Reparatur AKG D12

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DelayAndReverb
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Moin zusammen,

vor ein paar Tagen bekam ich ein sehr altes, aber noch sehr gut erhaltenes AKG D12 in die Hände. Anders als die bisherig begutachteten Kandidaten, ist jenes das erste AKG D12 mit einem Metallrahmen, ohne Plastikteile und eine verhältnismäßig niedrige 4-stellige Seriennummer.

IMG_5261.jpeg


Leider, so stelle sich im Nachgang heraus, hatte dieses Exemplar einen staken Abfall im Tiefbass, wie die zwei Duzend bereits gesichteten AKG D12 auch.

Hat jemand Erfahrungen, Vorschläge und Adresse, wo man solche Schätzchen reparieren lassen kann? Bereits gefunden habe ich Adressen, die das AKG D12 vollständig modifizieren, sodass mE nichts vom alten Charme übrig bleibt. Gerade das möchte ich nicht!


Viele Grüße
DnR
 
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Man könnte ja mal den Hersteller kontaktieren...
 
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Hab ich schon mal wegen meinem D12 probiert. Die, die sich damit ausgekannt haben wurden von Harmann/Samsung/Whoever „freigestellt“. Selbst damals (ich wollte das Gehäuse sanieren, der Inhalt selbst ist ok, gabs keine Ersatzteile mehr.
 
Die alten Leuts von AKG sind jetzt in Rente oder bei Austrian Audio.
 
Naja ein paar hat es zu Lewitt und mikme verschlagen;-)
 
Ich versuche mal mein Glück bei den bisher genannten Adressen. Bei AKG habe ich am wenigsten Hoffnung, weshalb ich auch den Thread startete. Immer wieder wird im Netz im Zeitraum bis ca. 2010 bzgl. Herstellerrestauration Herr Karl Peschel erwähnt, aber gleichsam auch, dass AKG selbst wohl doch keinen Support mehr für Restaurationen anbietet. Hinzu kommt die Ersatzteilproblematik.

Drefahlaudio fand ich auch, jedoch erschließt sich mir aus der Webseite, dass das D12 zu einem +48V Kondensator Mikrofon ummodifiziert wird. Das würde ich nur sehr zähneknirschend hinnehmen wollen.

Prinzipiell würde ich mir zutrauen das Mikrofon zu demontieren. Fraglich ist jedoch, wo die Ursache des Bassabfalls zu lokalisieren wäre. Nur eine Verschmutzungen der Membran? Defekt an der Basskammer? Die Internetfundstellen sind sich mE recht uneins.
 
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Wieso bei AKG die wenigsten Hoffnungen?
Ich hatte vor kurzem einen defekten K240 Kopfbügel (Halter gebrochen) - ich hab nach einer Email ohne weiteren Schriftverkehr einen neuen geschickt bekommen.....
 
Der komplette Ersatz eines Produkts aus dem aktuellen Sortiment ist auch schon was anderes als die Restauration/Reparatur eines so alten Schinkens, das kann man wohl nicht vergleichen. Und was Reparatur-Services angeht, sieht's wohl aktuell schlecht aus.
 
Hast mal überlegt Thomann anzuschreiben? Da sitzen ein paar versierte Bastler die zumindest früher nur alten scheiss repartiert haben
 
Esla ist ein Spezialist für Tauchspulenmi kros.
 
Prinzipiell würde ich mir zutrauen das Mikrofon zu demontieren. Fraglich ist jedoch, wo die Ursache des Bassabfalls zu lokalisieren wäre.
bei gearslutz wird eine Verschiebung der Spule als häufige Ursache für abfallende Bass Wiedergabe erwähnt...
 
Ein bisschen Zeit ist vergangen. Nach reichlicher Überlegung habe ich mich doch dagegen entschieden, das Mikrofon selbst auseinander zu bauen. Ich hatte fast alle Quellen kontaktiert, die hier genannt wurden und bin über Umwege fündig geworden. Das Mikrofon ging heute auf seine Reise zum Service. ;-)

To be continued, sonst bleibt es ja nicht spannend.
 
