Allerdings hätte ich gerne noch etwas mehr gain zur Verfügung.
Gain ist aktuell bei null. Level voll.
Na ja, dann musst Du Dich ja eigentlich nicht weiter wundern...
Aber im Ernst: Warum verzichtest Du denn so völlig auf das Gain des TS? Abgesehen vom offensichtlich Punkt der fehlenden zusätzlichen Eigenverzerrung geht ja damit nun auch die maximale Lautstärke etwas zurück. Nur weil viele ihren TS so nutzen, muss das ja nicht auch für Dich die richtige Einstellung sein.
Klar ist, dass der TS schon einen recht eigenen Frequenzgang besitzt. Sehr viele Overdrives orientieren sich heute zwar am TS, verzichten aber genau auf diesen starken Bass Cut, weil der halt alleine vor cleanen Amps doch etwas speziell klingt. Andererseits wurde der TS auch nicht unbedingt dafür entworfen, diesen Sound statt mit Zerre als Clean Boost zu liefern, bei Null Gain ist der Ausgangspegel eben begrenzt. Beim TS Mini scheint das noch etwas mehr der Fall zu sein.
Nehmen wir mal an, Du willst es dabei belassen, dass die eigentliche Zerre nur vom Amp kommt, aus Prinzip oder whatever. Bleiben mMn drei Möglichkeiten - entweder mit einem nachgeschalteten neutralen Booster noch etwas Volume nachlegen, zu einem reinen Booster mit Klagreglern (bzw. einen EQ mit genug Lautstärkereserven) zu wechseln, oder Deinen TS durch eine Ausführung mit mehr Ausgangslautstärke ersetzen.
Die Empfehlung "Rodenberg" kann ich da nur unterstützen. Dort bekommst Du sowohl TS-ähnliche Overdrives mit mehr Ausgangslautstärke als auch Pedale wie das oben, in die ein zusätzlicher Boost integriert ist. Und das in einer Qualität, die man bei US-Produkten sehr viel teurer bezahlt. Vor allem gibt es da Pedale mit kleinen Zusatzschaltern, bei denen man den Sound viel genauer feintunen kann, wie zB mit oder ohne den typischen Bass Cut, einem Presence Regler und mehr oder weniger Gain. Nicht zuletzt kann man da auch einfach mal anfragen, welche Variante für den eigenen Bedarf die sinnvollste wäre.
Trotzdem darf ich als alter Hase den obigen Hinweis aufgreifen, dass der ENGL ja eigentlich schon seehr viel Gain hat, und Du da in Bereiche kommst, wo die Dynamik auf Null reduziert ist und das Durchsetzungsvermögen leidet. Der zweite Punkt erscheint für daheim & alleine erstmal nicht so wichtig, aber wenn man sein Spiel verbessern will, ist es schon zielführend, etwas Dynamik im Sound zuzulassen.
Die Metal-Sounds, die man so als echt verzerrt in den Ohren hat, werden eigentlich alle mit
viel weniger Gain eingespielt, als es sich anhört - sie entstehen zu 99 % erst nachträglich im Studio, insbesondere durch Doppeln und andere Nachbearbeitung. Zwei Spuren mit mittlerem Gain klingen verzerrter als eine mit vollem Gain. Rhythmussounds mit totaler Kompression haben auch viel weniger Punch, weil der Attack eben kein Stück lauter ist als das nachfolgende Ausklingen. Irgendwann ist man dann näher am Cello als an einer Gitarre. Auch bei Leadsounds kann man es mit dem Gain schnell übertreiben, weil es einen halt so schön "trägt". Nur ist dann halt alles glattgebügelt, und man verliert viel Einfluss auf den Ton durch Dinge wie Anschlag, Abstimmung Greif-/Schlaghand, Plektrumwinkel und die Art zu greifen - alles klingt gleich. Mein Aha-Erlebnis war das Spielen auf einer SSS-Strat mit Ahornhals über den cleanen oder nur angezerrten Amp. Ich habe
echt lange gebraucht, um auf so einem störrischen Ding eine anhörbare Solo-Tonbildung zu erreichen. Aber es hat sich gelohnt, und ich bilde mir ein, dass sich das dabei gelernte sehr wohl auch im Spiel mit HiGain positiv bemerkbar gemacht hat.
Gruß, bagotrix