Pain Of Salvation / BE / 2004 / CD

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Daniel Gildenlöw - Vocals, Guitar
Fredrik Hermansson - Keys
Johan Hallgren - Guitar
Johan Langell - Drums
Kristoffer Gildenlöw - Bass

01. Animae Partus
02. Deus Nova
03. Imago
04. Pluvius Aestivus
05. Lilium Cruentus
06. Nauticus
07. Dea Pecuniae
08. Vocari Dei
09. Diffidentia
10. Nihil Morari
11. Latericius Valete
12. Omni
13. Iter Impius
14. Martius/Nauticus II
15. Animae Partus II

Spielzeit: 76 Minuten


Daniel Gildenlöw ist ein extrem kluger Kopf. Jedes Pain Of Salvation Album glänzt nicht zuletzt durch ausgeklügelte Konzepte mit extrem viel Tiefgang. Doch der neueste Output übertrifft sie in dieser Hinsicht alle. Gildenlöw versucht dem Hörer mit diesem Album einen Einblick in sein Verständnis unserer Existenz zu geben. Nach eigenen Angaben packten ihn die hier offengelegten Gedanken erstmals 1996 und liessen ihn nie mehr wirklich los.

Ihm ist durchaus bewusst, dass sich seine Überlegungen niemals auf einem einzelnen Album darstellen lassen: „All-in-all, I have tried to give you a sort of blueprint, a rough map suggesting some different routes down which you may want to begin your own journey through „BE“ – and trust me, the journey can be as long as you desire. As for myself, I am happy to hand over this torch, and leave it on your doorstep with weary hands. I have been living with it since 1996. I need to sleep“.

Viel mehr als das, was Gildenlöw im Booklet notiert hat, weiss ich auch nicht über das Konzept. Ich hab mich noch zu wenig mit den Lyrics und den dahintersteckenden Theorien auseinander gesetzt, um etwas gehaltvolles darüber aussagen zu können. Alles was ich sagen kann ist, dass es sich bei „Be“ um mehr als nur ein weiteres Konzept-Album handelt. Man sollte vielleicht eher von einem „Projekt“ (im weitesten Sinne) mit musikalischer Untermalung sprechen. Dies ist auch der Grund, warum es so schwer fällt, das hier Dargebotene musikalisch irgendwie einzuordnen. Da fühlt man sich manchmal an ein Hörspiel oder Broadway-Musical erinnert. Dann scheint wieder etwas „klassisches“ Pain Of Salvation-Material durch, um im nächsten Moment wieder in Kevin Moore’sche Klangtexturen zu zerfallen. Tatsächlich fühlt man sich gelegentlich etwas an Chroma Key erinnert. Doch der Reihe nach.

Das Album beginnt mit einem gesprochenen Intro. Danach folgen typische PoS-Klänge. Die Atmosphäre erinnert sofort an Remedy Lane. Allerdings wartet man vergeblich auf einen Gesangseinsatz. Die Instrumente werden wiederum nur von Sprachsamples begleitet. Man beginnt sich zu Fragen, was das denn soll. Es folgt ein folkiger Song, der ein wenig an Chain Sling erinnert, ebenfalls vom Vorgänger-Album. Der Song gefällt auf Anhieb und bleibt auch sofort hängen. Doch schon ist es wieder vorbei mit der Herrlichkeit. Ein 5 Minütiges Piano Stück folgt. Nicht wenige sprechen von einem dramaturgischen Fehlgriff par excellence. Ich hab auch nach dem 10ten Durchlauf den Sinn dieses „Zwischenspiels“ noch nicht verstanden. Es folgen wieder etwas vertrautere Klänge. Wieder viele Sprachsamples, trotzdem typisch PoS. Vor dem nächsten Track graust es mich hingegen auch jetzt noch. Komische Chorgesänge, nur von einer Slide-Guitar unterlegt. Das zieht sich auch wieder über fast 4 Minuten dahin, bevor der Track wiederum in ein paar Sprachsamples übergeht. Diese leiten allerdings das erste Highlight des Albums ein. Dea Pecuniae ist ein 10 minütiger O(h)rgasmus. Gildenlöw in Hochform. Dieser Song ist schlussendlich nicht unwesentlich für die Musical-Referenz verantwortlich. Abwechlungsreich, bombastisch, schlichtweg genial. Was folgt, ist wieder eine Art Zwischenspiel. Menschen sprechen zu Gott, unterlegt von Piano-Klängen. Diffidentia klingt dann wieder nach PoS wie wir sie kennen. Allerdings bin ich mir nicht so sicher, ob auf den Vorgänger-Alben schon Streicher eingesetzt wurden....whatever . Nihil Morari schlägt ungefähr in die selbe Kärbe. Wiederum viele Sprachsamples. Auf diese beiden „richtigen“ Tracks folgen wieder zwei kürzere Zwischenspiele. Latericius Valente ist hauptsächlich Instrumental, von den schon gewohnten Sprachsamples abgesehen, und auf Omni gibt’s Gildenlöw’scher Flasetto-Gesang, begleitet von einer Kirchenorgel.

