiligung an den Eintrittseinnahmen (meistens allerdings nur am Nettogewinn der verkauften Karten, das heißt, die Kosten fürs Plakatieren, AKM, Lustbarkeitsabgabe, Umsatzsteuer usw. werden der Band angelastet).


Gerhard
 
Zuletzt bearbeitet:
Gerhard Eichberger


andererseits:
sind die erfolgreichen künstler nicht eben realistisch UND kreativ?
Es scheint so zu sein, daß es wenige wirklich finanziell erfolgreiche Künstler gibt. Johann Hölzel war einer davon.

Musiker, die finanziell erfolgreich sind, sind meistens so Leute wie Hansi Hinterseer oder DJ ÖTZI. Als Künstler würde ich die aber nicht wirklich bezeichnen.

anders gefragt: wieso soll das ausrechnen von kosten der kreativität im weg stehen?
Ganz einfach: Weil man beim Vorher-Ausrechnen wahrscheinlich draufkommt, daß sich das, was man macht oder vorhat, finanziell nicht rentiert. Und dann unterläßt man es eben und wird Kommerzmusiker, was dann dazu führt, daß man nicht mehr kreativ sein kann.

Mein Schwager sagt ja, ich kann Musik und Kunst gleich von vornherein vergessen, weil sich das nicht rentiert. Er sieht das alles aus der Sicht eines Geschäftsmannes (der er ja auch ist) und meint deshalb, daß Kreativität im Musikbereich zu Geldverlust führt.


Gerhard
 
Jetzt bin ich irritiert, dass du das ganze Musikgeschaeft relativ realistisch einschätzt, und das Wein profitabel, und fragst hier nach Erfahrungen, wie und ob man von Musik leben kann. Zu Beginn des Threads klangst du deutlich enthusiastischer und weniger realistisch.
 
Gerhard Eichberger


oder nochmal anders:
gibt es nicht nen haufen künstler die jung und arm gestorben sind?
-dennoch zu den berühmtesten der welt gehören?
weil kunst machen
und
geld verdienen wollen
nicht zwangsläufig zusammengeht
nein
eher schon zwangsläufig auseinander liegt?
Und das ist, was ich bekrittle. Eigentlich sollte Kreativität bei der Musik ja zum Erfolg führen. Denn wenn man etwas Ungewöhnliches macht, dann fällt man auf.

Ein Maler, der bekannte Werke abmalt und dann diese Kopien verkauft, verdient wahrscheinlich mehr als derjenige, der das Original gemalt hat. Dafür wird der Kopist wohl ein Unbekannter bleiben.

Andererseits muß es ja nicht so sein, daß derjenige, der etwas Neues macht, damit scheitert.

Daher möchte ich hier auch die (natürlich auch in den Bereich "von Musik leben können" gehörende) Frage erörtern, welche Kriterien wichtig sind, damit man mit etwas Neuem durchstarten kann.

Meiner Meinung nach ist dazu nötig, daß man im Radio gespielt wird. Wenn man keinen Plattenvertrag bei einem Major hat (die großen Radiosender nehmen normalerweise nur mehr Musik von Majors an), dann braucht man entsprechende Beziehungen - also, wenn man z. B. den Generalmusikdirektor von Ö 3 kennt, dann kann das schon recht hilfreich sein. Wird man erst in den großen Radiosendern gespielt, dann werden die Leute auf einen aufmerksam und gehen dann auch auf die Konzerte.

Es hat aber zumindest in Österreich auch Bands gegeben, die selten oder nie Auftritte gemacht haben, wie D.Ö.F., KGB oder KOTTAN'S KAPELLE, und die waren alle mit ihren Platten auf Platz 1 der Ö3-Charts. (Auf Frank Zander trifft dasselbe zu, der macht auch nur sehr selten einen Auftritt.)

es gibt menschen die sagen:
wenn du mit deiner kunst geld verdienen willst
dann
lass es bleiben.
das ist der falsche ansatz.
Das sehe ich genauso.

