Projekt Relaunch Jazzmaster

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Es ist mal wieder soweit....
Der Verlust meiner kürzlich verkauften vintage-weißen Japan-Jazzmaster hat mich motiviert, mich noch einmal neu an meine selbstgebaute Jazzmaster zu machen, die in der letzten Zeit etwas vernachlässigt wurde.

Und dieses Mal will ich es richtig machen :)

Ausgangspunkt
Vor ca. 2 Jahren habe ich mit einem Bausatz von ML-Factory meine erste eigene Gitarre zusammengebaut, dabei viel gelernt, auch einiges, was ich beim nächsten Mal anders machen will.
Mittlerweile bin ich verschiedenen Details nicht mehr so zufrieden und habe im Laufe der Zeit allmählich eine genaue Vorstellung davon bekommen, was ich anders machen werde.
Die Ausgangsgitarre findet ihr https://www.musiker-board.de/modifi...s-ml-factory-im-selbstbau-40.html#post4487443.

Hier noch mal zwei Bilder
Songmaster_070220101.jpg Songmaster_070220102.jpg

Was mich schon die ganze Zeit genervt hat, war das obere Horn, das ja nun mal gar nichts mit einer Jazzmaster zu tun hat. Das muss also geändert werden.
Außerdem ist mir die Farbkombination nun doch etwas zu viel des Guten :)
Weiterhin möchte ich einen wirklichen Jazzmaster-Sound haben, und zwar einen ganz bestimmten, dazu gleich mehr.
Und zu guter Letzt habe ich doch so meine Probleme mit der Bespielbarkeit, was nach genauer Untersuchung (auch vom Fachmann) an der qualitativ nur moderaten Bundierung und den billigen Bundstäbchen liegt.

Was also will ich alles tun:


Ziele

Ich möchte eine Jazzmaster, die aussieht wie die Elvis Costello Jazzmaster - meine Lieblingsfarbkombination.
Klingen soll sie wie die 59er Jazzmaster von Nels Cline (Wilco).
Außerdem werde ich den qualitativ guten Hals weiter verwenden, jedoch neu bundieren. Vor diesem Punkt habe ich derzeit noch den größten respekt, da ich noch nicht weiß, welche Hürden schon beim Lösen der alten Bundstäbchen lauern.
Außerdem will ich die Anschlussbuchse ins Pickguard verlegen, so wie es sich für eine richtige Jazzmaster gehört und wie es mir optisch und praktisch auch sehr gefällt.
Das hat unheimlich Stil, den (gewinkelten) Klinkenstecker an der Decke der Gitarre einzustecken. Verstehe gar nicht, warum das nicht alle Gitarren so haben.
Dazu muss ich jedenfalls das alte Loch an der Unterseite der Gitarre verschliessen. Im Moment bin ich mir noch nicht sicher, ob ich dazu ein passendes Stück Rundholz erstelle oder einfach mit Holzkit zu schmiere. Letzteres scheint mir bei der Größe der Öffnung aber nicht die beste Lösung zu sein.
Sollte ich am Ende noch Muse und vor allem Geld über haben - wenn alles andere top geworden ist - denke ich darüber nach, mir noch eine Mastery - Bridge zu bestellen. Aber das ist im Moment erstmal sehr weit weg.
Ich muss mich nur dran erinnern, dass ich rechtzeitig vor dem Finish noch mal prüfe, wie die Maße der Mastery sind. Nicht, dass ich nach dem Finish noch mal rein reißen muß.

Hier mal drei Bilder, die mir als optische Vorlage dienen.

Jazzy_Vorlage1.jpgJazzy_Vorlage2.jpgJazzy_Vorlage3.jpg

Gleich gehts weiter mit der Bestandsaufnahme....
 
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Bestandsaufnahme

Dazu auch ein paar Bilder von den Teilen, die mehr oder weniger jetzt übrig sein werden.

Zunächst einmal die Pickups
Jazzy_progress4.jpg

Das sind nicht die von ML-Factory, sondern P90er von Rockinger. Sehr schöne und gut klingende Teile, das Stück kostet neu 70€. Ich werde sie nicht mehr benötigen (da eine Jazzmaster ja nun mal Jazzmaster-Pickups hat) und werde sie demnächst hier im Flohmarkt einstellen. Wer Interesse hat, wie gesagt richtig gut klingende P90er, ich habe im Moment nur keine Verwendung dafür.
Das Pickguard auf dem Bild und alle Potis fliegen ebenfalls raus.
Die Potis sind Billigstware, nicht weiter erwähnenswert.
Das Pickguard taugt nicht viel, da löst sich schon die obere "Tortoise"-Schicht. Weg damit. Die Farbe ist eh etwas speziell und für mich auf Dauer nicht wirklich schön.