Und dann folgt ein dermassen genialer Track, dass ich ihm sogar einen eigenen Abschnitt widme . Ich wage mal zu behaupten, dass Iter Impius das Beste ist, was jemals aus den Federn Gildenlöws entstanden ist. Der Song entwickelt eine unglaubliche Dynamik. Anfangs nur Gesang, Piano und ein paar Streicher, ein genialer Refrain und abschliessende 2 Minuten, die wahre Freudensprünge provozieren. DAS Highlight des Albums! In Martius/Nauticus II wiederholen sich nochmal ein paar Themen und Melodien, bevor das Album in der selben Art und Weise, wie es begonnen hat, abschliesst. Ich muss gestehen, dass ich auch nach mittlerweile an die 20 Durchläufen nicht wirklich sagen, was ich von dem Album halte soll. Musikalisch gesehen ist es immer noch nicht mehr als ein Stückwerk. Ein Totalausfall, 2 wirklich GROSSE Songs und der Rest irgendwo dazwischen. So ganz zusammenpassen will es nicht. Gildenlöw scheint dem Konzept an sich absoluten Vorrang gegeben zu haben. Das soll nicht heissen, dass es sich hier um ein schlechtes Album handelt, im Gegenteil. Es bietet sehr viel Abwechslung, genialen Gesang (Gildenlöw besser denn je, meiner Ansicht nach), ein sehr interessantes Konzept, eine hohe Wiederspielbarkeit...uvm. Trotzdem, kein leichtes Album, bei weitem nicht. Ich hab noch bei keinem Album so lange auf den endgültigen Klick gewartet (irgendwie warte ich immernoch darauf). Eins ist allerdings sicher, dieses Album wird noch lange Zeit von sich reden machen, in welcher Hinsicht auch immer. Ich sehe mich jedenfalls nicht in der Lage, diesem Werk eine endgültige Note aufzudrücken.

--/10




Anmerkung: Dieses Review habe ich vor einigen Monaten auf einer anderen Plattform veröffentlicht. Vieles was ich damals geschrieben habe trifft auch heute noch zu. Natürlich sind inzwischen viele weitere Hördurchgänge dazu gekommen und zusätzlich hatte ich gestern das Vergnügen einige Stücke dieses Albums live mitzuerleben. Ich kann inzwischen ruhigen gewissens sagen, dass das Album mit der Zeit einfach immer besser und grösser wird (wie ein guter Whiskey). Zu einer definitven Benotung konnte ich mich allerdings noch immer nicht durchringen. Vielleicht nachdem ich die komplette Live-Umsetzung auf DVD gesehen habe...wer weiss. Wer also nicht vor einer Herausforderung (musikalisch und gedanklich) zurückschreckt, der soll zusschlagen. Man wird auf alle Fälle reichlich belohnt.
 
