Over the rainbow Akkord Funktionen

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Dessertcreme
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Hallo zusammen,

Ich untersuche grade das Stück "Over the Rainbow" aus dem Zauber von Ozz und bräuchte bei einigen Stellen Hilfe.

Welche Funktion hat der Akkord F#0 und C0? Ich habe schon in der neuen Jazzharmonielehre von Sikora unter verminderte Akkorde nachgeschlagen, allerdings keine passende Lösung gefunden.

| C A- | E-7 C7 | F F#0 | C A7 |

| D-7 G7 | C C0 | C |

Und einmal hier bei dem B7. Das erste B7 ist ja eine Sekundärdominante und das welches nach dem E- folgt?

| B7 | E- B7 | D-7 G7 |

Gruß Dessert
 
Eigenschaft
 
Hi,

hier zunächst die Changes in C Dur:

||: C _ F#-7b5 B7 | E-7 _ _ C7 | FMA7 _ F#o7 _ | C/G _ A7b9 _ |

| D-7 _ F-6 _ | E-7 _ A7sus A7b9 | D13 _ D-7 G13/b9 | C A7alt D-7 G7 :||

|| CMA7 _ _ _ | D-7 _ G7 _ | CMA13 _ A7alt _ | D-7 _ G7 _ |

| CMA7 _ _ _ | F#-7b5 _ B7 _ | E-7 _ Ebo7 _ | D-7 _ G7 _ ||

Was den F#o7 in der zweiten Hälfte des 3. Taktes betrifft, so stellvertritt dieser die Doppeldominante, also V7/V7.

Der Ebo7 (Du hast ihn fälschlicher Weise Co7 genannt) im vorletzten Takt der Bridge ist ein sich halbtonweise nach unten auflösender o7 Akkord. Er hat chromatische Funktion, kann aber auch dominantisch im Bezug auf den übernächsten ihm folgenden Akkord gehört werden.


CIAO
CUDO
 
Super vielen Dank CUDO II!

Ich habe hier andere Changes vor mir liegen die hat mir mein Lehrer ausgegeben, aber mit deinen macht alles Sinn.
Kannst du mir vllt sagen wo du sie her hast?

Gruß Dessert und vielen dank nochmal!
 
Nicht nur der Eb07 kann chromatisch gesehen werden, auch der F#07 ist für mich ein klassischer chromatischer Durchgangsakkord. Gerade im Hinblick auf das C/G
Nur mit der Chromatischen Stimmführung F-F#-G macht das geforderte C/G auch Sinn.
Die Deutung als verkürzter Dominantsept ist natürlich deswegen nicht falsch.

Ich meine nur, ich als Komponist würde denken: "Hey, ich kann ja das Fj7 und das C-Dur prima mit einen F#07 verbinden. Wenn ich dann beim C-Dur noch das G in den Bass lege, habe ich eine geile chromatische Bassführung."

Ich würde nicht denken: " Ich kann ja vor den C-Dur noch ne Zwischendominante setzen. Am besten gleich die Doppeldominante und die dann auch noch verkürzt."

Wenn du das Stück eh gerade untersuchst würde ich mal versuchen das F#07 durch das D7 zu ersetzen. (Mit D im Bass!)
Entscheide selbst wie das klingt und ob das F#07 das D7 eher harmonisch ersetzt, oder eher Stimmführungsaufgaben hat.
 