Der Hals und die Bundierung wird meine größte Herausforderung.

Jazzy_progress5.jpg

Die Tuner werde ich behalten. Mag zwar sein, dass diese Locking-Tuner mit ihren langen Schäften etwas unpassend auf der Jazzmaster wirken, hier jedoch setze ich entgegen meiner sonstigen Gewohnheit ganz klar Komfort und Funktionalität vor Optik :)
Und die sind wirklich gut und laufen butterweich mit einem wertigen Widerstand. Sind natürlich auch nachgekauft und nicht die originalen von ML-Factory. Müssten Gotoh sein, weiss ich im Moment aber nicht genau, müsste ich nachschauen.

Sonstige Teile, Vintage-Tremolo (ja, ich weiss - eigentlich Vibrato)

Jazzy_progress6.jpg

Das Vibrato ist ein Originales von Fender, habe ich damals für gutes Geld aus den Staaten kommen lassen. Arbeitet prima, bleibt natürlich. Die restlichen Kleinteile sind allesamt in Ordnung und tun ihr Ding, deshalb gibts momentan keinen Grund, was zu ändern.

Doch, einen neuen Sattel brauche ich wohl noch. Ich hätte gern einen aus Knochen, aber da scheut es mich, die relativ teure Anschaffung der Sattelfeilen zu tätigen. Hat jemand eine Idee, wo man schon vorgeschlitzte Knochensattel her bekommen kann?

Bestellt
habe ich auch schon ein paar wesentlich Teile:

Pickups
Nach endlosen Vergleichen von Soundbeispielen habe ich mich für die "einzig wahren" Jazzmaster-Pickups entscheiden, die Seymour Duncan Antiquity I. Waren in Deutschland irgendwie nicht aufzutreiben und innerhalb der EU nur zu Mondpreisen, also habe ich sie in den Staaten geordert, nebst den entsprechenden vintage white PU-Kappen.
Zusätzlich habe ich noch Potiknöpfe in der selben Farbe und einen 18x12" Tortoise-Rohling für das Pickguard bestellt. Damit dürften die teuersten Sachen auch soweit erledigt sein.

Was ich später noch brauche, ist Nitro-Klarlack. Den werde ich als Spraydosen von Kwasny (Auto-K Felgenspray) bestellen, wenns soweit ist.

Für die Grundfärbung des Holzes habe ich 2 Tüten Beize gekauft, Farbe "Nussbaum mittel", ich hoffe, das kommt der Vorlage am nächsten.

So, nun kommen aber erstmal die harten Sachen....
alten Body abschleifen.

Das obere Horn habe ich in Ermangelung einer Oberfräse (um deren Anschaffung ich mich noch immer drücke) mit einer beherzten Stichsäge-Aktion vorgeformt und in schweisstreibender Arbeit mit einer kombinierten Raspelfeile in Form gebracht.
und jetzt heisst es erst einmal

Schleifen, Schleifen, Schleifen ...

Ich benutze dazu Schleifpapier mit 40er, 50er und 100er Körnung. 80er wäre wahrscheinlich ideal, ist in meiner grossen Kiste aber momentan nicht vorrätig.
Ich melde mich dann wieder, wenn der Body frei von jeglichem Grün ist :))

Jazzy_progress1.jpg
Jazzy_progress9.jpg
 
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Hi Falcone!

Das wird sicher ein interessantes Projekt...abonnier ich hiermit mal.

Die Costello JM ist auch für mich eine der schönsten und ich bin schon gespannt, wie nahe du dem Original kommst.
Das obere Korpushorn hast du ja schon mal sehr gut hinbekommen...

Viel Erfolg und ich hoffe auf viele Bilder!

Cheers,
Boogie
 
Hi Falcone,
Mit der Bundierung von Hälsen habe ich inzwischen eine Menge Erfahrung. Ich hatte meine Gitarrenbau-Erfahrungen auch mit einem J-Model der gleichen Quelle erweitert (Du magst Dich erinnern!). Du kannst mir gerne eine PM schicken, so dass wir das Thema einmal am Telefon besprechen können.

