Potis und Fader kratzen, Schalter knacken

  • Ersteller Distelfeld
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Also ich hab mal einen der Rauschkanäle ausgebaut und zumindest eine Sichtprüfung der Elkos gemacht (http://www.nickles.de/forum/bios-ma...06/wie-sehen-defekte-elkos-aus-538044388.html) und zumindest sind in diesem Kanal keine ausgelaufen oder ausgebeult.

Es sind allerdings gegen 90(!) Kohleschichtwiderstände und eine handvoll Metallfilmwiderstände verbaut.

Sehe ich das richtig, dass da jetzt halt einfach Fleissarbeit gefragt ist mal alle Widerstände durchzumessen und zu schauen wo die Werte nicht mehr stimmen und die betreffenden Kerlchen dann ersetzen?
 
das Rauschen der Widerstände lässt sich nicht einfach messen und hat nichts mit den Wertetoleranzen zu tun. Das Rauschen entsteht am Übergang vom Anschlussdraht zur Kohleschicht der mit der Zeit etwas oxidiert - hier entsteht durch den Seebeck-Effekt ->http://de.wikipedia.org/wiki/Seebeck-Effekt#Seebeck-Effekt eine Spannung - ist im Prinzip fast das gleiche wie das Kratzen der Fader beim bewegen, da ist ja auch der Übergang Kohlebahn<->Schleifer verschmutzt und es entstehen Schwankungen. Es sei noch angemerkt, das jeder Elektronenfluß ein Rauschen verursacht - diese 'Rauschen' ist in Kohlenstoff größer als in Metall ... daher gibt es auch keine rauschfreie Elektronik ;)

Edit - grad noch gefunden http://de.wikipedia.org/wiki/Wärmerauschen
 
Hmm.. das heisst also ich müsste eigentlich die Widerstände komplett tauschen um das übermässige Rauschen wieder aufs Normalmass zurückzuführen? :confused:
 
eigentlich nur die direkt im Signalweg vor dem Vorverstärker und die, die für den Vorverstärker zuständig sind - danach sollte das Signal schon Line-Pegel haben und damit ist der Signal/Rauschabstand eigentlich schon erheblich höher...

Du kannst die Übeltäter bei den Widerständen evtl. mit Kältespray entlarven. Wichtig auch bei allen Messungen und versuchen, dass der Eingang nicht offen ist, sonst hast Du da immer Rauschen drauf!
 
Das heisst dann Signalquelle anschliessen, und bei laufendem Pult die Widerstände mit Kältespray behandeln und hören ob das Rauschen weniger wird?
 
ich hab mir Stecker mit einem 600Ohm für Micro, 1KOhm für Line und 10KOhm für Instruments drin gebastelt, den steck ich auf den entsprechenden Eingang - ich mag ja nicht das Rauschen von einer Signalquelle schon auf dem Eingang haben ;)
Ja, beim abkühlen wirst Du bei einem 'schadhaften' Widerstand eine Art prasseln hören - aber aufpassen mit dem Kondenswasser bzw. Eis, das sich beim Anwenden von Kältespray schnell bildet, das kann zu Fehlern und Kurzschlüssen führen.
 
Ich darf mich kurz einmischen - hätte dieses Thema allerdings eher im Technik-Sub erwartet.

Das Rauschen kann durchaus von angegammelten Potis kommen, die würde ich - zumal einfach zu erreichen - stumpf mit DeoxIt 5% durchspülen und danach mit DeoxIt FaderLube 100% behandeln. Alternativ taugt für schwer zugängliche Stellen FaderLube 5%, das reinigt und schmiert (wenn auch nicht so stark wie 100%) in einem Arbeitsgang und spült dabei Staub gut aus, wirkt aber nicht oxidlösend.
90% meiner Rauschprobleme am SD12-2 waren damit behoben.

Tuner 600 und Vaseline habe ich ein einziges Mal an einem 1604er Mackie ausprobiert und danach aus meiner Werkstatt verbannt. Das hilft zwar kurzfristig, die Sprühvaseline von Kontakt Chemie hat aber den groben Nachteil, nach kurzer Zeit ihre Schmierwirkung komplett zu verlieren und den damit behandelten Teilen einen sehr rauhen und hakeligen Lauf zu verpassen. Für Gleitstellen aus Metall mag das taugen, für Fader und Potis zumindest nach meinen Erfahrungen aber absolut nicht.
Mittel der Wahl sind hier, wie oben schon genannt DeoxIt 5%, FaderLube 100% und FaderGrease (alles von Caig).

Wenn Du die Fader nicht öffnen kannst und keinen Ersatz bekommst, probier es ebenfalls mit DeoxIt 5% und einer Nachbehandlung mit FaderLube 100%. Evtl bekommst Du da auch irgendwie FaderGrease rein. Ich habe noch nicht ausprobiert, ob man das durch eine Spritze gedrückt bekommt, zur Not kann man das Zeug aber z.B. mittels Heißluft warm machen und dann mittels Spritze und stumpfer Kanüle applizieren.

Was Ballistol angeht: Das Zeug mag für Waffen taugen, in meinen Pulten hat das nichts zu suchen. Das Zeug bleibt flüssig und sifft durch's komplette Pult, Staub wird wunderbar gesammelt und verteilt sich überall. Zwar bleibt auch bei FaderGrease der Staub hängen, bleibt da aber dauerhaft an der Oberfläche und setzt sich nicht wie bei Ballistol irgendwann doch zwischen Schleifer und Schleifbahn.
 