Hi,

hier zunächst die Changes in C Dur:

||: C _ F#-7b5 B7 | E-7 _ _ C7 | FMA7 _ F#o7 _ | C/G _ A7b9 _ |

| D-7 _ F-6 _ | E-7 _ A7sus A7b9 | D13 _ D-7 G13/b9 | C A7alt D-7 G7 :||

|| CMA7 _ _ _ | D-7 _ G7 _ | CMA13 _ A7alt _ | D-7 _ G7 _ |

| CMA7 _ _ _ | F#-7b5 _ B7 _ | E-7 _ Ebo7 _ | D-7 _ G7 _ ||

Hat zwar nichts direkt mit den FUNKTIONEN der Akkorde zu tun, aber eine kleine "Besonderheit" dieser Nummer ist, daß sie sich in Takt 2 allen "zu erwartenden" Reharmonisationen widersetzt, weil in der Melodie der Leitton (7) prominent auftritt, und alle gängigen Reharmonisationsvarianten eher den b7 verwenden würden.
Deswegen hat CUDO auch das C7 auf Schlag 4 gesetzt bzw. setzen MÜSSEN, obwohl es vom harmonischen Rhythmus her irgendwie seltsam ist ...

Aber das nur am Rande ...

LG, Thomas
 
Nicht nur der Eb07 kann chromatisch gesehen werden, auch der F#07 ist für mich ein klassischer chromatischer Durchgangsakkord. Gerade im Hinblick auf das C/G. Nur mit der Chromatischen Stimmführung F-F#-G macht das geforderte C/G auch Sinn.
Die Deutung als verkürzter Dominantsept ist natürlich deswegen nicht falsch.

Ich meine nur, ich als Komponist würde denken: "Hey, ich kann ja das Fj7 und das C-Dur prima mit einen F#07 verbinden. Wenn ich dann beim C-Dur noch das G in den Bass lege, habe ich eine geile chromatische Bassführung."

Ich würde nicht denken: " Ich kann ja vor den C-Dur noch ne Zwischendominante setzen. Am besten gleich die Doppeldominante und die dann auch noch verkürzt."

Hi jafko,

Deine Bemerkung macht schon Sinn, nur, ich unterscheide eben prinzipiell zwischen 3 Kategorien von o7 Akkorden und eine davon ist die sich halbtonweise nach oben Auflösende die den Dominanttritonus des Zieltones beinnhalten und somit Dominantfunktion hat. Die andere Kategorie löst sich halbtonmäßig nach unten auf und beinnhaltet NICHT den Dominanttritonus des Zieltones.
Bei beiden kommen chromatische Linien zustande. Da letztere aber asusschließlich von diesen lebt, wird sie auch so genannt.
C/G hat an dieser Stelle natürlich keinen Tonika- sondern Dominantcharakter (4 6 Akkord) und wird zunächst als Vorhalt empfunden.

Beim Vergleich von #IIo7 und bIIIo7 wird diese Kategorisierung deutlich. Der eine beinnhaltet den Dominanttritonus, der andere nicht.
Die dritte Kategorie wären diejenigen o7 Akkorde, die sich ohne Grundtonbewegung auflösen.



Hi turko,

ja genau, dafür waren diese Unterstriche gedacht. Danke, dass Du das noch mal herausgestellt hast. In der Improvisation tut's natürlich am besten ein II-7 V7 Pattern auf Beat 3 und 4 diesen Taktes.


CIAO
CUDO
 
Schon interessant zu sehen wie sich verschieden Sichtweisen doch auswirken.
Ich wäre nie auf die Idee gekommen den C/G im 4. Takt als dominantischen Vorhalt zu deuten. Ich tu mich auch immer noch ein wenig schwer damit... :)

Wenn ich den Song auf das harmonische Grundgerüst mit leitereigenen Dreiklängen reduziere, höre ich im 4. Takt eindeutig Tonika in Quintlage. Die würde mir mit dem C/G als Dominantklang völlig fehlen. Der A7b9 stellt ja keine Auflösung eines Vorhaltes dar.
 
Vermutlich meint Ihr zwei ohnehin dasselbe ...

Jedenfalls, so ein Vorhaltsquartsextakkord (heißt das so ... ?) kann´s schon in sich haben, wenn man in seiner persönlichen Gehörschulung vom Jazz herkommt, wo man gewohnt ist, daß der Basston auch der Grundton ist ...