/Bernd
 
Danke Bernd für das Angebot, PN ist unterwegs. Hier wird es wieder Neuigkeiten geben, wenn ich das Holz wieder blank habe. Kann also ein paar Tage dauern, da ich nicht jeden Abend Zeit zum werkeln habe.
Jetzt erstmal zur Probe....

Bis denn :)
Falcone
 
So allmählich ist Land sprich Holz in Sicht.
Puhh, wenn ich geahnt hätte, was das Rausschleifen der alten Beizschichten für ein Horror ist....ich bin mir nicht sicher, ob ich es dann so euphorisch begonnen hätte. Schleife jetzt seit ca. 10 Stunden per Hand und immer noch sind verfl... grüne Maserungen da :(
Bin zwar noch nie einen Marathon gelaufen, aber so in etwa stell ich mir das vor. Ein steter Wechsel zwischen Verzweiflung und Zuversicht.
Aber noch geb ich mich nicht geschlagen :)
 
Braver Bub!

:great: Bernd
 
Hey Bernd,

danke für die Tipps zur Bundierung. Gut zu wissen, dass da jemand ist, an den man sich zur Not wenden kann.

War neugierig und habe mal die ersten paar Bundstäbchen mit 2 Stechbeiteln entfernt. Ging viel leichter als ich dachte, für mein Gefühl etwas zu leicht.
Bilder folgen die Tage.

Ein Bundschlitz ist deutlich breiter als die anderen. Der Fakt, dass gerade dieses Bundstäbchen schwerer raus ging, legt nahe, dass es eingeklebt wurde.
Sieht ein bisschen nach Pfusch aus. Ich hoffe, ich bekomme dort den neuen Bund wieder fest. Wahrscheinlich muss ich da auch kleben. Es scheint sogar einer der Problembünde beim Bespielen gewesen zu sein.
 
Ich hab letztens zwei Sättel, davon einen sogar für eine 12-Saitige selber gekerbt: mit einem Laubsägenblatt, Schlüsselfeilen und Nagelfeile. Beim ersten mal eher als Experiment aus der Not, das hat aber so gut geklappt, das ich es dann bei der 12-String gleich nochmal so gemacht habe. Du bist ja glaube ich auch im OSG-Forum, wie du dir das alles anzeichnest, wie tief und wohin die Kerben kommen weißt du bestimmt aus einem dieser Build-Threads da. Coole Aktion, obwohl ich das Grün schon damals im ML-Factory-Thread extrem cool fand, aber wohl eher mit einem weißen oder schwarzen Pickguard ;-)
 
Danke :)
Ah ja, das OSG- Forum, prima Idee!
Hatte ich gar nicht mehr auf dem Schirm.
 
So, in der Zwischenzeit hat sich einiges getan.
Nach diversen Schleifsessions, mit denen ich niemanden langweilen will, hat der Korpus zu 98% seine jungfräuliche rohe Holzoberfläche wieder. Ein paar letzte grüne Fasern schleife ich noch weg oder lass evtl. einen Hauch in der Maserung übrig. Das weniger aus dem Grund, dass mein Bedarf an Schleifarbeiten erstmal erschöpft ist, sondern eher aus der Spekulation darauf, dass die zarten verbliebenen grünlichen Fasern dem künftigen Walnuss-Beizton ein wenig mehr Tiefe geben. Ich muss aber erst mal noch an einem Probestück testen, ob das funktioniert.

Für die Rundungen habe ich mir mal etwas beholfen (den Rest habe ich ohnehin per Hand geschliffen). Ein ausgedienter Ikea-Tritthocker leistet mir mit seinen vielen verschiedenen Flächen übrigens ausgezeichnete Hilfe als mobile Werkbank oder hier mal als Maschinen"ständer" :)

Schleifhilfe.jpg
 
Alte Bünde runter

So, nachdem ich jetzt erstmal genug Schleifstaub aufgewirbelt habe, gehts zur Abwechslung mal an den Hals und den Bünden an den Kragen.
Zunächst müssen erstmal die alten Drähte runter.
Ich verwende dazu zwei Stemmeisen, die scharf angeschliffen sind.

