Opern - Thread

  • Ersteller Mr. Key
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Es ist ein eigenartiges gefühl, wenn man froh ist, einer opernaufführung ferngeblieben zu sein. Zürich ist nur 2 bahnstunden von mir entfernt, aber wenn ich mir vorstelle, ich hätte entfernung, trägheit, ausgaben usw. überwunden und mich auf den weg gemacht, um eine "moderne" Zauberflöte zu sehen - - - - - -So ließ ich sie am bildschirm über mich ergehen und : s.o.
Ich kann den mikrokosmos dieses werkes von verschiedenen seiten beleuchten: das märchenhafte, das volkstheater, die utopie einer gesellschaft, wo "mensch den menschen liebt", die sentenzen der aufklärung, die möglichkeit der entwicklung der menschheit durch erziehung und das ideal des aufgeklärten, weisen herrschers. Man kann aber auch alle handlungsstränge verwirren durch sogenannte "regie-einfälle", die ich lieber "hirn-ausfälle" nennen möchte. Da präsentiert sich das ideale paar während der ouverture vor dem vorhang, der mutige Tamino fällt in ohnmacht angesichts eines spannenlangen schlängleins, die 3 damen sind blind, singen aber dauernd vom "schönen jüngling, wie noch nie gesehn und vom wiedersehen", der vogelfänger Papageno steckt selbst im vogelkäfig, die unnahbare Königin der Nacht lässt sich betatschen, schwarze bergarbeiter sind böse, und der weise Sarastro mimt rein äußerlich kostümiert den guru oder pascha. Papageno als vertreter der "unterschicht" erscheint ungewaschen und mit vogelkot beschmiert, ihm wird dann auch ein trampel mit gummistiefeln zuteil. Höhepunkt des ärgerlich/lächerlichen ist die feuerprobe: man spaziert mit brennendem zündholz durch eine tankstelle! Und wer sänger in unterhosen auf die bühne stellt, sollte sich selbst so präsentieren.
Goethe klagt, dass es die poeten seien, die die dichtkunst vertreiben, er hat diese regisseure nicht gekannt, die die gattung "oper" in verruf bringen. "He, gebt dem ehrenmann sogleich - - -" "Nur deine gnade macht mich reich!" " - -nur siebenundsiebzig sohlenstreich!"
 
Das klingt ja nicht wesentlich weniger fürchterbar als unsere Nemirova-Inszenierung...:eek:

Ich weiß es nicht wirklich, aber ich bin mir ganz sicher, daß es viele, zumindest einige (noch) lebende Opern-Erschaffende gibt, die nur darauf warten, gespielt zu werden...

Warum also das gewaltsame Verbiegen der klassischen Opernliteratur?! Wenn es moderne Opern gibt, wo man sich inszenatorisch austoben kann??

Naja, in zwei Jahren hat sich das Thema für unser kleines Stadttheater sowieso erledigt...:mad:
 
Huhu...

Also ich bin eigentlich garkein Operntyp.
Aber als ich die neue Peugeotwerbung sah musste ich mich sofort auf die Suche nach diesem Lied machen.

Es handelt sich um das Lied "Viens Malika" aus der Oper "Lakmé" von Léo Delibes.
Ich finde das absolut wunderschön und würde auch gerne mal die ganze Oper sehen.
Ich war noch nie in einer. Nur in Musicals...
Wer das Lied nicht kennt. Hier gibt's ein tolles Video dazu.

MfG
Eule
 
Ich habe "Lakmé" auch noch nie gesehen, und man muss der werbung dankbar sein, wenn sie an verborgene schätze erinnert. Opernsängerinnen haben aber selten die maße von Barbie-puppen, also sei nicht enttäuscht, wenn du das werk auf der bühne siehst.

Léo Delibes: Lakmé - libretto

Hier kannst du das werk lesen (vielleicht auch sehen, warum man es nicht spielt) und weitere ausschnitte anhören, oder

Delibes: Lakmé (Synopsis) für einen überblick.