Ich kann mich erinnern, wie ich in meinen jüngeren Jahren diesen Akkord (wenn ich ihn geHÖRT habe) beim Anhören klassischer Musik für mich selbst immer als irgendeinen ganz komplizierten V-sus-irgendwas Akkord gedeutet habe, ehe ich endlich mal kapiert habe, daß es eine stinknormale 1 ist, nur halt mit 5 im Bass. Und dennoch hat dieser Akkord irgendwas, was ihn von einer normalen I, in seiner WIRKUNG abhebt ... :)

LG, Thomas
 
Schon interessant zu sehen wie sich verschieden Sichtweisen doch auswirken.
Ich wäre nie auf die Idee gekommen den C/G im 4. Takt als dominantischen Vorhalt zu deuten. Ich tu mich auch immer noch ein wenig schwer damit... :)

Kann ich zum Teil nachvollziehen und wird auch in der Praxis oft als Tonika gespielt. Man kann der Sache aber auch auf den Grund gehen und kommt dann vielleicht zu Folgendem.
Schau mal die beiden Versionen an die für Dich aufschrieb.
In der 1. Version geht G7 trugschlußmäßig nach A7.
In der 2. Version steht der #IVo7 als verkürzter Dominantseptnonakkord von V7/III. Er löst sich nach III-7 auf. Würde anstatt E-7 ein C/G stehen, wäre es ein Trugschluß. Der o7 hat in beiden Fällen Dominantfunktion.

CIAO
CUDO
 
Hi Cudo,
ich hab mich heute Morgen detailiert mit der Stelle beschäftigt weil mich sowas ja interessiert. (Vielen Dank für Deine Mühe das aufzuschreiben!)
Hab sogar auf Youtube den Originalsong gehört (A-Dur) und vor allen Dingen beim ausprobieren alller möglichen Varianten immer mitgesungen. (Ohne dazugehörige Melodie sind die Akkorde sowieso Makkulatur) Ich kann mich aber einfach nicht durchringen den C/G auf der 1 von Takt 4 als Dominantklang zu betrachten.
Der Takt gehört für mich eindeutig zum Tonikabereich des Stückes und zwar vor allem, weil sich mir bei der Liedbegleitung mit einfachen Akkorden bei einem G7 in Takt 4 die Zehennägel aufrollen. C-Dur klingt dagen OK und ist auch schlüssiger wegen dem geschlechtsbestimmenden E, dass dann im Quintfall nach A auf der 3 führt. Die Dominante aktzeptiert mein Ohr höchstens als Zwischdominante auf der schwachen Zählzeit 2
Das b9 möchte ich im A7 auch nicht hören. Da ist meine persönliche Dissonanz-Tolleranz-Schwelle dagegen. Und ein Trugschluss zum Variantklang ist für mein Ohr auch ne harte Sache. Da hab ich ja weder Quintfall noch Leitton...

Ich deute also das C/G auf der 1 von Takt 4 also unweigerlich als Tonika. (Halt mit der Quinte im Bass.) Demnach fungiert das vorangehende F#07 primär als chromatischer Durchgangsakkord und sekundär als verkürzte Doppeldominante.

Das alles zeigt aber schön, daß unsere musikalische Wahrnehmung auf sehr komplexen Strukturen beruht, die durchaus individuell verschieden sind.
Bei allem darf man nicht vergessen, daß es bei aller Liebe zur Theorie immer zuerst um die Musik selbst geht, also um unsere Akustisch-Ästhethische Empfindung.
Die Theorie versucht nur, die musikalischen Ereignisse zu erklären, die wir wahrnehmen.

Ich sage gerne: Der Apfel fällt nicht vom Baum, weil Newtons Gravitationstheorie es so will, sondern Newtons Gravitationstheorie erklärt warum der Apfel vom Baum fällt!
 
Eine interessante Diskussion. Ich habe diese Wendung schon ...zig mal gespielt, aber mir darüber noch keine großen Gedanken gemacht.

