Sind wir Gitarristen naiv?

  • Ersteller crazy-iwan
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Ich sehe um mich herum (ganz allgemein) in erster Linie ziemlich kritiklose Technologie-Begeisterung und -Gläubigkeit.

Es muss halt immer weiter gehen.

Es sind eben viele Dinge machbar, die zwar sinnfrei sind, aber an den Mann gebracht werden wollen.

Ja genau, weil es aber auch nix wirkliches neues gibt. Vielleicht mal ein so ein Kemper-Dingens oder sowas, aber da muss man eben drauf stehen. Das machen

da ist nur neu dran, daß es so viele Möglichkeiten von althergebrachtem bietet, in einer Kiste versammelt. Bei Instrumenten ist es halt so, das es Geige, Klavier,
Blasinstrumente usw. seit Jahrhunderten gibt, da verspürt niemand das Bedürfnis, was großartig dran zu ändern. So sind halt E-Gitarre, Effekte und Verstärker eben auch eine Einheit, die was bestimmtes abbilden. Man kann hier und da was modifizieren, aber das macht kein anderes Instrument (bzw. eine andere Einheit)daraus:rolleyes:.

Das allermeiste, was wir kaufen (bzw. was uns verkauft wird), brauchen wir nicht ernsthaft.

Eine (E-)Gitarre ist halt eine (E-)Gitarre:).
 
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So sind halt E-Gitarre, Effekte und Verstärker eben auch eine Einheit, die was bestimmtes abbilden. Man kann hier und da was modifizieren, aber das macht kein anderes Instrument (bzw. eine andere Einheit)daraus
Stimmt soweit. Ich hab neulich auch beim Rummsurfen auf Youtube ein interessantes Video gesehen. Ich glaub es war der Gitarrist von System of a Down, der erzählt von den 80ern oder so. Damals gabs ja nur 3 Effekte und man nahm was da war bzw was es gard in dem Laden gab, wo man seine Saiten kaufte-mehr gabs ja eh nicht und bestellen irgendwo ? Nä, wie denn..... Heute wird man erschlagen von der Auswahl, wovon allerdings nicht wirklich viel innovativ ist, sondern zum x-ten mal kopiert. Ist schon was dran.
 
Und klar, ich brauch wieder das neueste digitale Effektgerät für meine neue Gitarre. Oder nicht? Ich mach bei dem ganze Scheiß nicht mehr mit! Ich steige aus, ich mache einen auf Retro. Schließlich gibt es da auch genug Produkte zu kaufen…

… sie haben uns am Arsch!

Rant beendet. :evil:

Ja,egal ob Du dein Geld für teures Retro oder teures Digitalgerät ausgibt:evil:
wenn Du dir ne billige Harley kaufst und schön übst kannst du dem Konsumwahn vielleicht entkommen:cool:
 
Hmm...ob man dem Konsumwahn entkommt??? Weiß nicht, gerade bei Effektgeräten ist es ja nicht so das die Urgesteine da nicht auch neugierig waren. Ich denk da gerade an Hendrix, so wie ich das in der Sonderausgabe der G&B (war's glaub) gelesen habe wurde da schon ein nicht ganz geringer Aufwand betrieben um den Sound zu bekommen den man sich vorstellt. Damals wurde an den Kisten herumgebastel heute wird ein anderes gekauft,zum einen weil nicht jeder selber Hand anlegen kann/will und zum anderen bekommt man Effektgeräte halt kaum noch los wenn man selber dran herumfingert (irgendwie verständlich).
Ich denke in vielen Fällen ist es auch die Neugier die einen treibt etwas neues zu kaufen und man tut es weil man es a) kann und b) es das Zeug gibt.
Ich glaube nicht das es irgendwas geben wird was wirklich neu ist. Im Bereich "Verbindung zu PC/Handy usw." evtl. aber das sind für mich alles Spielereien,bei denen man halt das gleich macht wie am Amp,Pedal nur halt auf nem Telefon.
Das letzte was für mich neu war, sind diese NuTube geschichten...aber auch da ist es ja irgendwie der Weg das Altbekannte mit neuen Mitteln zu realisieren.
 