Eigenschaft
 
wobei Remedy Lane meiner Ansicht nach das zugänglichste alle PoS-Alben ist ;)
 
Erst war ich enttäuscht von der CD, eben wegen der großen Anzahl an Intros und Interludes - aber irgendwann hab ich langsam das Gefühl bekommen, ein bisschen zu kapieren um was es geht. Jedes dieser Intros trägt enorm zum Konzept bei, welches diesmal einfach verdammt umfangreich ist. Ich denke auch, dass es sehr offen für Interpretation ist und dass es nicht nur eine "richtige" Version des Sinnes hinter dem Album gibt. Wie Daniel auch bei den Mythen um die Erschaffung herausfand - alle haben irgendwo was gemeinsam, zwar nicht offensichtlich aber gewisse "Patterns" (wie er so schön schreibt) sind wiederzuerkennen. Inzwischen finde ich das Album großartig, obwohl ich nicht sicher bin ob ich alles kapiert hab. Das erhält andererseits auch den Langzeitwert der CD. Man darf dieses Album nicht wie jedes andere angehen, sondern muss sich wirklich enorm viel Zeit nehmen.
 
Eines der genialsten Alben überhaupt! Pain of Salvation ist m.m.n sowieso die "Über-Band" schlechthin. Perfect Element I, Remedy Lane, und.. ja.. Be. Wahnsinns Musik, die nicht nur auf technische Raffinesse, wie z.b. bei DT ausgerichtetet ist sondern in einer ganz anderen Dimension spielt.

Und dann folgt ein dermassen genialer Track, dass ich ihm sogar einen eigenen Abschnitt widme . Ich wage mal zu behaupten, dass Iter Impius das Beste ist, was jemals aus den Federn Gildenlöws entstanden ist.
Nur das Fredrik Hermansson dieses Lied geschrieben hat:great: Die Lyrics stammen - natürlich - von Gildenlöw.
 
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Anmerkung: Dieses Review habe ich vor einigen Monaten auf einer anderen Plattform veröffentlicht. Vieles was ich damals geschrieben habe trifft auch heute noch zu. Natürlich sind inzwischen viele weitere Hördurchgänge dazu gekommen und zusätzlich hatte ich gestern das Vergnügen einige Stücke dieses Albums live mitzuerleben. Ich kann inzwischen ruhigen gewissens sagen, dass das Album mit der Zeit einfach immer besser und grösser wird (wie ein guter Whiskey). Zu einer definitven Benotung konnte ich mich allerdings noch immer nicht durchringen. Vielleicht nachdem ich die komplette Live-Umsetzung auf DVD gesehen habe...wer weiss. Wer also nicht vor einer Herausforderung (musikalisch und gedanklich) zurückschreckt, der soll zusschlagen. Man wird auf alle Fälle reichlich belohnt.

Ganz genauso gings mir auch. Als "BE" rauskam und ich es die ersten Male hörte, war ich eher skeptisch, fand "The Perfect Element" um Längen besser; mittlerweile kann ich aber in die Musik eintauchen, sogar in ihr versinken. Das geht mit TPE nicht, auch wenn es für mich noch immer eins der genialsten Alben ist, die ich besitze.

Eines der genialsten Alben überhaupt! Pain of Salvation ist m.m.n sowieso die "Über-Band" schlechthin. Perfect Element I, Remedy Lane, und.. ja.. Be. Wahnsinns Musik, die nicht nur auf technische Raffinesse, wie z.b. bei DT ausgerichtetet ist sondern in einer ganz anderen Dimension spielt.
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Auch hier meine absolute Zustimmung. Ich mag DT sehr gern und höre sie viel (eher die älteren Sachen, so bis Train of Thought), und einige Songs sind auch wirklich tiefgründig in meinen Augen (von der musikalischen Struktur her), aber eine derart allumfassende Sentimentalität und Atmosphäre entwickeln sie, bei aller progressiven Technikalität, nicht.
 

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