Patchkabel - Was ist dran am Mythos? Helft mir das zu beantworten

Interessant ist natürlich, ob ein Unterschied wahrnehmbar wird, wenn du alle Kabel auf einmal durch je einen Typ ersetzt. Aber dafür braucht man dann ja wieder Unmengen an Kohle, wenn man durch alle Lager testen will. :D

Jep, das wäre so DIE probe. Aber ich werde die Stör und rauschanfälligkeit nochmal ohne irgendwelches anderes Equipment machen. Wenn da auch nur ein minimaler Unterschied erscheint, würde der sich ja einfach addieren. Alleine durch die Haptik denk ich, dass die Störanfälligkeit der Kabel den größten Unterschied darstellen könnte. Leider auch der Faktor, der am schwersten zu testen ist ;) Aber ich hatte ja auch gesagt, dass ich keine Studie machen will, die auf die Xte Ziffer hinter dem Komma wert legt. Dass die teuren Kabel da irgendwo wirklich besser sind, kann ich mir auch sehr gut vorstellen. Die Frage ist ja, ob ein unterschied hörbar ist, und ob sich die investition irgendwie lohnt, und nicht nur wenn man 50 Effekte [2500€ Vovox Kabel :p) hat und entsprechend viel Kabelweg hat :p

Aktuell sind bei mir "alle" Kabel aber auch gar nicht mal so viele. Wenn ist bei mir alles mit Sommer XXL verdrahtet. Also den Effekt kenn ich ;) leider ohne Vergleich...

//EDIT: Ach ja ;) Wenn jemand gerade überlegt sich Patchkabel zu kaufen, und sich jetzt nciht sicher ist, darf mich gerne anschreiben. Ich schreib hier erstmal keine generellen Empfehlungen oder sonst was. Wenn ein fragebogen kommt, sollte man ja vorher nicht unbedingt schon die Ergebnisse kennen. Aber wenn jetzt jemand nur deswegen wartet, schreib ich gern via PM was dazu.
 
Weil ich vor kurzem ein Patchkabel brauchte und noch ein paar billige Stecker und Kabel rumliegen hatte, habe ich den Kram kurzerhand zusammengelötet. Dabei musste ich an dieses Thema denken. Ich hätte nicht gedacht, dass das schon 1 Jahr her ist... Wie auch immer - gab es hier irgendwelche Ergebnisse?
 
Ergebnisse:

Besser spät als nie einmal eine finale Zusammenfassung von mir. Es wurde tatsächlich immer frustrierender mit dem entsprechenden Anspruch an dem Test zu bleiben. Ganz einfach aus dem Hintergrund, dass es keine brauchbaren physikalischen Ergebnisse geben wollte.

Es ist so, als würde man Wasser von verschiedenen Teilen der Erde testen um zu sehen, ob das eine bei Siedetemperatur heißer als das andere ist. Und um dann einen großen Fragebogen zu erstellen, in dem alle Teilnehmer die verschiedenen Kochenden Wasser anfassen müssen um dann zu entscheiden welches das heißeste ist... Ich hoffe die metapher ist irgendwie verständlich.
Aber zu dem punkt "Wieso sagen dann so viele X Kabel klingt besser als Y" später mehr.


Erst mal zum tatsächlichen Test und den Ergebnissen:

Ich habe alle genannnten Kabel in verschiedenen Situationen getestet. Dabei immer vorraussetzung: Jedes Patchkabel lag immer (wie es in 99% bei patchkabeln der Fall sein sollte) zwischen zwei Puffern.
In einer "normalen" Studioumgebung gab es zwischen den Kabeln keine signifikanten klanglichen Unterschiede. Die Frequenzgänge waren identisch.

Nur um den generellen Einfluss von Kabeln zu verdeutlichen:
Ich habe den Test bewusst an einem looper gemacht, um auch die Möglichkeit zu haben das Kabel komplett aus der Kette zu nehmen und diese Signale zu vergleichen. Der Unterschied zwischen dem "Kabellosen" Signal und allen Kabelsignalen war dafür "immens", im Vergleich zu den Kabeln untereinander. Bei weitem immer noch nicht hörbar, aber dafür deutlich messbar.
Für die Praxis heist dies: Ein Kabel oder Effekt mehr oder weniger macht mehr im Sound aus, als die Qualität des Kabels selber.