Ich denke in vielen Fällen ist es auch die Neugier die einen treibt etwas neues zu kaufen und man tut es weil man es a) kann und b) es das Zeug gibt.

Aber wer probiert denn die wirklich neuen Sachen tatsächlich aus? Z.B. die neuen Plasma Pedale, oder die Teile, die mit einem Ring gesteuert wurden (sorry, Namen gerade nicht parat), etc. Statt dessen kauft man den 1.172sten Clone des TS, der eine exakte Boutique-Replika des Originals ist, und hofft auf was Wunder für einen anderen Sound, der aber gleichzeitig möglichst original sein muss. Neue Delays können heute zwar was Gott was, wichtig ist aber nur die originalgetreue Replikation des Band-Echos. So gesehen wäre "naiv" noch die nette Umschreibung... :ugly:
 
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Ich sehe um mich herum (ganz allgemein) in erster Linie ziemlich kritiklose Technologie-Begeisterung und -Gläubigkeit.

Es muss halt immer weiter gehen. Das Neue muss dem Alten überlegen sein. Sonst müsste es ja niemand kaufen ...

Warum sage ich das?

Weil ich ehrlich gesagt das Festhalten der rückständigen, unbelehrbaren Gitarristenwelt als einiges der wenigen, für meinen Geschmack eben lobenswerten Beispiele ansehe, wo viele eben nicht anfällig dafür sind, dass das Rad immer wieder neu erfunden werden muss sondern einfach an etwas festhalten, was sich bewährt hat...


Ich wollt das schon vor Wochen hier reinschreiben, ich mach da nicht mit.
Ich bin sicher kein Öko-Nazi, aber ich sehe keinen Sinn darin funtionierende Sachen
auszusortieren damit ich einer von denen sein kann die den neusten Scheiß spielen.

Ich hab das schon vor 12 Jahren nicht verstanden als die Boogies, Diezels und und und
in den Kleinanzeigenmarkt wanderten weil man ja unbedingt ein Axe-Fx spielen muss.

Und dann war das Standard nicht mehr gut genug und wurde gegen ein Ultra getauscht,
dann gegen das IIer oder den Kemper und der Amp1 mit Nanocab ist doch der "Bringer" :ugly:

Fast alles was ich spiele stammt aus den 90ern, oder wenn nach der Jahrtausendwende
gekauft, zumindest Entwicklungstechnisch aus den Neunzigern.

Es gibt für mich kein pro zur Ressourcenverschwendung unseres Planeten -
... außer natürlich das Argument "Geil, ich war damals dabei als es den neusten heißen Scheiß gab!" :weird: :confused::nix:
 
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Neu muss ja nicht zwingend bedeuten das es neuste Effekte sind...manchmal hat man halt einfach eine gewisse Vorstellung die man mit dem was da ist evtl. nicht hinbekommt.
Das da die Erwartungen und Wünsche da etwas auseinander gehen ist klar....der U2 fan hat mit Sicherheit andere Soundvorstellungen als der AC/DC Fan. usw.
Manchmal kauft man auch was in einer gewissen Erwartung und stellt dann fest das es eben dieser doch nicht gerecht wird oder man mit der Bedienung nicht so ganz zufrieden ist.
Einfach Beispiel jemand würde gern ein Wah haben, Musik mag derjenige von Hendrix bis Metallica eigentlich alles. Also kauft er sich erstmal ein klassisches VOX.
Dann stellt er fest das es auch welche gibt die sich beim Aufsetzen des Fußen aktivieren, könnte ne super Sache sein -> also wird eins gekauft und das andere verkauft.
Nach einigem hin und her ist derjenige doch nicht so recht zufrieden, weil es halt irgendwie anders klingt und geht wieder auf die Suche...und sucht nach einem was evtl. auch etwas vielseitiger ist. Und stößt nach etwas Suchen auf auf ein VOX Big Bad Wah.
Soweit alles supi. aber das dass Pedal keine Status LED nervt mit der Zeit und nachdem dann live zum 3. mal das Wah an war obwohl es aus sein sollte und alles komisch klang sich die Bandkollegen darüber aufgeregt haben wird eben auch das wieder verkauft und wieder was neues gesucht.
Das nächste passt dann wie Arsch auf Eimer....aber um an das Ergebnis zu kommen wurden am Ende 4 Pedale gekauft. Wenn der fiktive Gitarrist zwischendurch evtl. noch in einer Metallica Coverband gespielt hätte wäre womöglich noch ein KH Signatur Wah dazu gekommen.
Das alles geht weil es angeboten wird...ein J.H. hätte das bestimmt auch genutzt...ging aber nicht, also wurde herumexperimentiert.
ch wollt das schon vor Wochen hier reinschreiben, ich mach da nicht mit.
Ich bin sicher kein Öko-Nazi, aber ich sehe keinen Sinn darin funtionierende Sachen
auszusortieren damit ich einer von denen sein kann die den neusten Scheiß spielen.
Das ist ja nochmal ein ganz anderer Punkt...daher finde ich irgendwie den Gebrauchtmarkt sehr interessant.