Der Hauptgrund, warum meiner Familie nicht recht ist, daß ich Musik mache und Theater spiele, ist aber ein ganz anderer: Meine Familie hat mit Musik, Kunst und Kultur nichts am Hut. Sie empfindet es als Schmach und Schande, daß es einen Künstler bzw. Musiker in der Familie gibt und will nicht, daß ich mich damit beschäftige, weil das deren Ansicht nach eine üble Nachrede in der ganzen Ortschaft macht. (Ähnlicher Ansicht ist offenbar auch mein Dienstgeber.) Das geht sogar soweit, daß meine Familie mehrmals Anträge beim Gericht gestellt hat, man möge mir die Geschäftsfähigkeit aberkennen und meine Schwester als Sachwalter einsetzen. (Auf diese Art will meine Familie erreichen, daß ich mit Musik und Theater aufhöre. Meine Schwester kündigte mir an, daß sie mir nichtmal das Fahrgeld nach Wien zu Proben und Auftritten geben wird, wenn sie Sachwalter ist.)

ich persönlich sage:
wenn du als musiker geld verdienen willst - dann kannst du das tun. du musst dich nur dafür entscheiden.
ich sage desweiteren:
wenn du dabei dann noch ab und zu etwas DEINER persönlichen kunst unterbrigst - dann hast du schwein gehabt.
Also, mir persönlich geht es zunächst einmal darum, daß ich mit meinem Bandprojekt durchstarten will. Ich möchte gute Auftritte machen, sodaß die Leute wiederkommen und die Band dann immer bekannter wird, sodaß ich nach und nach unabhängiger von meinem Arbeitsplatz werde und mir meine Familie nicht finanziell die Daumenschrauben anziehen kann. Allerdings geht es mir PRIMÄR darum, meine Ideen umzusetzen.

Die Frage ist, ob das gelingen kann bzw. wird.


Gerhard
 
Gerhard Eichberger


Nun, der Thread hieß: "Nur von der Musik leben!" und nicht "durch Musik berühmt werden"
Persönlich geht es mir ja eher darum, durch Musik berühmt zu werden. (Und natürlich darum, daß ich den Menschen mit meinen Texten etwas vermitteln will.)

Allerdings:
Wenn ich jenen Weg mit vielen Autritten gehe (den ich ja gehen will, ich stehe gerne auf der Bühne), dann wird irgendwann der Zeitpunkt erreicht sein, wo Job und Musik nicht miteinander gemacht werden können. Man hat ja schließlich nicht soviel Urlaub im Jahr, um damit beispielsweise eine Tournee spielen zu können.

Man kann sicherlich durch Musik berühmt werden, ohne reich geworden zu sein.
Reich zu werden, strebe ich nicht an. Allerdings sollte ein finanzielles Auskommen möglich sein.

Man kann bekanntlich auch von Luft und Liebe leben ;) Wem das genügt...
Luft essen und Liebe trinken oder umgekehrt?

Der Mensch lebt nicht vom Brot allein,
es darf auch etwas Schmalz d'rauf sein.


Gerhard

- - - Aktualisiert - - -

Gerhard Eichberger


..ja.
die diskussion ging hier plötzlich in die richtung:
"mit musik geld verdienen bedeutet ein erfolgreicher küsntler werden zu müssen"
und genau das halte ich für unfug.
etwas anderes habe ich nicht ausgedrückt
Das ist natürlich eine Frage des jeweiligen Standpunktes.

In den 70ern und 80ern liefen bei uns im Fernsehen oft die Theaterstücke der Löwinger-Bühne, das waren diverse Bauernschwänke. In der Handelsschule fragte ich unsere Lehrerin, warum in der Schule Nestroy, Raimund und Grillparzer genannt werden (und auch in den Lehrbüchern stehen), nicht aber die Löwinger, die ja auch sehr viele Stücke geschrieben und aufgeführt haben. Da antwortete die Lehrerin: "Weil die Stücke der Löwinger-Bühne nichts wert sind." Als ich das dann Anfang der 2000er-Jahre einem Tullner Veranstalter sagte, da meinte der, daß die Lehrerin einen Knall hat. Er sagte mir, daß die Stücke von Grillparzer, Goethe, Schiller, Raimund und Nestroy kein Geld hereinbringen, sie sind wertlos, daher müssen die Aufführungen durch den Staat teuer gefördert werden. "Hingegen", meinte er, "bringt die Löwinger-Bühne richtig Gewinn, deren Vorstellungen sind alle ausverkauft und das ganz ohne Förderung. Also", sagte der Tullner Veranstalter, "sind die Stücke der Löwinger-Bühne tausendmal mehr wert als die eines Goethe oder Schiller".

Naja, auch eine Ansicht.


Gerhard
 

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