Bünde_runter1.jpg
Bünde_runter2.jpg

Vorsichtig vom Rand anfangen und die Bünde raushebeln. Das geht relativ einfach. Man muss nur aufpassen, dass man die Stemmeisen nicht verkantet, wie mir hier und da mal passiert ist, was das Griffbrett sofort mit entsprechenden Macken quittiert.

Das fertige Griffbrett sieht dann so aus, ganz lässt sich auf die Art ein gewisses Aussplittern der Bundschlitze leider nicht vermeiden.

Bünde_runter3.jpg

Das die Bundschlitze etwas ausgefressen aussehen, ist natürlich nicht schön, jedoch einfach zu beheben:
Etwas Sekunderkleber (den flüssigen - kein Gel) auf die schlimmsten Stellen tropfen, einen Schleifklotz mit 150er Schleifpapier bespannen und das Griffrett leicht anschleifen. Der dabei entstehende Schleifstaub wird am Klebstoff gebunden und verschliesst so auf natürliche Art und Weise die gröbsten Stellen. Ist ganz easy und sieht danach so aus, wie es soll.

Für mich als Fazit für ein nächstes Mal: Wenn wieder mit Stemmeisen, dann muss ich ein schmaleres als das 10mm nehmen (das andere ist 6mm breit und soweit okay). 10mm sind doch etwas zu breit, um gefahrlos und ohne Verkantung anzusetzen.
 
Neue Bünde drauf

Zunächst habe ich mir erst einmal folgende Sachen besorgt:

- Vintage Bunddraht von Rockinger
- die "geile Feile" (Bundfeile) ebenfalls von Rockinger
- einen rückschlagfreien Gummihammer von Black&Decker
- einen Kraft-Saitenschneider
- eine gerade Flachfeile

Nun gings los....

Bünde_drauf1.jpg

Zunächst mal den Bunddraht in annähernd passende Stücke schneiden. Der Saitenschneider tut sein Ding, geht relativ leicht zu schneiden.
Dann ran an den ersten Bund (EFFFFFFF - tönt es in meinen Ohren).
Das war bis jetzt das spannendste an der ganzen Aktion.
Wie wird sich der Bunddraht einpassen lassen? Wie viel Kraft wird nötig sein? Wird er beim Einhämmern wie eine Wippe hin und her wippen?

Also den Bunddraht in den Schlitz gelegt, vorsichtig außen angeklopft. Sieht gut aus. Andere Seite außen angeklopft. Ebenfalls gut. Jetzt zur Mitte hin arbeiten.
Geht wunderbar. Eigentlich total einfach, hatte mir das deutlich schwieriger vorgestellt! Mit ein paar sanften Schlägen an die richtigen Stellen sitzt der Bund da wo er soll und ist - fest.

Bünde_drauf2.jpg

In weniger als einer Stunde habe ich alle Bunddrähte an ihren Plätzen. Den Wippeffekt hatte ich 3 oder 4mal, ist aber überhaupt kein Problem, wenn man immer schön mit Gefühl von außen nach innen arbeitet/klopft.

Bünde_drauf3.jpg

Jetzt noch die überstehenden Bundenden so nah am Griffbrett abknapsen wie möglich.
Dann hat man ein rohes, frisch bundiertes Griffbrett.

Als nächsten Schritt habe ich die Bünde an den Außenkanten bis auf Griffbrett-Niveau abgefeilt und dabei versucht, schon mal einen 60° Winkel mit zu feilen.
Dabei passierte es mir leider hier und da, dass ich die Griffbrettkante doch etwas mit zu viel Schmackes erwischt habe. Da sind jetzt ein paar unschöne Macken drin.
Morgen will ich Feinbearbeitung machen, mal sehen, ob ich da noch was rausholen kann :gruebel:

Bünde_drauf4.jpg

Abschließend für heute habe ich die neuen Bünde noch abgerichtet. Dabei bin ich dem Tip von Bernd gefolgt (Danke nochmal :great: ) und habe jeden einzelnen Bunddraht mit wasserfestem Filzstift bemalt.
Eine Gehrungslade mit 250er Schleifpapier diente mir als Abricht-Klotz.
Jetzt habe ich vom ersten Bund begonnen, mich mit sanften Schleifbewegungen bis hoch zum letzten Bund zu arbeiten. Dabei immer wieder kontrollieren, ob der Filzstift auf allen Bünden gleichmäßig abgeschliffen wurde.
Das ging eigentlich sehr schnell. Für mein Gefühl etwas zu schnell. Nur auf den oberen Bünden musste ich etwas länger schleifen, bis auch dort der Filzstift gleichmäßig abgeschliffen war.
Nun sind manche Bünde etwas flacher als die anderen, da eben etwas mehr abgeschliffen wurde. Da kommt dann die Rockinger-Bundfeile zum Einsatz, um den Bünden ihr Profil wiederzugeben.