Aber auch das ist recht individuell, wer schon 30 jahre spielt und für seine Musik eher eine überschaubare Anzahl an Effelten braucht hat sich schon vor 20 Jahren sein Zeug zusammengesucht und nutzt das heute noch.
Andere fangen erst langsam an und müssen halt auch ihren Weg gehen. Wieder andere wollen eben keine 25kg Tops plus Boxen mehr schleppen (oder können es nicht) und suchen dafür Alternativen aber halt ohne dabei zu große Abstriche beim Klang machen zu müssen.
Da sind Helix,Kemper usw. natürlich eine Option,die aber auch nicht jedem liegt.
 
Naja, gab schon paar mehr:rolleyes:.
War ja auch eher mit einem Zwinkern gemeint :) Ich kann nur von mir sprechen, ich bin eher minimalistisch unterwegs. Das heißt, nur so viel ich brauche, so wenige Knöppe wie möglich, einfach austauschbar, nix programmieren usw. Da aber jeder andere Interessen hat, ist der Markt überschwemmt. Auch mit 453409 Strat-Modellen usw., brauchen tut die keiner, ist aber eben so. Und 3453094 Hersteller bauen dann eben alles nochmal...Und jeder kann alles haben und bestellen. So ändert sich die Zeit und der Markt passt sich eben an. Gewinnmaximierung vs Sinn und Verstand. Ich bin da nicht unbefleckt, keine Frage. Ist ja schön einfach. (Exkurs: Warum bieten sonst z.b. Wursthersteller vegetarische "Alternativen" an ? ? Genau, weil sie die Vegetarier so lieb haben :) )
 
Ich bin sicher kein Öko-Nazi (...)
Klingt glaubhaft ;-)

Ich hab das schon vor 12 Jahren nicht verstanden als die Boogies, Diezels und und und
in den Kleinanzeigenmarkt wanderten weil man ja unbedingt ein Axe-Fx spielen muss.

Jein. Es gibt schon Zielgruppen, bei denen ich den Bedarf nachvollziehen kann: Vielseitigkeit mit möglichst wenig Equipment (Top 40, Homerecording) oder einfach "nur", einen Eindruck von den Originalen zu bekommen, die man sich in der Summe nicht leisten könnte.

Was mir bei der Lobhudelei über AxeFx/Kemper gerne zu kurz kommt (obwohl wir diue Diskussion bestimmt schon 8.000x hatten): Primär geht es nicht darum, etwas Neues damit zu erschaffen, sondern etwas Altbekanntes Analoges digital nachzubilden.

Und wenn der Zweck eines solchen Geräts ist, etwas nachzubilden, kann es logischerweise maximal so gut sein, wie das Original, aber eben nicht besser.


Ich denke, den Unterschied macht aktuell vor allem (nur noch) die Bedienung: Der eine taucht gerne in Menüs ab, der andere will an Knöpfen drehen.

