Opern - Thread

  • Ersteller Mr. Key
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Die oper kommt mir vor wie eine sammlung russischer romanzen in elegischem moll, die in wenig aber sprunghafte aktion eingebettet sind. Aber es gibt auch eine schmissige ouverture, chöre, tänze; woher die verführerischen, orientalischen mädchen den alten, deutschen großvatertanz (den Schumann weidlich strapaziert hat) haben, weiß allerdings nur Glinka allein.
 
Ein buntes bilderbuch blätterte sich auf, des schicksals, der zufälle ein wenig zuviel, reichlich liebe, ehre, vaterfluch, rache, schwüre, krieg und als letzter ausweg zur schau getragene frömmigkeit, zum glück alles nur theater mit schöner, zukunftsweisender musik. Man hört Verdis vollendung heraus in den großen intervallen, der chromatik seiner kantilenen, dem ersten der berühmten männerduette, die in "Don Carlo" und "Otello" werden folgen, wie die von Schillers Wallenstein übernommene kapuzinerpredigt "Falstaff" vorausahnen lässt. Ein kabinettstück ist der a-capella-chor mit seinem "ra-ta-plan"- getrommel.
Was die Wiener an dem tenor auszusetzen hatten, weiß ich nicht, regisseuren schadet ein wenig buh-gerufe in der regel nicht. Hier ging es wohl um die operettenhafte ausgestaltung., aber so ganz ernst kann man das spiel nicht nehmen.
Aber wie der dramaturg zwischendurch erklärte, krieg, religion und entertainment bilden auch heutzutage eine explosive mischung nicht nur auf der bühne.
 
Es kommt leider selten vor, dass ein schauspieler oder sänger "aus der rolle fällt". Meist weiß der zuschauer auf den ersten blick , was er von wem zu erwarten hat, bösewichte werden so besetzt, dass man sie von weitem erkennt. Im film gibt es die oma, den portier, den zuhälter (spricht immer wienerisch, weil es in Deutschland so etwas nicht gibt) "vom dienst".
Heute rede ich von Ruggiero Raimondi, dem italienischen bass-bariton. Vielleicht erinnert sich jemand an den eleganten stierkämpfer in dem bunten und immer wieder sehenswerten Carmen-film oder an die hochpoetische filmfassung des Don Giovanni mit ihm in der titelrolle.
Ich sah ihn als lehrer, wie er, wie immer meist vergeblich, versuchte, einem gesangsschüler auf die sprünge zu helfen, über seine hintergründige interpretation des Don Basilio im "Barbier" glaube ich, berichtet zu haben.
Als "Falstaff" fehlt ihm zwar die leibliche fülle, nicht aber die stimmliche und manche tücke Verdis, die er überdeutlich macht, wurde mir erst jetzt klar. Er reiht sich ein in die wenigen, bei denen wort, ton, mimik und gestik eins sind.
 
"Der Rosenkavalier" als stummfilm, baujahr 1925 ! Was, eine oper ohne musik? Mitnichten, Richard Strauss höchstpersönlich besorgte die musikalische filmfassung und dirigierte sie zur première, natürlich "live", was jetzt die Dresdener Staatskapelle übernahm. Es ist amüsant zu hören, wie ein komponist seine eigene musik verwässert, zu sehen, wie später renommierte schauspieler stummfilmrollen spielen, und welch abgründe sich auftun, wenn der film hinter die kulissen einer auf dekorum bedachten gesellschaft blickt. Es wird auch komödie in der komödie gespielt, und wenn karikatur karikiert wird, kann das umwerfend komisch sein.
Michael Bohnen brilliert als Baron Ochs und lässt seinem komödiantentum freien lauf. Als bass-bariton an der Berliner Oper hatte er seine kollegen oft aus der fassung gebracht, wenn unvermutet seine augen grün aufleuchteten in der domszene des "Faust", oder als er einem dirigenten beim abschluss-verbeugen einen tritt in den hintern gab, weil der seine bitte, die lautstärke des orchesters zurückzunehmen, da er, der stimmgewaltige Bohnen, indisponiert sei, nicht beachtet hatte.
Manchmal wünschte man sich solche sängerpersönlichkeiten auch heute, natürlich nicht, wenn man dirigent oder regisseur ist.
Sogar der Feldmarschall von Werdenberg kommt vor, schlägt eine veritable schlacht und eilt, von gerüchten geplagt nach Wien zu seiner marschallin. Ich habe den verdacht, der belesene Hofmannsthal habe die ehe des Großherzoglich-Sächsisch-Weimarischen stallmeisters Josias von Stein im auge gehabt, der allerdings seine zeit lieber im kreise seiner jagdgenossen zubrachte und selten daheim bei seiner angetrauten Charlotte Albertine Ernestine war, um dortigen pflichten zu entgehen. Den hübschen sohn Fritz mochte auch nachbar Goethe, die mutter natürlich auch, aber es bleiben rätsel und menschliche querverbindungen, die, so hoffen wir, nie enthüllt werden.
Fazit : was tun musiker, schauspieler, sänger nicht alles für geld, genau wie andere leute auch.
 