Noch eine Frage an Bernd oder wer damit sonst schon mehr Erfahrung hat: Ist das normal, dass man beim Abrichten relativ wenig abschleifen muss?

So, für heute solls erst mal gut sein. Morgen gehts dann an die Feinarbeit des Halses, der Bünde. Eventuell mit einem ersten Test mit Saiten drauf....

Gute Nacht
Frank
 
Hallo Frank,
wenn das Griffbrett schon vorher schön gerade war und Du die Bünde gleichmäßig eingeklopft hast, ist es eher ein Zeichen von guter Arbeit, wenn Du wenig abschleifen musst.
Hast Du mit einem guten Lineal überprüft, ob die Bünde jetzt gleiche Höhe haben?
Wenn Du nur wenig abschleifen musstest, kannst Du Dir die Bundfeile sparen (die macht gerne mal Rattermarken): Ein fingerdickes und ca. 5 mal 10 breites Stück festen Schaumstoff (oder so was ähnliches) nehmen, feines Schmirpelpapier (320er oder höher) drumlegen und - in Längsrichtung des Griffbretts - so lange über Bünde schlabbern, bis die Kanten rund sind.
Viel Erfolg
Uwe.s.
 
Genau! Je ebener die Griffbrettoberfläche ist und je gleichmäßiger die Bunddrähte sitzen, umso weniger gibt es hinterher abzurichten. Wir Uwe schon sagte, brauchst Du bei nur geringem Anschliff nichts nachzurunden.
Wie bist Du mit den Bunddraht-Kanten zurechgekommen? Diese müssen ja mit einer feinen Feile sorgsam verrundet werden; besonders die scharfkantigen Ecken. Das ist mühsam, aber mehr als lohnend. Dabei die Feinenkante ohne Hieb immer zum Griffbrett hin, damit Du dieses nicht auch noch anfeilst.
Ab dem 12. Bund kannst Du ruhig ein wenig mehr abrichten, da dass diese Bündstäbe ein paar tausendstel tiefer kommen als der vordere Rest. Das tut der Sauberkeit des Klangs in den hohen Lagen einen guten Dienst.

Gruss,
Bernd

PS: Zu den Pickups
Ich habe mir für meine Fender Jazzmaster (MIJ 1985) originale Jazzmaster-Pickups aus den USA kommen lassen (dort sehr günstig zu bekommen!) und statt der Japanischen PUs eingesetzt. Ein Unterschied wie Tag und Nacht! Die Japaner machen die Wicklung nicht so flach, wie die Amis, womit der Sound viel näher an die Strat-SCs kommt. Der schöne Jazzmaster-Sound geht dabei natürlich flöten. Deshalb lieber gleich originale Pickups kaufen und den Sound genießen.
 
Zuletzt bearbeitet:
Hallo Leute,

danke füf die klärenden Worte. Da hab ich wohl sorgfältiger gearbeitet, als ich es mir fürs erste Mal zugetraut hätte. Gut zu wissen.
Das Lineal sagte, alles wunderbar plan @Uwe. Ein bisschen Abrichten konnte ich mir dennoch nicht verkneifen, weil ich dachte, das muss so :)
Alles in allem weitaus unspektakulärer als ich vorher befürchtete. Ohne jetzt natürlich die Arbeit der Profis geringschätzen zu wollen.

Die Bunddraht-Kanten waren dagegen etwas aufwändiger und schwieriger hinzukriegen.
Ich bin da mit einer Feile vorgegangen, habe aber - wohl aufgrund der fortgeschrittenen Stunde - etwas unkonzentriert und schwungvoll gearbeitet und mir die eine oder andere Macke in die Griffbrett-Kante gemacht. Nicht sehr schön aber halt ein kosmetischer Mangel. Man sollte aufhören, wenn man nicht mehr 100%ig konzentriert ist, aber beflügelt durch das reibungslose Neubundieren habe ich diese Kurve diesmal nicht gekriegt. Naja, Lehrgeld...

