Russell / Schillinger

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polyfox
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hallo,
Auf der Suche nach neuen musiktheoretischen Ansätzen bin ich auf
Konzepte wie "tonal gravity" (Lydian Chromatic Concept) und das
Schillinger System gestoßen.
Es gibt zwar von beiden Bücher,welche aber exorbitant teuer sind.
Ein interessantes Forum zum LCC (http://www.lydianchromaticconcept.com)
habe ich gefunden, aber um wirklich Nutzen daraus ziehen zu können,
fehlt mir doch einiges an Basiswissen über das System selbst.
Ich wäre euch sehr dankbar,wenn ihr mir Resourcen (Bücher,Links) zu
LCC/Schillinger nennen könnt.
 
Eigenschaft
 
Hm. Man denkt daran im Zeitalter der Unterhaltungselektronik selten, aber vielleicht steht ja eines dieser ... Bücher ... in einer Bibliothek? ;)

Wenn nicht in einer normalen (zB Universitäts-)Bibliothek, dann vielleicht mal bei einer Musikhochschule gucken. Die haben das bestimmt.
 
danke erst mal für den Tip.
Hab ich auch schon gedacht, bin aber kein Student.:(
Ich hab mal gehört man hat zwar Zugang zu einigen Bereichen,
aber kann nichts ausleihen - nur vor Ort lesen?
 
hallo,
Auf der Suche nach neuen musiktheoretischen Ansätzen bin ich auf
Konzepte wie "tonal gravity" (Lydian Chromatic Concept) und das
Schillinger System gestoßen.

Schillinger ist sehr trockene Kost. Ich habe mich mal vor einiger Zeit etwas mit "The Schillinger System Of Musical Composition Volume 1 & 2" beschäftigt. Der erste Band allein umfasst schon 878 Seiten!

Hier daraus ein Beispiel ->

Mod-Anmerkung; Kopierte Buchseite aus urheberrechtlichen Gründen gelöscht,
Das Zitatrecht dürfte hier überschritten sein.
Weitere Info

Sein mathematisch analytischen Vorgehen die Musik zu verstehen ist sehr beeindruckend. Gershwin studierte ja bei ihm und mit der Gründung des Berklee College of Music soll er ja auch etwas zu tun gehabt haben.
Aber man muss sich durch diesen Text erst einmal durchbeissen. Hausmannskost ist das keine!

Das Buch war extrem teuer.

Auch das LCC ist mitlerweilen sehr teuer geworden. Zu meiner Schulzeit kostete das so um die 25$. Jetzt kostet es gerade mal 100$ mehr. :-(
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
Hallo CUDO II,
hmmm, der Auszug ist schon recht heftig,
ich hab von ihm mal was Interessantes das generieren rhythmischen Strukturen
gelesen (link hab ich leider nicht mehr), aber das was du mir da zeigst ist schon
sehr abstrakt.
Ich hab jetzt noch das hier gefunden:
http://januszpodrazik.com/downloads/Schillinger.pdf. Mal sehen wie weit ich da komme.


btw: bei amzon.de kostet das LCC-Buch 3000.-€(!) und bei amazon.com 450 USD ???
Schillinger kostet auch weit über 300€. Soll das alles geheim bleiben? Wer kauft den so was?
 
cool! - danke für den Link CUDO II :great:
Da hab ich erstmal was zu beißen!
 
Zu Schillinger: Einige Foreneinträge [edit: aus anderen Foren, nicht von hier) und Texte aus der Internetseite der Schillinger Society legen den Verdacht nahe, dass hier mit zweifelhaften Mitteln viel aufgebauscht wird, vermutlich um Kohle zu machen. Das ist in diesem Ausmaß unüblich in Musiktheorieliteratur. Deshalb ist erhöhte Vorsicht geboten: Guck Dir die Sachen erst irgendwo an, bevor Du Geld ausgibst!
Zumal ich andere Bücher mit anscheinend prinzipell gleichem Inhalt gesehen habe (algorhythmische Komposition), die aber weder so dick, noch so teuer waren. Also nochmal: Vorsicht!

edit: Ok, das FAQ von http://www.lydianchromaticconcept.com/faq.html ist fachlich ziemlich peinlich, ungebildet und teils einfach falsch.
 