Wenn die Kabel doch alle gleich gut klingen, wieso sollte man dennoch ein paar Euro für gute Kabel ausgeben?

Das ist relativ einfach zu beantworten: Wegen allem anderen :)

Physikalisch gesehen kann man das prinzip Kabel nicht neu erfinden. Ein gutes Kabel ist ein Material was mit einem möglichst geringen Widerstand beide Seiten verbindet. Dafür ist der "core" des Kabels da. Wichtigste ist das Material, was in den meisten Fällen Kupfer ist, da es eine ausgezeichnete Leitfähigkeit hat. Besser ist da nur Silber, was aber sowohl preislich als auch wegen der Verarbeitung nie genommen wird.

Ein kurzer abstecher zum Steckermaterial:
Gold ist übrigens ein schlechterer Leiter als Kupfer! Wieso haben dann einige Kabel Goldstecker? Erst einmal leitet Gold besser als Eisen, woraus die meisten Stecker gemacht sind, was gerade am Übergang zwischen Stecker und Buchse vorteile bringen kann/soll. Dazu kommt, dass Gold nicht korrodiert und somit witterungsbeständiger ist. Der große Nachteil von Gold ist neben dem Preis die stabilität. Gold ist ein sehr weiches Material, und da die Goldschicht wegen des Materialpreises meist SEHR dünn ist, ist diese nach wenigen Ein und Ausstecken schon abgenutzt. Daher sehe ich den einzigen - zumindest theoretisch - sinvollen Einsatz von vergolteten Steckern in Patch Kabeln (was auch der Grund ist wieso ich das hier ausführe) die FEST auf einem Board verbaut sind, und sehr sehr selten umgesteckt oder bewegt werden. Dennoch: Unmittelbar unter dem Gold ist meist Eisen, wodurch der theoretische Goldvorteil eigentlich aufgehoben wird. Vergoltete Stecker bringen daher keinen wirklichen Vor oder Nachteil. Im Test haben die Sommerkabel mit Hicon Stecker einen vergoldetem Pin. Monster vergoltet direkt den kompletten Stecker. Zum Stecker später noch kurz mehr!


Wieder zum Kabel:
Gerade Vovox und Monster wollen diesen klassischen Aufbau immer wieder neu erfunden haben, sprechen von Mehrleiter Aufbau, speziellen Wicklungen und so weiter und so fort.
Ich bin zu wenig Physiker um die Vorteile davon wirklich zu verstehen - Muss aber auch sagen dass es mir total egal ist. Ich will dass das Kabel klingt und sonst alles andere erfüllt, was ich erwarte. Daher geh ich da als Musiker ran, und prüfe nur was die am Ende leisten.
Klang habe ich oben schon geklärt: Hinterm Puffer gibt es keine Unterschiede.
Aber was ist mit Störgeräuschen, Handlichkeit und Haltbarkeit?

Und ich muss sagen dass ich hier sogar überrascht wurde.

Störgeräusche:
Ich habe hier viel ausprobiert und sicherlich einige Störquellen nicht bedacht (oder konnte diese nicht künstich erzeugen). Was ich gemacht habe:
9V Netzteile ohne Ende! Ich hab die Kabel über eine Masse Netzteile laufen lassen und alles durchlaufen lassen (Testton, Songanteile etc.). Dasselbe mit allen anderen Sachen die ich finden konnte; EVGs VVGs (Vorschaltgeräte von Leuchtstoffröhren), Nebelmaschine, Monitor etc. Und natürlich auch Bewegung.

Meine Erwartungshaltung war hier, dass die teuren Kabel hier ihren Wert zeigen. Ich wurde nicht völlig enttäuscht, hatte aber mit einem deutlicheren Unterschied gerechnet. Tatsächlich ist der "Rauschanteil" bei allen Kabeln unter Studiobedingungen (also fast keine künstlichen Störquellen) identisch. Etwas früher im Thread gibts dazu ein Vergleichsvideo von aufgenommener "Stille". Dieses Rauschen klingt bei allen Kabeln identisch und ist identisch laut!
Mir ist keine Möglichkeit eingefallen die unterschiede wirklich brauchbar zu messen, da ich keinen klaren Anfang habe und so die Wellen nicht vergleichen kann.