Die Bundkanten sind jetzt alle frei von scharfen Kanten. Was ich auf jeden Fall noch machen werde, ist ein kleiner Radius entlang der Rundungen, damit sich das Ganze noch glatter anfühlt. Da habe ich bei meiner Ibanez AS 103 ein Musterbeispiel, wie toll sich Bundenden anfühlen können. Keine Ahnung, wie die das machen, muss maschinell sein. So unglaublich sauber habe ich das weder bei Gibsons noch bei irgendwelchen Fender-Modellen gesehen.

Zu den Pickups:
Da ich wie gesagt Wert auf originalen Jazzmaster-Klang lege (und damit meine ich die Modelle bis 1959), gab es für mich nur eine einzige Option: Seymour Duncan Antiquity for Jazzmasters I.
Ich habe lange geforscht und verglichen, auch Jazzmaster-Modelle aus den 60ern klingen schon wieder anders.
Nun hoffe ich, dass die Antis genau das halten, was ich bei anderen Jazzmasters gehört habe, die damit bestückt sind. Da dürften die AVRIs nicht ran kommen (ohne mein Wertesystem als allgemeingültig zu verkünden ;) ). Mal schauen. Meine liegen derzeit wohl irgendwo beim Zoll, hoffe, die kriegen das in absehbarer Zeit mal gebacken.

Mittlerweile bin ich dabei, das erste Mal einen (Knochen) Sattel selbst zu machen. Auch spannend, bis jetzt läufts gut :)

@Bernd
Den Tip mit den oberen Bünden werde ich mir noch aufsparen, bis ich einen ersten Bespielbarkeitstest mache. Das kann eine gute Idee sein, gerade da oben neigt es doch schnell zun Schnarren.

Viele Grüsse
Frank
 
toller thread! bin schon sehr gespannt wies weitergeht und wie die jazzy am ende aussehen wird. danke jedenfalls für die interessanten beiträge :)
 
Danke für den Zuspruch :)

Ich habe natürlich schon weiter gewerkelt, Sattel ist fertig. Hat richtig Spass gemacht und ist auch ohne Spezialfeilen/-sägen sehr gut geworden *freu*

Ein erster Trockentest mit den neuen Bunden und dem neuen Sattel war auch sehr euphorisierend :)
Es fasst sich prima an und spielt sich auch so. Angenehm fest und irgendwie deutlich action-reicher als vorher, als sich das Spiel irgendwie "schwammig" und billig anfühlte.

Zeit, voran zu gehen.
Das Pickguard ist fertig ausgesägt und die Kanten angeschrägt, alles per Hand versteht sich (und so natürlich auch nicht 100%ig perfekt, aber sehr zufrieden stellend).
Die Bohrungen für die Bridge habe ich fertig.
Als nächstes kommen die Aussparungen für die Pickups dran.
Und da brauche ich mal Hilfe in Form eines gescheiten Tipps:

Wie bekomme ich die exakte Position der Pickuprahmen auf das Pickguard projiziert? Irgendwie habe ich da keinen vertrauenswürdigen Lösungsansatz gefunden bisher.

Wer kann helfen?
 
So, Pickguard fertig. War ein bisschen wie Blindflug, da ich mich nicht auf die Jazzmaster-Original-Schablone verlassen konnte (war mir aber vorher klar).
Dazu sind die Bodys von ML-Factory einfach zu verschieden geformt und gefräst im Vergleich zu den originalen Jazzmaster-Bodys.

Das hat auch leider zur Folge, dass die Potis etwas unkonventionell sehr nah am Pickguard-Rand angebracht werden mussten. Stört mich aber nicht.
Die Klinkenbuchse sitzt nun standesgemäß auf der Decke.
So, da die vorbereitenden Arbeiten erledigt sind, wollte ich natürlich erst einmal das gute Stück zusammen bauen und mal hören, wie sie klingt.
Ganz besonders gespannt war ich auf meine Pickups, die Antiquity I.