Na bitte, so hat jeder seine Hausmittelchen und jeder schwört auf das Zeug das er verwendet. Amen!
 
Na bitte, so hat jeder seine Hausmittelchen und jeder schwört auf das Zeug das er verwendet. Amen!

Sagen wir mal so: Als reines Schmiermittel würde ich Ballistol ja grade noch akzeptieren. Da es aber nicht oxidlösend wirkt, würde ich das schlicht und einfach lassen. Es gibt nicht umsonst spezialisierte Produkte, die nachweislich funktionieren und von den meisten Serviceabteilungen der Hersteller empfohlen werden.
Gleiches gilt übrigens auch für WD40: Das kann zwar laut Hersteller irgendwie alles - nur leider nichts richtig. Als Konservierung zu dünn, als wirkliches Kriechöl zu dick etc...
 
Ballistol verwende ich ja als Schmiermittel. Ein kleines Tröpflein und gut.
NACH dem Reinigen.
 
So.. die ersten beiden Kanalzüge habe ich in Angriff genommen. In die Potis und Schalter hab ich jeweils mit einer Spritze (mit Kanüle) einen Tropfen Tuner 600 gegeben und einige Schaltvorgänge ausgeführt bzw. die Potis mehrfach von Anschlag zu Anschlag gedreht. Die Geräusche der Schalter / Potis sind praktisch weg.

Bei einem Rauschkanal habe ich mich mich mit Kältespray auf die Suche gemacht und wurde bei einem 0-Ohm Widerstand fündig. Gehe ich recht in der Annahme, dass hier nicht der Widerstand (sollte ja eigentlich nur eine Drahtbrücke mit Widerstandsgehäuse sein - oder?) sondern um die Lötstelle handelt?
 
ja, auch 'zerbröselte' Lötstellen können Geräusche verursachen

ohne nachfetten werden die Potis, die Du mit Tunerspray behandelt hast, nach kurzer Zeit wieder anfangen zu kratzen.

Auch reines, dickflüssiges Silikonöl kann man nehmen - wenn Du da nur mit einer Spritze ran kommst, da sich das auch nicht mit Schmutz verbindet.
 
Ich habe mal die Lötstellen von dem 0-Widerstand nachgelötet und siehe da - weniger Geräusch. Eine weitere Suche mit Kältespray brachte mich zu dem auf den Bildern zu sehenden Kondensator. Der oben offene Kondensator machte beim Kühlen Geräusche - kann das sein, dass dies der Übeltäter ist? Und um mich als Elektronik-Banause zu outen - welcher Typ Kondensator ist das? ein Folienkondensator?

Danke für den Tip, dass ich auf alle Fälle nachfetten soll - ich hätte jetzt alle Kanäle so behandelt und mich dann schwarz geärgert wenn es nach kurzer Zeit wieder angefangen hätte.
 

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Kondensatoren reagieren auf Kälte ganz anders und sie verursachen normalerweise kein Rauschen - das Geräusch was Du beim abkühlen des Kondensators hörst, entsteht vermutlich durch die 'entladung' des Kondensators. Das mit dem Kältespray ist nur für Widerstände so zu gebrauchen. Auch bei Halbleitern können durch abkühlen die Werte ganz schön wegdriften, das ist aber in einem gewissen Rahmen normal.
 
Eine weitere Suche mit Kältespray brachte mich zu dem auf den Bildern zu sehenden Kondensator. Der oben offene Kondensator machte beim Kühlen Geräusche - kann das sein, dass dies der Übeltäter ist? Und um mich als Elektronik-Banause zu outen - welcher Typ Kondensator ist das? ein Folienkondensator?

Der ist nicht offen, da ist nur die Vergussmasse nicht so ganz sauber reingelaufen. Folie oder Kerko, 100nF. Kostet 2-4 Cent, davon kann man also ruhig mal eine Tüte bei Reichelt bestellen, braucht man eh immer mal.
Generell würde ich aber im betroffenen Kanal erstmal nach kalten Löststellen suchen oder prophylaktisch komplett nachlöten. Bisschen Flussmittel (Kolophonium in Isopropanol gelöst) draufpinseln und einmal mit dem Kolben drüber.
 
Danke für den Tip, werde gleich mal den Lötkolben aufheizen und mich ans Werk machen ;)
 
Frohe kunde, das nachlöten hat den Kanalzug vom Rauschen befreit :) nur die Schalter und der Fader fangen schon wieder an Geräusche zu machen :gruebel:
 
Frohe kunde, das nachlöten hat den Kanalzug vom Rauschen befreit :) nur die Schalter und der Fader fangen schon wieder an Geräusche zu machen :gruebel:

Das hätte ich Dir bei Tuner 600 voraussagen können :)
Nimm halt DeoxIt 5% und alles wird gut...
 
Leider gibt es hier im Umkreis nur Baumärkte, keine Elektronikläden. Da war Polfett und Balistol zu bekommen. Ist das Polfett mit Kontaktfett gleichzusetzen?
 
Leider gibt es hier im Umkreis nur Baumärkte, keine Elektronikläden. Da war Polfett und Balistol zu bekommen. Ist das Polfett mit Kontaktfett gleichzusetzen?

Was steht denn da drauf? Batterie-Polfett? Ich würde das lassen, da u.U. säurehaltig.
In welcher Ecke hältst Du Dich denn auf? Wenn garnichts brauchbares zu kriegen sein sollte, kann ich Dir gerne gegen Portoerstattung eine angebrochene Dose FaderLube schicken. Für die paar Fader wirds wohl auch ein Rest tun...
 

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