Ich versetze mich in jemanden, der mal eine oper sehen möchte, zunächst als probelauf im fernsehen.
Da gibt es musik, mal laut, mal leise, dazu läuft ein vorspann mit allen mitwirkenden, denn wer liest, dem wird die zeit nicht lang. Wenn er dann zuhört, stellt er fest, dass die klangqualität zu wünschen lässt, vielleicht liegts auch an den eigenen ohren, aber man kann ein wenig nachregeln.
Auf der bühne treibt sich ein mordstrumm von mann in seltsam/lächerlichem kostüm herum, allein die waden sind sehenswert, er läuft mal hier-, mal dorthin, lauscht, winkt, die großaufnahme zeigt ein mondgesicht mit schweinsäuglein, das durch grimassieren nicht schöner wird. Was wird hier gespielt, "Die schöne und das ungetüm?" Nun kommen zwei frauen, eine ganz ansehnlich, die andere weniger, so ist es auch mit dem gesang, nur, in welcher sprache verständigen sie sich? Irgendwie scheinen die weniger schöne und das ungetüm miteinander verbandelt zu sein, wie, wird sich hoffentlich herausstellen.
Ein trupp jugendlicher erscheint, darunter mädchen in männerkleidung, die albern herum, und einer, der weniger jung ist, aber so tut, als wäre er, scheint für den dicken vogelstimmen imitieren zu wollen, und manchmal könnte man meinen, es würde deutsch gesungen.
Nun tritt eine schar würdiger männer auf, die irgendetwas zu beraten haben, was, versteht man nicht, ein langer, dürrer hält eine art predigt, und alle außer einem applaudieren. Jetzt wird der dicke reingeschoben, aha ein casting, er darf zwei strophen singen, aber die jury schüttelt den kopf. Und nun versteht unser neugebackener opernfreund "merkwürd'ger fall!" und - - - - schaltet entnervt auf einen anderen kanal, denn zum glück gibt es immer irgendwo Bud Spencer, der ist zwar auch dick, aber man versteht, was da vorgeht und freut sich, wenn die fäuste fliegen.
Darauf hätte unser potentieller opernfreund noch lange, nämlich bis zum finale des zweiten aktes warten müssen.
 
Man muss 3Sat für manch vergnüglichen samstag abend dankbar sein. Diesmal war es Mozarts "Entführung" aus Zürich (2 003) mit mancher wohltuenden dialogvariante, einem buffonesk/weiblich/streitbaren Blondchen und Klaus Maria Brandauer, der es versteht, die undankbare sprechrolle mit humor und charme in den mittelpunkt zu rücken, sodass man glaubt, Konstanze habe die falsche wahl getroffen mit ihrem geschniegelten tenor, für den Mozart die "geschnittenen nudeln", die koloraturen komponiert hatte, die der eitle sänger der uraufführung verlangt hatte.
 
Sollte der 7000. "hitter", der letzte, mir eine nachricht geben, womöglich auch der nächste, wäre eine kleine überraschung als anerkennung fällig. Ich habe den thread zwar nicht iniziiert, fühle mich aber ein wenig verantwortlich und freue mich über das interesse. GS
 
Ich, derjenige der den Thread eröffnet hat bin total erstaunt, was aus meiner damaligen Nachmittagsidee wurde und bin gespannt was dieser Thread noch bringt.
 