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Gut zu hören, daß du Hilfe gefunden hast. Es gibt in Italien, England und in (klar!) Wien noch Leute, die sich damit auskennen. Und selber zerlegen für das Problem scheidet bei einem heiklen Mikrofontyp wie dem D12 kategorisch aus. Die Kapsel ist sehr aufwendig gefertig und wer sich das zutraut sollte vorher eine Zeitlang Bomben entschärfen, das hat einen ähnlichen Level an gefährlicher Frickelei. Unnötigerweise möchte ich noch hinzufügen, daß meiner Meinung nach etwa 90% aller übrigen AKG D12 beschädigt oder nahe am Schrott sind. Ich hatte Dutzende in den Händen, falls wer fragt. Wer auf Nummer sicher gehen will, kauft die Studioversionen der D12 Familie (z.B. das D20). Die hatten selektierte Kapseln und sind zeitlebens (weil horrende teuer in neu) in Studios gewesen, dh. nicht grob behandelt oder feucht gelagert. Und ja, die klingen tatsächlich ne Ecke besser. Das sag ich deshalb, weil unter zwanzig D12 etwa eines dabei war, das vergleichbar mit nem D20 klang. Der Haken ist nur, ein D12 bekommst du relativ günstig für so 350-400 Euro (nie kaufen ohne es selbst vorher zu hören/checken!) und ein D20 gern mal das doppelte. WENN ihr wo eins auftreibt. Aber andererseits bin ich der Meinung, daß sich super Platten aufnehmen lasse, ohne daß man ein D12 hat. Wer die soften Höhen möchte, nimmt ein Audix D1 und stellt es off-axis zur Schallquelle, voilá. Wer die puffigen, soften Bässe haben will ist gearscht, die kann nur das D12. Aber braucht heutzutage noch wer wollige, weige, flauschige Bässe?
 
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Moin zusammen,

frisch aus der Post konnte ich mein D 12 endlich in den Händen halten.

Aber alles der Reihe nach:

Ich hatte ein halbes Duzend Firmen kontaktiert, darunter unter anderem Drehfahl, Grosser, Audio Pro, Tervala und AKG selbst. Alle meldeten sich, jedoch aber entweder mit Absage oder aber mit nahezu gleichen Kostenvoranschlägen.

Eine Adresse wollte ich dann doch noch probieren:

Die alten Leuts von AKG sind jetzt in Rente oder bei Austrian Audio.

Ich kontaktierte Austrian Audio und erhielt ziemlich schnell eine Mail von Michael Amon. Er ist autorisierter Servicepartner von Austrian Audio. Bevor sein Weg zu Austrian Audio führte, war er 28 Jahre lang Servicetechniker bei AKG und machte sich nach der Schließung der Serviceabteilung mit seiner eigenen Firma Mikrofonservice.at selbstständig. Auch wenn Mikrofone von AKG nach wie vor seinen Arbeitstisch füllen, repariert er auch andere Fabrikate und Modelle. Ausnahmen sind Bändchenmikrofone und das AKG D 19, aufgrund seiner hauchdünnen und abrissfreudigen Membrandrähten.

Ich entschied mich für die Reparatur durch Michael Amon, nicht zuletzt, da seine Facebookseite regelmäßig AKG D 12, sowie ähnliche Modelle (bautypisch ähnliche Echolette, AKG D 12 E, etc.) auf dem Reparaturtisch zeigte. Das war für mich sehr überzeugend!

Nach ein paar Mails bezüglich der Fehlerbeschreibung, dem Kostenvoranschlag und der Historie des Mikrofons ging das D 12 am 25. Oktober auf die Reise in sein Herstellungsland: Die Justage der Kapsel, sowie ein Kabelaustausch war vorzunehmen. Eigentlich wollte ich das Sommer Cable Carbocab 225 dafür nutzen, jedoch musste das Mikrofon noch zwingend vor meinem Urlaubsantritt in die Post und meine Meterware Carbocab war verbraucht. Ich hatte noch ein Reststück Sommer Cable SC-Albedo MK II, weshalb ich dieses Kabel mit ins Paket legte. Mit Grün kann ich leben und die Qualität des Kabels sprechen für sich.

Währenddessen verfolgte ich aus dem Urlaub die von Michael Amon regelmäßig bespielte Facebookseite und fand dort Bilder meines Mikrofons, die ich nach Absprache mit ihm hier verwenden darf.