Einen winzigen Unterschied konnte ich bei Netzteilen und dem Monitor feststellen. Hier scheint die Schirmung der teureren Kabel doch wirkungsvoller zu sein. Gerade wenn man sich überlegt, dass sich das Rauschen über mehrere Kabel aufsummiert. Das SSSnake Kabel konnte die Störgeräusche am schlechtesten zurückhalten, das Cordial liegt näher am Rest, war aber auch etwas anfälliger. Sommer, Fender, Monster und Vovox waren hier gleich gut!

Beim Thema Bewegung waren Monster, Vovox und Fender tatsächlich die besten. ABER: Das ist auch der Test der am schwierigsten gleich zu halten ist. Vielleicht wollte ich auch unbewusst dass irgendwas hinter dem Preis steckt und hab diese daher etwas sanfter bewegt?
(Zumal das Vovox auch so steif ist, dass viel Bewegung schwierig ist. Das soll dem Kabel aber nicht als Nachteil gewertet werden, denn wenn genau das der Grund ist, wieso dem Bewegung nichts ausmacht, ist das doch kein Nachteil. Ähnlich beim Fender.)
Von dem Test her würde ich die beiden aber sehr gut bewerten. Auch das SSSnake hat sich im Bewegungstest gut geschlagen, was bei dem Preis doch erstaunlich ist.
Für Patchkabel sollte das aber keine Auswirkungen haben, da die Kabel beim Betrieb nicht so extrem bewegt werden, wie ich das getan hab.

Was heißt das also bei Störgeräuschen?
Klare Gewinner und Verlierer kann ich schwer ausmachen, da die Ausmaße von Störgeräuschen schwer messbar sind. Aber zumindest so viel: Das günstigste Kabel tut unter normalen Studiobedingungen seinen Job. Auf anspruchsvollen Bühnen würde ich schon dazu raten, ein paar Euro in gute Kabel zu investieren.

Stecker:
Das ist ein schwer zu testendes Thema, daher geh ich hier nur kurz auf Erfahrungen ein. Material habe ich oben (kursiv) schon beschrieben.
- Klinkestecker sollten rundrum aus Metall sein, dadurch ist die Schirmung gewährleistet (es gibt einige wenige die auf der Rückseite nur einen Plastik-Deckel haben).
- Die Schirmung sollte beim Kabelauslass keine Lücken haben.
- Fabrikeigene "geschlossene" Stecker (also solche die zugeschweißt/lötet/presst sind) sind widerstandsfähiger. Allerdings lässt sich die Lötarbeit innen nie überprüfen oder reperieren!
- Eine große Zugentlastung direkt unter dem Kabelausgang ist nicht nötig, wenn man selber darauf achtet das Kabel dort nicht zu knicken. Je besser die Zugentlastung um so "unvorsichtiger" darf man Kabel verlegen. Ich persönlich bin eher ein Freund von guter Zugentlastung, daher klebe ich gerne mal etwas Tape über den Kabelausgang, so dass es dort nicht so extrem knickt.

Handling / Wertigkeit:

Hier muss ich mal direkt ganz klar sagen:
Das Vovox sticht herraus. Vovox tut hier alles um seine Kabel zumindest äußerlich zu den besten zu machen. Das Kabel wirkt wertig und nahezu unzerstörbar. Die Verarbeitung wirkt auf mich auch sehr gut. Für alle Vovox Besitzer die sich durch den Test vielleicht angegriffen fühlen: Ich kann verstehen wieso Ihr eure Kabel so liebt.
ABER: Das hat nichts mit deren Klang oder deren Schirmung zu tun.

Das Fender ist durch die nahezu einteiligen Stecker, der zusätzlichen Ummantelung und dem eleganten "Knickschutz" ähnlich.

Monster hat dafür die eigenen stylischen (und ebenfalls einteiligen) Stecker, verzwichtet dafür aber auf einen Knickschutz (was dafür zur einer deutlich höheren fleibilität führt, als bei Vovox und Fender). Ähnlich dem Sommer mit Hicon Steckern.