Für mich sind analoge Bedienoberflächen unschlagbar, weil sie einen unmittelbaren, intuitiven Zugriff erlauben. Ich habe mich vor Jahren mal intensiv mit einem HD 500 X auseinandergesetzt und mir macht das "tweaken" auch Spaß, Ergebnis war aber, das ich 80% der Zeit "programmiere" und 20% der Zeit Gitarre Spiele. Jetzt bin ich wieder analog unterwegs und schraube 5% der Zeit am Sound und Spiele 95%.

Aber das ist halt eine Typenfrage. Ich kann durchaus auch den "Kick" nachvollziehen, nach stundenlangem Geschraube den erhofften (Original-)Sound von Album x nachgebildet (hier haben wir's wieder ...) zu haben.

Davon abgesehen meine ich: Wir kennen einfach schon alle möglichen Gitarrensounds. Seit den 80ern entdecke ich wenig neues. Das dem Gitarristen zur Verfügung stehende "Vokabular" hat sich seitdem weder spiel- noch soundtechnisch wirklich erweitert. Finde ich aber auch nicht schlimm.

Es gibt für mich kein pro zur Ressourcenverschwendung unseres Planeten [/QUOTE]
Darüber darf man in der Tat mal nachdenken ...

Ich halte mich off- wie online auf dem Laufenden, was es Neues gibt, kaufe aber möglichst gebraucht. Da profitiert man halt von denjenigen, die immer alles "jungfräulich"/das Neueste haben wollen, um es dann nach einiger Zeit mehr oder weniger unbenutzt abzustoßen ... (Gilt übrigens nicht nur für Gitarren sondern alle möglichen Alltagsgegenstände.)
 
Vor nicht allzu langer Zeit, als ich noch in der Ausbildung zum Elektroniker war, habe ich mit einem Berufsschulkameraden überlegt, ob wir nicht wassergekühlte Effektgeräte oder mühselig ausgemessene Kondensatoren auf den Markt bringen sollen. Ich bin nach wie vor davon überzeugt, dass da mit dem richtigen Marketing gutes Geld drin steckt.
Da gießt Gibson einen 0,20€ Kondensator in alten Kunststoff ein damit es aussieht wie früher und die Leute sehen ein, dass dieser besondere Sound schon mal Geld wert ist, für das man auch nen vernünftigen PU kaufen könnte. :eek:

Das Prinzip Schlangenöl sieht man eigentlich überall, besonders bei Musikern und ganz besonders bei Gitarristen, den Eindruck habe ich tatsächlich auch.
Ob man da jetzt lachen oder weinen soll, weiß ich nicht so ganz.:confused:
 
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apropo schlangenöl....mit meinen neuen M-steel saiten, hat ACDC noch nie so geil auf meiner gitarre geklungen :)
 
Ergebnis war aber, das ich 80% der Zeit "programmiere" und 20% der Zeit Gitarre Spiele. Jetzt bin ich wieder analog unterwegs und schraube 5% der Zeit am Sound und Spiele 95%.

Aber das ist halt eine Typenfrage.

In der Tat eine Typenfrage. Ich habe mir BIAS FX zwar nicht in erster Linie angeschafft um möglichst viele zur Perfektion polierte Sounds raus zu kitzeln, aber ich könnte. Letzten Endes spiele ich meistens nicht mal mit einem Sound den ich selbst gemacht habe, weil ich eben einen besseren in der Tone Cloud gefunden hab. Wieso da jetzt bei 3kHz noch 0,03dB weg nehmen, wenn man im Mix (ob jetzt live oder im Homestudio) eh nix mehr davon hört?
Da spiel ich lieber mit dem Sound der reicht als mit dem, der perfekt ist. Aber der Sound kommt wahrscheinlich von jemandem, der mehr Zeit in's Sound Design gesteckt hat, als ich. Danke Fremder! :whistle:
Und das hat mich 150€ gekostet, die die selben Resourcen verkaufen, wie bei dem Typen, der sich nach mir die Lizenz gekauft hat. ;)
 
Da gießt Gibson einen 0,20€ Kondensator in alten Kunststoff ein damit es aussieht wie früher und die Leute sehen ein, dass dieser besondere Sound schon mal Geld wert ist, für das man auch nen vernünftigen PU kaufen könnte
Das sind u.a. solche Dinge, die ich nie verstehen werde. Wenn die Gitarre klingt, mir gefällt und gut in der Hand liegt, ist mir egal was drin oder dran ist. Von mir aus auch Schrauben von 1920 oder PU´s aus Hartkäse.
 