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Nach meinem Urlaub bekam ich die Nachricht, dass die Kapsel nicht so justierbar ist, dass der Frequenzgang des D 12 wirklich gegeben war. Manchmal hat man eben Pech, oder Glück, oder aber Michael Amon. Er bat mir an, ein komplettes Innenleben eines D 12 aus seinem Bestand als Austausch zu bekommen. Gerade hier hat sich für mich die Entscheidung, das Mikrofon in seine Hände zu geben, rentiert. Wer weiß, was andere Firmen dort gemacht oder verbaut hätten.

Allerdings muss man sagen, dass aufgrund der damit verbundenen Mehrarbeit natürlich der Kostenvoranschlag nicht eingehalten werden konnte. Ich werde hier aufgrund der Komplexität dieser Reparatur keine Preise nennen, gleichwohl aber, dass ich für diesen Preis ein deutlich höheres Risiko hätte eingehen müssen, wenn ich ein AKG D 12 einfach bei Ebay Kleinanzeigen gekauft hätte - und ich hätte auch darüberhinaus deutlich mehr bezahlt. Zumal die Geschichte hinter meinem D 12 so absurd ist, dass mir das eh keiner glaubt: Wer geht schon zum Friseur und nach erfolgreicher Einigung, dass in absolut makellosem Zustand befindliche D 12 aus der dortigen Deko zu befreien, mit selbigem wieder nach Hause? Eben! Daher nahm ich dies in Kauf, denn ich wollte unbedingt das D 12 in absoluter Reinform, keine phantomgespeißte Kondensatormikrofon-Kapsel oder andere Kompromisse.

Nach erfolgter Vorkasse ging das Mikrofon gut verpackt auf die Reise und nach wenigen Tagen konnte ich das Paket öffnen.

IMG_5658.jpg


Enthalten war mein restauriertes und tadellos funktionierendes AKG D 12. Der erste Test an meiner Sonor SQ2 Maple Vintage 22x20 Bassdrum begeisterte mich absolut. Bisher verwende ich ein sehr modernes klingendes Sennheiser E 902. Das D 12 klingt wahnsinnig gut, auch im Vergleich zu den vielen anderen, die ich schon in der Hand hatte.

Klanglich hat das D 12 mit dem AKG D 112 nichts gemein. Insgesamt ist es angenehm knackig, sehr kompakt und erstmal sehr aufgeräumt. Es ist nicht so aggressiv attacklastig wie sein Nachfolger D 112. Mit dem EQ kommt man sehr schnell zum Ergebnis, die Bassdrum sehr schiebend und trotzdem präzise zu gestalten. Sehr angenehm ist dabei, dass das D 12 immer die Wärme und Weichzeichnung behält, die ich bei anderen "Oldschool-Bassdrum-Mics" so vermisse. Ein wirklich sensationelles Mikrofon mit absolut soften und weichen Bässen. Mir gefällts, @Frans13 !

Seit einiger Zeit habe ich auch zwei Bändchen, die nun zusammen mit dem D 12 mein Vintage-Setup für Schlagzeuge älteren Semesters oder deren Sound-a-like vervollständigen. Gerade an weniger modern klingenden Sets, wie ein Slingerland mit damals üblicher kurzer Bassdrum oder Jazzkisten, wird dieses Mikrofon aus Erfahrung hervorragend klingen.

Ich bedanke mich daher bei @Astronautenkost und allen anderen Threadteilnehmern, die mir in diesen Thread Tipps und Anlaufstellen genannt haben. Klasse, dieses Forum! Ohne Euch wäre das Mikro nur in der Dekovitrine gelandet.

Besonderer Dank gilt Michael Amon, der wirklich klasse Arbeit geleistet hat! Das Mikro ist ein absoluter Traum. Die ca. 40 Euro für den Hin- und Rückversand werden sich auch in Zukunft lohnen, wenn ich ein Vintageschätzchen zur Reparatur schicke. Ich kann Michael Amon nur empfehlen! Wer also Vintageschätzchen wie das D 12 und andere zu Hause hat, die Service benötigen - egal ob das Innenleben oder das Gehäuse Zuwendung braucht (@Mfk0815) - und nicht in der Vitrine versauern sollen, dem sei folgende Kontaktmöglichkeit gegeben:

https://www.facebook.com/Mikrofonservice/
https://www.mikrofonservice.at
 
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Danke für den Bericht und den Kontakt. Ich werde mich definitiv bei dem Kollegen melden. Neben meinem D12 habe ich auch ein C414 aus den frühen ‘70 das etwas Obsorge vertragen könnte.
 

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