Cordial und SSSnake wirken in dem vergleich schon eher billig.

Da ich nun mal die Preise der Kabel kenne habe ich drei Freunde gebeten, die Kabel nach Wertigkeit zu ordnen. Vovox wurde von allen als hochwertigstes geschätzt, und SSSnake als billigstes. Das Fender war 2x zweiter und ein mal war es das Monster.
Auf Nachfrage wieso das Monster kam, dass derjenige die Marke kennt (Kopfhörer).
Genau das bringt mich zu dem Punkt:

Warum hören so viele Musiker einen Unterschied?

Das dieser Unterschied so nicht existiert sollte jetzt klar sein. Nochmal: Ich rede hier nur über Patchkabel zwischen Puffern!

Ein Grund für den Mhytos ist ist, dass die meisten Musiker Kabel nur zwischen Amp und Insturment getestet haben. Der Unterschied, den diese dort gehört haben, führen Sie auf das Kabel zurück, und gehen davon aus, dass dieser Unterschied auch zwischen Effekten derselbe sein wird. Sprich: "Wenn das Vovox zwischen Bass und Amp besser klingt, dann muss es auch zwischen Kompressor und Zerre besser klingen."
Da der Kabelwiderstand und die Kapazität davon aber direkten Einfluss auf das Klangverhalten von Pickups haben (passive Schaltung) und genau so auf einige Röhren-Preamps, ist das aber nicht vergleichbar.
Erste Erklärung ist also: Projektion von Erfahrungen auf andere Umstände

Ich weiche zur weiteren Erklärung einmal kurz in die Psychologie ab, wer kein Intersse an der Erklärung hat, sollte den Abschnitt überspringen und zum Fazit gehen :)

Ein weiterer Grund ist der psychologische Effekt. Das eine ist der normale "Markeneffekt" wie man ihn z.B. sehr stark bei Apple sieht (oder auch der ein oder anderen Auto- und Kelidungsmarke). Wir wollen nicht unbedingt (nur?) das beste Produkt, sondern das teuerste. Und wir wollen das jeder sieht was wir haben und neidisch darauf ist. Daher ist das Design solcher Produkte auch meistens sehr auffällig und einzigartig.
Vovox macht das schon genial: Neben dem so schon auffälligem Design gefästigt Vovox an jedem Kabel eine Kontrastreiches Oranges Fähnchen mit dem Vovox Logo. Groß genug das jeder es sieht und sofort weiß "Das ist ein Vovox Kabel". Aber dazu nicht genug: Vovox gibt diesem Fähnchen sogar noch eine Bedeutung. Das Fähnchen zeigt die gedachte "Flußrichtung" des Kabelns an. Somit ist das Fähnchen sogar für die nutzung wichtig und darf nicht abgeschnitten werden... Das Fähnchen ist zudem auch noch auf der Seite, in die der Strom fließen soll. Also im Idealfall hängt es am Kabel kurz unter dem Amp: Für jeden sichtbar.
Ich will mich gar nicht mit dem Thema Laufrichtung befassen (wie gesagt, Musiker, kein Physiker), aber so oder so ist dies eine geniale Marketing-Leistung.
Also: Anerkennung und Neid von anderen, weil wir das teuerste/beste Produkt haben.

Ein anderer Effekt die Preisheuristik. Relativ einfach: Wenn wir keine weiteren informationen haben die wir vergleichen können denken wir: Je teurer, desto besser.
Oft stimmt das (daher verallgemeinert unser Gehirn das auch), wird aber eben auch oft von marken dafür ausgenutzt. Baut natürlich auf den oben genannten Effekt auf. Man muss sich nur Luxusuhren ansehen...