Alle, die nur die "besten" und "größten", womöglich "aller zeiten", hören wollen, hätten nicht nach dieser DVD gegriffen. Kein name, der irgendwann furore gemacht hätte, und wer kennt schon das "Théatre de la monnaie" oder, da in Brüssel alles zweisprachig sein muss, "De Munt". Da dirigiert auch kein Karajan, oder ein anderer, den man zur not kennt, sondern ein junger japaner, Kazushi Ono.
Der erste wohltuende eindruck: kein geträter beim erscheinen des menus, in aller stille wählt man zwischen stereo und surround, mehrsprachigen untertiteln oder nicht, und das erste, was man hört, ist Verdis musik, und - - - man hört sowohl das piano als das massive fortissimo, den dirigenten sieht man nur, wie er seinen platz einnimmt und den taktstock hebt, ohne jedes eitle gehabe.
Die aufführung ist ein live-mitschnitt von 2006, der zweite wohltuende eindruck: das orchester ist nicht weggefiltert, es erklingt in der vollen pracht der instrumentation des reifen Verdi, der sich mit Wagner auseinandergesetzt hat, aber weiß, was er lieber nicht macht.
Dann nimmt das drama seinen lauf: ein mann zwischen zwei starken frauen, ein unerschöpfliches thema, und wenn das zwei sängerinnen sind, die belcanto und stimmliche durchschlagskraft ausschöpfen mit allen kleinen rubati, portamenti und kontrollierten vibrati, ist der schluss klar: nur, wenn die gruft sich schließt, öffnet sich der himmel!
Die artifizielle, doch poetische opernsprache stört nicht, sie gibt vielmehr der musik. was die musik braucht, eine höhere ebene menschlicher kommunikation.
Wohltuend verzichtet die regie auf allzugroßen pomp, es ist ein optisch bescheidener triumph, aber ganz groß musiziert, die gestik stilisiert, aber viel ausdruck im stimmlichen.
Ich habe noch zwei akte vor mir, habe eine pause eingelegt, wie im richtigen leben.
 
Da habe ich meine eindrücke einer guten alten freundin mitgeteilt, und was antwortet sie mir? "Wie oft hast du "Aida" schon gesehen, gehört oder gar einstudiert, wird dir das nicht langweilig?"
Ich weiß natürlich, wie die handlung ausgeht, aber oper ist kein krimi, der nur von der spannung der lösung lebt und retardierende momente einbaut, um überhaupt eine gewisse länge zu erreichen.
Nicht jedermann ist offen für musik und lässt sie eindringen und wirken, wobei die menschliche stimme ein ideales transportmittel für emotionen ist. Und diese können jederzeit reaktiviert werden, zumal die bühne sie unmittelbar nachschafft. Seit dem griechischen altertum hat tragik die menschen berührt, tragik in dem sinne, dass, wie die personen auch handeln mögen, es gibt keinen ausweg. Ein verkehrsunfall ist nicht tragisch, wenn das opfer leichtsinnig war oder sich selbst überschätzte, wenn ich aber um eines anderen willen ausweiche und selbst zu schaden komme, sieht das anders aus.
Der hauptkonflikt (es gibt noch nebenkonflikte) der oper ist unlösbar, die beteiligten werden schuldlos schuldig, und wir nehmen daran teil.
Was hat jemand, der "Aida" schon mal gehört oder gar gesehen hat, mitbekommen? Wie Verdi das hohe "c" in der Nil-arie vorbereitet, wie er die begleitung erregt ändert im der zweiten strophe ?
Nach der katastrophe gehört die bühne der Amneris, und sie lässt uns teilhaben an ihrem tumult der gefühle. "Und ihr bildet euch ein, Gott zu dienen!" schleudert sie den priestern ins gesicht. Oh, Verdi!
Er hatte die partitur 1870 beendet und beobachtete den preußisch/ französischen konflikt mit sorge, meinte, Italien müsse Frankreich beistehen. sah er assoziationen mit Ägypten und Nubien, ist womöglich der triumphmarsch eine parodie auf preußisches "kling-klang-gloria, victoria-trara" ? Er setzte trivialität bewusst als charakterisierungsmittel ein und fand sich damit ab, nicht verstanden zu werden.
Es gibt vieles zu hören und vieles zu denken, langeweile spielt sich in den köpfen derer ab, die sich langweilen.
 
Im grunde eine triviale geschichte vor historisch/zensuriertem hintergrund. Wohltuend, wenn sie naiv erzählt wird wie im Opernhaus Leipzig ohne die klimmzüge eines sich aufdrängenden regisseurs, schön schauerlich, das lächeln darüber bleibt dem zuschauer überlassen. Die darsteller nehmen es ernst, und das ist gut so, richtiges theater!
 
Hey,
bei Wagners Parsifal gefällt mir gleich im ersten Akt eine Melodie ziemlich gut:
http://s7b.***.net/images/081013/74oyeuw6.jpg
Mich würden nun ähnliche Stellen in anderen seiner Opern interessieren, oder allgemein die Favouriten unserer Experten hier:D
Was Wagner und Opern anbelangt bin ich ohnehin Neuling, welche seiner Werke sollte ich mir wohl zuerst anhören, welche Interpretationen?

