Skalen und noch mehr?

Arvir
Arvir
Registrierter Benutzer
Zuletzt hier
08.10.20
Registriert
02.10.04
Beiträge
1.119
Kekse
3.573
Nun ich hätte da mal eine kleine Frage.
Wenn ein Lied in hm A-Moll geschrieben ist kann ich ein Solo in der A Moll Skale darüber improvisieren richtig?
Nun reicht es nun zum Improvisieren schlichtweg nen großen Fundus an Skalen zu haben oder gibt es Dinge die man noch wissen sollte?
Ich wollte mich nämlich mit der Thematik beschäftigen nur finde ich dass die meisten Workshops die ich bis jetzt gefunden habe wenig Praxisorientiert waren. Oder anders gesagt : Es reicht mir völlig das zu können was man tatsächlich beim spielen braucht.

Ach noch was anderes : In wie fern sollte man sich auf die Skalen verlassen? Einfach immer und immer wieder innerhalb der Skala imrpoviseren oder mehr nach dem Gefühl gehen. Ich kann auch jetzr ohne großes Theoriewissen ganz gut zu den meisten Songs improviseren ich muss den Song nur kennen und ein zwei mal gehört haben der Rest geht aus dem Gefühl.
 
Eigenschaft
 
Hallo Arvir,
allein das Wissen über einen großen Fundus von Skalen wird Dir nicht genügen um befriedigende Improvisationsergebnisse zu erzielen.
Skalen bilden ja schlussendlich nur ein Tonreservoir aus dem man schöpfen kann. Wie Töne zu einer schlüssigen Melodie zusammengefügt werden unterliegt verschiedenen natürliche Gesetzmäßigkeiten die man erkennen sollte.

Dazu musst Du Dir zuerst über die verschiedenen Charaktere der einzelnen Töne einer Skala ein Bild machen.
Es gibt Spannung erzeugende Töne, s2 (T9), s4 (T11) und s6 (T13) und ruhende Töne (1, 3 und 5).
Mit den arabischen Zahlen gibt man die Intervalle im Bezug auf den Grundton der Skala an.
„s“ steht für Scaleapproach. Scaleapproaches sind Durchgangstöne oder Wechselnoten.
„t“ steht für Tension. Weitere Erklärungen dazu folgen bei Bedarf.

Außerdem gibt es noch die Septime die ein „Zwischending“ ist.

Die 3 ruhenden Töne bilden zusammengenommen einen Dreiklang ebenso wie die 3 Spannung erzeugenden Töne. Beide Dreiklänge liegen direkt nebeneinander. Diesen Tatbestand findest Du in jeder heptatonischen Tonleiter wieder. Probiere es aus:

z.B. E Lokrisch:

F -> E
A -> G
C -> Bb

F A C sind die Spannungstöne und E G Bb die Zieltöne. Wohlgemerkt, Lokrisch ist an sich schon sehr spannungsreich und der hier beschriebene Effekt tritt erst im kadenziellen Zusammenhang richtig zu Tage.



Ein anderer wichtiger Aspekt bei der Bildung von schlüssigen Melodien sind die Eigenschaften der Taktzeiten.
Auch hier geht es um eine Gewichtung.
Es gibt schwere und leichte Taktzeiten, und das in allen Abstufungen.

Schema dazu:

schwer__leicht__weniger schwer___leicht

Dieses Schema kannst Du auf jeden Notenwert übertragen. Z.B. 4 Viertelnoten auf die Zählzeit 1 beginnend. Dann wäre die erste davon „schwer“, die zweite „leicht“ etc. . Bei 4 Achtelnoten verhält es sich genau so. Auch vier hintereinander folgende ganze Takte haben diese Gewichtung.

Der Schlüssel zur schlüssigen Melodie befindet sich unter anderem in der Zusammenführung dieser beiden Komponenten: Spannungsgehalt des Intervalls und Gewichtung der Taktzeit der jeweils gespielten Note.
D. h., spielst Du eine Approachnote auf einen leichten Taktteil, erhöhst Du Ihre Spannung. Der darauf folgende ruhende Ton (1, 3 oder 5) wird auf einen relativ schwereren Taktteil fallen und somit das Gefüge stimmig machen.