Und dann als letztes der tatsächliche psychoakkustische Effekt, dass wir WIRKLICH sicher sind, das teure Kabel klänge besser. Das sind die typischen Sachen die einen Blindtest nicht bestehen, und die ich ursprünglich hier auch aufzeigen wollte.
Dies wird oft missverstanden: Es heißt nicht dass man lügt und die wahrheit nciht wahr haben will. Unser Gehirn spielt uns tatsächlich einen Streich und das bevorzugte Kabel klingt für uns dann WIRKLICH besser. Dieser Effekt ist nicht zu vernachlässigen.
Ein einfaches Beispiel ist ein oft wiederholter Cola Blindtest (bitte bei interesse einfach googeln). Getestet wurden in der bekanntesten Studie Cola Light vs. Pepsi Light. [in einer duetschen wiederholung toplight vs coke]
Während alle Teilnehmer den Markennamen gesehen haben, fanden sie eindeutig das Produkt von Coke am besten. Doch im Blindtest war das Pepsi Produkt DEUTLICH besser, als im Test mit Markennamen. Der Markenname beeinflusst unsere wahrnehmung. Wir schmecken in dem Fall nicht nur den "Geschmack", sondern erleben auch das was die Marke representiert.
Wenn ein Kabelhersteller z.B. teuer ist und bewirbt den besten Klang zu haben kann es sein dass wir uns bei sichtbarem Markennamen auch sicher sind den besseren Klang zu hören.

Einmal davon überzeugt verteidigen wir unsere Meinung extrem, da unser Gehirn es nicht zulassen möchte dass wir uns vielleicht doch falsch entschieden haben. So Leute die "Ihre" Marke immens verteidigen sieht man im ganzen Android vs. Apple Thema sehr gut.
Wen es Interessiert: Stichwort zum Googeln: Kognitive Dissonanz

Fazit:

- Patchkabel haben zwischen Puffer keinen Einfluss auf den Klang.
- Die Störanfälligkeit von Patchkabeln ist ab einer Qualitätsgrenze nahezu identisch.
- Ein Patchkabel mehr oder weniger im Signalweg hat einen deutlich größeren Unterschied, als die Qualität. Aber auch: Je mehr Patchkabel verbaut werden, um so wichtiger ist die Qualität.
- Handling,Optik und Preis zwischen den Herstellern sind der größte Unterschied.
- Eine Aussage über die Haltbarkeit ist mir nicht möglich!

- Wer überzeugt ist, dass teure Kabel entsprechend besser sind, sollte diese auch kaufen um nicht ewig zu zweifeln ob es nicht doch etwas besseres gibt. Es ist euer Geld und eure Entscheidung!
 
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Gut beschrieben, ein solches Ergebnis hätte ich auch erwartet, mal sehen, wie nun die weitere/erneute Diskussion erfolgt, kontroverse Meinungen sind sicher latent vorhanden.
 
Sehr schöner Test, der mal wieder mit diversen Vorurteilen aufräumt. Ich sehe mich da bestätigt: nicht die allerbilligsten Kabel und Stecker zu nehmen, macht sich bezahlt - aber eben primär in Sachen Verarbeitung und Haltbarkeit, (fast, s.u.) nicht in Sachen Klang. Preislich oberhalb von solider, bühnentauglicher Markenqualität (z.B. Neutrik, Sommer,...) wird es dann aber schnell esoterisch und qualitativ nicht unbedingt besser. Ob so ein steifes Vovox-Kabel zum Beispiel im Touralltag lange halten würde, wage ich zu bezweifeln.

Der Unterschied zwischen dem "Kabellosen" Signal und allen Kabelsignalen war dafür "immens", im Vergleich zu den Kabeln untereinander. Bei weitem immer noch nicht hörbar, aber dafür deutlich messbar.
Für die Praxis heist dies: Ein Kabel oder Effekt mehr oder weniger macht mehr im Sound aus, als die Qualität des Kabels selber.
Das würde ich nicht vorschnell auf das Kabel zurückführen. Ein Kabel mehr oder weniger heißt auch gleichzeitig einen Ein- und Ausgang mehr oder weniger, also zusätzliche Baugruppen in der Schaltung mehr oder weniger: A/D bzw. D/A-Wandler, Impedanzwandler, Puffer, Verstärkerstufen, Lautstärkepotis etc.
DIESE Baugruppen haben immer einen Einfluss auf den Klang - mal mehr mal weniger. Zusätzliches Rauschen z.B. kommt fast immer von Widerständen, z.B. Lautstärkepotis, oder OpAmps. Kabel rauschen erstmal nicht.