Gruß
 
Wo siehst und hörst du da eine "melodie"? Die versucht Wagner zugunsten einer "unendlichen" zu vermeiden. Statt dessen arbeitet er mit motiven, denen er als "leitmotiven" eine spezielle bedeutung unterlegt, und die er sinfonisch verarbeitet. In diesem fall spielen die violinen das kurze motiv, es wird sequenzartig von den violen aufgenommen und von den violoncelli weitergesponnen.
Über fachausdrücke schlage nach!

Mit Wagner kann man sich ein ganzes leben lang beschäftigen, die früheren werke sind verhältnismäßig einfach gestrickt, "Lohengrin" ist für dirigenten beinahe langweilig, die harmonik ist überschaubar und "melodik" kommt auch noch vor.
"Tristan" ist das problematischste werk, "Die Meistersinger" das heiterste, "Der Ring -- " das längste, "Parsifal" das - - , das sage ich nicht.
Katharina Wagner hat gerade in Bremen "Rienzi" inszeniert, da kommt allerhand vor, wovon Wagner nicht im traum gedacht hat.
 
Du hast Recht, ich hätte das Wort Melodie besser in Anführungszeichen setzen sollen, wollte ich es hier doch nur umgangssprachlich verwenden.
Doch bitte sag mir Deine Meinung zu folgenden Boxen:
Wagner-Edition-Live aus Bayreuth
Wagner Opera Collection
Sind die Solti Interpretationen die 100€ Aufpreis wert? Ausserdem fehlt dort dann noch der Ring.

Gruß
 
Über verschiedene interpretationen urteile ich nicht, mir geht es immer um das werk, und das hat eine bandbreite.
Da oper und musikdrama immer die visuelle komponente haben, bevorzuge ich das medium DVD, erwerbe aber nur, was ich vorher gesehen habe, um nicht regisseuren aufzusitzen, die sich für wichtiger halten als die autoren.
Historische audio-aufnahmen können interessant sein, um legendäre sänger zu hören wie Franz Völker, Max Lorenz, Ferdinand Frantz, Hans Hotter (in seinen guten zeiten), Joseph Herrmann, Hans-Hermann Nissen u.a.
Manche sänger der 30er jahre überlebten die entnazifizierung nicht, oder sie waren stigmatisiert, von manchen hat man nie wieder gehört. Der langjährige heldentenor meiner heimatstadt durfte nach 1945 den verkehr an der theaterkasse regeln.
Von hervorragenden sängern wie Willy Störring und August Seider gibt es so gut wie keine aufnahmen und wenn, sind sie nicht entstanden, als der sänger auf seinem höhepunkt stand. Wer die letzten (traurigen) vorstellungen von Helge Rosvaenge erlebt hat, konnte nur ahnen, wie die stimme in seiner glanzzeit klang. Besonders heldentenöre sind verschleiß unterworfen, sie werden arg strapaziert, vetrauen auch mehr auf natur als auf technik, James King und Peter Hofmann können ein lied davon singen oder eben leider nicht mehr.
 
"La fenice" in Venedig braucht eine neue oper, maestro Verdi verpflichtet sich, eine solche für karneval und fastenzeit 1856/57 zu liefern. Er findet bei einem spanischen dramatiker, er hatte schon für "Il Trovatore" gedient, einen stoff: Simon Boccanegra (wer es genuesisch=senesisch aussprechen will, bitte Simon mit nasal). Wieder ist es eine verworrene geschichte mit verlorenem (außerehelichem) kind und wiederfindung, eingebettet in eine episode genueser geschichte, eine geschichte, die nicht lohnt, studiert zu werden, so banal, verworren und grässlich ist sie. Den lìgurerern (akzent auf erste silbe) haftet bis heute das odium des geizes an, und so wurde die stadt nicht prächtig wie Florenz, sondern nur stolz : Genova superba. Die reichen reeder und kaufleute legten ihr geld privat an und nicht, um ihre stadt zu schmücken.
Verdi schreibt eine prosafassung, ist damit nicht recht zufrieden, schickt sie an F.M-Piave zur versifizierung, wovon die dramaturgie des stückes auch nicht besser wird, aber nun ist es in "opernsprache" (orrore!).
1857 reist Verdi nach Venedig, zwei akte von von drei sind komponiert, in eile schreibt er den dritten und instrumentiert das ganze (eine heidenarbeit!). Am 13.03.1857 ist première, das stück gefällt auch den zuschauern nicht, die vorgeschichte ist schlecht exponiert, und man versteht nicht, warum die leute auf der bühne sich so aufregen.
1880 fehlt der mailänder Scala ein stück, Verdis "Otello" ist noch nicht fertig, und verleger Ricordi überredet den meister, "Simon" zu überarbeiten. Boito soll eine neufassung machen, Verdi besteht darauf, die sänger zu bestimmen (er weiß, warum) und macht sich an die lästige arbeit. Herausgekommen ist ein immer noch dramaturgisch mangelhaftes werk mit einer meisterhaften musik mit vielen, dramatischen einfällen, glänzend und effektvoll instrumentiert. Die massenszenen sind gar die besten, die Verdi je geschrieben hat, nur, ob sie bei dem schlendrian auf italienischen bühnen zur geltung kommen? Ich sah das werk in Rom, die massen stürmten unter geschrei das rathaus, dann erstarrten sie zu salzsäulen, denn der regisseur hatte keine weiteren weisungen gegeben. Wer regisseuren und choreographen auf die finger sehen will, achte auf die nebenrollen, auf chor, statisterie und gruppentänzer. Für die fehlt es an zeit und lust, dabei machen die solisten nach der première sowieso, was sie wollen.
Der harmonische reichtum der musik erfordert intonationssichere sänger, nein, gar so gern studiert und singt man das nicht!
Ich lese, dass auch in Mailand erst "nach anstrengender und mühseliger arbeit" am 24.03.1871 ein triumphaler erfolg gelang.
 