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oder PU´s aus Hartkäse.
Die gehen dann wieder nur für Hard Rock....willste Kuschelrock spielen brauchste welche aus Weichkäse.....und die Gitarre dann ja nicht in der Sonne liegen lassen.....dann zieht sich das Solo so ewig.
Ich halte mich off- wie online auf dem Laufenden, was es Neues gibt, kaufe aber möglichst gebraucht. Da profitiert man halt von denjenigen, die immer alles "jungfräulich"/das Neueste haben wollen, um
Man profitiert nicht nur von ihnen,man ist in gewissem Maße auf sie angewiesen. Daher sollte man sich manchmal fragen ob man diejenigen dafür"verurteilen" sollte.
Denn auch wenn man gebracht kauft....man ist ja trotzdem auf der Suche nach etwas anderem /besserem /leichterem usw.
 
Ich hab das schon vor 12 Jahren nicht verstanden als die Boogies, Diezels und und und
in den Kleinanzeigenmarkt wanderten weil man ja unbedingt ein Axe-Fx spielen muss.
So ähnlich war es noch früher, 90er. Damals wollte keiner mehr Rörenamps spielen, so hat ein bekannter nen 70er Jahre Princeton für paar hundert mark erstanden. Schade, das ich damals noch nicht so drin war in dem Thema. Aber vermutlich hätte ich auch keinen Röhrenamp gespielt, weil ich gerade am Anfangs stand. Hauptsache verzerrt und keine Ahnung von nix.
 
War ja auch eher mit einem Zwinkern gemeint :)

yo,yo. Aber irgendwie stimmt das schon mit den 3 Effekten. Ich spiel ja schon seit Anfang der siebziger Gitarre, alles was ich hatte, war, "eine" Gitarre, ein Flanger, später stattdessen ein Chorus, ein MXR-Distortion , ein Wahwah und Anfangs ein Vox AC 30. Gitarren haben gewechselt, später kam eine zweite dazu. Heute ein Marshall-Combo "DSL-irgendwas". Ein anderes Overdrive und von Zoom ein Multieffektteil (MS-100BT). Ach ja, noch ein Reverbteil von Boss. Mehr brauch ich eigentlich nicht. Alles andere, was so gibt, ist schön zum experimentieren, da schlägt dann meine "Naivität" durch:redface:.

Von mir aus auch Schrauben von 1920 oder PU´s aus Hartkäse.

mein rudimentäres Wissen über derlei Dinge stammt eigentlich hauptsächlich jetzt erst aus dem "MB". Um gut Musik zu machen, brauche ich dieses Wissen eigentlich nicht:).

solong
Micky
 
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Konsumwahn, ja sicher, die Welt hat garantiert auf die 999igste Tubescreamerkopie gewartet.
Ehrlich gesagt verwundert mich das, früher war die Auswahl an Saiten, Amps und Effektgeräten stark begrenzt. Heute herrscht, wenn man Geld hat, völliger Überfluss und scheinbar eine enorme Vielfalt. Nur hören kann man die leider nicht wirklich.
Entweder die ganze Show ist eine große Fakegeschichte (Tubescreamerkopien sind da nur das bekannteste Beispiel) oder "neue Gitarrensounds" sind dann doch vor allem altbacken, weil es Hörer und Musiker so wollen. Vermutlich trifft beides zu, nur wofür braucht man diesen aufgeblasenen Markt? Um die Kunden zu verwirren und zu beschäftigen, damit Wettbewerb dafür sorgt, dass sich das "Beste" durchsetzt oder, heute ein großer Verdachtspunkt, nur um die Wirtschaft am laufen zu halten?