Hier scheint die Schirmung der teureren Kabel doch wirkungsvoller zu sein. Gerade wenn man sich überlegt, dass sich das Rauschen über mehrere Kabel aufsummiert. Das SSSnake Kabel konnte die Störgeräusche am schlechtesten zurückhalten, das Cordial liegt näher am Rest, war aber auch etwas anfälliger. Sommer, Fender, Monster und Vovox waren hier gleich gut!
Das ist der Punkt, den ich oben mit "fast" meinte: letztlich Verarbeitung. Der beste Schirm nützt nichts, wenn er lückenhaft ist - da sind Geflechtschirme oder sehr fein verseilte Kupferlitzenschirme besser als (billige) Folienschirme oder die bei günstigen Kabeln verwendeten Litzenwicklungen, die nur wenige Adern haben und sich auf Dauer im Kabel gerne "umverteilen". Das setzt sich bei den Steckern fort.
Aber wie gesagt, es gibt diesbezüglich eigentlich keinen Grund, mehr auszugeben als das, was man halt für ordentliche Qualität bezahlt. Also solche Kabel, die erwiesenermaßen ewig halten und auch nach 20 oder 30 Jahren noch keinen Deut schlechter geworden sind.
 
Sehr schöner Test, der mal wieder mit diversen Vorurteilen aufräumt.

Danke :)

Das würde ich nicht vorschnell auf das Kabel zurückführen. Ein Kabel mehr oder weniger heißt auch gleichzeitig einen Ein- und Ausgang mehr oder weniger, also zusätzliche Baugruppen in der Schaltung mehr oder weniger: A/D bzw. D/A-Wandler, Impedanzwandler, Puffer, Verstärkerstufen, Lautstärkepotis etc.
DIESE Baugruppen haben immer einen Einfluss auf den Klang - mal mehr mal weniger. Zusätzliches Rauschen z.B. kommt fast immer von Widerständen, z.B. Lautstärkepotis, oder OpAmps. Kabel rauschen erstmal nicht.

Völlig richtig, ich hätte hier das Testsetup nochmal etwas deutlicher machen müssen: Ich hab (u.A.) die Kabel in einen True-Bypass Looper gepackt. Also wirklich nur "ein aus" und konnte dann via der loops zwischen den Kabeln hin und her schalten, oder auch alle hintereinander packen (was mir aber keine hilfreiche Aussage gebracht hätte ;-) ). [Für die ganz genauen: Bei den Aufnahmetests habe ich immer denselben loop genommen und umgesteckt, um eine 100% vergleichbarkeit zu haben]. Was ich aber so machen konnte, ist den Effekt zwischen "Mit Patchkabel" und "Ohne Patchkabel" zu vergleichen. Also wie viel einfluss durch das Kabel zusätzlich in den Sound kommt. Und genau das ist damit gemeint. Der unterschied zwischen allen Kabeln untereinander ist nicht mal messbar, der zwischen jedem Kabel und gar keinem Kabel dafür aber eben schon. Wir reden hier trotzdem über marginalitäten. Also nichts was irgendwie relavant sein würde. Selbst in der absoluten HQ Studio Produktion. Da ist jede Minute Saitenalter - oder jeder hunderstel milimeter PU höhe - entscheidender.
Für mich war einfach entscheidend, dass ich so einen messbaren Unterschied hinbekommen habe, den ich mit den unterschiedlichsten Kabeln nicht erzeugen konnte.
(Natürlich kann hierfür auch etwas in der internen schaltung eine rolle spielen, wer weiß wie das relais geschirmt ist etc.).

Ob so ein steifes Vovox-Kabel zum Beispiel im Touralltag lange halten würde, wage ich zu bezweifeln.
Da hab ich keinen Erfahrungswert, muss aber wirklich anerkennen das die Verarbeitung sehr gut ist, und das Kabel wirklich sehr langlebig wirkt.