Interviews mit sängern können entnervend sein, das mit Edda Moser war aufschlussreich und vermittelte einen blick in die sänger-psyche. Wie oft spielt der zufall für eine laufbahn (bei karrière denke ich immer an pferde!) eine rolle, denn von vielen werden nur wenige ausgewählt, und dann muss man bereit sein, seine chance, wenn man denn eine hat, zu nutzen.
Dass Edda sich nicht von stardirigenten blenden ließ und die heutige sängergeneration wegen des primats der regie bedauerte, spricht für sie, brava, bravissima!
 
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Günter Sch.;3321445 schrieb:
Wer die letzten (traurigen) vorstellungen von Helge Rosvaenge erlebt hat, konnte nur ahnen, wie die stimme in seiner glanzzeit klang.

Du spielst wahrscheinlich auf die als CD erschienenen Aufnahmen von 1961 aus dem Musikvereinssal in Wien an. Das ist in der Tat ein "Abgesang" einer einstmals begnadeten Stimme. Mittlerweile sind auch Aufnahmen aus den 40ern erhältlich, da klingt er noch deutlich frischer. Allerdings in zeitbedingt sehr bescheidener Aufnahmequalität.

Warum ich das aber aufgreife? Weil ich durch Roswaenge Anfang der 90r Jahre zur Oper gekommen bin wie die Jungfrau zum Kind.

Im NDR3 lief vor vor vielen Jahren Samstag früh immer eine Klassiksendung, wo Hörer sich Titel wünschten und Ihren Wunsch am Telefon erläuterten. Noch im Halbschlaf höre ich ein gereiften Herrn sehr eindringlich erzählen, warum er sich einen Titel von Roswaenge wünscht. Er erläutert stimmliche und klangliche Details - und bei sowas werde ich dann immer hellwach. Es kam dann eine längere Arie aus Aida (1954, Liveaufnahme aus dem Rundfunkarchiv).

*schnipp*

2 Tage später komme ich am Schaufenster eines Buchantiquariats vorbei und blicke eher zufällig hinein. Was liegt da mittendrin? Die seit 30 Jahren nicht mehr aufgelegte Autobiografie von Roswaenge. Solche Zufälle gibt's doch gar nicht...!!!! Also sofort gekauft (für 3 DM) und verschlungen. Eine (für mich) spannende Zeitreise in die Opern- und Musikwelt der 30er bis 50er Jahre begann. Angreichert durch Anekdoten über den genialen Intendanten Leo Blech (an dessen ehemaligem Wohnhaus übrigens heute eine Gedenktafel angebracht ist, wie ich bei einem Berlin-Besuch gesehen habe) bishin zur Plünderung des Roswangeschen Weinkellers durch russische Offiziere.

Seitdem bin ich Opernfan. Der Roswaenge-Zufall hat bei mir den "Missing Link" zwischen Musik und Theater geschlossen. Begünstigt dann dadurch, dass es an meinem Wohnsitz (Hannover) ein respektables Opernhaus gibt.

Allerdings hat sich durch meine unzähligen Opernbesuche ergeben, dass Opern auf CD oder DVD für mich wenig attraktiv sind. Da macht mir selbst der beste Sänger deutlich weniger Freude als das durch nichts zu ersetzende Liverlebnis "Orchester + Sänger + Handlung + Schauspiel + Bühnenbild."
 
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