Ich glaube auch nicht, dass es in den 80ern noch keinen Versandhandel für Musikequipment gab, trotzdem kam man damals deutlich schwerer an irgendwas heran, bestellt wurde oft nur per Brief, die Bestellliste war eine Fotokopie. Die Masse kaufte beim Händler vor Ort, der hatte neben 2-3 E-Klampfen noch 20 Akustiks und vor allem Blockflöten im Angebot.
 
Was mir bei der Lobhudelei über AxeFx/Kemper gerne zu kurz kommt (obwohl wir diue Diskussion bestimmt schon 8.000x hatten): Primär geht es nicht darum, etwas Neues damit zu erschaffen, sondern etwas Altbekanntes Analoges digital nachzubilden. Und wenn der Zweck eines solchen Geräts ist, etwas nachzubilden, kann es logischerweise maximal so gut sein, wie das Original, aber eben nicht besser.

Das ist ein Denkfehler, der in diesen Diskussionen immer und immer wieder gemacht wird. Also, reden wir mal übers Primäre, und ich versuche mich mal in folgender Definition:

Es geht bei diesen Geräten primär darum, den Sound eines "altbekannten Analogen" in Kontexten bzw. unter Umständen verfügbar zu machen, wo das "Original" entweder gar nicht oder nur unter Schwierigkeiten bzw. der Inkaufnahme anderer Nachteile verfügbar gemacht werden kann.

Verabschiede dich also von dem Gedanken, der einzige Sinn eines Modellers bestünde in der Erzeugung einer wie auch immer gearteten Kopie. Der zentrale Punkt, auf den es ankommt, liegt stattdessen da, wo es um die Frage geht, was ich mit dieser Kopie so alles machen kann und wie leicht oder schwierig das ist. Und da gibt es natürlich genügend Situationen, wo der Modeller die bessere Wahl ist - und das hat mit "Lobhudelei" überhaupt nichts zu tun.
 
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Zum Teil reden wir aneinander vorbei, bzw. widersprechen uns gar nicht, siehe hier:

(...) ich versuche mich mal in folgender Definition:Es geht bei diesen Geräten primär darum, den Sound eines "altbekannten Analogen" in Kontexten bzw. unter Umständen verfügbar zu machen, wo das "Original" entweder gar nicht oder nur unter Schwierigkeiten bzw. der Inkaufnahme anderer Nachteile verfügbar gemacht werden kann.

Dass Modelling enorme Vorteile bzgl. des Handlings bietet, bestreite ich ja gar nicht, bediene mich ihrer ja selbst, z.B. in Form meines heißgeliebten Yamaha THR 100 X. Da passt Deine Definition sehr gut:

Der kleine THR ermöglicht mir, den Sound und das Spielgefühl eines (verschiedener!) Metal-Stacks in Zimmerlautstärke auf dem Sofa zu genießen. Das ginge mit einem 100-Watt-Röhren-Top + 4x12 in der Tat kaum ohne "Schwierigkeiten bzw. der Inkaufnahme anderer Nachteile". ;-) Und deswegen liebe ich meinen THR, dem Modelling sei Dank! Hätte es sowas doch schon 20 Jahre früher gegeben... Ich hätte wohl erheblich mehr geübt ...

Dennoch bleibe ich dabei: Das "Originäre" eines THR (AxeFx, Helix, Kemper etc.) liegt doch nicht darin, dem Gitarristen einen eigenen, neuen Sound anzubieten - der das Potential hat, ein eigener "Trademark"-Sound zu werden, sondern es geht darum, bereits bekannte/beliebte/gefragte Sounds nachzubilden. Dass so ein Gerät in der Lage ist, eben nicht nur nur 7-8 (THR), sondern nahezu alle (AxeFx) gängigen Röhren*-Amps nachzubilden, ändert an dieser Feststellung erstmal nichts.

Unstrittig für mich auch: Die nahezu unbegrenzte Verfügbarkeit einer Palette unterschiedlichster Sounds kann natürlich sehr kreativitätsfördernd sein, was das eigene Spiel angeht. Oder dass man überhaupt zur Gitarre greift. Um eben dem Sound der "Helden" nachzueifern.