In der Klassik kommt diese Wendung oft vor in der Form:
| F F#°7 | C/G G7 | C _ |
Da ist es ziemlich eindeutig, daß F#°7 Doppeldominante ist, die sich über den Vorhalt in die Dominante auflöst.

Bei "Over the Rainbow" empfinde ich ähnlich wie jafko. C klingt schlüssig, wirkt aber kaum wie ein Dominantvorhalt. Ich nehme an, daß es am fehlenden G7 liegt.

Die andere mögliche Deutung, F#°7 als Umkehrung von D#°7 zu betrachten, schein mir hier schlüssiger. Das entspricht etwa CUDOs zweitem Beispiel. D#°7 würde sich normalerweise nach Em7 auflösen. Von hier geht es im Quintfall zu A7 - und weiter zu Dm7. Es paßt auch zur Melodie und klingt aufgrund der Quintfälle sehr schlüssig...

Von hier sind es noch zwei Schritte, und wir sind bei den Originalakkorden:
1.) Em7 ersetzten wir mit Cmaj7/E (den Ton d zu c ändern)
2.) wir modifizieren die Baßlinie

Die ersten beiden Takte habe ich in meinem Beispiel auf einen Akkord reduziert, hier geht es ja auch nur um die Takte 3 und 4:
rainbow.pdf

________

Warum hat man eigentlich das Gefühl, im 4. Takt muß C kommen? Nur Gewohnheit - weil wir es so kennen?
Rein vom Formverlauf und vom Melodieton wäre ja eigentlich auch die Dominante - also ein Halbschluß - möglich.

Gruß
 
In der Klassik kommt diese Wendung oft vor in der Form:
| F F#°7 | C/G G7 | C _ |
Da ist es ziemlich eindeutig, daß F#°7 Doppeldominante ist, die sich über den Vorhalt in die Dominante auflöst.

Nur so aus Interesse, und ohne daß ich da ein eine großartige Diskussion lostreten möchte ... die Frage: I S T das so ?

Ich meine eine Menge von Musik von Mozart im Ohr zu haben, seien es Symphonien oder Klavierkonzerte, bei denen dieser Akkord dann als "Ziel" gewissermaßen stehenbleibt, ohne einen (unmittelbar) folgenden V7. Wobei es mir persönlich jetzt weniger um die harmonische Deutung als um seine "Qualität" geht. Ist er "auflösungsbedürftig" oder ist er "stabil" ... ?

LG, Thomas
 
Hallo jafko, MaBa und turko,

da es sich ja offensichtlich um eine Subdominantkadenz (SDK) handelt, habe ich die mal in 2 Versionen ausgeschrieben. SDK
Der 3. Takt in der 1. Version klingt zwar tonisch, ist es aber in Wirklichkeit nicht ganz. Der 3. Takt führt zum 4. (=dominantisch) und wird hernach erst aufgelöst.
Im 2. Beispiel wird dieser 3. und 4. Takt nur durch Sek. Dom. und rel. II-7 ausgeschmückt.

Ich fühle den 3. Takt natürlich auch tonisch, aber zu Hause sind wir da noch lange nicht.
 
Nur auf die schnelle. Ich sehe das auch als Subdominantkadenz, sofern du damit eine Variante der Amen-Kadenz mit Plagal-Schluß meinst. (Woher hast du den Begriff? Ich habe ihn weder in meiner Literatur, noch bei Wicki gefunden.)
Um genau diesen Plagal-Schluss (IV-I) geht es nämlich in dieser Diskussion.

Maba schreibt, dass | F F#°7 | C/G G7 | C _ | in der Klassik öfter vorkommt. Kein Wunder, das ist ja auch eine Variante der Klassischen Kadenz (I-IV-V-I) mit authentischem Schluss
In unserem Fall handelt es aber um die oben erwähnte Gospel- oder Amen-Kadenz (I-IV-I) mit Plagalschluss. (Das würde auch eher dem Zeitgeist und dem Kulturellen Hintergrund des Liedes entsprechen.
 
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