Das war mal die Einführung in das Kapitel Melodik. Wenn’s Dir zu kompliziert erscheint, sorry. Ansonsten werde ich weitere Fragen gerne beantworten.

CIAO
CUDO
 
Also generell geht natürlich das Gefühl vor! Aber wenn die jeweilige Skale hast, ist sie ein gutes Gerüst, auf welches du dich stützen kannst. Die vielen unterschiedlichen Möglichkeiten der Verwendung von Skalen kann auch recht inspirierend sein um für sich selbst neue "Sounds" zu entdecken.
Wenn du beim Impovisieren natürlich nur eine jeweils passende Skale rauf- und runter- spielst, ist das weder Fisch noch Fleisch.
Was zählt, ist die Melodie in deinem Kopf - wenn da grad nichts ist, kannst du dich auf die Skala stützen - dann klingt's wenigstens nicht gleich total schief - höchstens unpassend.
Mit der normalen Dur- und Moll-Tonleiter kommst du schon recht weit - kommt natürlich drauf an, welche Musik du machen willst.
Natürlich brauchst du auch z.B. beim Jazz nicht unbedingt Skalen, wenn du recht talentiert bist, aber selbst dann kannst du nur besser werden, wenn du die Skalentheorie einigermaßen beherrscht. Es gibt auch noch ne etwas praktischere Alternative (ist vllt auch subjektiv, was nun einfacher ist): Schau dir mal die Pöhlert'sche Basic Mediantic an.
Aber lohnend ist es auf jeden Fall, sich damit zu beschäftigen. Wie gesagt: du kannst nur besser werden dadurch - nicht schlechter - den musikalischen Horizont erweitert es allemal.

Grüße - Pete

EDIT: Oops! Cudo war schneller. Halt dich an das, was Cudo sagt! Der hat mind. 10 mal so viel Plan wie ich. ;)
 
Ok Cudo , danke erstmal, dir auch metalpete.
Ach Cudo, wäre gut wenn du das von dir gesagte irgendwie in ein praktisches Beispiel einbauen könntest. Sprich du mir hier ne Skale ( wie wäre mit hm A-Moll) posten könntest und du das mit den Spannung usw. irgendwie an ganz konkreten Beispielen erklären könntest.
 
Hallo Avir,
was meinst Du mit: hm A-Moll ?
Die Schreibweise „hm“ ist mir so nicht bekannt.

CIAO
CUDO
 
Cudo schrieb:
Hallo Avir,
was meinst Du mit: hm A-Moll ?
Die Schreibweise „hm“ ist mir so nicht bekannt.
Ich würde mal spontan auf A-Moll harmonisch tippen.

@Arvir: Aber ne Skala allein nützt dir glaub ich noch nich so viel. Ne Skala is ja das Tonmaterial, welches du im Zusammenhang mit nem bestimmten Akkord verwenden kannst.
Angenommen, wir nehmen die Kadenz A-Moll - D-Moll - E-Dur - A-Moll.
Über alle drei (bzw. vier) Akkorde kannst du die Skala A-Moll harmonisch spielen. Musst du aber nicht - du könntest z.b. auch reines A-Moll (heißt auch "A aeolisch") über die ersten beiden Akkorde spielen und erst beim E-Dur-Akkord die Skala A-Moll harmonisch verwenden. Warum? - Im E-Dur-Akkord tritt an Stelle der Note g ein gis auf (es ist die Terz im E-Dur-Akkord). Deswegen solltest du auch in deinem Tonmaterial (=Skala) an Stelle des g ein gis verwenden - > das führt dich zu A-Moll harmonisch.