Es gibt noch viel schönes zu entdecken! Wie wäre es mit Bizet's "Perlenfischern"? "Orientalismus" war ein modetrend ende des 19.Jh.s

"Doch es gab weder gestern noch gibt es heute so einen Orient und es wird ihn auch morgen nicht geben! “ – Piyer Loti, 1925
 
@günter
schöne beiträge, habe leider nicht die zeit jetzt alle durchzulesen (ich schaue aufgrund von wenig intresse an opern zum ersten mal in diesen thread).
eine frage zu Verdi's Requiem: du hast (mir) mal gesagt dass sein "Requiem" als seine schönste "Oper" gelten würde. da würde ich jetzt gerne nochmal einharken und einfach fragen: warum?
liegen die gründe im text (was ich mir nicht vorstellen kann)? in der entstehungsgeschichte? sind sie in der partitur zu finden? mit dieser beschäftige ich mich grade... zugegeben: nur um eine kleine aufgabe daran zu erfüllen, recht oberflächlich.
 
Dieses bonmot stammt nicht von mir, aber da das "requiem" auf alles theatralische beiwerk verzichtet, was immer die rein musikalische entfaltung trübt, kommt Verdis musik in voller schönheit zur geltung. Er hatte Manzoni sehr verehrt (sein großer roman, "I promessi sposi", ist noch immer lesenswert, ich habe ihn gerade wieder hinter mir, da ich die großen werke immer mal wieder und mit stets wachsendem vergnügen, gepaart mit neuen einsichten, lese) und wollte ihm ein würdiges denkmal setzen.
Wo konnte Verdi ohne kulissenstaub, schminke, primadonnen-launen, tenor-gehabe, ohne das ganze hick-hack chorfugen schreiben und alle register ariosen und ensemble-gesangs ziehen, wenn nicht in diesem liturgischen text? Da er der kirche eher fernstand (er hat den knuff zeitlebens nicht verziehen, den ihm der amtierende priester verabreichte, als er als ministrant der orgel lauschte und eine handreichung versäumte), lange in "wilder ehe" lebte, schrieb er nicht "sakrale" musik im herkömmlichen sinne, der text wirft auch einige fragen auf, aber die bitte um ewige ruhe ist allgemeinmenschlich.
Noch spezielle fragen? Oper sollte jemanden, der singt, zumindest am rande interessieren. Übrigens, ein so großer opernfreund bin ich auch nicht, und letztens bei der "Figlia del reggimento" von Donizetti habe ich mich weidlich gelangweilt, obwohl sehr schön gesungen wurde, ist halt '800, ottocento, 19.jahrhundert!
 
Wagner vereint mindestens drei sagenstränge: die sage um die heilige Elisabeth, des sängerkriegs auf der Wartburg und die des Tannhäuser im venusberg.
Dröseln wir die fäden ein wenig auf!
Die ungarische königstochter Elisabeth (*1207) wurde 4jährig an den hof des landgrafen von Thüringen geschickt und sobald wie möglich mit dem amtierenden verheiratet. Das Walthari-lied berichtet von der sitte, kinder als geiseln an "befreundete" höfe zu schicken, um die freundschaft zu erhalten, ehen hatten die gleiche funktion. In diesem fall soll sie glücklich gewesen sein, das "rosenwunder" lässt daran ein wenig zweifeln. Der gemahl kam auch nicht im glorreichen kampf um die heiligen stätten in Jerusalem ums leben, sondern wie die meisten kreuzfahrer irgendwo und irgendwie. Die herren kapitäne aus Genua usw. landeten nicht selten mit ihrer fracht "aus versehen" in Nordafrika, wo sie dieselbe zu barer münze machten.
Eigentlich hätte Elisabeth die regentschaft für ihren ältesten sohn übernehmen müssen, aber da war der bruder, ihr schwager, der onkel, und onkels sind manchmal "böze". Er schob Elisabeth nach Marburg ab, wo sie mit hilfe ihres beichtvaters, der sie zu übermäßigen bußübungen und kasteiungen ermahnte, noch jung verstarb. Es kann auch anders gewesen sein, man bezweifelt neuerdings, dass sie aus Thüringen vertrieben worden sei, vielleicht erlag sie einem religiösen wahn, mir ist die einfachste erklärung immer die glaubwürdigste. Elisabeth wurde dann heilig gesprochen, mir liegt die begründung nicht vor, aber so könnte ein skandal vertuscht worden sein.
Bei Wagner ist Elisabeth die nichte des landgrafen, die reine jungfrau, die mit ihrem tod den zwielichtigen Heinrich entsündigt gemäß Wagners theorie, dass wir männer so etwas brauchten.
Ihre rolle ist nicht groß, sie darf die "teure halle" wieder begrüßen und ein gebet zum himmel senden, ihre gegenspielerin, die liebesgöttin Venus ist da besser dran, aber zu der kommen wir auch noch.
Und nun füge ich noch einen schuss lebensweisheit und theatererfahrung hinzu: sooooo rundum gute menschen gibt es nicht, und als bühnenrollen sind sie allenfalls blass und unglaubwürdig, außer wenn sie sehr schön singen!
Und so haftet Wagners werk ein haut goût an, über den noch zu sprechen sein wird, eine vision von seidenem schlafrock und parfum.
 