Mal ne kleine Geschichte am Rande, wieso mich das Thema auch persönlich so "bewegt":
Wir hatten unseren Album Release auf einem mittelgroßem Open Air Festival, mit hoch professioneller Bühnen-organisation. Sprich alles auf fahrbaren Rollwagen etc. aufgebaut, so dass der komplette Umbau zwischen Bands in 2 min durch war (also auch Drums inkl. Mikrofonierung und co). Drauf schieben, MC umstecken, fertig.
Also konnte ich ich in ruhe aufbauen und zumindest den Signalweg testen (kannst hinter der Bühne schlecht laut machen, während die andere Band noch spielt), alles super.
Kaum war ich beim linecheck dran hörte man durch ein relativ lautes summen vom Bass, was SEHR nach Kabelbruch klang (signal kam aber an). Was ich da gedacht hab kann sich jeder denken...
Also schnell: Batterie wechsel, Insturmentenkabel wechsel, Board an Amp Kabel wechsel... nichts. Board überbrücken falls der Fehler dort ist: nichts...
Wegen Zeitdruck blieb mir nicht viel übrig, daher alle höhen am Pult gekillt um das rauschen in den griff zu bekommen und so gut wie möglich den gig durch gezogen (ich hatte da das glück, weder auf effekte angewiesen zu sein, noch einen wirklich höhenreichen sound zu fahren).
Im Nachgang alles geprüft: Ein fest verbautes Kabel in meinem Rack (zwischen Kompressor und Preamp) war hinüber. Selbst gebautes Sommer XXL. Und ich würde nicht sagen das ich so unglaublich schlecht im löten bin... So ein kleines Kack-Kackel kann einem also den kompletten Gig versauen. Vorallem wenn man nicht schnell raus findet welches (wer denkt denn schon an Kabel im Rack...).
Seither bin ich dennoch vorsichtig geworden mit dem Kabel selber-bau, und achte zudem vorallem auf die Haltbarkeit und Road-tauglichkeit von Kabeln. Wenn die Vovox einen realistischen Preis hätten, wären es vermutlich die geworden. So hab ich mich hauptsächlich für die Fender Kabel entschieden. Die sind wirklich wirklich auch sehr gut verarbeitet. Seither nie ein Problem damit gehabt.

Auch auf Seiten von Insturmentenkabeln kann ich positives von teuren Kabeln berichtet. Ich habe hier lange Sommer XXL gespielt. Nachdem mir 2 Stück davon kaputt gegangen sind (eins im Stecker, eins mit Kabelbruch in der Mitte) habe ich auch gewechselt. Die haben zugegeben SEHR lange gehalten und ich würde die jederzeit empfehlen (die XXL sind mir nur etwas zu steif).
Mitlerweile spiele ich tatsächlich Monster als Insturmentenkabel. Ich hab 2 Stück davon, beide musste schon viel mitmachen, sehen entsprechend gebraucht aus, aber haben noch nie den Anschein einer Ermüdung gehabt. Ich würde ja gerne mal die "Lebenslange Garantie" testen... Bislang wird die zumindest in der Hinsicht erfüllt, dass ich sie gar nicht brauche...
Ob die allgemein das doppelte von den XXL wert sind wage ich stark zu bezweifeln, aber seither mach ich mir irgendwie weniger sorgen darum, und das ist nach der beschriebenen Erfahrung auch tatsächlich was wert.
Und auch diese Entscheidung hatte rein gar nichts mit irgendwelchen "klangeigenschaften" zu tun, sondern rein handling (die sind nicht ganz so steif wie die XXL) und erhoffte haltbarkeit.
 
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Das gibt mit Sicherheit wieder eine interessante und wohl auch längere Debatte, ich nenne das mal Zollner 2.0
 
Bei Lautsprecherkabeln ist aber dann endgültig die Grenze zum Wahnsinn überschritten. Es gibt nur noch eins, was das in Sachen Beklopptheit toppt: Klangunterschiede von Kaltgerätekabeln :D
 
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PS: allerdings kommen sie (nachdem ich jetzt den Artikel mal zuende gelesen habe) wenigstens zum richtigen Schluss: außer dem Leitungswiderstand gibt es keine Beeinträchtigung... ;)
 
Musikerboard Mythbusters :D

Ich habe ähnliche Erfahrungen gemacht, bei Patchkabeln ist mir auch kein Unterschied aufgefallen, zwischen Instrument und Verstärker merkt man auch nur bedingt Unterschiede und dann auch meißt im Direktvergleich von hochwertigen zu Billigkabeln.
 

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