In komplexeren harmonischen Gebilden ändert sich jedoch auch schon öfters mal die Tonart und damit auch das Tonmaterial - es macht sich deshalb gut, bevorzugt den Grundton des jeweiligen Akkordes als Ausgangspunkt / Grundton für die entsprechende Skala zu wählen.
Wenn du nur über E-Dur in dem Bsp. A-Moll harmonisch spielst, und über die anderen Akkorde reines A-Moll, heißt das übersetzt:

A aeolisch über A-Moll-Akkord,
D dorisch über D-Moll-Akkord und
E HM5 (= die selben Töne wie A-Moll harmonisch, nur E ist der Grundton, E ist auch der 5-fte Ton der A-Moll harmonisch Tonleiter -> daher der Name "HM5") über E-Dur.

Ich geh jetzt erstmal schlafen - *gähn*.
 
Cudo schrieb:
Hallo Avir,
was meinst Du mit: hm A-Moll ?
Die Schreibweise ?hm? ist mir so nicht bekannt.

CIAO
CUDO

LOl ;) Ok ich meinte "Wie wäre es mit, hm..., A-Moll?
Das "Hm" bezieht sich nicht auf das A-Moll.
 
offtopic:
das war nicht ganz unmissverständlich.. :rolleyes:

das weglassen von des hm hätte einigen leuten die grübelarbeit erspart und sogar 3 zeichen eingespart! ;)
 
Hallo Avir,

O.K., here we go.

Um es nicht allzu kompliziert zu machen beschränken wir uns zunächst einmal auf einen einzelnen Akkord mit der dazugehörigen Tonleiter.
Nehmen wir als Akkord E-7 und als dazugehörige Tonleiter nehmen wir E Dorisch. Die 3 Spannungstöne wären demzufolge F#, A und C# und die darunter liegenden Auflösungstöne E, G und B (=H). D wäre die kleine Septime und gilt in diesem Beispiel auch als Auflösungston. Weiter unten siehst Du das eine Septime auch Spannungston sein kann.

Wir wollen nun fortlaufende Achtel spielen und darauf achten dass die 4 Akkordtöne 1, b3, 5 und b7 zunächst immer auf betonten Taktteil kommen. Die 3 Tensions (Spannungstöne) hingegen auf den unbetonten Taktteil. Wenn wir die Tonleiter in dieser Art über eine Oktave hinaus spielen, merken wir dass sich die Gewichtung verschiebt. Klar, die von uns gewählte Tonleiter hat nur 7 Töne und wenn wir immer abwechseln betont und unbetont wollen geht das bei 7 Tönen nicht auf. Wir müssen also irgendwo einen zusätzlichen Ton einschieben. Aber wo? Bis zur Sexte rauf ist alles klar. Die Sexte selbst kann als Approach zur kleinen Septime dienen und genau danach setzen wir zwischen kleiner Septime und Oktave einen Chromatic Approach um mit dem Grundton dann wieder auf dem Downbeat zu landen. O.K.? Dasselbe gilt dann für’s abwärts Spielen auch.
Zunächst würde ich also erstmal alle x-beliebigen Tonleitern in oben beschriebener Art rauf und runter spielen und immer auf die Gewichtung und den Chromatic Approach achten. Bitte auch Melodisch Moll und Harmonisch Moll in die Übungen miteinschließen.
Bei Akkorden mit einer großen Septime legt man den Chromatic Approach übrigens für gewöhnlich zwischen Quinte und Sexte. Die Sexte wir dann zum stabilen Ton und ersetzt somit die Septime. Die große Septime selbst wird dann zum Chromatic Approach, wie auch in der Klassik üblich (Leitton).
Wenn Du das dann drauf hast kann ich Dir noch mehr Approach Übungen geben. Vernünftig wäre, sich jetzt erst einmal auf das oben Gesagte zu beschränken.
Zur Phrasierung/Rhythmik wäre noch zu sagen: bitte sowohl ternär als auch binär üben. Die Offbeats immer ein bisschen stärker akzentuieren als die Downbeats. Alles wird legato gespielt und das in verschiedenen Tempi.

CIAO
CUDO
 

Ähnliche Themen


Unser weiteres Online-Angebot:
Bassic.de · Deejayforum.de · Sequencer.de · Clavio.de · Guitarworld.de · Recording.de

Musiker-Board Logo
Zurück
Oben