Ich bleibe aber dabei: Diese Vorteile sind "lediglich" die Vorteile, die die Digitalisierung auch in anderen Bereichen ermöglicht hat (Umwandlung analoger/physischer Gegenstände/Prozesse in digitale Daten und damit einfache Reproduktion und Vervielfältigung ersterer).

Die Tatsache, dass man "Sgt. Peppers Lonely Hearts Club Band" heutzutage auch streamen kann und ein Knopfdruck (oder eine Wischgeste ...) reicht, anstatt mühsam eine LP aus der Hülle zu nehmen und aufzulegen, rührt für mein Verständnis aber nicht an der Qualität des Ursprungswerks... Ich weiß nicht, ob man meinem Gedanken an der Stelle folgen kann: Ein Fernseher bleibt ein Fernseher, egal ob mit Bildröhre und 576 Zeilen oder LCD mit 4K. Ein Tablet dagegen ist etwas Neues. Hat auch einen Bildschirm, kann aber eben noch ganz andere Dinge als ein Fernseher. Ein Modeller ist demnach für mich nichts anderes, als ein digitales Gerät, dass (übertragen) von Grundig über Normende bis Telefunken die Bilder aller bekannten 576-Zeilen-Röhren-TV nachbilden kann. Es beschränkt sich also auf etwas Altbekanntes, obwohl doch die Technik erwarten ließe, dass etwas bahnbrechendes Neues entstehen könnte? oder nicht?

Insofern fände ich es eher spannend, wann mal wieder ein Gitarren-Amp (welcher Bauart auch immer!!!) so etwas wie einen neuen Trademark-Sound begründet. So wie man vom Plexi-Sound spricht, vom A-30-Crunch, Hiwatt-Sparkle usw. Für mein Empfinden waren die letzten Amps (welcher Bauart auch immer...), die was wirklich Neues auf die Landkarte gepackt haben der Rectifier und er der 5150. Anfang der 90er ...

Und weder Fractal Audio noch Line 6 etc. sind angetreten, um solche eigenen Sounds zu etablieren ... Bei Line 6 ist es für mein Empfinden (und eigener User-Erfahrung) sogar so, dass gerade die (tatsächlich) eigenen Varianten von Amps und Effekten irgendwie keine Akzeptanz finden.

Das "Schicksal" teilen die Hersteller analoger Geräte natürlich genau so. Ein hochgelobter Friedman ist eben auch "nur" ein verfeinerter Marschall.

Modeller sind für mich halt wie eine exzellente Cover-Band: Da kann man eben bestenfalls sagen: Geil, klingt exakt wie XXX. Aber man wird beim Konzert einer Coverband doch eher nicht das Gefühl haben, dass z.B. Konzertbesucher hatten, die 1967 in London erstmals Jimi Hendrix auf der Bühne hörten?

Aber noch mal: Ich find das alles gar nicht schlimm. Gitarristen sind ein konservativer Haufen, alles referenziert in die Vergangenheit. Warum auch nicht? Meine Mutter hält auch an ihrem in der Familie vererbten Rezept für Rouladen, Klöße und Rotkohl fest. Schmeckt allen bestens.

Nervig finde ich aber manchmal schon die zur Schau getragene Überlegenheit des Modelling-Users, der in sein AxeFx + Case + Floorboard + Monitor auch schnelle mal 5.000,- Euro investiert hat, um dann wie zu klingen? Auch nur (bestenfalls ...) wie das, was man doch bereits kennt. Sich dabei aber auf "Fortschritt" beruft.


* als ich mich vor einigen Jahren das letzte Mal mit einem AxeFx auseinandergesetzt hatte, gab es ironischerweise noch kein Modell eines Randall, mit dem man den Pantera-/Dimebag-Sound hinbekommen hätte. Ist ja auch "nur" ein Transistoramp ... Was doch eindeutig die Erwartungshaltung der Kunden zeigt, oder nicht? Ein Modeller soll in erster Linie möglichst authentische Kopien bekannter Röhren-Amps liefern.
 
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