Zuletzt bearbeitet:
Zu Schillinger: Einige Foreneinträge [edit: aus anderen Foren, nicht von hier) und Texte aus der Internetseite der Schillinger Society legen den Verdacht nahe, dass hier mit zweifelhaften Mitteln viel aufgebauscht wird, vermutlich um Kohle zu machen. Das ist in diesem Ausmaß unüblich in Musiktheorieliteratur. Deshalb ist erhöhte Vorsicht geboten: Guck Dir die Sachen erst irgendwo an, bevor Du Geld ausgibst!
Zumal ich andere Bücher mit anscheinend prinzipell gleichem Inhalt gesehen habe (algorhythmische Komposition), die aber weder so dick, noch so teuer waren. Also nochmal: Vorsicht!

edit: Ok, das FAQ von http://www.lydianchromaticconcept.com/faq.html ist fachlich ziemlich peinlich, ungebildet und teils einfach falsch.

Kannst Du Deine Behauptungen mit Fallbeispielen (Textzitate) belegen?
 
Die Spekulationen:
- Aus den Foreneinträgen (Links sind hier soweit ich weiß nicht erlaubt, oder?) kommt heraus, dass um die Kompositionstheorie auffällig viel Nebel gemacht wird, obwohl die Aufgabe von Didaktikliteratur ja die Gegenteilige ist.
- Ein Schüler eines Schillinger-Schülers lobt die Rhythmus-Theorie und tadelt die Kompositionstheorie.
- Innerhalb eines überwiegenden Neutral- bis Contra-Schillinger-Forumsdiskurses gibt es einen Beitrag, der offensichtlich gekauft wurde, weil er so unglaublich viel lobt und sich einfach wie ein typischer Endorsement-Werbetext liest. (Sowas ist schon ein hartes Stück. Hierzulande wäre das der Exitus für einen Theoretiker.)
- Der Absatz "Why the Schillinger Society?" auf der entsprechenden Seite ist ein Werbetext mit kommerziellen Zielen.
- Aus dem FAQ des "Lydian[...].com" wird aus den vielen Allgemeinplätzen deutlich, dass v.a. interessierte Laien angesprochen werden.
- Eine Theorie, die alles zu umfassen versucht, kann kaum gelingen, darin ist sich die deutsche Musiktheorie momentan einig.

Die Fakten:
- Absatz 2 des FAQ: Den objektivistischen Ansatz fast zeitgleich (etwas früher) v.a. Hindemith mit seiner "Unterweisung im Tonsatz" verfolgt. Sowas muss dort angeführt werden.
- Absatz 3: Über die Gravitation in der Musik hat Ernst Kurth ca. 50 Jahre vor Schillinger endlos viel geschrieben. So viel, dass Kurth praktisch synonym zur Gravitation in der Musik ist. Von "unlike any other theory..." kann also nicht die Rede sein.
- Ich würde mal behaupten, dass Kurth jedem Absolventen eines Theoriestudiums bekannt sein dürfte. Deshalb wundert mich diese falsche Angabe (+ Plagiat) zusätzlich. Entweder ist der Autor uninformiert, oder er möchte Schillinger unrechtmäßig hoch loben. Durch den Geniekult der um ihn gemacht wird würde ich v.a. auf letzteres tippen.
- Absatz 4: "Every tone within Western music's equal tempered tuning relates to every other tone by either being close to - or distant from - the center of gravity, which is the tonic (or "DO";) of the Lydian Scale." Das "Center of gravity" ist in keiner gängigen Temperatur Grundton der lydischen Skala, schon gar nicht in der "equal tempered". Das Gravitationszentrum ist entweder die ionische Tonika, oder es gibt kein punktuelles, weil der Tonraum nach unten offen ist. Ansonsten könnte man noch die akustische Skala ins Boot holen.
- Absatz 5: Quinten werden in der pythagoräischen Stimmung gestapelt, nämlich mit den weißen Tasten. Die beiden miteinander konkurrierenden Grundtöne bzw. "most vertically unified harmonic order" sind dann C-Dur mit C als diatonischer Grundton und D-Dorisch mit D als pythagoräischer Grundton in der Mitte der Quintstapelung. Das ist historisch eindeutig belegbar und wurde von Komponisten gezielt ausgespielt. Auch das wird nicht im FAQ erwähnt.
- Absatz 6: "The Major Scale is known as a diatonic (meaning: two tonic) scale" Falsche und uninformierte Herleitung des Begriffs: Diatonik bedeutet "durch Töne oder durch Ganztöne gehend". Evtl. kann man noch "zwei Halbtöne" als Bedeutung anführen. Auf keinen Fall zwei Grundtöne.
- Absatz 9: "Its contribution is relevant in all stylistic genres of music and from all time periods"Die Theorie ist so unhistorisch wie kaum eine andere.