Bereits trocken angespielt, fällt mir auf, dass die Gitarre viel definierter klingt als vorher. Und es entwickeln sich speziell auf der D und G-Saite sehr schön und lange klingende Obertöne. Woran das liegt und woher die plötzlich kommen, kann ich nur mutmaßen. Denke, es ist vor allem der neue Sattel.
Insgesamt fühlt sich die Gitarre beim spielen straffer und kompakter an als vorher.

So, nun aber ran an den kleinen Röhrenheini...

Und was soll ich sagen, WOW!
Das ist es! So muss (m)eine Jazzmaster klingen. Ich liebe es. So ein unglaublicher Sound, vor allem in Mittel- und Halsstellung.
Ich bin mehr als zufrieden und froh, mit den Pickups die absolut richtige Wahl getroffen zu haben. Ich denke, mit diesen Pickups ist für mich die Frage nach den optimalen Jazzmaster-PU's ein für allemal Geschichte.

Mal schauen, vielleicht nehm' ich morgen mal bisschen was auf, falls hier Interesse besteht.

Was nun noch zu tun ist, vor dem Finish:

Den Toneregler habe ich wohl völlig verschaltet, der hat im Moment null Wirkung.
Die Saitenlage muss noch ein wenig runter, da geht aber noch was. Wobei ich es nicht übertreiben werde, ultraflache Lage brauche ich nicht. Mein Motto: je flacher die Saiten desto dünner der Klang. Also heisst es, ein gutes Mittelding zu finden.
Der Bridge-Tonabnehmer muss noch ein wenig höher, da er etwas leiser ist.
Die Sattelkerbe der G-Saite muss noch ein wenig tiefer gefeilt werden, da die Oktavreinheit nicht ganz gegeben ist.

So, und dann wird erstmal Pause gemacht und Kraft für den letzten Akt gesammelt, das Finish. Besseres Wetter ist ja in Aussicht, so dass ich bald draußen lackieren kann.
 
Bilder?

Okay, habe gerade ein paar Minuten Zeit und stelle mal wieder ein paar Bilder vom Fortschritt ein. Sind teilweise nicht mehr ganz aktuell, sondern so im Laufe der Zeit geschossen.

Hier seht ihr den Knochensattel-Rohling (bestellt bei Rockinger).

Sattel roh.jpg

Die Grobbearbeitung habe ich mit feiner Säge und Feile vorgenommen, um den viel zu großen Rohling auf Arbeitsgröße zu bekommen.
Dann solang mit 120er Sandpapier und Feile zu Leibe gerückt, bis das Rohteil straff in die Sattelnut gepasst hat.
Links und rechts einen halben Millimeter überstehen lassen und dann ging es an die knifflige Sache:

Wie bekomme ich ohne spezielles Werkzeug die Saitenkerben in den Sattel, ohne ihn zu versauen?
Gar nicht so schlimm. Ich habe dafür für die Grobschlitzung ein sehr feines Sägeblatt genommen.
Erster Anhaltspunkt für die Tiefe war ein knapper Millimeter über der Höhe des ersten Bundes. Das kann man während der Bearbeitung gut prüfen, indem man das Sägeblatt mit der flachen Seite auf dem 3.Bund auflegt und den Zwischenraum zwischen Sägeblatt und Oberkante des 1. Bundstäbchens misst.
Vor dem Schlitzen muss man natürlich noch die genaue Position der Saitenschlitze ausmessen.
Dazu habe ich mich nach dem Workshop http://www.rockinger.com/index.php?page=ROC_Workshop_Sattel gerichtet.

St.jpg

Die Feinbearbeitung habe ich dann bei aufgezogenen Saiten vorgenommen, wobei ich noch etwas zu zaghaft war. Da muss ich noch mal ran. Habe mir für diesen Zweck extra ein Fühl-Lehre bei amazon bestellt.
Die nötigen Anregungen dazu habe ich aus dem sehr liebevoll und fachmännig geschriebenen Buch:

guitar_repair.jpg

Erhältlich hier http://www.amazon.de/Guitar-Player-Repair-Dan-Erlewine/dp/0879309210/ref=sr_1_1?s=books-intl-de&ie=UTF8&qid=1332962118&sr=1-1

Das kann ich jedem interessierten Gitarren-Bastler nur wärmstens ans Herz legen, es ist zwar originalsprachlich und man muss manchmal die Maße in unsere metrischen Maße umrechnen, aber es ist gut verständlich und mit vielen Geschichten aus der Praxis untermalt.
 

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