Vom sängerkrieg auf der Wartburg handelt ein mittelhochdeutsches epos: historisch verbürgte minnesänger wie Wolfram von Eschenbach, Walther von der Vogelweide, Reinmar von Zweter, Bieterolf und andere sollen sich 1202 getroffen haben, um das loblied ihres gastgebers um die wette zu singen, einer tanzte aus der reihe, indem er seinen herzog, den von Österreich lobte. Schon war der henker bestellt, als man auf die idee kam, Klingsor aus Ungarn als schiedsrichter herbeizurufen, der sich elegant aus der affaire zog, sodass der henker unverrichtetersache wieder abziehen musste. Klingsor stammt aus dem sagenkreis um den heiligen gral, er spielt mit seinen blumenmädchen eine rolle in Wagners "Parsifal", und eines dieser blumenmädchen spielte eine rolle in Wagners leben oder tod, denn am vormittag hatte es in Venedig seinetwegen einen heftigen streit mit Cosima gegeben, am nachmittag war der meister tot! Auch eifersucht kann eine todesursache sein, ist aber schwer nachweisbar und somit nicht strafbar.
 
Na also endlich mal etwas schönes mit Opern.Find ich klasse:) Ich liebe auch die Zauberflöte,aber auch so manche Barock-Oper ist nicht schlecht.
Liebe Grüsse von Maja
 
Opernsängerinnen haben aber selten die maße von Barbie-puppen, also sei nicht enttäuscht, wenn du das werk auf der bühne siehst.

Meintest du mich damit?
Also ich finde, dass Natalie Dessay, deren Version ich von Lakmé am Schönsten finde, doch sehr ansehnlich ist.
Eine hübsche schlanke Frau mit einer unglaublichen Stimme.

Ich mag das Flower Duet "Viens Malika" immernoch am Liebsten aus der Oper.

Das ist eins meiner absoluten All-Time-Lieblingslieder.

LG
Eule
 
Hallo!
Ich dachte mal ich schreib gleich hier rein, da es ja gewissermaßen zum Thema Oper passt. Ich wollte mal fragen ob irgendwer eine Seite weiß wo man Klavierauszüg oder einzelne Gesangsstimmen von Opern findet. Konkreter suche ich eigentlich die letzte Szene aus "Don Giovanni" wo der Komtur Don Giovanni in die Hölle schickt. Wenn irgendwer eine Seite weiß, wo ich das finde, wäre es nett wenn er mir das sagen könnte.
Mir reicht allein schon der Text, ich will nämlich nicht dauernd nur "Don Giovanni, a cenar teco " singen.
Schon mal danke im Vorraus.
 