Usw. Das ist jetzt mehr geworden, als ich dachte. Ich will damit den Russel oder Schillinger nicht schlecht machen, evtl. sind die Bücher ja trotzdem gut. Und auch fachlich schlechte Bücher können sehr anregend sein, insb. wenn sie eine alternative Herangehensweise an Tonorganisation bieten. Trotzdem habe ich noch nie so ein uninformiertes und unwissenschaftliches (obwohl versucht wird, Wissenschaftlichkeit vorzugaukeln) Vorwort/FAQ gelesen.
Alle Stichpunkte zusammen ergeben ein ziemlich negatives Bild. Stellt euch mal vor, das Arnold Schönberg-Center würde so schreiben.
 
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ok, danke nochmal an alle für die doch
recht differenzierten Antworten.:hat:

auf Russell kam ich durch Forumsbeiträge bei aaj.
Die Grundidee der lydischen Tonika hat ja schon
ihren Reiz.
Der Hinweis auf die historischen Skalen ist interessant.
Mir ist auch schon aufgefallen, das sich an "d" die Abfolge
der Ganz- und Halbtonschritte spiegeln. Aber Danke für die
Warnung bzgl. der Bücher. Stimmt schon, mein musiktheoretischer
Hintergrund ist eher dünn. Harmonische Zusammenhänge auf der
Gitarre erschließen sich mir hauptsächlich weil sie aufgrund der
Stimmung und der x/y-Darstellung gut sichtbar sind.(z.B. beim
Tritonusintervall, an dem sich vertikal die dur- und mollstufen und
diagonal bzw. horizontal die Halbtöne spiegeln.(c/f#= lydisch,
h/f=ionisch, b/e=mixo usw)). Allg. sind Intervalle gut darstellbar und
geeignet auch funktionsharmonische Strukturen zu interpretieren.
Da wirkt so ein einfaches, kongruentes, auf Quinten basierend System
wie LCC eben attraktiv. Naja, soviel Geld ausgeben werde ich erstmal
nicht. Letztendlich entscheidet auch Ohr und Handwerk und nicht
Theorie.
Mich würde mal interessieren was Mozart über Musiktheorie wusste...
 
Mich würde mal interessieren was Mozart über Musiktheorie wusste...

Darüber ist wenig bekannt und er konnte natürlich nicht Schillingers System oder Riemanns Funktionstheorie kennen.

Man kann aber annehmen, daß er Menge über die Musiktheorie seiner Zeit wußte. Sein Vater Leopold, der ein bekanntes Lehrbuch über das Violinspiel schrieb, unterrichtete in früh und W.A.Mozart selbst unterrichtete später ebenfalls. Zum Beispiel seinen Schüler Thomas Attwood

Thema: Generalbass. Mozart stellte eine Reihe von Aufgaben (siehe hier), die Attwood lösen musste. Es existiert auch eine "Kurzgefasste Generalbaß-Schule", bei der W.A.Mozart als Autor angegeben ist (hier drin blättern).

Musiktheorie kann durch Begriffe und Systeme sicherlich das Komponieren erleichtern und auch das Heraushören, das sich bei Mozart auf ungewöhnlich hohem Niveau befand:

In Rom gelang ihm, nachdem er nur ein oder zwei Mal dem neunstimmigen Miserere von Gregorio Allegri zugehört hatte, das Grundgerüst dieser vom Vatikan streng geheim gehaltenen Partitur aus dem Gedächtnis fehlerfrei niederzuschreiben.
Quelle: http://de.wikipedia.org/wiki/Wolfga..._und_die_Italienreise_.281766.E2.80.931771.29
Viele Grüße
Klaus
 
Derjayger,

ich denke es ist im Grunde unwichtig was Leute über Bücher schreiben. Allein wichtig ist was in den Büchern drin steht und das wiederum kann man nur wissen wenn man sie auch wirklich gelesen hat.
Die Bücher Schillingers und Russells hatten sehr viel Einfluss auf stilbildende Musiker, was man von vielen anderen musiktheoretischen Büchern nicht unbedingt sagen kann.

Über die Verkaufsstratgien einiger Herrschaften kann man allerdings geteilter Meinung sein.
 
Habe den ersten Band in der Bibliothek quergelesen. Mein bisheriger Eindruck hat sich bestätigt.
 

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