Wer ist nun aber der "Tannhäuser" ? Als "Tannhûser" ist er in der Manessischen handschrift zu sehen, soviel von einem ritter in der rüstung eben zu sehen ist. Er soll sich in den kreuzzügen herumgetrieben haben, aber es ist alles vage, einige gedichte werden ihm zugeschrieben. Er wird auch verwechselt mit Heinrich von Ofterdingen, der romangestalt von Novalis.
Aud den Hörselbergen bei Eisenach könnte sich ein heiligtum der Hulda oder Holda befunden haben, die als "Frau Holle" in das kindermärchen eingezogen ist. Als das heidentum mit stumpf und stiel ausgerottet wurde, waren solche stätten verrufen, und da Hulda mit der griechischen Aphrodite oder der römischen Venus gleichgesetzt wurde (die götterfamilie geht auf indo-europäisches gedankengut zurück), lag der gedanke nahe, dass ebendiese als teufelin der sinnenlust biedere ritter zur sünde verleitet. Im "Venusberg" geht es munter zu, was auf der bühne nicht so leicht darzustellen ist, da spukt im hintergrund Odysseus bei der schönen nymphe Kalypso, und selbst der wollte nach einer weile des üppigen wohllebens zu seiner Penelope zurück.
Wagner selbst liebte die malerei des wieners Makart mit seinen schwülstig, erotischen bildern, und so haben wir uns auch den ersten akt des "Tannhäuser" vorzustellen.
Und als Wolfram von Eschenbach beim sängerkrieg von der "reinen liebe" schwafelt, kann Tannhäuser nicht anders, als ein preislied auf Venus zu singen. Warum alle sich daraufhin so empören, ist aus heutiger sicht schwer zu verstehen, und warum die leute alle nach Rom ziehen, um sich zu entsündigen, auch nicht, war doch der päpstliche sitz schon damals als sündenpfuhl bekannt. Aber oper ist nun einmal oper.
 
Vor einger Zeit habe ich einen Fernsehbericht über einen jüdischen Klarinettisten gesehen, der in der Gedenkstätte Auschwitz den Pilgerchor aus dem Tannhäuser spielte mit dem Kommentar: "Es spielt keine Rolle, wer der Komponist war, Musik kann nicht verletzen". Ich fand es ehr ergreifend, nur eine Stelle erschien mir etwas zu martialisch, bis ich erkannte, worum es sich handelte: Es war der Hallelujah-Ruf der Pilger - die Stelle, an der der Antisemit Wagner Hebräisch sprach.
 
Als Wagner den bewussten artikel schrieb, den wenige gelesen haben, aber über den viele schwätzen und nichts anderes über ihn wissen, war der begriff "antisemitismus" noch nicht geprägt, trifft also keineswegs auf ihn zu. Übrigens sprechen die Palästinenser auch eine semitische sprache, und man könnte den staat Israel mit einigem recht auch "antisemitisch" nennen.
 
Solche Begriffsverwirrungen findet man eigentlich immer, wenn man Rassen und Spielarten des Rassismus abgrenzen will. Im Dritten Reich konnte man sein Ariertum nachweisen, wenn die Vorfahren sich einem Ritual jüdischen Ursprungs unterzogen hatten, während die Arier im engeren Sinne als Zigeuner verfolgt wurden. Bei genauerem Hinsehen entdeckt man stets das Gemeinsame. Wagners weltanschauliches Umfeld mag zwar durchaus fragwürdig sein, aber in seinem künstlerischen Schaffen hatte er weniger Berührungsängste, wie die Verschmelzung von heidnischen und christlichen Motiven zeigt.
 
Das schlimme ist, dass solche schlagworte, die außerdem oft sachlich falsch sind, so fest verankert sind in halbwissenden hirnen (oder gar weniger?). Wer Wagner einen antisemiten nennt, sollte seine schrift "Über das judentum in der musik" lesen und sich über den zeitgeist informieren.
Man gewinnt manchmal den eindruck, Wagner sei im hauptberuf "antisemit" gewesen und nicht einer, wenn nicht der bedeutendste komponist des 19. jh.s, und dass Hitler ihn gemocht haben soll, ist ihm auch anzulasten!

Arisch und semitisch ebenso wie slawisch, germanisch oder romanisch sind sprachkategorien, die mit volk oder gar rasse nicht das mindeste zu tun haben.
 
Wagners antisemitische Tendenzen lassen sich wohl kaum wegdiskutieren, sind aber vor dem Hintergrund seiner Zeit, die streng nationalistisch dachte und sich im Übergang von einer fundamental kirchlich geprägte Welt zu einer imperialistischen Herrenmenschenmentalität befand, nicht ungewöhnlich. Ein Fanatiker war er in dieser Hinsicht jedenfalls nicht, allerdings ist das Bild, das viele Menschen von ihm haben, dadurch stark geprägt worden.

Natürlich sind diese Umstände eher Fußnoten im Hinblick auf sein musikdramatisches Schaffen. Was er an wegweisender Musik geschaffen hat, verdient weit mehr Beachtung, und auch seine Texte, die unterschiedliche Mythen und Legenden zu einer stimmigen Einheit verbinden, regen immer wieder Regisseure zu eigenwilligen Interpretationen fernab von jedem Germanenkitsch an. Diese Verdienste sollte man nicht durch einen politischen Stempel entwerten.

Noch eine kleine Anmerkung: Einen wenn auch nicht immer eineindeutigen Zusammenhang zwischen Völkern und Sprachen sehe ich schon, allerdings ist der Begriff Rasse dabei gewöhnlich Ausdruck einer pseudowissenschaftlichen, letzlich haltlosen Ideologie.
 
Ich glaubte, mich klar ausgedrückt zu haben, und ein überfliegen des Wagnerschen aufsatzes bestärkt mich: er spricht davon, dass juden zu seiner zeit an ihrer kleidung, ihrer sprache, ihrem kulte erkennbar waren und dabei nicht auf ungeteilte zuneigung stießen. Er wünscht einen staat für sie und bedauert, dass der bankier Rothschild abgelehnt habe, "könig der juden zu werden", er wolle lieber "der jude (d.h.der bankier) der könige" bleiben.
Wagner bricht eine lanze für Felix Mendelssohn-Bartholdy und setzt sich kritisch auseinander mit einem anderen, ungenannten komponisten, in dem unschwer Meyerbeer zu erkennen ist. Ich frage, wer kennt heute Meyerbeer außer der tenorarie des Vasco da Gama aus "Die Afrikanerin"?

Ich halte Wagner (wie Nietzsche) für ein opfer für all die vielen, die nach '45, mehr oder weniger schuldig, in amt und würden blieben und das rückgrat der Bundesrepublik bildeten. Eine NS-vergangenheit war stufe zu ämtern wie ministerpräsident, gar Bundeskanzler. Die alle waren natürlich nie antisemiten gewesen, und Wagner konnte sich nicht wehren.
Ich wiederhole ein böses wort über die deutschen: entweder treten sie dich mit ihren stiefeln, oder sie lecken die der sieger. Leider stimmt das mit vielen meiner erfahrungen überein, und viele heutige anschauungen und urteile stammen daher.
 
Ich stimme insoweit zu, daß Wagner durchaus differenziert argumentiert und keine Hetzschrift in Stürmermanier verfaßt hat. Wenn er aber versucht, "die unbewußte Empfindung, die sich im Volke als innerlichste Abneigung gegen jüdisches Wesen kundgibt, zu erklären", lassen sich antisemitische Tendenzen nicht übersehen. In seiner Familie entwickelte sich ein weltanschauliches Klima, das in einer späteren Generation dem Aufstieg Hitlers durchaus förderlich war.

Hier liegt ein politischer Schatten auf der Person Wagners, den man aber nicht überbewerten sollte. Antisemitische Vorurteile waren zu seiner Zeit nicht nur in Deutschland, sondern auch bei den späteren Siegermächten weit verbreitet. Ihn als Sündenbock für die Fehler anderer zu bezeichnen, trifft durchaus ins Schwarze.

Seine musikalische Bedeutung bleibt davon unberührt. Viele jüdische Musiker bewundern sein Werk und setzen sich gegen Widerstände für dessen Aufführung ein. Selbst Marcel Reich-Ranitzky hält die Meistersinger für eine der gelungensten deutschen Komödien, obwohl Wagner darin offensichtlich einen jüdischen Kritiker persifliert - aber eben gekonnt.

Ich wollte diesen Thread jetzt nicht zu sehr politisieren, und eigentlich war die Aussage meines ursprünglichen Postings ja, wenn auch pointiert, eher versöhnlich gedacht.

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